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Einrichtung zur Schmerzlinderung beim Geburtsvorgang Die Erfindung
bezieht sich auf eine Einrichtung zur Schmerzlinderung beim Geburtsvorgang und damit
auch zur Beschleunigung des natürlichen Entbindungsvorganges.
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Der Vorgang der Entbindung ist von Natur aus in drei Phasen unterteilt,
wobei in der ersten Phase der Gebärmutterhals veranlaßt wird, sich im Hinblick auf
die Austreibung des Fötus vorbereitend zu öffnen (Eröffnungsperiode), während sich
in der zweiten Phase der Fötus und die während der ersten Phase geöffnete Gebärmutter
zum Beckenboden hin verlagern, damit dann der Fötus durch die vom Scheidenkanal
im Beckenboden gebildete Öffnung ausgetrieben werden kann (Austreibungsperiode).
In der dritten Phase wird die Placenta ausgestoßen (Nachgeburtsperiode) .
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In allen Phasen werden die Bewegungen durch sich von selbst ergebende
Muskelzusammenziehungen der Gebärmutter und durch bewußt ausgeübte Zwerchfellbewegungen
hervorgerufen.
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Die Vorgänge der ersten und dritten sowie auch diejenigen der zweiten
Phase finden in der Bauchhöhle statt, womit diejenige Körperhöhlung gemeint ist,
deren Wandlungen von oben durch das Zwerchfell, von unten durch den Beckenboden
und an den Seiten durch die Bauchhöhle bestimmt sind. Es wurde festgestellt, daß
der Druck innerhalb der Bauchhöhle ein wenig über dem Atmosphärendruck liegt. Natürlich
ist der Druck insofern veränderlich, als er von den Bewegungen des Zwerchfells abhängt,
das bei den Vorgängen der Entbindung nach unten gedrückt ist, um das Voranschreiten
der Entbindungsphasen zu fördern oder zu bewirken.
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Es wurde bewiesen und wird nun auch verbreitet anerkannt, daß das
Auftreten von Schmerzen während der ersten Phase praktisch in allen Fällen dadurch
vermindert wird, daß der Druck auf die Außenseite der Bauchwand intermittierend
gesenkt wird, so daß die Bauchwand gedehnt wird. In vielen Fällen beschleunigt dies
auch den natürlichen Zeitablauf der Phase, der oft von etwa 14 Stunden bis auf etwa
2 Stunden verringert wird.
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Die schon früher vom Erfinder zur Erzielung der Dekompression vorgeschlagene
Ausrüstung bestand aus einer starren Haube, die an den Unterleib dicht angesetzt
und teilweise evakuiert wurde. Diese Haube erwies sich jedoch nicht in allen Fällen
als vorteilhaft, und zwar hauptsächlich wegen Fehlens der Gleichförmigkeit bei der
weiblichen Gestalt. Der vorliegenden Erfindung liegt hauptsächlich die Aufgabe zugrunde,
für den gleichen Zweck eine andere Ausrüstung zu schaffen, die die Nachteile der
Haube nicht hat.
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Es ist auch ein geburtshilfliches Gerät in Form wenigstens eines
kastenförmigen Behälters bekannt, der dazu bestimmt ist, zumindest teilweise die
Gebärende aufzunehmen. Durch Veränderung des Innendrucks in dem Behälter wird dabei
zwischen dem Druck über dem Oberleib und über dem Unterleib der Gebärenden eine
Druckdifferenz erzeugt, die sich als Kraft in der geburtsverlaufenden Richtung auswirkt.
Dabei kann auch über dem Unterleib zur Unterdruckerzeugung ein Behälter angeordnet
sein, der mit dem Behälter über dem Oberleib unter Zwischenschaltung einer nun den
Leib der Gebärenden sich anlegenden Dichtungsmanschette verbunden ist.
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Gegenüber den beschriebenen Vorrichtungen besteht die Einrichtung
zur Schmerzlinderung beim Geburtsvorgang gemäß der Erfindung aus einem lalexiblen
Anzug, der als Sack zur Aufnahme der Kreißenden ausgebildet ist, wobei die Öffnung
des Sackes dicht um Rücken und Brust der Kreißenden gelegt wird und luftdichte Befestigungsmittel
in Längsrichtung des Sackes verlaufen, wobei weiter Mittel vorgesehen sind, um den
Sack mit Abstand vom Unterleib einer in dem Anzug befindlichen Kreißenden abzuhalten,
und wobei schließlich Mittel vorgesehen sind, um an das Innere des Anzugs Unterdruck
anzusetzen; dabei kann sich der Anzug frei um die Beine und an die untere Schamgegend
der Kreißenden anlegen,
wenn an das Innere des Anzugs Unterdruck
angesetzt wird.
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Die Mittel zum Einhalten des Abstandes können aus einem starren Rahmen
innerhalb des Anzugs bestehen, der den mittleren Körperbereich der Kreißenden umgreift.
Der Anzug kann aber auch dadurch im Abstand vom Unterleib gehalten werden, daß eine
Versteifungseinlage in den Anzug eingebaut ist; bei einer praktisch ausgeführten
Form besteht der Abstandshalter aus einem federnd nachgiebigen flexiblen Käfig oder
Korb.
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Verschiedene erfindungsgemäße Ausführungsbeispiele sind in den Zeichnungen
dargestellt.
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Fig. 1 zeigt eine Patientin in einem flexiblen Anzug in perspektivischer
Darstellung; Fig. 2 ist eine teilweise geschnittene Seitenansicht gemäß Fig. 1;
Fig. 3 ist eine perspektivische Ansicht von einem innerhalb des Anzugs gebrauchten
Geschirr; Fig. 4 ist eine perspektivische Ansicht einer mit dem Anzug verwendeten
Rückenplatte; Fig. 5 ist eine teilweise geschnittene Seitenansicht einer weiteren
Ausführungsform des Anzugs; Fig. 6 ist eine teilweise geschnittene perspektivische
Ansicht einer dritten Ausführungsform des Anzugs; Fig. 7 ist eine perspektivische
Ansicht einer abgewandelten Ausführungsform einer Rückenplatte, und Fig. 8 ist ein
Schnitt durch eine weitere Ausführungsform für ein Geschirr.
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In den Zeichnungen ist die Patientin in einen flexiblen Anzug eingehüllt,
wie die Fig. 1, 2, 5, 6 und 8 zeigen.
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Der Anzug hat die Form eines Sackes 10, der aus flexiblem Werkstoff,
z. B. PVC oder Polyäthylen, hergestellt ist und einen luftdichten Schnellverschluß
11 od. dgl. hat, der in Sacklängsrichtung verläuft und das Öffnen des Sackes ermöglicht,
damit die Patientin ihn anziehen kann. Der Sack ist an seinem unteren Ende geschlossen
und hat an seiner öffnung einen Sauml2, der dann, wenn der Verschluß 11 festgezogen
und Unterdruck an den Anzug angesetzt ist, dicht an Rücken und Brust der Patientin
gedrückt wird.
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Der Anzug wird durch ein Geschirr im Abstand vom Unterleib der Patientin
gehalten. In den Fig. 1 und 2 ist dem Geschirr 13 eine Rückenplattel4 beigeordnet,
gegen die sich die seitlichen Flügel 15 des Geschirrs abstützen. Das Geschirr und
die Rückenplatte bilden einen Rahmen, der den mittleren Körperbereich der Patientin
umgreift, dabei im Abstand vom Unterleib bzw. Bauch liegt und den Anzug trägt.
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Das Geschirr hat einen Nippel 16, der einer Öffnung 17 im Anzug deckend
gegenüberliegend angeordnet ist.
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An das Mundstück ist ein Saugschlauch 18 mit einem Ventil 18 a angeschlossen,
das durch die Patientin über ein Kabel 19 betätigt werden kann, um den Evakuierungsgrad
im Anzug einzustellen. Außerdem ist ein Manometer 20 vorgesehen, damit der Evakuierungsgrad
jederzeit angezeigt wird.
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Geschirr und Rückenplatte sind so dimensioniert, daß sie sich nur
bis zur oberen Grenze der Schamgegend hin erstrecken und nicht so, daß die Dekompression
am Beckenausgang angesetzt wird. Hierauf wird weiter unten noch Bezug genommen.
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Bei der Anwendung zieht die Frau den Anzug an und wird in einen Stuhl
21 gebettet, in dem sie sich unter einem solchen Winkel zurücklehnt, daß die
Fötalachse
mehr oder weniger vertikal verläuft. Sie dekomprimiert den Anzug so weit, wie es
zur Schmerzlinderung notwendig ist, jedoch nicht so sehr, daß sich Unbehagen einstellt.
Zwischen den Schmerzanfällen kann die Patientin innerhalb des Anzugs den Atmosphärendruck
wiederherstellen.
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Der Anzug, der flexibel ist, fällt - außer dort, wo ihn das Geschirr
13 im Abstand vom Unterleib hält -zusammen und drückt gegen die Glieder 22 (die
dadurch unter Atmosphärendruck gehalten werden, so daß die Blutzirkulation nicht
beeinträchtigt wird) und gegen den unteren Rand der Schamgegend, um den Beckenausgang
gegen die Saugwirkung abzuschirmen.
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Es ist hervorzuheben, daß die Rückenplatte 14 von großer Wichtigkeit
ist, weil ohne sie für die Patientin die Tendenz bestünde, daß sie durch die Druckdifferenz
in Richtung auf das Geschirr 13 hin gedrückt wurde.
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Der in Fig. 5 dargestellte Anzug ist dem in den Fig. 1 und 2 dargestellten
ähnlich, doch statt durch ein Geschirr wird der Anzug vom Unterleib durch Druckflüssigkeit
ferngehalten, die in einem Ringkanal 23 enthalten ist, der im mittleren Bereich
des Anzugs vorgesehen ist. Der flüssigkeitsgefüllte Ringkanal hält den Anzug, wie
in Fig. 2 gezeigt, im Abstand vom Unterleib.
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In Fig. 6 ist ein Anzug dargestellt, der mit einer Reihe von steifen
Rippen 24 versehen ist, die den mittleren Bereich vom Unterleib abhalten. Die Rippen
verlaufen in Umfangsrichtung rund um den Anzug.
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In Fig. 8 besteht das Geschirr aus einem federnd nachgiebigen, flexiblen,
kugelförmigen oder sphäroidischen Korb 25, der aus festem Gummi oder gummiähnlichem
Material hergestellt ist. Der Korb enthält ein in seine Wand eingebautes Rückschlagventil
26, das der Öffnung 17 im Anzug deckend gegenüberliegend angeordnet ist, und einen
Ablaßhahn 27, der einer zweiten Öffnung28 deckend gegenüberliegend angeordnet ist.
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Beim Gebrauch ist keine Saugpumpe oder Saugleitung vorhanden. Die
Dekompression wird erreicht, indem man den Korb 25 einbeult, damit Luft durch das
Ventil 26 herausgedrückt wird. Die Rückkehr zur sphärischen Form bewirkt, daß der
Druck innerhalb des Anzugs gesenkt wird. Durch mehrere derartige Pumpvorgänge kann
der Anzug so weit dekomprimiert werden, wie es notwendig ist, um den Zweck der Ausrüstung
zu erreichen, und zwar ohne daß der Korb zusammenfällt.
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Die Wiederherstellung des Atmosphärendrucks wird durch Öffnung des
Hahnes 27 bewirkt.
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Diese Ausführungsform ist von großem Wert in abgelegenen Gegenden,
wo keine elektrische Energie zum Betreiben einer Saugpumpe vorhanden ist. Die Ausführungsform
hat den weiteren Vorteil geringer Kosten.
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Die Haltung der Patientin während der Dekompression ist von einiger
Bedeutung. Versuche ergeben, daß sich bei der Dekompression die wohltätigen Wirkungen
dann ergeben können, wenn die Fötalachse mehr oder weniger vertikal verläuft, so
daß die Schwerkraft eine Rolle spielt. Die Patientin wird deswegen in geneigter
Haltung auf einen Stuhl gebettet, dessen Rückenlehne für diesen Zweck im richtigen
Winkel geneigt ist; die Rückenlehne kann einstellbar gemacht sein, so daß der Geburtshelfer
seine Patientin rückwärts neigen kann, um das Abhören des fötalen Herzens zu erleichtern.
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Ein weiterer Faktor von Bedeutung liegt darin, daß die Dekompression
auf den Unterleibsbereich beschränkt werden soll und daß Sorgfalt darauf verwandt
werden muß, daß die Dekompression nicht auf den Beckenausgang wirkt. Der Grund dafür
liegt darin, daß die Dekompression einen Druck am levator ani erzeugen würde, welcher
- selbst beweglich -in die Vagina vorgedrückt und diese eindrücken oder wenigstens
an ihrer Wandung Druck verursachen würde. Dies wäre unvorteilhaft.
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Während in den Fig. 1 bis 6 und 8 der Beckenausgang dadurch druckgeschützt
wird, daß der Anzug auf die obere Schamgegend zusammenfällt, ist dies bei der Ausbildung
der Rückenplatte gemäß Fig. 7 nicht der Fall. Hier hat die Rückenplatte 30 ein Horn
29, das beim Gebrauch zwischen den Beinen der Patientin liegt und den Auslaß abdeckt
und verschließt. Da die Kreißende zurückgeneigt liegt, drückt sie durch Schwerkraft
abwärts auf das Horn, damit es sich dicht auf den Auslaß legt. Daher ist es bei
dieser Ausführungsform der Rückenplatte nicht von Bedeutung, daß der Anzug zusammenfällt,
um den Auslaß abzuschirmen.
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In der Figur ist die Rückenplatte konkav geformt dargestellt, damit
sie sich dem unteren Rückenbereich und dem Gesäß der Benutzerin anpaßt.
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Es sei als von höchster Wichtigkeit hervorgehoben, daß der Unterdruck
im Bereich des Unterleibs und nicht im Bereich der unteren Glieder angewendet wird.
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Wenn die unteren Glieder der Saugwirkung ausgesetzt werden - wie es
der Fall sein würde, wenn die Patientin in einer teilweise evakuierten Kammer untergebracht
wärme , wird die Blutzirkulation in den Gliedern ernstlich beeinträchtigt. Dies
liegt daran, daß die Gefäße in den Gliedern unfähig sind, Blut zum Herzen zurückzuführen,
wodurch sich wegen der Verringerung des Gegendruckes eine Stauung oder Ansammlung
von Blut in den Extremitäten bildet.
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Die Wirkung ist dabei ähnlich wie bei dem Wirkungsablauf, der sich
beim Valsalva-Experiment einstellt. Sie ruft Blutleere des Gehirns und Bewußtlosigkeit
hervor und führt dann, wenn sie nicht sofort entdeckt wird, möglicherweise zum Tod.
Dies ist der Grund, warum besonders dafür gesorgt wurde, daß der Anzug auf die Beine
zusammenfällt, so daß sie unter Atmosphärendruck bleiben.