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Verfahren zum Bedrucken von Textilgut mit Küpen- und/oder Schwefelfarbstoffen
und mit Reaktivfarbstoffen Beim Bedrucken von Textilgut aus nativer und regenerierter
Cellulose mit Küpenfarbstoffen oder Schwefelfarbstoffen und mit Reaktivfarbstoffen
im Verlauf eines Arbeitsganges werden die Reaktivfarbstoffe mit Druckpasten aufgebracht,
die für die Fixierung erforderliche alkalische Mittel, wie Natriumhydroxyd, Kaliumcarbonat,
Natriumcarbonat, Natriumbicarbonat, enthalten; die Küpen- bzw. Schwefelfarbstoffe
werden mit einer Druckpaste aufgebracht, die ein Reduktionsmittel, z. B. hydroxymethansulfinsaures
Natrium, und Kahumearbonat enthält. Das bedruckte Textilgut, z. B. Gewebe, wird
dann zur Fixierung der Farbstoffe nach vorheriger Trocknung gedämpft. Die Reaktivfarbstoffe
und auch die Küpen- bzw. Schwefelfarbstoffe machen es hierbei erforderlich, eine
Dämpfzeit von etwa 8 bis 10 Minuten bei 100 bis 102° C einzuhalten. Die Ausbeute
an fixiertem Reaktivfarbstoff im Verhältnis zum aufgedruckten ist oft nicht gut.
Auch die übereinstimmung von Farbtiefe und -ton der Reaktivfarbstoffdrucke auf Baumwolle
und Zellwolle ist oft unbefriedigend. Zudem ist man bei diesem Verfahren gezwungen,
die den Reaktivfarbstoff enthaltende Druckpaste zuletzt aufzubringen.
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Es wurde nun gefunden, daß sich Textildrucke mit Reaktivfarbstoffen
in wesentlich kürzerer Zeit und mit besserem Ergebnis gleichzeitig mit Drucken von
Küpen- und/oder Schwefelfarbstoffen fertigstellen lassen, wenn man die für die Fixierung
der Reaktivfarbstoffe und für die Auslösung der Reduktion der Küpen- bzw. Schwefelfarbstoffe
erforderlichen Alkalien erst nach dem Aufbringen der Druckpasten und Trocknen des
bedruckten Gutes in Form gesättigter oder übersättigter wäßriger, Neutralsalze enthaltender
Lösungen von Hydroxyden und Carbonaten und/ oder Bicarbonaten aufbringt. Sehr zweckmäßig
ist es hierbei, wenn die Druckpasten mit den Reaktivfarbstoffen noch Substanzen
enthalten, die den zerstörenden Einfluß reduzierender Mittel auf die Farbstoffe
vermindern oder ausschalten. Derartige Substanzen sind Oxydationsmittel, wie anorganische
Nitrite, vorzugsweise Alkali- oder Erdalkalinitrite, anorganische Halogenate, vorzugsweise
Alkali- oder Erdalkalihalogenate, organische Stickstoffverbindungen, in denen Stickstoff
mit mindestens einer Bindung an Sauerstoff gebunden ist und mindestens an einer
Bindung ein Element trägt, das nicht Sauerstoff oder Stickstoff ist, beispielsweise
Nitroparaffine, aromatische Nitroverbindungen und Nitrosoverbindungen. , Natriumnitrit,
Natriumchlorat, Nitropropan und nitrobenzolsulfonsaures Natrium sind nur wenige
Vertreter der Oxydationsmittel, die den Druckpasten zugesetzt werden können.
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Unter Neutralsalzen, die in den alkalischen Flotten für die Behandlung
nach dem Drucken und Trocknen gelöst sind, sind überlicherweise beim Färben von
Textilien benutzte Chloride und Sulfate der Alkali- und Erdalkalimetalle zu verstehen.
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Als alkalische Mittel für die Fixierung kommen die Hydroxyde, Carbonate,
Bicarbonate des Natriums und/oder Kaliums in Betracht. Die alkalischen Flotten können
außerdem organische Komplexbildner enthalten, wie Polycarbonsäuren und/ oder ihre
Salze, z. B. Äthylendiamintetraessigsäure, Nitrilotriessigsäure oder deren Alkalisalze,
beispielsweise das Tetranatriumsalz der Äthylendiamintetraessigsäure. Die Gegenwart
der organischen Komplexbildner ist bei Verwendung schwerlöslicher Reduktionsmittel
angebracht.
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Zu den Bestandteilen der bei dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendeten
Druckpasten gehören außer den Farbstoffen unter anderem Druckverdickungsmittel;
es können koagulierbare oder nicht koagulierbare sein, beispielsweise Johannisbrotkernmehl,
Stärke, Kristallgummi, Britischgumn-i, Alginate, Carragheenate, Emulsionsverdickungen
vom Typ Öl-in-Wasser oder Wasser-in-Öl oder Mischungen der Verdickungsmittel.
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Als Beispiele von Reduktionsmitteln., die mit den Küpenfarbstoffe
oder Schwefelfarbstoffe enthaltenden
Druckpasten verwendet werden,
seien genannt: in Wasser lösliche Reduktionsmittel, beispielsweise Salze der Hydroxyalkylsulfinsäuren
und deren Kondensationsprodukte mit Ammoniak, und in Wasser schwerlösliche Reduktionsmittel,
beispielsweise in Wasser schwerlösliche Salze der Hydroxyalkylsulfinsäuren, wie
das Dizinksalz der Hydroxymethansulfinsäure, das Dizinksalz der Hydroxyäthansulfinsäure
oder die Kalzium- oder Bariümsalze der Hydroxymethan- oder Hydroxyäthansulfinsäure
oder auch die Formamidinsulfinsäure: Aufgebracht werden die Druckpasten vorzugsweise
nach bekannten Verfahren im Maschinendruck, Filmmaschinendruck oder Filmdruck.
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Bei der Zusammenstellung der Druckverdickungen und der Klotz- oder
Pflatschlösungen ist durch Auswahl entsprechender Verdickungsmittel gegebenenfalls
zu berücksichtigen, ob das verwendete Verdickungsmittel z. B. durch Alkalicarbonate,
Alkalihydroxyde oder Natriumtetraborat koaguliert werden soll.
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Zur Fixierung der aufgedruckten Farbstoffe genügt in der Regel eine
Einwirkungsdauer der Wärme auf das getrocknete und mit der alkalischen Nachbehandlungsflotte
geklotzte oder gepflatschte Textilgut von 30 bis 60 Sekunden. Die Wärme kann z.
B. durch luftfreien Satt- oder Heißdampf von 1 bis 3 atü oder durch Metall- oder
Ölbäder übertragen werden. Die Temperatur kann z. B. zwischen 110 und 200° C liegen;
bevorzugt werden Temperaturen zwischen 110 und 120° C. Wenn die Druckpasten mit
den Küpen- bzw. Schwefelfarbstoffen Salze der Hydroxyäthansulfinsäure oder deren
Kondensationsprodukte mit Ammoniak als Reduktionsmittel enthalten, so sind innerhalb
von 30 Sekunden neben den Reaktivfarbstoffen auch alle bekannten Küpenfarbstoffe
fixierbar, wobei es gleichgültig ist, welches Leukopotential die Küpenfarbstoffe
haben. Verwendet man als Reduktionsmittel Salze der Hydroxymethansulfinsäure, so
sind neben den Reaktivfarbstoffen nur solche Küpenfarbstoffe innerhalb von 30 bis
60 -Sekunden fixierbar, die Leukopotentiale von 650 bis ungefähr 860 mV aufweisen.
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Ein Vorteil: des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt darin, daß Reaktivfarbstoffe
neben Küpenfarbstoffen innerhalb kurzer Zeit fixiert werden können; dabei lassen
sich die nachteiligen Veränderungen von sonst gegen reduktive Einflüsse empfindlichen
Reaktivfarbstoffen vermindern oder ausschalten. Ein weiterer und besonders überraschender
Vorteil ist die vollständigere Fixierung der Reaktivfarbstoffe. Infolgedessen ist
die Farbstoffausbeute besser als bei bisher benutzten Verfahren. Die Nachbehandlungsflotten
sind nicht oder nur sehr wenig durch abgelöste, nicht fixierte Farbstoffteilchen
angetönt. Die Klotz- oder Pflatschlösungen sind praktisch unbegrenzt haltbar. Bei
dem erfindungsgemäßen Verfahren ist man auch nicht an eine bestimmte Reihenfolge
beim Aufbringen der Druckpaste gebunden. Man kann daher den Reaktivfarbstoff zuerst
oder zuletzt aufdrucken. Die Übereinstimmung der Reaktivfarbstoffdrucke in Farbton
und -tiefe auf Baumwolle und Zellwolle ist besser als bei dem herkömmlichen Verfahren.
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Unter Reaktivfarbstoffen sind wasserlösliche Farbstoffe zu verstehen,
die im Molekül reaktionsfähige Gruppen enthalten, die unter Färbebedingungen kovalente
Bindungen mit Hydroxylgruppen der Cellulosefaser eingehen können. Solche reaktionsfähigen
Gruppen leiten sich z. B. vom Cyanurchlorid, vom Di- und Trichlorpyrimidin, vom
Acrylsäureamid und vielen ähnlich reaktionsfähigen Verbindungen ab. Die Farbstoffe
können z. B. aus der Klasse der Azo-, Anthrachinon- oder Phthalocyaninfarbstoffe
ausgewählt sein.
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Beispiel 1 Weißes Baumwollgewebe wird auf einer Rouleaux-Druckmaschine
mit Druckpasten folgender Zusammensetzung bedruckt:
150 Gewichtsteile Bz 2, Bz 2'-Dimethoxydibenz- |
anthron (30o/oig), |
150 Gewichtsteile Wasser, |
300 Gewichtsteile Johannisbrotkemmehl (6o/oig), |
200 Gewichtsteile Weizenstärke (10o/oig), |
80 Gewichtsteile Natriumsalz der Oxymethan- |
sulfinsäure, |
120 Gewichtsteile Wasser. |
1000 Gewichtsteile |
40 Gewichtsteile eines Azo-Reaktivfarbstoffes |
mit einem Acrylamidrest als reaktionsfähige |
Gruppe, |
300 Gewichtsteile Wasser, |
450 Gewichtsteile Alginatverdickung (4o/oig), |
195 Gewichtsteile Wasser, |
15 Gewichtsteile Natriumsalz der m-Nitro- |
benzolsulfonsäure. |
1000 Gewichtsteile |
Nach dem Bedrucken und Trocknen wird das Gewebe mit einer Lösung folgender Zusammensetzung
auf einem Foulard geklotzt:
200 Gewichtsteile Kaliumcarbonat, |
50 Gewichtsteile wäßrige Natronlauge (38° B6), |
80 Gewichtsteile Natriumchlorid, |
15 Gewichtsteile Natriumtetraborat, |
655 Gewichtsteile Wasser. |
1000 Gewichtsteile |
Man führt das geklotzte Gewebe im feuchten Zustand kontinuierlich in einen Dämpfer
ein und dämpft es 30 Sekunden im luftfreien Dampf bei 110 bis 115° C. Hierauf wird
wie üblich gespült, reoxydiert, kochend geseift und gespült. Man erhält einen leuchtend
grünen Druck auf weißem Grund neben dem Druck des Reaktivfarbstoffes.
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Beispiel 2 Weißes Zellwollgewebe wird im Filmdruck mit Druckpasten
folgender Zusammensetzung bemustert:
50 Gewichtsteile 5,5'-Dichlor-7,7'-dibromindigo |
(Teig 20o/oig); |
225 Gewichtsteile Wasser, |
100 Gewichtsteile Dizinksalz der Hydroxyäthan- |
sulfinsäure, |
300 Gewichtsteile Stärkeätherverdickung (4o/oig), |
200 Gewichtsteile Weizenstärke (l0o/oig), |
125 Gewichtsteile Wasser. |
1000 Gewichtsteile |
30 Gewichtsteile eines Anthrachinon-Reaktiv- |
farbstoffes mit einem Dichlorpyridazonrest |
als reaktive Gruppe, |
300 Gewichtsteile Wasser, |
450 Gewichtsteile Alginatverdickung (4o/oig), |
195 Gewichtsprozent Wasser, |
15 Gewichtsteile Natriumnitrat. |
1000 Gewichtsteile |
Nach dem Bedrucken und Trocknen wird das Gewebe mit einer Lösung folgender Zusammensetzung
gepflascht:
150 Gewichtsteile Natriumcarbonat, kristall- |
wasserhaltig, |
30 Gewichtsteile wäßrige Kalilauge (40° Be), |
20 Gewichtsteile wäßrige Natronlauge (38° Be), |
80 Gewichtsteile Natriumchlorid, |
30 Gewichtsteile Tetranatriumsalz der Äthylen- |
diamintetraessigsäure, |
690 Gewichtsteile Wasser. |
1000 Gewichtsteile |
Danach wird, wie im Beispiel 1 beschrieben, fertiggestellt. Man erhält einen blauen
Druck auf weißem Grund neben dem Druck des Reaktivfarbstoiles.
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Beispiel 3 Weißes Baumwolf- oder Zellwollgewebe wird im Filmmaschinendruck
mit Druckpasten folgender Zusammensetzung bedruckt:
150 Gewichtsteile 4,4'-Dimethyl-5,6,7'-trichlor- |
thioindigo (3Oo/oig), |
80 Gewichtsteile Kaliumsalz der Oxyäthan- |
sulfinsäure (53o/oige Lösung), |
720 Gewichtsteile Kristallgummi-Britischgummi- |
Verdickung (1: 2), |
50 Gewichtsteile Wasser. |
1000 Gewichtsteile |
40 Gewichtsteile eines Reaktivfarbstoffes mit |
einem Cyanurchloridrest als reaktive Gruppe, |
260 Gewichtsteile Wasser, |
700 Gewichtsteile Emulsionsverdickung, erhält- |
lich aus Wasser, Benzin und einem Emul- |
gator, z. B. dem Umsetzungsprodukt von |
1 Mol Octadecylalkohol mit 25 Mol Äthylen- |
oxyd. |
1000 Gewichtsteile |
Das bedruckte und getrocknete Gewebe wird auf der Druckmaschine mittels einer Haschurenwalze
mit der Lösung folgender Zusammensetzung gepflatscht und, wie im Beispiel 1 beschrieben,
weiterbehandelt:
80 Gewichtsteile wäßrige Natronlauge (38° B6), |
20 Gewichtsteile Kaliumcarbonat, |
20 Gewichtsteile Natriumchlorid, |
880 Gewichtsteile Wasser. |
1000 Gewichtsteile |
Beispiel 4
60 Gewichtsteile Schwefelfarbstoff Ammedial- |
reinblau« (Schulz, Farbstofftabellen_, |
7. Auflage, Nr. 1099), |
200 Gewichtsteile Wasser, |
200 Gewichtsteile Stärkeätherverdickung (4o/oig), |
300 Gewichtsteile Johannisbrotkernmehl (6o/oig), |
40 Gewichtsteile Kalziumsalz der Hydroxy- |
methansulfinsäure, |
200 Gewichtsteile Wasser. |
1000 Gewichtsteile |
100 Gewichtsteile Bz 2, Bz 2'-Dimethoxydibenz- |
anthron (30o/oig), |
100 Gewichtsteile Wasser, |
350 Gewichtsteile Johannisbrotkernmehl (6o/oig), |
150 Gewichtsteile Weizenstärke, |
80 Gewichtsteile Kaliumsatz der Oxyäthan- |
sulfinsäure (53(,/oige Lösung), |
220 Gewichtsteile Wasser. |
1000 Gewichtsteile |
30 Gewichtsteile eines Reakiivfarbstoffes mit |
einem Vinylsulfonrest als reaktive Gruppe, |
300 Gewichtsteile Wass:r, |
450 Gewichtsteile Alginatverdickung (4o/oig), |
10 Gewichtsteile Nitropropan, |
210 Gewichtsteile Wasser. |
1000 Gewichtsteile |
Das bedruckte und getrocknete Gewebe wird mit einer Lösung folgender Zusammensetzung
auf dem Foulard geklotzt:
150 Gewichtsteile Kaliumcarbonat, |
40 Gewichtsteile wäßrige Natronlauge (38°'Be), |
80 Gewichtsteile Natriumchlorid, |
15 Gewichtsteile Borax, |
10 Gewichtsteile Nitrilotriessigsäure, |
705 Gewichtsteile Wasser. |
1000 Gewichtsteile |
Man behandelt dann weiter, wie im Beispiel 1 beschrieben. Die Dämpfzeit beträgt
60 Sekunden.