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Einrichtung zur Erleichterung und Beschleunigung des Entbindungsvorganges
Die Erfindung betrifft eine Einrichtung zur Erleichterung und Beschleunigung des
Entbindungsvorganges mittels einer am Körper anlegbaren Unterdruckkammer.
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Eine bekannte Einrichtung dieser Art besteht aus einem die Gebärende
aufnehmenden Gehäuse, das eine um den Leib der Gebärenden sich dicht anlegende Trennwand
aufweist und sonach in zwei Kammern geteilt ist. Mittels einer Pumpe und entsprechenden
Regelorganen kann in der oberen Kammer ein Überdruck auf den Oberleib und in der
unteren Kammer ein Unterdruck auf den Unterleib der Gebärenden erzeugt werden; der
Druck in den Kammern kann dabei synchron mit den Wehen gesteuert werden.
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Demgegenüber zielt die Erfindung auf die Schaffung einer Einrichtung
ab, welche die örtlich begrenzte Anwendung von Unterdruck und damit die Förderung
jeder einzelnen Phase des Entbindungsvorganges ermöglicht.
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Dieser ist von Natur aus in drei Phasen unterteilt, wobei in der
ersten Phase der Gebärmutterhals veranlaßt wird, sich im Hinblick auf die Austreibung
des Fötus vorbereitend zu öffnen (Eröffnungsperiode), während sich in der zweiten
Phase der Fötus und die während der ersten Phase geöffnete Gebärmutter zum Beckenboden
hin verlagern, damit dann der Fötus durch die vom Scheidenkanal im Beckenboden gebildete
Öffnung ausgetrieben werden kann (Austreibungsperiode). In der dritten Phase wird
die Placenta ausgestoßen (Nachgeburtsperiode).
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In allen Phasen werden die Bewegungen hervorgerufen durch sich von
selbst ergebende Muskelzusammenziehungen der Gebärmutter und durch bewußt ausgeübte
Zwerchfellbewegungen.
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Die Vorgänge der ersten und dritten sowie auch zum größten Teil diejenigen
der zweiten Phase finden in der Bauchhöhle statt, womit diejenige Körperhöhlung
gemeint ist, deren Wandungen von oben durch das Zwerchfell, von unten durch den
Beckenboden und an den Seiten durch die Bauchwände bestimmt sind. Es wurde festgestellt,
daß der Druck innerhalb der Bauchhöhle ein wenig über dem Atmosphärendruck liegt.
Natürlich ist der Druck insofern veränderlich, als er von den Bewegungen des Zwerchfells
abhängt, das bei den Vorgängen der Entbindung nach unten gedrückt ist, um das Voranschreiten
der Entbindung zu fördern oder zu bewirken.
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Das obengenannte Ziel wird gemäß der Erfindung dadurch erreicht,
daß die Unterdruckkammer mit einer Öffnung versehen ist, die an einen örtlich begrenzten
Teil der Bauchhöhlenwandung - etwa an
einen Teil der vorderen Bauchwandung während
der ersten Phase - und bzw. oder um die Vulva -während der zweiten Phase des Entbindungsvorganges
- dicht ansetzbar ist.
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Die Öffnung der Unterdruckkammer ist zweckmäßig nierenförmig ausgebildet.
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Zur Erleichterung und Beschleunigung der zweiten und dritten Phase
des Entbindungsvorganges kann die Einrichtung so ausgebildet sein, daß ein an sich
be kanntes Bett vorgesehen ist, das ein mit einer verschließbaren Ausnehmung versehenes
Mittelteil und an diesem angelenkt ein nach oben schwenk- und einstellbares Kopfteil
sowie ein nach unten schwenk-und einstellbares Fußteil aufweist, und daß unter der
Ausnehmung die mit einer am Beckenausgang anliegenden Dichtung versehene Öffnung
der Unterdruckkammer vorgesehen ist, welche in an sich bekannter Weise über ein
Ventil mit der Saugpumpe verbunden ist und ein Fenster aufweist.
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Um das Verständnis zu erleichtern, wird auf die Zeichnungen Bezug
genommen. Die in den Zeichnungen dargestellten Einrichtungen stellen dabei Ausführungsbeispiele
gemäß der Erfindung dar.
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Fig. 1 zeigt einen schematischen Schnitt durch die inneren weiblichen
Organe während der ersten Phase der Entbindung;
Fig. 2 zeigt einen
ähnlichen Schnitt während der zweiten Phase; Fig. 3 zeigt in Seitenansicht einen
Stuhl mit einer Patientin in der ersten Phase der Entbindung; Fig. 4 zeigt den von
unten gesehenen Grundriß einer Unterdruckhaube; Fig. 5 zeigt die Seitenansicht eines
Bettes, wobei die Patientin während der zweiten Phase der Entbindung auf eine Unterdruckkammer
gesetzt ist, und Fig. 6 zeigt eine perspektivische Ansicht eines Teiles des in Fig.
5 dargestellten Bettes.
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In den Fig. 1 und 2 ist die Bauchhöhle 10 dargestellt, die von oben
durch das Zwerchfell 11, von unten durch den Beckenboden 12 und an den Seiten durch
die Seitenwände 13, die hintere Wand 14 und die vordere Wand 15 begrenzt ist. In
den fortgeschrittenen Stadien der Schwangerschaft wird die Bauchhöhle 10 zum größeren
Teil von der Gebärmutter 16 ausgefüllt.
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Während der ersten Phase der Entbindung kann die stoßweise wirkende
Bewegung der Gebärmutter 16 - die sowohl durch ihre eigenen Muskelgewebe als auch
durch bewußte Zwerchfellbewegungen bewirkt wird - kein bedeutsames Ausweichen des
Beckenbodens 12, der Seitenwände 13 oder der hinteren Wand 14 der Bauchhöhle hervorrufen;
daher wirken die Kräfte, die von den wechselweisen Anderungen zwischen elliptoidischer
und sphäroidischer Form der Gebärmutter herrühren, in vorherrschendem Maße auf die
vordere Bauchwand 15. Dies ist in Fig. 1 angedeutet, wobei die Gebärmutter in der
sphäroidischen Form strichpunktiert gezeichnet ist.
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Wenn auch die Wand 15 sehr dehnbar ist, so hat es doch den Anschein,
daß ihr Widerstand gegenüber den Formänderungen der Gebärmutter heftige Schmerzen
verursacht.
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Durch bewußtes Entspannen der vorderen Bauchwand 15 kann der Schmerz
verringert und das Fortschreiten der ersten Phase der Entbindung beschleunigt werden.
Jedoch ist es nicht immer möglich, dies auch zu erreichen, und selbst wenn es möglich
ist, wird die vordere Wand 15 durch die sich verändernde Gebärmutter 16 normalerweise
über die natürliche Dehnungsfähigkeit der Bauchmuskeln hinaus gedehnt.
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Bei der Verwendung der erfindungsgemäßen Vorrichtung in der eresten
Phase der Entbindung wird der Außendruck auf die vordere Wand 15 verringert.
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Dies wird erreicht, indem außen auf die Wand 15 eine Unterdruckkammer
aufgesetzt wird, wie etwa die in den Fig. 1, 3 und 4 dargestellte Haube 19 in Verbindung
mit einer Saugpumpe 17 (Fig. 3), und zwar mittels einer Leitung 18.
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Die Körperhaltung der Patientin während dieses Vorganges scheint
von Bedeutung zu sein. Versuche ergeben, daß die Körperhaltung der Patientin während
der Unterdruckanwendung derart sein sollte, daß die Körperachse des Fötus mehr oder
weniger senkrecht verläuft. Die Patientin wird daher in zurückgelehnter Haltung
auf einen an sich bekannten Stuhl 20 gesetzt, dessen Rückenlehne 21 in dem für diesen
Zweck geeigneten Winkel geneigt und zweckmäßig einstellbar ist, so daß der Geburtshelfer
die Patientin nach rückwärts schwenken kann, um das Abhören des fötalen Herzens
zu erleichtern.
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Unter Einfluß des Unterdruckes dehnt sich die vordere Wand 15 und
erlangt die Fähigkeit, sich noch weiter zu dehnen, wenn Kräfte auf sie einwirken,
die von den wechselweisen Formänderungen der Gebär-
mutter herrühren. Die vordere
Wand 15 gibt somit ohne bewußte Anstrengungen nach, um Schmerzen zu vermeiden oder
zu mindern und um das VoranschreiteW der ersten Phase der Entbindung zu beschleunigen.
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Das Ausmaß, in dem der äußere Druck auf die vordere Wand 15 verringert
wird, ist derart, daß dadurch das oben beschriebene Ergebnis erzielt und unangemessene
Beschwerden vermieden werden. Es mag zwar individuell verschieden sein, aber es
scheint, daß eine Druckverringerung in der Größenordnung von 100 mm Hg ausreichend
ist. Es ergab sich, daß sich unter diesen Gegebenheiten in der Mehrzahl der Fälle
die zeitliche Dauer der ersten Phase der Entbindung auf einige Stunden verkürzte,
wobei die Schmerzen geringer als normalerweise üblich waren.
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In der zweiten Phase nun ist die Wand, an welcher der Druckunterschied
erzeugt wird, der Beckenboden 12, der gebildet wird durch die levator-ani-Muskeln
22 (Fig. 1 und 2), die, wie bereits oben erwähnt, in dem mit 23 bezeichneten Bereich
durch den Scheidenkanal 24 durchbrochen sind. Es ist dabei aber nicht ausgeschlossen,
daß die Anwendung dieses Druckunterschiedes verbunden wird mit einem gleichzeitigen
Druckunterschied an der vorderen Bauchwand, so wie es oben beschrieben wurde, oder
wenigstens am unteren Teil derselben.
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Es ist zu bemerken, daß der durch die levator ani-Muskeln 22 gebildete
Beckenboden 12 sich von der vorderen Bauchwand 15 dadurch unterscheidet, daß seine
äußere Oberfläche innerlich liegt, und auch dadurch, daß er nicht ununterbrochen
durchgehend, sondern vom Scheidenkanal 24 durchbrochen ist. Die Anwendung von Unterdruck
auf den Beckenboden 12 wird normalerweise nicht vorgenommen bis zum Ende der ersten
Phase, obgleich sie in Fällen von Gebärmutterschlatfheit vorgenommen werden kann;
aber mit Voranschreiten der zweiten Phase wird (wie in Fig. 2 gezeigt ist) die Öffnung
23 durch den Kopf des Fötus verschlossen, und dann erlaubt die Anwendung von Unterdruck
die Erzeugung eines Druckunterschiedes an den Teilen des Beckenbodens 12, die nach
der Aufweitung der Öffnung 23 durch den Kopf des Fötus noch verbleiben. Dieser Druckunterschied
bewirkt eine Erleichterung des Durchtretens des Fötus durch die Öffnung 23, wobei
das Durchtreten noch weiter erleichtert werden kann durch einen Druckunterschied
an der vorderen Bauchwand 15, wenigstens an ihren unteren Bereichen, um den Widerstand
dieser Wand gegenüber den Muskelbewegungen der Gebärmutter 16 und des Zwerchfells
11 zu verringern.
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Da die äußere Oberfläche des Beckenbodens 12 nicht leicht von der
Körperaußenseite her zugänglich ist, wird der Unterdruck über den Scheidenkanal
24 und das diesen umgebende weiche Gewebe aufgegeben. In diesem Zusammenhang wird
darauf hingewiesen, daß die den Kanal 24 umgebenden und die unter dem Boden 12 liegenden
Gewebe schwammig und durchlässig sind und daß ein an den Kanal angesetzter Unterdruck
auch den Druck innerhalb der Gewebe und nahe dem Boden 12 mindern sollte.
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Während der Unterdruckanwendung ist es notwendig, daß die Patientin
in geneigter Körperhaltung hingesetzt wird, so daß die Schwerkraft das Durchtreten
des Fötus auf seinem Wege längs des Geburtskanals unterstützt. Die Patientin wird
bei Beginn der zweiten Phase der Entbindung von dem Stuhl 20 zu einer Einrichtung
gebracht, die es ihr gestattet, sich selbst auf
eine Unterdruckkammer
zu setzen, die mit einer Öffnung ausgestaltet ist, welche beim Gebrauch durch den
Körper der Patientin verschlossen wird.
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Diese in den Fig. 5 und 6 dargestellte Einrichtung besteht aus einem
Bett 25, dessen Kopfteil 26 schwenkbar angebracht ist, so daß es hochgeschwenkt
werden kann, um eine Rückenlehne (wie in Fig. 5 dargestellt) zu bilden. Das Fußteil
27 ist abwärts geneigt und kann bis in eine waagerechte Lage angehoben und dort
durch eine Stütze 28 festgestellt werden. Auf diese Weise ist das Bett in einen
Stuhl umgewandelt, wenn das Kopfteil 26 angehoben und das Fußteil 27 abgesenkt ist.
Das Kopfteil kann z. B. mittels einer aus Gewindeführungsspindel und Mutter bestehenden
Vorrichtung 29 angehoben und abgesenkt werden. Das mittlere Teil30 des Bettes steht
fest.
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In diesem mittleren Teil ist eine Ausnehmung 31 vorgesehen. Unterhalb
ist das obere Ende einer zylindrischen Unterdruckkammer 32 angeordnet, wobei die
Oberseite derselben bei 33 durchbrochen ist, um eine Öffnung von vorzugsweise Nierenform
mit einem weichen Gummi- oder gummiartigen Rand 34 zu bilden.
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Bei angehobenem Kopfteil 26 des Bettes sitzt die Patientin auf der
Unterdruckkammer, und der Rand 34 der öffnung 33 bewirkt, daß die Kammer durch die
den Beckenausgang 35 (Fig. 1 und 2) der Patientin umgebenden Körperteile dicht abgeschlossen
wird.
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Die Unterdruckkammer 32 ist durch die Leitung 36 mit einer Saugpumpe
37 verbunden.
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Der Unterdruck wird auf den Beckenausgang 35 mehr oder weniger im
gleichen Rhythmus mit den Gebärmutterkontraktionen aufgegeben, die die zweite Phase
der Entbindung begleiten, d. h. also etwa in 30 bis 60 Sekunden lang dauernden Perioden,
zwischen denen Intervalle von etwa 60 Sekunden liegen.
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Die Unterdruckimpulse werden fortgesetzt, bis die eigentliche Austreibung
bevorsteht. Um zu ermöglichen, daß dieser Zeitpunkt festgestellt werden kann, ist
die Kammer 32 mit einem Fenster 39 versehen, und innerhalb der Kammer ist eine elektrische
Lampe 40 angebracht.
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Das Kopfteil 26 des Bettes wird dann abgesenkt, um die Patientin
in eine liegende Stellung zu bringen, und ein Verschluß 41 wird über der Ausnehmung
31 in Schließstellung geschoben. Danach erfolgt die Austreibung.
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Der Vorteil der erfindungsgemäßen Einrichtung ist der: Die Patientin
braucht sich nicht anzustrengen, aber wenn sie es tut, so wird die Zeit, die der
Fötus braucht, um sich durch den Geburtskanal abwärts zu bewegen, wesentlich verkürzt.
Es gibt Anzeichen und es ist für die Indikation wesentlich, daß einige Entbindungsfälle,
bei denen Instrumente benötigt werden, normal verlaufen und sich einige Kaiserschnitt-Operationen
als nicht notwendig erweisen.
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Die Ausstoßung der Placenta stellt die dritte Phase der Entbindung
dar. Dazu wird nach erfolgter Austreibung der Verschluß 41 zurückgezogen, das Kopfteil
26 des Bettes angehoben und das Fußteil 27 abgesenkt, um die Patientin wieder in
eine sitzende Stellung auf der Öffnung 33 zu bringen, und es wird
Unterdruck angewendet.
Es hat sich gezeigt, daß mittels der erfindungsgemäßen Einrichtung die dritte Phase
der Entbindung in den meisten Fällen auf eine Dauer von etwa 1 bis 3 Minuten verkürzt
wird, nachdem sich die Placenta abgesondert hat.
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Die Anwendung derEinrichtung hat noch denVorteil, daß - nach Absonderung
der Placenta - der angewendete Unterdruck zu einer starken Zusammenziehung der Gebärmutter
und damit zur Vermeidung einer nachgeburtlichen Blutung beiträgt. Die Erfahrung
hat gelehrt, daß sogar dann, wenn eine Blutung eingetreten war, der Unterdruck dahin
wirkt, das Fließen des Blutes zu stillen und daß es nicht notwendig ist, Medikamente
zu geben.
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Es ist kaum notwendig, zu erwähnen, daß in der Praxis die Haube 19
und die Kammer 32 jeweils ein Teil aus einem Satz von Teilen sind, um den Bedürfnissen
von verschieden großen Frauen entsprechen zu können. Im Falle der Kammer 32 kann
z. B. der obere Teil, der den Rand 34 enthält, auswechselbar gegen irgendeinen anderen
Teil eines Satzes sein, damit die Größenabmessungen des Randes verändert werden
können.
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Schließlich wird noch darauf hingewiesen, daß die Anwendung der Einrichtung
die Wirkung bzw. Wirksamkeit der Gebärmuttermuskeln bedeutend steigert und daß es
keine Anzeichen für Krankheitserscheinungen bei der Mutter oder dem Kind gibt.