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Vorrichtung zum seitlichen Verschieben oder Schwenken eines Räderfahrzeuges
Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung zum seitlichen Verschieben oder
Schwenken eines Räderfahrzeuges, bei der unter ein Räderpaar Drehkörper untergesetzt
werden, die die Antriebsbewegung in Fahrtrichtung in eine ganz oder teilweise quer
dazu gerichtete Bewegung umwandeln.
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Bei starker Verkehrsdichte, auf engem Raum und beim Parken ist in
vielen Fällen eine seitliche Bewegungsmöglichkeit des Fahrzeuges erwünscht. Vor
allem kann die Möglichkeit, die Hinterräder eines Kraftfahrzeuges seitlich zu fahren,
die Wendigkeit erheblich erhöhen. Durch die begrenzten Parkmöglichkeiten kommt es
oft vor, daß das Fahrzeug seitlich in eine Lücke gesetzt werden soll, deren Länge
nur geringfügig über der Länge des Fahrzeuges liegt. Wenn in einem solchen Fall
eine seitliche Bewegung der Hinterräder möglich wäre, könnte sich das Fahrzeug nach
schrägem Einfahren in die Lücke parallel zur Straße setzen, ohne daß ein Anstoßen
an andere parkende Fahrzeuge zu befürchten ist.
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Ebenfalls ist bei starkem Verkehr eine Richtungsänderung um 180° schwierig
oder unmöglich, ohne den fließenden Verkehr aufzuhalten. Wenn dagegen die Möglichkeit
einer seitlichen Bewegung eines Radsatzes bestehen würde, könnte das Fahrzeug z.
B. mit den Vorderrädern zur Mitte der Straße fahren und dann auf sehr kurzem Radius
die Schwenkbewegung um die Vorderräder ausführen.. In allen Fällen ist es erwünscht,
eine entsprechende Vorrichtung, die ein seitliches Verschieben oder Schwenken des
Fahrzeuges ermöglicht, aus dem Inneren des Fahrzeuges zu betätigen.
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Bekannt ist eine Vorrichtung für das Wenden von Kraftfahrzeugen, bei
der jedem der Hinterräder ein um ihre Drehachse schwenkbarer Schuh zugeordnet ist,
der ein quer zur Fahrtrichtung angeordnetes, durch ein Übersetzungsgetriebe vom
Laufradumfang des Hinterrades über ein Reibrad angetriebenes und auf der Fahrbahn
rollendes, als Laufrolle wirkendes Rad trägt.
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Diese Lösung hat sich in der Praxis nicht eingeführt, da sie eine
Reihe entscheidender Nachteile hat: Die Lagerung der Laufrolle muß mehr als ein
Viertel des Gesamtgewichtes des Fahrzeuges tragen, so daß sie entweder unwirtschaftlich
stark dimensioniert sein muß oder nach kurzer Betriebsdauer ausfällt; die Schneckenübersetzung
ist störanfällig und teuer; die Kraftübertragung vom Reifen auf das Reibrad, welches
die Laufrolle antreibt, ist infolge der geringen gegenseitigen Reibungsfläche unvollkommen.
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Auch sind für einen ähnlichen Zweck walzen- oder tonnenförmige Körper
bekannt, die in Betriebslage schräg zur Fahrtrichtung unter den Reifen liegen.,
und zwar senkrecht unter der Radachse. Dabei ergibt sich vor allem der Nachteil,
daß mit dieser Einrichtung nur eine schrägseitliche Bewegung des Fahrzeuges erreicht
werden kann, die gegenüber der Geradeausfahrt etwa im Winkel von 45° liegt. Beim
Parken ist jedoch häufig eine weiter zur Seite gerichtete Bewegung erwünscht.
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Die Erfindung bezweckt, eine besonders einfache, zuverlässige und
den besonderen Anforderungen angepaßte Vorrichtung zum seitlichen Verschieben oder
Schwenken von Räderfahrzeugen zu schaffen, wobei insbesondere die Nachteile der
bekannten Vorrichtungen behoben sind.
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Die Erfindung besteht darin, daß zwei im wesentlichen tellerförmige
Laufkörper derart schwenkbar am Fahrzeug angeordnet sind, daß sie in Betriebslage
mit, von der Seite gesehen, schräger Drehachse zwischen Rad und Fahrbahn liegen.
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Vorzugsweise sind dabei Einrichtungen. zum Bremsen eines oder beider
Laufkörper vorgesehen. Die Laufkörper können auch so ausgebildet sein, daß Oberteil
und Unterteil eine gegenläufige Bewegung ausführen.
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Diese und weitere zweckmäßige Merkmale der Erfindung werden an Hand
der Zeichnung beschrieben. Abb.1 zeigt die an einem Kraftfahrzeug angebrachte Vorrichtung
in Seitenansicht; Abb. 2 zeigt die wesentlichen Teile der Vorrichtung von oben gesehen;
Abb. 3 zeigt einen Laufkörper für gegenläufige Bewegung des Ober- und Unterteiles
mit Halterung in Seitenansicht, teilweise geschnitten.
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Wie aus den Abb. 1 und 2 hervorgeht, sind im Bereich der Hinterräder
des Fahrzeuges im wesentlichen tellerförmige, als Reibradsätze ausgebildete Laufkörper
1 derart schwenkbar angeordnet, daß sie in Betrieb-slage mit, von der Seite gesehen,
schräger Drehachse zwischen Rad und Fahrbahn liegen. Die Laufkörper 1 sind an Zapfen
2 drehbar und, beispielsweise um die Hinterradachse 3, schwenkbar angeordnet, wobei
zwischen dem Zapfen 2 und der Hinterradachse 3
Tragarme 4a mit teleskopartigen
Halterungen 4 vorgesehen sind:, um die Federwirkung des Luftreifens auszugleichen
und die Laufkörperbefestigung zu entlasten.
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Die Laufkörper 1 und ihre Tragarme 4 a sind in der Ruhelage (in Abb.
1 gestrichelt dargestellt) durch federnde Mittel hochgehalten, so daß sie keine
Bodenberührung haben. Die schwenkbaren Tragarme 4a können dabei an einem festen
Anschlag 6 anliegen. Durch Zugseile 5, die an den Tragarmen 4a angreifen, werden
die Laufkörper 1 in die in Abb. 1 ausgezogen dargestellte Betriebslage gebracht.
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Zur Herstellung der Betriebslage der Laufkörper 1 können die Zugseile
5 durch einen Hebel 7, der durch den Fahrer zu betätigen ist, derart angezogen werden,
daß die Laufkörper 1 einerseits den Boden und andererseits die Lauffläche des Reifens
berühren. Wenn die Laufkörper in der Arbeitslage festgehalten werden sollen, wird
der Hebel 7 zweckmäßigerweise über seinen Totpunkt hinaus bis zu einem Anschlag
angezogen, wodurch eine Arretierung erreicht wird. Die Betätigung der Zugseile 5
kann auch durch andere geeignete Mittel erfolgen, beispielsweise durch einen polumschaltbaren
Motor, der ein Schneckenrad treibt.
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Damit die Kraft, die erforderlich ist, um die Fahrzeugträger auf die
Laufkörper zu ziehen und den Wagen dabei anzuheben, nicht von dem Drahtzug aufgebracht
werden muß, werden die Laufkörper zweckmäßig so ausgebildet, daß der Wagen mit seiner
Motorkraft auf die Laufkörper rückwärts hinauffahren kann. Hierfür wird zweckmäßigerweise
die Drehbarkeit wenigstens eines Laufkörpers, je nach Gewicht des Wagens, bremsbar
sein. Aus konstruktiven Gründen ist es zu bevorzugen, beide Laufkörper innerhalb
oder gegebenenfalls auch außerhalb der Hinterräder des Fahrzeuges anzubringen. Da
in diesem Fall die oberen Flächen der Laufkörper gegenläufig gedreht werden, muß
dafür gesorgt werden, daß der Drehsinn der unteren Lauffläche eines der Laufkörper
umgekehrt wird.
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Wie Abb.3 zeigt, ist zu diesem Zweck einer der Laufkörper so ausgebildet,
daß die Unterseite und die Oberseite eine gegenläufige Bewegung ausführen. Der Laufkörper
besteht aus zwei übereinanderliegenden Scheiben 1 a und 1 b, zwischen denen Wälzkörper,
z. B. Kugeln 8, derart drehbar angeordnet sind, daß sie eine Kraftübertragung zwischen
den beiden Scheiben ermöglichen. Die Kugeln 8 sind dabei in einem stillstehenden
Kugelkäfig 9 gehalten, der den Kugeln ihre räumliche Lage vorschreibt, aber eine
Rollbewegung der Kugeln ermöglicht. Die Kugeln sind in Aussparungen der Scheiben
1 a und 1 b angeordnet, die schräge Laufflächen 10 aufweisen, derart, daß die Reibung
mit dem auf die Laufkörper ausgeübten Druck wächst.
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Die beschriebene Vorrichtung arbeitet in folgender Weise: Wenn eine
seitliche Bewegung des Fahrzeuges erwünscht ist, z. B. beim Fahren in eine Parklücke
oder beim Wenden auf engstem Raum, werden durch Betätigen des Hebels 7 die Laufkörper
aus der in Abb. 1 gestrichelt gezeichneten Ruhelage in die voll ausgezeichnete .Betriebslage
geschwenkt. Anschließend fährt das Fahrzeug rückwärts auf die Laufkörper, bis diese
im Zuge einer weiteren Schwenkbewegung der Halterung die in Abb. 1 dargestellte
Betriebslage bis zum Anschlag des Hebels 7 erreicht haben. Nach Anheben der Fahrzeugräder
vom Boden werden die Laufkörper von den Hinterrädern angetrieben und bewirken die
Seitwärtsfahrt des Fahrzeuges. Wie ein Kegelradpaar mit Reibradantrieb wird der
jeweilige Laufkörper durch das Hinterrad gedreht, so daß jeder mit der Peripherie
in der Schräglage die Straße berührende Laufkörper das Fahrzeug quer zur Fahrtrichtung
bewegt.
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Wenn das Fahrzeug geparkt ist, können die Fahrzeugräder auf den Laufkörpern
stehenbleiben, so daß bei Beendigung des Parkens bei Vorwärtsfahrt die Fahrzeugräder
die entgegengesetzte Bewegung des Fahrzeugs zur Straßenmitte bewirken. Nach Lösen
des Drahtzuges wird die Vorrichtung durch. eine Rückzugfeder wieder in die Ruhelage
versetzt, so daß das Fahrzeug die Normalfahrt aufnehmen kann.
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Ein besonderer Vorteil der Erfindung ist, daß infolge der tellerförmigen
Ausbildung der Laufkörper eine große Reibungsfläche zwischen den Reifen und den
Laufkörpern besteht, die bei jedem Reifendruck eine zuverlässige und reifenschonende
Kraftübertragung ermöglicht. Die tellerförmigen Laufkörper ermöglichen eine seitliche
Bewegung im Winkel von etwa 90°, und die Tragarme lassen sich in konstruktiv einfacher
Weise allen Fahrzeugbauarten anpassen.