Vorrichtung zur Schmerzlinderung bei der Geburt
Der Vorgang der Geburt geht in drei Stadien vor sich. Während des ersten Stadiums öffnet sich als Vorbereitung der Ausstossung des Fötus die cervicale Mündung des Uterus; im zweiten Stadium verlagert sich Fötus und Uterus gegen den Boden des Beckens zu, um den Fötus durch die vom Vaginalkanal gebildete Öffnung auszustossen. Im Verlauf des dritten Stadiums wird die Placenta ausgestossen.
Die Bewegungen während all diesen Stadien werden durch selbsttätig induzierte Muskelkontraktionen und durch bewusste Bewegungen des Abdominaldiaphragmas bewirkt.
Das erste und dritte Stadium und ein grosser Teil des zweiten spielt sich in der Höhlung des Abdomens ab, worunter die Körperhöhlung verstanden wird, die von oben durch das Abdomendiaphragma, von unten durch den Beckenboden und auf den Seiten durch die Wände des Abdomens begrenzt ist. Es ist mit Sicherheit festgestellt, dass der Druck innerhalb dieser Höhlung etwas grösser ist als der atmosphärische Druck.
Der innere Druck ist natürlich veränderlich, indem er von den Bewegungen des Diaphragmas abhängig ist, das sich im Verlauf der Geburt nach unten bewegt, um die einzelnen Stadien bzw. deren Fortschritt zu bewirken.
Ebenfalls gesichert und weiterhin anerkannt ist die Tatsache, dass die Schmerzerscheinung während des ersten Stadiums in praktisch allen Fällen durch diskontinuierliche Senkung des Druckes auf der Aussenseite der Wandungen des Abdomens unter Verminderung der Spannung dieser Wände verringert wird. In vielen Fällen bewirkt dies auch eine Erleichterung und Verkürzung der Dauer dieses Stadiums von normalerweise ungefähr vierzehn Stunden, in manchen Fällen bis auf zwei Stunden.
Auf die der Dekompression zugrundeliegende Theorie soll hier nicht eingegangen werden, da sie in der schweizerischen Patentschrift Nr. 337982 ausführlich behandelt worden ist und da die vorliegende Erfindung nicht das Prinzip der Dekompression betrifft, sondern eine geeignete Vorrichtung zur Durchführung dieses Vorganges.
Die von dem Erfinder früher entwickelte Vorrichtung zur Herbeiführung der Dekompression bestand aus einer starren Glocke, die dem Abdomen dichtend angelegt und teilweise evakuiert wurde. Der Erfolg dieser Glocke war jedoch durch den individuell verschiedenen Körperbau beschränkt. Die vorliegende Erfindung soll diesen Mangel nun beheben.
Die Vorrichtung gemäss der Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, dass sie aus einer flexiblen sackförmig ausgebildeten Hülle besteht, wobei die Öffnung des Sackes so geformt ist, dass sie um den Rücken und den Brustkorb der Gebärenden herum dichtend schliessen kann, und dass sie erstens einen luftdichten Verschluss in Längsrichtung des Sackes, zweitens Mittel, die den Sack im Abstand vom Abdomen der Gebärenden halten und drittens Mittel zum Erzeugen eines Unterdruckes innerhalb der Hülle besitzt, wobei die Hülle teilweise frei beweglich ist, so dass sie im Gebrauchszustand beim Erzeugen eines Unterdruckes innerhalb der Hülle um die Beine der Gebärenden herum zusammenfällt.
Gemäss einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung bestehen die Mittel, die den Sack im Abstand vom Abdomen halten, aus einem starren Rahmen innerhalb der Hülle, der so geformt ist, dass er die mediale Zone der Gebärenden umgibt. Die Hülle kann aber auch durch eine in der Hülle eingebaute Versteifungsstruktur oder durch einen widerstandsfähigen flexiblen Käfig im Abstand vom Abdomen entfernt gehalten werden,
Anhand der beiliegenden Zeichnung sollen einige Ausführungsformen der erfindungsgemässen Vorrich tung beispielsweise näher erläutert werden.
Dabei zeigt:
Fig. 1 eine Patientin innerhalb der flexiblen Hülle, in perspektivischer Darstellung,
Fig. 2 eine Seitenansicht, teilweise als Schnitt, von Fig. 1,
Fig. 3 das innerhalb der Hülle verwendete Geschirr, in perspektivischer Darstellung,
Fig. 4 eine perspektivische Darstellung der mit der Hülle zu verwendenden Rückenplatte,
Fig. 5 eine Seitenansicht, mit teilweisem Schnitt, einer anderen Ausführungsform der Hülle,
Fig. 6 die perspektivische Darstellung mit teilweisem Schnitt durch eine weitere Ausführungsform der Hülle,
Fig. 7 eine weitere Form der Rückenplatte in perspektivischer Ansicht und
Fig. 8 einen Schnitt durch eine andere Ausführungsform des Geschirres.
In den Zeichnungen ist die Patientin in einer flexiblen Hülle, wie in Fig. 1, 2, 5, 6 und 7 dargestellt, eingeschlossen.
Die Hülle hat die Form eines Sackes 10 und besteht aus flexiblem Material, wie Polyvinylchlorid oder Polyäthylen, und besitzt einen luftdichten Schnellverschluss 11 oder eine ähnliche Vorrichtung, die in Längsrichtung verlaufend angebracht ist, wodurch die Hülle geöffnet werden und die Patientin aufnehmen kann. Die Hülle ist an ihrem unteren Ende geschlossen und besitzt einen Saum 12 an ihrer Öffnung, der beim Ziehen der Befestigung 11 und beim Anlegen eines Unterdruckes an der Hülle in dichtende Verbindung mit Brust und Rücken der Patientin gepresst wird.
Die Hülle wird durch ein Geschirr in Abstand vom Abdomen der Patientin gehalten. Bei der Ausführungsform nach den Fig. 1 und 2 ist das Geschirr 13 mit einer Rückenplatte 14 versehen, an welcher die Flügel 15 des Geschirrs anliegen. Das Geschirr und die Platte 14 bilden einen Rahmen, der die mediale Zone der Patientin umgibt, sich im Abstand vom Abdomen befindet und die Hülle in dessen Bereich trägt.
Das Geschirr besitzt einen Stutzen 16, der eine Öffnung 17 in der Hülle durchsetzt.
An das Mundstück des Stutzens 16 ist eine Saugleitung 18 angeschlossen, die ein Ventil 1 8a besitzt, das über das Kabel 19 von der Patientin zwecks Regelung des Vakuums in der Hülle betätigt wird. Die Messuhr 20 zeigt den jeweiligen Unterdruck in der Hülle an.
Das Geschirr und die Rückenplatte sind so bemessen, dass sie sich nur bis zur oberen Grenze der Pubes erstrecken und nicht so, dass der Unterdruck auf den Beckenausgang wirkt. Diese Wichtigkeit dieser Massnahme soll weiter unten noch erläutert werden.
Im Gebrauchsfall begibt sich die Gebärende in die Hülle und wird auf dem Stuhl 21 in einer solchen Rücklage bzw. Winkel festgemacht, dass die Fötalachse angenähert vertikal ist. Die Gebärende selbst setzt die Hülle unter ein solches Mass an Unterdruck, als zur Behebung der Schmerzen notwendig ist, ohne dass dabei Unbehagen auftritt. Zwischen den Wehen kann die Gebärende den atmosphärischen Druck innerhalb der Hülle wieder herstellen.
Die flexible Hülle fällt bei Unterdruck, dort, wo das Geschirr 13 sie vom Abdomen nicht fernhält, sicher zusammen und drückt sowohl gegen die Gliedmassen 22, die dadurch unter atmosphärischem Druck gehalten werden, so dass der Blutkreislauf nicht behindert wird, als auch gegen die untere Grenze der Pubes, um den Beckenausgang gegen die Saugwirkung zu schützen.
Es ist zu betonen, dass der Rückenplatte 14 eine erhebliche Bedeutung zukommt, da ohne sie die Tendenz besteht, dass die Patientin durch den Differentialdruck gegen das Geschirr 13 gepresst wird.
Die Hülle gemäss Fig. 5 entspricht der in Fig. 1 und 2 dargestellten Form, wobei jedoch die Hülle vom Abdomen anstatt durch ein Geschirr durch eine Flüssigkeit unter Druck, die sich innerhalb des ringförmigen Schlauches 23 in der medialen Zone der Hülle befindet, in Abstand gehalten wird. Der flüssigkeitsgefüllte Schlauch hält die Hülle im Abstand vom Abdomen, wie dies in Fig. 2 dargestellt ist.
Bei der Ausführungsform gemäss Fig. 6 ist das Geschirr aus einer Anzahl von steifen Rippen 24 gebildet, die die Mittelzone vom Abdomen fernhalten.
Die Rippen erstrecken sich rund um die Hülle.
Bei der Variante nach Fig. 8 ist das Geschirr ein elastischer, flexibler, sphärischer oder sphäroider Käfig 25, der aus kräftigem Gummi oder gummiartigem Material besteht. Der Käfig hat ein Einwegventil 26, das durch die Öffnung 17 in die Hülle führt, in seiner Wand eingebaut und einen Ablasshahn 27, der mit einer zweiten Öffnung 28 der Hülle in Verbindung steht. Für den Gebrauch wird weder eine Saugpumpe noch eine Saugleitung verwendet. Die Dekompression wird durch Einbeulung des Käfigs 25 unter Ausstossen von Luft durch das Ventil 26 erreicht. Die Wiederherstellung der ursprünglichen, beispielsweise kugel ähnlichen Form bewirkt eine Erniedrigung des Druckes innerhalb der Hülle und durch mehrere Pumpvorgänge dieser Art kann der Innenraum der Hülle bis zur Erreichung des Zwecks der Vorrichtung dekomprimiert werden, ohne dass der Käfig zusammenfällt.
Die Wiederherstellung des atmosphärischen Druckes wird durch Öffnung des Hahnes 27 erreicht.
Diese Ausführungsform ist besonders dort von grossem Wert, wo wie in weit abliegenden Landbezirken keine elektrische Kraft zum Betrieb einer Saugpumpe zur Verfügung steht, und hat ferner den weiteren Vorteil niedriger Anschaffungskosten.
Die Haltung der Patientin während des Dekompressionsvorgangs ist von gewisser Bedeutung. Versuche zeigten, dass während der Dekompression günstige Ergebnisse besonders dann erzielt werden, wenn die Achse des Fötus - wie schon erwähnt - mehr oder weniger vertikal steht, so dass die Schwerkraft eine Rolle spielt. Die Patientin wird dazu auf einen Stuhl gebracht, dessen Rücklehne mit dem für diesen Zweck richtigen Winkel nach rückwärts geneigt ist.
Die Rücklehne des Stuhles kann so verstellbar sein, dass der Geburtshelfer die Patientin nach rückwärts neigen kann, um das Abhören der Herztöne des Fötus zu erleichtern.
Ein anderer Faktor von Wichtigkeit besteht darin, dass die Dekompression auf die Abdominalgegend beschränkt sein sollte und dass mit Sorgfalt darauf geachtet werden muss, dass der Unterdruck nicht auf den Beckenausgang einwirkt. Der Grund dafür besteht darin, dass der Unterdruck einen Druck auf den Levator ausüben kann, der aufgrund seiner Beweglichkeit in die Vagina gedrückt würde und dieselbe dadurch einengen oder zumindestens eine Spannung ihrer Wände herbeiführen würde, was als nachteilig anzusehen ist.
Während in den Fig. 1 bis 6 und 8 der Beckenausgang gegen die Wirkung des Unterdruckes durch Einfallen der Hülle im Bezirk der oberen Pubes geschützt wird, ist dies bei Verwendung der Rückenplatte nach Fig. 7 nicht der Fall. Hier ist die Rückenplatte 28 mit einem Horn 29 versehen, das im Gebrauch zwischen den Beinen der Gebärenden liegt und den Beckenausgang bedeckt und verschliesst.
Durch die nach hinten geneigte Haltung der Gebärenden drückt sie auf das Horn, welches den Beckenausgang verschliesst. Mit der Rückenplatte nach Fig. 7 ist es daher ohne Bedeutung, ob die Hülle so zusammenfällt, dass sie die Beckenöffnung verschliesst.
Die Rückenplatte nach Fig. 7 ist in einer konkav geformten Ausführung dargestellt, die der unteren Dorsalgegend und dem Gesäss angepasst ist.
Es ist zu betonen, dass es von höchster Wichtigkeit ist, dass der Unterdruck nur in der Abdominalgegend angewendet wird und nicht auf die unteren Gliedmassen einwirkt. Wenn die unteren Gliedmassen einem Unterdruck unterworfen werden, wie dies der Fall wäre, wenn die Patientin in einen teilweise evakuierten Kasten gebracht würde, ist der Blutkreislauf der Gliedmassen ernsthaft behindert. Dies ist dadurch bedingt, dass die Gefässe in den Gliedmassen dazu unfähig sind, das Blut zum Herzen zurückströmen zu lassen, was zu einer Stauung oder Blutansammlung in den Extremitäten unter der Wirkung des verringerten Druckes führt. Das Ergebnis ist ähnlich dem Vorgang, der beim Valsalvaversuch auftritt und zur Ischaemie des Gehirns und zur Bewusstlosigkeit führt und wodurch möglicherweise, wenn die Ischaemie nicht sofort erkannt wird, der Tod eintritt.
Aus diesem Grunde ist es besonders wichtig, dass die Hülle um die Füsse und Beine herum zusammenfällt, so dass dieselben unter atmosphärischem Druck stehen.