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Verfahren zur Herstellung von Weiß-und Buntätzen auf Textilmaterial,
das aus aromatischen Polyestern besteht oder diese enthält Bei Ätzdrucken wird das
mit ätzbaren Farbstoffen bereits vorgefärbte Material mit farbstoffzerstörenden
Mitteln bedruckt, wobei entweder Weißeffekte erzielt werden oder, sofern ätzbeständige
Farbstoffe mitaufgedruckt werden, auch Bunteffekte erzeugt werden können. Während
sich Färbungen auf Acetatreyon-und Triacetatreyongeweben sowie synthetischen Polyamidfasergeweben
verhältnismäßig leicht ätzen lassen, trifft dies für Färbungen auf Polyestermaterial
nicht zu, insbesondere die Herstellung zufriedenstellender Buntätzen auf Polyesterfasergeweben
bereitet außerordentliche Schwierigkeiten.
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Es ist zwar bekannt, daß man Färbungen auf Polyestermaterial bei Verwendung
gewisser Küpenfarbstoffe bunt ätzen kann, wenn man den Ätzpasten verhältnismäßig
große Mengen an üblichen Ätzmitteln, wie z. B. primäres oder sekundäres Zinkformaldehydsulfoxylat,
zusetzt und die Ware unter Druck dämpft oder auf Temperaturen über 160° C trocken
erhitzt bzw: beide Prozesse miteinander kombiniert. Dabei hat man auch bereits verhältnismäßig
geringe Mengen - üblicherweise etwa 3 bis 10 g - Anthrachinon mitverwendet, um so
den Ätzeffekt zu verbessern. Von Nachteil bei diesen Verfahren ist jedoch, daß sehr
viele Küpenfarbstoffe und die meisten anthrachinoiden und anderen Dispersionsfarbstoffe
unter diesen Bedingungen irreversibel verändert werden. So werden die meisten Dispersionsfarbstoffe
bereits schon bei normalem Dämpfen ohne überdruck zerstört, wenn in der Druckpaste
die übliche Menge Ätzmittel, z. B. primäres Zinkformaldehydsulfoxylat, enthalten
ist.
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Es wurde nun gefunden, daß man Buntätzen auf Textilmaterialien auf
Basis aromatischer Polyester, insbesondere Polyäthylenglykolterephthalat, herstellen
kann, ohne daß dabei die Druckfarben angegriffen werden, wenn man das mit ätzbaren
Farbstoffen vorgefärbte Textilmaterial mit einer Druckpaste bedruckt, die neben
gebräuchlichen Zusätzen und geringen Mengen von üblicherweise verwendeten Ätzmitteln
große, bisher nicht verwendete Mengen Anthrachinon und Dispersions- oder Küpenfarbstoffe
enthält und das bedruckte Material in an sich bekannter Weise weiterverarbeitet.
Dabei ist es nicht erforderlich, beim anschließenden Dämpfen Druckdampf anzuwenden,
sondern es genügt überraschenderweise vielmehr ein Dämpfen unter normalem Druck
oder unter sehr geringem Überdruck, wie er beispielsweise im Sterndämpfer herrscht.
Durch eine gegebenenfalls nach dem Dämpfen vorgenommene Hitzebehandlung wird in
manchen Fällen die Farbausbeute verbessert. Ein wesentlicher Vorteil des erfindungsgemäßen
Verfahrens besteht darin, daß durch das als Ätzmittel verwendete Anthrachinon eine
irreversible Zerstörung der Druckfarben vermieden wird. Hierdurch ist es möglich,
eine vollständige Palette von gegenüber der Ätzpaste beständigen Druckfarbstoffen
aufzustellen.
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Die bei dem erfindungsgemäßen Verfahren der Druckpaste zuzugebende
Menge an Anthrachinon beträgt etwa das Zehnfache der bisher üblicherweise verwendeten
Menge, nämlich etwa 30 bis 100 g Anthrachinon pro Kilogramm Druckpaste. Als üblicherweise
verwendete Zusatzmittel seien beispielsweise die Natrium- und Zinksalze der Formaldehydsulfoxylsäure
oder Thiohamstoffdioxyd genannt. Für das erfindungsgemäße Verfahren sind wesentlich
geringere Mengen an diesen Ätzmitteln erforderlich, als sie üblicherweise zur Anwendung
kommen. Mengen von etwa 20 bis 100 g, vorzugsweise 40 bis 60 g je Kilogramm Druckpaste
sind ausreichend.
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Bei der Herstellung von Buntätzen ist es außerdem in vielen Fällen
vorteilhaft, wenn man der Druckpaste starke organische Basen, wie z. B. Triäthanolamin,
in Mengen von etwa 5 bis 50 g je Kilogramm Druckpaste zusetzt. Dieser Zusatz trägt
oft zur Erhöhung der Brillanz der erhaltenen Drucke bei.
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Der für das erfindungsgemäße Ätzverfahren vorgesehene Fond kann dadurch
hergestellt werden, daß man die Ware mit einem ätzbaren Farbstoff färbt
oder
aber indem man die ätzbare Färbung in der Faser erzeugt.
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Bei der erfindungsgemäßen Arbeitsweise bleibt durch die Anwesenheit
großer Mengen Anthrachinon neben geringen Mengen üblicher Reduktionsmittel die Wirkung
dieser Reduktionsmittel vornehmlich auf das Antbrachinon beschränkt, wobei Anthrahydrochinon
entsteht. Die bei den bekannten Verfahren nachteilige Einwirkung des Reduktionsmittels
auf die Druckfarben unterbleibt deshalb. Das entstandene Anthrahydrochinon wirkt
seinerseits reduzierend auf die Azogruppen der zur Fondfärbung verwendeten Farbstoffe,
ohne jedoch die Druckfarben anzugreifen. Neben dieser schonenden Ätzwirkung ist
die Verwendung des Anthrahydrochinons als Ätzmittel außerdem deshalb besonders vorteilhaft,
weil es eine gewisse Löslichkeit in dem Polyestermaterial besitzt, wodurch ein gutes
Durchätzen der Ware bis ins Faserinnere gewährleistet wird. Es ist auch möglich,
das Verfahren gemäß der Erfindung dadurch abzuwandeln, daß man an Stelle von Anthrachinon
der Ätzpaste unmittelbar größere Mengen frisch bereitetes Anthrahydrochinon zusetzt.
In diesem Falle kann auf die Verwendung der üblichen Ätzmittel völlig verzichtet
werden. Wegen der Unbeständigkeit des Anthrahydrochinons ist es jedoch meist vorteilhafter,
das Anthrahydrochinon aus Anthrachinon in der Druckpaste beim Dämpfen zu erzeugen.
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Ätzdrucke, die auf Textilmaterial auf Basis aromatischer Polyester
unter Verwendung von Anthrachinon bzw. Anthrahydrochinon hergestellt worden sind,
zeigen die Neigung, durch Lichteinwirkung zu verröten. Diese Erscheinung geht zwar
bei längerem Belichten wieder zurück, sie wirkt sich jedoch trotzdem sehr störend
aus.
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Es wurde nun weiterhin gefunden, daß dieser Nachteil der unter Verwendung
von Anthrachinon hergestellten Ätzen vermieden wird, wenn an Stelle des Anthrachinons
oder des Anthrahydrochinons solche Derivate dieser Verbindungen verwendet werden,
die sich leichter wieder aus dem Polyestermaterial entfernen lassen. Als solche
Derivate kommen leichtlösliche Produkte wie beispielsweise Mono-und Dicarbonsäuren
sowie Mono- und Disulfosäuren des Anthrachinons bzw. Anthrahydrochinons in Frage.
Besonders geeignet ist die 2- oder 1-Carbonsäure des Anthrachinons. Es ist außerdem
vorteilhaft, wenn man die Drucke nach dem Dämpfen und Waschen einer reduktiven Nachbehandlung
unterzieht. Als Reduktionsmittel können z. B. Natriumdithionit in alkalischer Lösung
in üblichen Mengen von etwa 0,5 bis 3 g/1 zur Anwendung kommen.
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Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhält man nicht nur im Maschinendruck,
sondern auch im Filmdruck scharf stehende Ätzen. Beider Herstellung von Weißätzen
bietet das Verfahren den Vorteil, daß man die Drucke zur Erzielung eines besseren
Weißgrundes vor einer eventuell vorzunehmenden Hitzebehändlung dämpfen kann, ohne
daß eine Hofbildung beobachtet wird. Hierbei ist es im Hinblick auf die scharfen
Konturen der Drucke von Vorteil, leicht lösliche Produkte, z. B. Anthrachinoncarbonsäuren,
zu verwenden.
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Von Bedeutung für die Herstellung von Weiß- und Buntätzen ist auch,
daß die Anwendung von Druckdampf, die einen erheblichen apparativen Aufwand erfordert,
nicht notwendig ist. Vorteilhaft bei dem neuen Verfahren ist ferner, daß auch dann
scharfe Konturen erhalten werden, wenn mit dem Ziel der Herstellung besonders reiner
Ätzeffekte, insbesondere klarer Weißätzen, auf ein trockenes Erhitzen der Drucke
vor dem Dämpfen verzichtet wird.
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Beispiel 1 Ein Gewebe aus Polyäthylenglykolterephthalatfasern, das
in der Flotte mit 2%, bezogen auf das Warengewicht, eines durch Diazotieren von
p-Nitroanilin und Kuppeln auf N,N'-Dioxyäthyl-m-toluidin erhaltenen Farbstoffs in
an sich bekannter Weise gefärbt worden ist, wird mit einer Ätzdruckpaste bedruckt,
die 75 g sekundäres Zinkformaldehydsulfoxylat, 30 g Natriumsalz der Anthrachinon-2-carbonsäure,
600 g Kristallgummi 1: 2, 50 g des Reaktionsproduktes aus ß-Naphthol und 2,5 Mol
Äthylenoxyd und 254 g Wasser im Kilogramm enthält.
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Das bedruckte Gewebe wird getrocknet und 30 Minuten im Sterndämpfer
gedämpft und 20 Minuten bei 40° C in einem Bad nachbehandelt, das je Liter 3 g calc.
Soda und 1 g Natriumdithionit enthält. Anschließend wird wieder gespült und getrocknet.
Man erhält scharf stehende, klare Weißätzen auf rotem Fond.
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Verwendet man an Stelle der vorstehend beschriebenen Druckpaste eine
Paste der folgenden Zusammensetzung, 200 g einer frisch bereiteten, etwa 40%igen
Anthrahydrochinonpaste, die aus Anthrachinon, Natronlauge und Natriumdithionit durch
Stehenlassen, Ansäuern mit Essigsäure und Absaugen erhalten wurde, 30 g Triäthanolamin,
50 g des Reaktionsproduktes aus ß-Naphthol und 2,5 Mol Äthylenoxyd, 600 g Kristallgummi
1: 2, 120 g Wasser, und arbeitet im übrigen in der gleichen Weise, so wird ebenfalls
eine scharf stehende Weißätze erhalten. Beispiel 2 Ein Gewebe aus Polyäthylenglykolterephthalatfasern,
das in der Flotte mit 1% eines durch Diazotieren von p-Aminobenzol und Kuppeln mit
o-Kresol erhaltenen Farbstoffes in an sich bekannter Weise gefärbt worden ist, wird
mit einer Ätzpaste der folgenden Zusammensetzung bedruckt: 10 g 1,4-Diamino-2-methoxyanthrachinon,
60 g sekundäres Zinkformaldehydsulfoxylat, 75 g anthrachinon-l-carbonsaures Natrium,
700 g Kristallgummi 1: 2, 50 g des Reaktionsproduktes aus ß-Naphthol und 2,5 Mol
Äthylenoxyd, 105 g Wasser.
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Das bedruckte Gewebe wird getrocknet, 20 bis 40 Minuten im Sterndämpfer
gedämpft und anschließend 4 Minuten auf 150° C erhitzt. Nach dem Spülen wird 20
Minuten bei 80° C in einer Lösung von 3 g je Liter Natriumperborat behandelt, anschließend
reduktiv nachbehandelt und wieder gespült. Man erhält scharf stehende rotviolette
Effekte auf gelbem Grund.
Arbeitet man in gleicher Weise, verwendet
jedoch eine Druckpaste, die 20 g Thioindigo, 65 g sekundäres Zinkformaldehydsulfoxylat,
75 g anthrachinon-2-carbonsaures Natrium, 50 g des Reaktionsproduktes aus ,B-Naphthol
und 2,5 Mol Äthylenoxyd, 700 g Kristallgummi 1: 2 und 90 g Wasser enthält, so erhält
man scharf stehende rosagefärbte Effekte auf gelbem Fond. Beispiel 3 Ein Gewebe
aus Polyäthylenglykolterephthalatfasern, das in einer Flotte mit 2% eines durch
Diazotieren von Anilin, Kuppeln mit 1,4-Dimethoxyanilin, wieder Diazotieren und
Kuppeln mit Phenol erhaltenen Farbstoffes in an sich bekannter Weise gefärbt worden
ist, wird mit einer Ätzpaste bedruckt, die 10 g 1,4-Diamino-2-methoxyanthrachinon,
10 g Indigo, 65 g sekundäres Zinkformaldehydsulfoxylat, 75 g anthrachinon-2-carbonsaures
Natrium, 50 g des Reaktionsproduktes aus ß-Naphthol und 2,5 Mol Äthylenoxyd, 650
g Kristallgummi 1: 2 und 140 g Wasser enthält. Das bedruckte Gewebe wird getrocknet,
25 bis 35 Minuten im Sterndämpfer gedämpft und 2 Minuten auf 150° erhitzt. Nach
dem Spülen wird reduktiv nachbehandelt und nochmals gespült. Man erhält scharf stehende
braunrote Effekte auf orangem Fond.