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Verfahren zum reduktiven Ätzen von mit Dispersionsfarbstoffen erzeugten
Färbungen auf celluloseesterhaltigen Geweben Es wurde gefunden, daß man auf celluloseesterhaltigen,
insbesondere celluloseacetathaltigen Geweben mit Dispersionsfarbstoffen erzeugte
Färbungen mit gutem Ergebnis reduktiv ätzen kann, wenn man Ätzpasten verwendet,
welche Natriumformaldehydsulfoxylat, eine organische Base, eine nicht verkleisternde
Stärke und einen Thioharnstoff enthalten.
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Als celluloseesterhaltige Gewebe sind vor allem Cellulosedi- und -triacetat
zu erwähnen, als Farbstoffe z. B. Anthrachinonabkömmlinge und Azofarbstoffe.
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Als reduktives Ätzmittel enthalten die erfindungsgemäß zu verwendenden
Ätzpasten Natriumformaldehydsulfoxylat. Weiterhin enthalten sie eine organische
Base, wobei sich die Verwendung von alicyclischen Basen, wie Cyclohexylamin, oder
von aliphatischenAminen empfiehlt. Unter den letzteren sind insbesondere die oxygruppenhaltigen
Amine zu erwähnen, wie z. B. Mono-, Di- oder Triäthylamin, Mono-, Di- oder Triäthanolamin
oder Tetraäthanolammoniumhydroxyd. Triäthanolamin erweist sich als besonders gut
wirksam.
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Nach dem vorliegenden Verfahren können sowohl Weißätzen als auch Buntätzen
erzeugt werden. Im letzteren Falle setzt man den Atzpasten noch Küpenfarbstoffe
zu.
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Die Ätzpasten enthalten weiter eine nicht verkleisternde Stärke, wie
z. B. Sago oder Tapioca oder Wachsmaisstärke (»waxy maize«; vgl. »Story of Starches«,
herausgegeben 1953 von der National Starch Products Inc., New York, S. 14/15), welche
nicht hydrolysiert sein soll.
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Ferner ist in den Ätzpasten ein Thioharnstoff vorhanden, z. B. an
einem oder beiden Stickstoffatomen weitersubstituierte Thioharnstoffe, wie Mono-
oder Diphenylthioharnstoff, vorzugsweise aber der nicht weitersubstituierte Thioharnstoff.
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Zur Erzielung der erforderlichen Konsistenz können den erfindungsgemäß
zu verwendenden Ätzpasten die üblichen Verdickungsmittel, wie z. B. Karaya-Gummi,
arabischer Gummi, Britischgummi oder Tragant, zugesetzt werden. In manchen Fällen
erweist es sich auch als vorteilhaft, wenn die Ätzpasten außer der üblichen Gummiverdickung
noch eine Emulsionsverdickung enthalten, z. B. eine solche aus Wasser, Benzin und
einem geeigneten Emulgator.
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Die günstigen Ergebnisse des vorliegenden Verfahrens werden im allgemeinen
noch verbessert, wenn man der Ätzpaste ein Lösungsmittel zusetzt, welches die Durchdringung
des Gewebes durch die Ätzpaste fördert. Als Beispiele derartiger Lösungsmittel seien
Glykole und ihre Derivate, wie Äthylenglykol, Diäthylenglykol, Triäthylenglykol,
Äthylenglykolmono- oder -diäthyläther und insbesondere Thiodiäthylenglykol, genannt.
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Der Gehalt der Ätzpaste an den oben angegebenen Stoffen kann innerhalb
verhältnismäßig weiter Grenzen schwanken. Im allgemeinen empfiehlt es sich, etwa
folgende Richtlinien einzuhalten:
Verdickung (z. B. wässerige Kristall- Teile |
gummiverdickung) . . . . . . . . . . . . . . 35 bis 60 |
Lösungsmittel (z. B. Thiodiäthylen- |
glykol) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 bis
10 |
Organische Base (z. B. Triäthanol- |
amin) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 bis
15 |
Natriumformaldehydsulfoxylat ..... 5 bis 15 |
Stärke .......................... 10 bis 20 |
Thioharnstoff . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 bis 10 |
Mit solchen Ätzpasten können die mit Dispersionsfarbstoffen gefärbten Celluloseestergewebe
in üblicher Weise, z. B. im Filmdruck oder vorzugsweise im Walzendruck, bedruckt
werden. Auch die Entwicklung der Drucke, d. h. das Trocknen, Dämpfen und die Reoxydation
der Küpenfarbstoffe kann nach den üblichen, an sich bekannten Methoden vorgenommen
werden.
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Es ist schon vorgeschlagen worden, zum reduktiven Ätzen von mit Dispersionsfarbstoffen
auf Acetatseide erzeugten Färbungen Triäthanolaminformaldehydsulfoxylat zu verwenden;
außerdem ist auch der Zusatz von Harnstoff zu derartigen Ätzpasten bekannt (s. Diserens,
»Die
neuesten Fortschritte in der Anwendung der Farbstoffe«, 1.
Teil, Bd. I [1946], S. 102 und 106/107; Bd. 1I [1949], S.332).
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Im Vergleich zu diesen bekannten Methoden ergibt das vorliegende Verfahren
eine bessere Ätzwirkung und schärfere Drucke.
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In den nachfolgenden Beispielen bedeuten die Teile, sofern nichts
anderes bemerkt wird, Gewichtsteile, die Prozente Gewichtsprozente, und die Temperaturen
sind in Celsiusgraden angegeben. Beispiel 1 Man stellt Ätzpasten folgender Zusammensetzung
her:
a) Ein mit 1,4°/o des Farbstoffes der Formel
in üblicher Weise gefärbtes Acetatseidegewebe wird mit einer Ätzfarbe bedruckt,
die aus 95 Teilen der obigen Atzpaste 1 und 5 Teilen Tribromindigo enthaltenden
Paste besteht. Das bedruckte Gewebe wird getrocknet, 5 bis 8 Minuten in gesättigtem
Dampf von 100° gedämpft, bei 40° in einer wäßrigen Lösung reoxydiert, der 2% Wasserstoffsuperoxydlösung
von 30 Volumprozent Gehalt und 2 °/o Essigsäure von 56 °/o Gehalt zugesetzt worden
sind, bei 40° mit Wasser gespült, bei 40° geseift, wieder gespült und getrocknet.
Man erhält einen scharfen blauen Druck auf violettem Grund.
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Verfährt man wie angegeben, jedoch unter Weglassung des Küpenfarbstoffes,
so erhält man weiße Atzdrucke.
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b) Ein mit 1,2 % des Farbstoffes der Formel
gefärbtes Acetatseidegewebe wird mit einer Atzfarbe bedruckt, die aus 95 Teilen
der obigen Ätzpaste 2 und 5 Teilen Dibenzpyren-1,6-chinon besteht. Das so bedruckte
Gewebe wird, wie unter a) angegeben, weiterbehandelt. Man erhält einen gelben Druck
auf blauem Grund. c) Ein mit 1,8°/o des Farbstoffes der Formel
gefärbtes Acetatseidegewebe wird mit einer Atzfarbe bedruckt, die aus 95 Teilen
der obigen Atzpaste 3 und 5 Teilen einer Caledone Jade Grün (Colour Index Nr.1101)
enthaltenden Paste besteht. Das so bedruckte Gewebe wird, wie unter a) angegeben,
weiterbehandelt. Man erhält einen grünen Druck auf gelbem Grund.
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d) Ein mit dem unter b) angegebenen Dispersionsfarbstoff gefärbtes
Acetatseidegewebe wird mit einer Atzfarbe bedruckt, die aus 95 Teilen der obigen
Atzpaste 4 und 5 Teilen einer Thioindigo enthaltenden Paste besteht. Durch Entwicklung
nach den Angaben unter a) erhält man einen roten Druck auf blauem Grund.
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Für Buntätzen können auch die Küpenfarbstoffe der nachfolgenden Formeln
in der angegebenen Weise verwendet werden:
Beispiel 2 Man stellt Ätzpasten folgender Zusammensetzung her:
5 i 6 |
Teile |
Kristallgummi (30%ig) . . . . . . . . . . 450 180 |
- 60 60 |
Triäthanolamin ................. 100 100 |
Natriumformaldehydsulfoxylat ... 150 150 |
Wachsmaisstärke |
(nicht hydrolysiert) . . . . . . . . . . . . 75 80 |
Emulsionsverdickung*) .......... 0 150 |
Thioharnstoff ................... 100 100 |
Wasser ........................ 65 180 |
1000 I 1000 |
*) Emulsionsverdickung: In üblicher Weise mit Hilfe eines Emulgators (75 Teile)
hergestellte Emulsion aus Wasser (275 Teile) und Lackbenzin (650 Teile).
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Mit den Ätzpasten dieser Zusammensetzung können in der im Beispiel
1 beschriebenen Weise Weißätzen auf Acetatseidegeweben hergestellt werden, die mit
den Farbstoffen folgender Zusammensetzungen gefärbt sind:
Zur Erzeugung von Buntätzen können den Ätzpasten die im Beispiel 1 angeführten Küpenfarbstoffe
beigefügt werden.