-
Verfahren zur Verbesserung des Krempelns und Kämmens von künstlichen
Fasern und bzw.
-
des Aufwickelns und Zwirnens von endlosen künstlichen Fäden aus Polyestern
Zur Herstellung von Garnen aus Fasern werden diese Fasern mit Hilfe einer Krempehnaschine
zu Lunte gebildet, wonach eine oder mehrere Lunten eine Anzahl Streckmaschinen passieren.
-
Daraufhin werden die Lunten gegebenenfalls gekämmt. Aus den betreffenden
Lunten werden dann die Garne hergestellt.
-
Bei der Behandlung von Polyesterfasern, insbesondere aus Polymethylenterephthalaten
bestehenden Fasern auf dem Krempel und in der Kammaschine treten nun besondere Schwierigkeiten
auf. Die Fasern bleiben zwischen den Nadeln des Krempels und zwischen den Kämmen
der Kammaschine hängen, so daß nach einer verhältnismäßig kurzen Zeit diese Maschinen
ihre Wirkung nicht mehr ausüben können.
-
Insbesondere zeigen sich diese Nachteile bei der Verarbeitung von
solchen Polyesterfasern, die nach ihrer Herstellung bei hohen Temperaturen stabilisiert
worden sind, um einen Schrumpf der aus diesen Fasern hergestellten Garne beim Färben
vorzubeugen.
-
Es hat sich nämlich gezeigt, daß bei einer Behandlung bei hoher Temperatur
eine oberflächliche Strukturänderung bei den genannten Fasern stattfindet, wodurch
die Fasern einen erhöhten Reibungskoeffizienten aufweisen und sozusagen einigermaßen
rauh werden.
-
Auch beim Aufwickeln und Zwirnen von aus diesen Polyestern bestehenden
endlosen künstlichen Fäden, insbesondere von Fäden, die z. B. beim Strecken einer
hohen Temperatur ausgesetzt wurden, treten unerwünscht hohe Spannungen auf, wodurch
öfters Fadenbrüche entstehen.
-
Gemäß dem erfindungsgemäßen Verfahren werden diese Schwierigkeiten
dadurch vermieden, daß man die Fasern bzw. die Fäden vor der mechanischen Verarbeitung
mit einer Lösung einer Base eines Alkalimetalls behandelt, welche höchstens 1,0
Gewichtsprozent, vorzugsweise 0,2 bis 0,8 Gewichtsprozent, der Base enthält.
-
Wenn die Fäden oder Fasern vor ihrer textilen Verarbeitung einer Wärmebehandlung,
z. B. zur Stabilisierung, unterworfen werden, führt man diese alkalische Behandlung
anschließend an diese Wärmebehandlung aus.
-
Das erfindungsgemäße Verfahren kann sowohl in der Kälte wie bei höheren
Temperaturen durchgeführt werden. Vorzugsweise wendet man hohe Temperaturen an,
z. B. eine Temperatur von mindestens 60° C. Die Behandlungsdauer ist je nach der
Konzentration und der Temperatur der Lösung länger oder kürzer. Bei einer vorteilhaften
Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens werden die Fäden oder Fasern während
mindestens 10 Minuten mit einer 0,3gewichtsprozentigen, wässerigen Lösung von Natriumhydroxyd
bei einer Temperatur von 90 bis 100° C behandelt.
-
Ferner wurde gefunden, daß die Intensität der Wirkung der alkalischen
Lösung beträchtlich erhöht werden kann, wenn diese zusätzlich mindestens eine Verbindung
mit einem kapillaraktiven Anion enthält.
-
Als Verbindungen mit einem kapillaraktiven Anion kommen z. B. Natrium-
und Kaliumsalze von Fettsäuren, Alkylarylsulfonate, Fettalkoholsulfate und sulfatierte,
fettsaure Salze von Diäthanolamin in Betracht.
-
Bemerkt sei, daß in den deutschen Patenten 1000 778,
1001 820, 1011392 und 1042 519 Verfahren vorgeschlagen worden
sind, gemäß welchen fertige Textilprodukte aus Polyestern mit alkalischen Lösungen
von mehr oder weniger kapillaraktiven Verbindungen behandelt werden. Die Konzentration
an Alkalimetallbase ist hierbei aber viel größer als nach vorliegendem Verfahren,
so daß nach diesen bekannten Methoden die Textilprodukte ganz oder teilweise aufgelöst
werden.
Die Verbindungen mit einem kapillaraktiven Anion können
in verschiedenen Konzentrationen angewandt werden, aber aus ökonomischen Erwägungen
wird erfindungsgemäß eine Behandlungslösung verwendet, die höchstens 1,0 Gewichtsprozent,
vorzugsweise 0,2 bis 0,5 Gewichtsprozent der Verbindung mit einem kapillaraktiven
Anion enthält.
-
Bei einer in der Praxis sich als vorteilhaft erwiesenen Ausführungsform
der Erfindung werden die Fasern während höchstens 10 Minuten bei 90 bis 100° C mit
einer wässerigen Lösung behandelt, die 0,3 Gewichtsprozent Natriumhydroxyd und 0,3
Gewichtsprozent Natriumsalz von Stearinsäure enthält.
-
Es hat sich ferner herausgestellt, daß es vorteilhaft ist, wenn während
der Behandlung gerührt wird. Die Lösung kann jedoch auch während der Behandlung
durch das Material hindurchgepreßt werden.
-
Die Basen können in Wasser oder in dazu geeigneten organischen Lösungsmitteln
aufgelöst sein. Das Trocknen der behandelten Fasern oder Fäden kann in normaler
Weise erfolgen. Vor dem Trocknen ist es erwünscht, die Fäden und Fasern mit Wasser
zu spülen.
-
Die Erfindung wird an Hand einiger Ausführungsbeispiele näher erläutert
werden. Beispiel I Man stabilisierte 25 kg Polyesterfasern mit einem Titer von 0,32
tex und einer Länge von 100 mm während 20 Minuten mit Wasserdampf bei 140° C.
-
Die stabilisierten Fasern wurden mit Flüssigkeitszirkulation während
25 Minuten in einem Behälter behandelt, gefüllt mit 4001 einer 0,3gewichtsprozentigen
Natriumhydroxydlösung in Wasser von 90° C. Sodann wurden die Fasern nacheinander
mit Wasser gespült, getrocknet und aviviert.
-
Aus den so behandelten Fasern hergestellte Lunten ließen sich ohne
die oben beschriebenen Schwierigkeiten auf den üblichen Streck- und Kammaschinen
verarbeiten.
-
Bei Verarbeitung von aus nicht behandelten Fasern hergestellten Lunten
derselben Dicke traten bei der Verarbeitung auf den üblichen Maschinen Schwierigkeiten
auf.
-
Beispiel II Von den im Beispiel I verwendeten Polyesterfasern wurden
25 kg während 25 Minuten mit Wasserdampf bei 140° C stabilisiert. Die stabilisierten
Fasern wurden während 25 Minuten bei 90° C nach der Durchpreßmethode mit einer 1,0gewichtsprozentigen
Lösung von Kaliumhydroxyd in Wasser und sodann während 20 Minuten gemäß der Durchpreßmethode
mit Wasser behandelt. Schließlich wurden die Fasern getrocknet und aviviert.
-
Aus den so behandelten Fasern hergestellte Lunten klebten nicht an
den Kämmen der Kammaschine. Beispiel III Man stabilisierte 25 kg Polyäthylenterephthalatfasern
mit einem Titer von 0,32 tex und einer Stapellänge von 100 mm während 20 Minuten
mit Wasserdampf von 145' C. Die stabilisierten Fasern wurden während 8 Minuten bei
90° C nach der Durchpreßmethode mit einer Lösung, die 0,3 Gewichtsprozent Natriumhydroxyd
und 0,3 Gewichtsprozent Natriumoleat enthielt, und danach während 25 Minuten gemäß
der Durchpreßmethode mit Wasser von 70° C behandelt. Sodann wurden die Fasern getrocknet
und schließlich aviviert.
-
Die so behandelten Fasern klebten nicht an den Kämmen der Kammaschine.
Beispiel IV Eine Menge von 25 kg stabilisierten Polyäthylenterephthalatfasern, wie
im Beispiel III genannt, wurde während 5 Minuten bei 90° C nach der Durchpreßmethode
mit einer wäßrigen Lösung, die 0,5 Gewichtsprozent Natriumhydroxyd und 0,3 Gewichtsprozent
sulfatierten, sekundären Alkohol mit 12 C-Atomen (verwendet wurde das unter dem
Namen »Teepol« in den Handel gebrachte Produkt) enthielt, und sodann während 15
Minuten nach der Durchpreßmethode mit Wasser von 75° C behandelt. Danach wurden
die Fasern getrocknet und aviviert.
-
Die auf diese Weise behandelten Fasern ließen sich gut auf den üblichen
Krempel-, Streck- und Kammmaschinen verarbeiten.