-
Spritzgußform zur Herstellung von Formteilen aus thermoplastischen
Kunststoffen, insbesondere zum Anspritzen von Sohlen aus Kunststoff auf Filz-, Leinen-
oder Lederschäfte Die Erfindung bezieht sich auf eine Spritzgußform zur Herstellung
von Formteilen aus thermoplastischen Kunststoffen mittels einer Spritzgußmaschine
mit horizontalem Spritzzylinder, insbesondere zum Anspritzen von Sohlen aus Kunststoff
auf Filz-, Leinen-oder Lederschäfte.
-
Die Vorrichtung ist so aufgebaut und angeordnet, daß sie ein rasches
und bequemes Arbeiten erlaubt, so daß eine Beschleunigung der einzelnen Arbeitsgänge
möglich wird. Sie dient vor allem zum Anfertigen von Schuhwerk verschiedener Größennummern,
wobei man einfach gewisse Nebeneinrichtungen der Form austauscht.
-
Die Vorrichtung ist gekennzeichnet durch folgende Einrichtungen,
die einzeln oder in Kombination angeordnet sind: a) Auf einer Grundplatte, die durch
Drehung um eine senkrechte Achse einrichtbar ist, ist ein teilbarer Formkasten derart
um eine waagerechte Achse kippbar angeordnet, daß er in bezug auf die Einspritzrichtung
beim Öffnen eine senkrechte und beim Einspritzen des Kunststoffes eine waagerechte
Stellung einnehmen kann. b) Der Formkasten besteht aus einem Boden, an dessen hinterem
Teil sich ein Stützpfeiler erhebt, der einerseits eine zu ihm parallele Achse trägt,
um die die Seitenteile des Formkastens schwenkbar sind, und andererseits eine senkrecht
dazu angeordnete Achse aufweist, «m die der Deckel des Formkastens schwenkbar ist.
c) Bei der Benutzung der Spritzgußform zum Anspritzen von Sohlen an Schäfte, die
auf einen Leisten aufgezogen in den Formkasten eingebracht werden, ist auf dem Kastenboden
eine Befestigungseinrichtung, vorzugsweise in Form von Schienen und Anschlägen,
angeordnet. d) An den Innenflächen der Formkastenseitenwände ist je eine Halbschablone
derart abnehmbar angeordnet, daß diese beiden Schablonen beim Zusammenklappen des
Formkastens die seitliche Kontur der Sohle freilassen. e) An der Innenseite des
Deckels ist, ebenfalls ababnehmbar, eine Deck- oder Kolbenplatte angeordnet, die
der Form der Sohle entspricht. f) Der Deckel und die Kolbenplatte sind durch die
Einspritzöffnung durchbrochen. g) In geschlossener Stellung des Formkastens werden
die Seitenwände mittels einer an einem von ihnen angeordneten Querverriegelung versperrt,
die mittels eines Hebels betätigt werden kann und sich beim Schließen mittels eines
Hakenverschlusses an die andere Seitenwand anlegen läßt. h) Der Deckel wird mit
der oberen Platte der Seitenteile verriegelt durch zwei Riegel, die sich um
eine
von dem Deckel getragene Achse drehen und durch einen Sperrhebel betätigt werden.
i) Das Umkippen bzw. Wiederaufrichten des Formkastens erfolgt mittels eines mechanischen
Getriebes, das durch eine Handkurbel betrieben wird und beispielsweise aus einem
Zahnrad und einem Zahnradsektor besteht. Das Getriebe kann auch mit Hilfe hydraulischer
Winden arbeiten.
-
Die Zeichnung zeigt vereinfacht ein Beispiel einer Spritzgußform
nach der Erfindung.
-
Fig. 1 zeigt die Spritzgußform geöffnet in perspektivischer Ansicht;
Fig. 2 zeigt einen Einzelteil im Schnitt mit eingespanntem Schuh; Fig. 3 zeigt die
Spritzgußform im aufgerichteten Zustand in Rückansicht; Fig. 4 zeigt die SpritzguBform
in Draufsicht von vorn; Fig. 5 zeigt die Spritzgußform von der Seite; Fig. 6 dient
zur Verdeutlichung der beiden Stellungen, die der Formkasten einnehmen kann.
-
Wie aus der Zeichnung deutlich wird, umfaßt die Vorrichtung als Hauptstück
einen Formkasten, dessen Bodenplatte 1 um eine horizontale Achse 41 schwenkbar angeordnet
ist. Auf der Bodenplatte ist ein Stützpfeiler 17 starr befestigt, der eine senkrechte
Achse 3 stützt, um die herum die beiden Seitenwände geschwenkt werden können, die
sich aus je einer Hälfte der Rückwand 4 und 6 und den anschließenden Seitenstücken
5 und 7 zusammensetzen. Zu diesem Zweck sind die Halbwände4 und 6, die die Rückwand
des Kastens bilden, mit angelöteten Scharnieren 18 und 19 ausgerüstet.
-
Die Seitenwände 5 und 7 sind starr auf den Hälften 4 und 6 der Rückwand
befestigt.
-
An dem oberen Teil des Stützpfeilers 17 ist eine horizontale Achse
8 angeordnet, um die der Deckel 9 für den Formkasten mittels der Scharniere 20 schwenkbar
ist.
-
Die Bodenplatte 1 des Formkastens weist fernerhin Festhalteeinrichtungen,
wie Gleitschienen 10 mit einem festen Anschlag 11, auf, durch die der Sockel 12
des Leistens 13 geführt und festgehalten werden kann. Die Seitenteile4, 5 und 6,
7 tragen jeweils die Hälften 14 und 15 einer Schablone, die abnehmbar bzw. auswechselbar
daran angeordnet ist. Die beiden Schablonenhälften bilden, wenn die Seitenteile
über dem Leisten geschlossen sind, zusammen den Umfang der Sohle, die geformt werden
soll.
-
Am Deckel 9 ist, ebenfalls abnehmbar bzw. auswechselbar, die Kolbenplatte
16 angeordnet, deren Umfang der Aussparung der Schablonen 14, 15 angepaßt ist und
die in der Hohlform der Unterseite der Sohle entspricht.
-
Der Formkasten besteht demnach in einer starren Anordnung, die gebildet
wird aus der Bodenplatte 1 und dem senkrechten Stützpfeiler 17, der die waagerechte
Welle 8 trägt, sowie aus den zu öffnenden seitlichen und oberen Begrenzungswänden.
Sind diese Wände, wie in der in Fig. 2 und 5 dargestellten Stellung, geschlossen,
so stellt die aus der Kolben- oder Deckplatte 16, den beiden Schablonenhälften 14
und 15 und dem Leisten 13 bestehende Anordnung einen geschlossenen Raum dar, der
der zu formenden Sohle entspricht. Der Deckel 9 und die Kolbenplatte 16 weisen zu
diesem Zweck eine Einspritzöffnung 21 auf, in die man beim Spritzvorgang die Austrittsöffnung
des Spritzzylinders einführt.
-
Damit bei starken Einspritzdrücken die verschiedenen Teile des Formkastens
gut schließen und gleichzeitig die Vorrichtung trotz des beträchtlichen Gewichtes
ihrer Einzelteile gut zu handhaben ist, sind weiterhin folgende Einrichtungen vorgesehen:
Die Seitenteile 5 und 7 sind je mit einem Arbeitshandgriff versehen; dieser besitzt
beispielsweise die Form eines Kugelgriffes 22, der am Ende eines kurzen Stieles
23 sitzt und in die Platte des Seitenteils eingeschraubt ist. Die beiden Handgriffe
erlauben die Anwendung der entsprechenden Kraft, um die Seitenteile durch Drehung
um die Achse 3 auseinander- bzw. zusammenzuklappen.
-
Die Verriegelung der Seitenteile in geschlossener Stellung erfolgt
mittels eines Hebels 24 mit Handgriff 25, der durch eine Achse 26 auf einem Scharnier
27 an der Seitenwand 5 angeordnet ist. Mittels einer Achse 28 ist auf dem Hebel
24 ein Querstück 29 mit senkrechten Verbindungsstreben bzw. Spreizen 31 angeordnet,
das an seinem anderen Ende eine Schließe 30 trägt, die in den am Seitenteil 7 angeordneten
Haken 32 eingreift. Wie ersichtlich, genügt es, zum Schließen des Formkastens die
Schließe 30 in den
Haken 32 einzuhängen und den Handgriff 25 zurückzudrücken, wodurch
sich der Hebel 24 um die Achse 26 dreht und die Verriegelung sicherstellt.
-
Die Verriegelung des Deckels wird mittels des Hebels 33 durchgeführt,
der einen Handgriff 34 trägt und auf einer Querachse 35 befestigt ist, die in zwei
Ösen 36 verzapft ist, und an ihren Enden zwei Riegel 37 trägt, deren Eingriffsteile
38 sich in Riegellöcher 39 einhaken können, die zu diesem Zweck in den beiden Seitenteilen
5 und 7 vorgesehen sind. Zur Erleichterung dieses Arbeitsganges trägt der Deckel
9 ebenfalls einen an seinem Vorderteil befestigten Handgriff 40.
-
Erfindungsgemäß umfaßt die Vorrichtung ferner Einrichtungen, mit
deren Hilfe sie in zwei verschiedene Stellungen gebracht werden kann. Die erste
Stellung entspricht den Fig. 1, 4 und 5 und ist in Fig. 6 (die das Kippen des Formkastens
darstellt) gestrichelt eingezeichnet. Die zweite Stellung ist in Fig. 6 mit ausgezogenen
Linien dargestellt; sie entspricht der Einspritzperiode. In dieser zweiten Stellung
ist der Formkasten durch Kippen in Richtung des Pfeiles F waagerecht um eine Achse
41, die von zwei lafettenartigen Wänden43 getragen wird, heruntergeklappt. Die Lafettenwände
sind auf einer Sockelplatte 42 befestigt, die ihrerseits auf einer um eine senkrechte
Achse 44 drehbaren Grundplatte 45 fest angeordnet ist.
-
Da der Formkasten ein beträchtliches Gewicht aufweist, wird sein
Umklappen gemäß dem Pfeil F (bzw. sein Hochklappen in umgekehrter Richtung) mittels
einer geeigneten mechanischen Einrichtung betätigt, wie sie beispielsweise in den
Fig. 4 und 5 dargestellt ist. Hiernach greift ein Zahnradsektor 46 in ein Zahnrad
47 ein, das durch einen mit der Lafettenwand 43 vereinigten Träger 48 getragen und
mittels einer Handkurbel 49 betätigt wird.
-
Wie ersichtlich erlaubt es die Kombination der Drehung um die senkrechte
Achse 44 einerseits und um die Achse 41 andererseits, die Einspritzöffnung an den
Spritzzylinder heranzuführen oder sie davon zu entfernen.
-
Die Vorrichtung arbeitet wie folgt: Zwecks Anspritzen von Sohlen,
die einer Serie von Schäften einer bestimmten Schuhnummer entsprechen, wird der
Leisten 13 in den Schienen 10 befestigt, die entsprechenden Halbschablonen 14 und
15 an den Seitenteilen 5 und 7 angebracht und die Kolbenplatte 16 auf den Deckel
9 aufgesetzt. Nun ist die Spritzgußform zur Herstellung der betreffenden Serie hergerichtet.
-
Der Schaft für die jeweilige Schuhgröße wird, wie in Fig. 1 gezeigt,
auf den Leisten aufgebracht, wobei der Formkasten in angehobener und geöffneter
Stellung ist. Die Seitenteile werden dann geschlossen, indem man die Handgriffe
22 einander nähert und das Ouerstück 29 mittels des Hebels 24 festlegt. Der Deckel
9 wird heruntergeklappt und verriegelt, indem man den- Hebel 33 herunterdrückt.
-
Wenn der Formkasten auf diese Weise geschlossen ist, kippt man ihn
im Sinne des Pfeiles F, indem man die Handkurbel 49 dreht und durch Schwenken der
Grundplatte 45 um die Achse 44 die Einspritzöffnung 21 im Deckel an den Spritzzylinder
bringt.
-
Nachdem die Masse eingespritzt ist, öffnet man die Form wieder, indem
man die obigen Arbeitsgänge im umgekehrten Sinn ausführt.
-
Mit Hilfe einer nach der Erfindung ausgebildeten Spritzgußform lassen
sich Sohlen sehr verschiedener Form und Größe an die Schäfte anspritzen, da die
bestimmenden Formelemente - Leisten, Halbschablonen
und Deck- oder
Kolbenplatte abnehmbar sind und ausgewechselt werden können, ohne daß an dem Formkasten
selbst irgendwelche Veränderungen vorgenommen werden müssen.
-
Selbstverständlich ist die Verwendung der Spritzgußform nach der
Erfindung nicht auf die Herstellung von Anspritzsohlen beschränkt. Die kippbare
Anordnung des teilbaren Formkastens erleichtert in jedem Fall den Guß und das Herausnehmen
des Gußstückes, da das Einspritzen stets in (in bezug auf die Einspritzrichtung)
waagerechter Stellung (Fig. 6, ausgezogener Teil), das Öffnen der Form dagegen in
senkrechter Stellung (Fig. 1) erfolgen kann. Die verhältnismäßig schweren Teile
der Form lassen sich in der letzterwähnten Stellung mühe- und gefahrlos in ihren
Scharnieren um die hierbei senkrecht stehende Achse 3 schwenken.
-
In der Praxis bewährt sich die Anordnung beispielsweise bei der Herstellung
von Fahrrad- oder Motorradsätteln ebenso gut wie für Anspritzsohlen.