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Herstellung und Gewinnung von Novobiocin Die Erfindung betrifft die
Herstellung von Novobiocin, einem neuen Antibioticum auf biologischem Wege.
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Die Auffindung der erstaunlichen antibiotischen Eigenschaften des
Penicillins erregte großes Interesse und hatte die Entdeckung vieler anderer wertvoller
Antibiotica zur Folge, z. B. Streptothricin, Streptomycin, Gramicidin, Subtilin,
Bacitracin, Chlortetracyclin, Oxytetracyclin, Terramycin u. dgl. Im allgemeinen
wirken einige dieser Antibiotica auf bestimmte gramnegativ e Erreger, andere sind
gegen grampositive Erreger wirksam und andere wiederum sowohl gegen gramnegative
als auch grampositive Erreger. Gewöhnlich ist jedoch die Aktivität der bekannten
Antibiotica auf einige pathogene Erreger beschränkt; man hat fortgesetzt versucht,
Antibiotica aufzufinden, die gegen andere Erreger wirksam sind.
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Obgleich sich manche Antibiotica bei der Behandlung verschiedener
Krankheiten als unschätzbar erwiesen haben, werden bestimmte Stämme einiger pathogener
Organismen gegenüber einem bestimmten Antibioticum resistent; das betreffende Antibioticum
besitzt daher keine Aktivität mehr gegen diese Stämme.
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Diese Unzulänglichkeit der bekannten Antibiotica hat nun weitere Forschungsarbeiten
mit dem Ziel ausgelöst, Antibiotica aufzufinden, welche sowohl in einem breiteren
Bereich pathogener Erreger als auch gegen die resistenten Stämme bestimmter Organismen
aktiv sind.
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Das neue Antibioticum entsteht bei der Kultur einer bisher unbekannten
Mikrobenart unter gesteuerten Bedingungen, die als Streptomyces spheroides bezeichnet
wird. Diese wurde aus der Erde einer alter: Weidensode in Vermont isoliert. Die
neue Mikrobe erhielt die Bezeichnung Streptomyces spheroides MA-319 in der Kultursammlung
der Fa. Merck & Co., Inc., Rahway, New Jersey. Eine Kultur wurde bei der Fermentation
Section of the Northern Utilization Research Branch, United States Department of
Agriculture in Peoria, Illinois, niedergelegt und in diese Dauerkultursammlung unter
N RRL 2449 aufgenommen.
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Die morphologischen und Kultureigenschaften von Streptomyces spheroides
sind in folgender Aufstellung zusammengestellt Streptomyces spheroides Morphologie:
(Untersucht auf YED, Czapeks Saccharose und Glucose-Asparagin-Agar) Sporen oval,
0,7 bis 1,1 &, Breite mal 1,5 bis 2,0 &, Länge. Einige Spiralen sind offen,
die Mehrzahl aber liegt geschlossen und kompakt. In einigen Zonen erscheinen die
Spiralen kugelähnlich.
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Czapeks Saccharose: Schnelles klares Wachstum. Reichliches weißes
Luftmycel in gelblichweißem bis olivgrauem Farbton. Kein Wachstum in dem Medium.
Kein lösliches Pigment. Unterseite weiß, wird strohfarben. Oberflächenwachstum glänzend.
Gelatine: Verflüssigung beginnt in 2 bis 3 Tagen. Vollständige Verflüssigung nach
10 bis 11 Tagen. Kein lösliches Pigment. Gelblichweiß gefärbt, flockiges Sediment.
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Glucose-Asparagin-Agar: Reichliche weiße Luftmycelbildung, wird grau.
Kein lösliches Pigment. Glucose-Pepton-Agar : Mäßiges gelbes Wachstum. Grauweißes
Luftmycel. Unterseite strohfarben. Kein lösliches Pigment.
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Glucosebrühe : Häutchen. Sinkt beim Rühren auf den Boden des Reagenzrohres.
Kein lösliches Pigment. Oberflächenhäutchen in alter Kultur.
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Milch: 28'C: 7 Tage, keine Änderung; nach 14 Tagen, Ring bei pH 7,0;
nach 15 bis 23 Tagen beginnende Koagulation und Peptonisierung; 23 Tage pH = 6,5,
Koagulation nach 45 Tagen vollständig. 37°C: kein Wachstum.
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Kartoffelpfropf: Langsam. Spärliches, weißes Wachstum in 7 Tagen.
Nach 14 Tagen schweres, graues Wachstum. Graues Luftmycel. Kartoffel wird dunkelbraun.
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Stärke-Agar : Lösliche Stärke: 4 Tage: Stärke hydrolysiert. Schweres
`'Wachstum; weißes Luftmycel. Unterseite gelblichweiß bis strohfarben.
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Kartoffelstärke: 4 Tage: Stärke hydrolysiert. Schweres `'Wachstum;
durchscheinendes, farbloses Wachstum wird grau bis grauweiß. Weißes Luftmycel.
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Nitrat-Agar: 2 Tage: schwache Reduktion zu Nitrit. 4 Tage: schwache
Reduktion zu Nitrit.
Glucose-Nähragar: Mäßiges farbloses Wachstum,
reichliche Bildung von weißem Luftmycel. Unterseite schwach strohfarben. Kein Wachstum
in dem Medium.
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Milch-Agar: Hydrolyse von Kasein nur unter Kolonien. Möhre: Sehr schweres
weißes Wachstum.
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Citrate: Sehr spärliches Wachstum.
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Optimale Temperatur: 20 bis 26°C: Gutes Wachstum. 28°C: Sehr gutes
Wachstum. 37°C: Kein Wachstum. 50'C: Kein Wachstum.
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Indol: Negativ.
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Tyrosin-Agar: Reichliche Bildung von weißem Luftmycel. Kein Pigment.
18 Tage: Strohfarbenes Pigment. 60 Tage: Dunkelbraunes lösliches Pigment.
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Glycerin-Nähr-Agar: Reichliche Bildung von weißem Luftmycel. Stroh-
bis bernsteinfarbenes lösliches Pigment. Kein Wachstum in dem. Medium. Unterseite
gelblichweiß.
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Czapeks Saccharose: Reichliches weißes Wachstum als Häutchen. Weißes
Sediment am Boden des Rohres, haftet an der Rohrwandung, oben und unten Flüssigkeitsspiegel.
Unterseite strohfarben.
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Cellulose: Kein Wachstum.
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Calciummalat: Mäßige Bildung von weißem Luftmycel. Mäßiges Wachstum
in dem Medium. Kein lösliches Pigment. Unterseite nicht gefärbt.
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Kohlehydrate: Alkalische Reaktion, keine Gasbildung aus Adönit, Arabinose,
Cellobiose, Dextrin, Dextrose, Galactose, Lactose, Laevulose, Maltose, Mannit, Mannose,
Raffinose, Salicin-Rhamnose, Saccharose, Xylose.
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Obige Beschreibung der Novobiocin bildenden Mikroorganismen dient
lediglich der Erläuterung für geeignete Stämme von Streptomyces spheroides, die
bei der Herstellung von Novobiocin benutzt werden können. Die Erfindung ist nicht
auf Mikroben beschränkt, welche dieser Beschreibung entsprechen, sondern erfaßt
auch andere Arten von Streptomyces spheroides, welche Mutanten der beschriebenen
Mikroben sind, die z. B. durch natürliche Auswahl erhalten oder durch mutierende
Mittel, z. B. Bestrahlung mit Röntgenstrahlung, mit UV, 2,2-Dichlor-N-methyldiäthylaminhydrochloridu.
dgl., erzeugt werden.
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Auf Grund der Tatsache, daß Streptomyces spheroides ein Saprophyt
und psychrophil bis mesophil ist und auf organischen Medien kein lösliches Pigment
produziert, außer auf einem Spezialmedium, welches stark tyrosinhaltig ist, ferner
auf Grund der Tatsache, daß reichlich weißes oder farbloses Luftmycel entsteht,
ist die am nächsten stehende Art, welche in Bergeys Manual of Determinative Bacteriology
(6. Ausgabe) beschrieben ist, Streptomyces albus.
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Neuere Beschreibungen verwandter Kulturen, die seit Veröffentlichung
von Bergeys Manual erschienen sind, benennen Streptomyces globisporus, Streptomyces
farinosus, Streptomyces longisporus und Streptomyces annulatus, die in dem Buch
»Actinomycetes and their Antibiotics« von Waksman und Lechevalier beschrieben sind.
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Streptomyces spheroides unterscheidet sich von Streptomyces globisporus
und Streptomyces farinosus darin, daß er dichte Spiralketten von Konidien erzeugt,
während diese beiden Arten keine Spiralen erzeugen. - Spiralbildung oder fehlende
Spiralbildung ist ein Kriterium für Streptomycesarten.
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Streptomyces spheroides unterscheidet sich von Streptomyces longisporus
darin, daß er keine zylindrischen Sporen mit scharf geschnittenen Enden aufweist,
welche für Streptomyces longisporus charakteristisch sind.
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Streptomyces spheroides unterscheidet sich von Streptomyces annulatus
darin, daß er keine konzentrischen Wachstumsringe erzeugt, ein Merkmal von Streptomyces
annulatus. Streptomyces spheroides unterscheidet sich von Streptomyces albus in
zwei physiologischen Merkmalen. Streptomyces albus reduziert Nitrat zu Nitrit; Nitrite
sind dagegen nach dem Wachstum von S. spheroides kaum nachweisbar. Auch die Eigenschaften
des Wachstums der beiden Kulturen auf einem Kartoffelkeil weichen stark voneinander
ab. S. spheroides erzeugt dichte Spiral-Konidien, häufig mit so dichten Windungen,
daß sie dichte Kugeln oder Sporenballungen zu bilden scheinen. Dieses Merkmal ist
bei nachfolgenden Kulturen von S. spheroides ständig reproduzierbar und so schlagend,
daß es die Kultur von allen untersuchten S. albus-Kulturen deutlich unterscheidet.
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Novobiocin reagiert wie eine saure organische Verbindung und ist in
alkalischen Lösungen, z. B. wäßrigen Lösungen der Alkalihydroxyde, -carbonate und
-bicarbonate sowie in Methanol, Äthanol, n-Butanol, sec.-Butanol, Äthylacetat, Essigsäure,
Dioxan, Aceton, Methyläthylketon, leicht löslich, unlöslich oder kaum löslich dagegen
in Äther, Benzol, Chloroform, Tetrachlorkohlenstoff, Äthylendichlorid, Wasser, Salzsäure.
Es wird aus alkalischer Lösung durch Ansäuern ausgefällt.
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Novobiocin wird durch die beschriebenen Verfahren in zwei Kristallarten
erhalten. Die eine Kristallart in Form von Rosetten hat einen Schmelzpunkt von etwa
152 bis 154°C; die andere Kristallart in Form flacher Nadeln schmilzt bei etwa 170
bis 172°C. Diese zuweilen gemeinsam anfallenden Kristallarten lassen sich mechanisch
voneinander trennen.
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Novobiocin ist optisch aktiv und zeigt eine Drehung von [a]D
= -27° (0,1 in n-Natriumhydroxydlösung); [a]ö = -44° (0,1 in Pyridin).
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Eine Lösung von Novobiocin in 0,1 n-Natriumhydroxyd zeigt eine charakteristische
Ultraviolettabsorption mit einer Spitze bei etwa 307 mp, (El t 600). Eine Lösung
von Novobiocin in 0,1 n-Salzsäure in wäßrigem Methanol zeigt auch eine charakteristische
Ultraviolettabsorption mit einer Spitze bei etwa 324 m#t (Ei%m 390). Eine Lösung
von Novobiocin in einer auf p$ 7 gepufferten Phosphatlösung hatte Hauptmaxima in
den Ultraviolettabsorptionsspektren bei 304 mp@ (E;%_ 350).
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Das Inirarotabsorptionsspektrum von praktisch reinem amorphem oder
submikrokristallinem Novobiocin, welches in einem Mineralöl (Nuj o1) suspendiert
ist, wurde in einem Infrarotspektrophotometer, Modell 12 B Baird Associates, mit
einem Chlornatriumprisma ermittelt; es zeigte mehrere charakteristische Spitzen,
die ausgeprägteren haben folgende Frequenzen, ausgedrückt in Mikron: 5,8 bis 6,0
(breit), 6,10, 6,21, 6,30, 6,49, 6,63, 7,4 bis 7,6 (breite,Schulter), 7,78, 7,96,
8,27 (schwach), 8,60 (Schulter), 8,7 (Schulter), 9,13, 9,40, 10,0 bis 10,1
(breit),10,28,10,60 (breit), 12,0 bis 12,30 (breit), 12,60 bis 12,75 (breit),
13,07
und 13,39. Das Inirarotspektrum zeigt Fig. 1. Das für die Bestimmung
des Spektrums benutzte amorphe oder submikrokristalline Novobiocin wurde aus kristallinem
Novobiocin durch »Nornlalisierunga hergestellt. Hierzu wird eine Lösung von 1 g
kristallinem Novobiocin in 100 ccm Aceton rasch mit 1 1 Petroläther versetzt, worauf
sich amorphes Novobiocin aus der Lösung abscheidet. Der Niederschlag wird abfiltriert,
mit. Petroläther gewaschen und unter vermindertem Druck bei 100°C getrocknet.
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Praktisch reines, nach dieser Arbeitsweise normalisiertes Novobiocin
zeigt das Infrarotabsorptionsspektrum von Fig. 1. Fig.2 und 3 bringen das Infrarotabsorptionsspektrum
der in Nadeln und in Rosetten kristallisierenden Formen zur Anschauung. Während
die verschiedenen, nach obigen Angaben »normalisierten« Kristallformen verschiedene
Absorptionsspektren aufweisen, wie aus Fig. 2 und 3 hervorgeht, haben die amorphen
oder sub:-mikrokristallinen
Produkte das Absorptionsspektrum von
Fig. 1.
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Novobiocin besteht aus den Elementen Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff
und Sauerstoff. Die Elementaranalyse von kristallinem Novobiocin ergibt folgende
Zusammensetzung
Kohlenstoff ................. 60,24; 60,26°/o |
Wasserstoff ................. 6,56; 6,49°/o |
Stickstoff . . . . . . . . . . . . . . . . 1.. 4,860/0 |
Sauerstoff .................. 29,3 °/, |
Nach der Mikroanalyse ergibt sich für Novobiocin die Zusammensetzung C3o_32H34_42N2Olo-12*
Novobiocin ist eine saure Substanz, die sich mit Basen zu Salzen umsetzt. Bei der
Umsetzung mit 1 Äquivalent Natriumhydroxyd entsteht das Mononatriumsalz, bei Umsetzung
mit 2 Äquivalent das Dinatriumsalz. Andere anorganische Basen bilden die entsprechenden
Metallsalze. Umsetzung mit einer organischen Base, z. B. einem Amin, ergibt die
entsprechenden Aminsalze. Novobiocin bildet so mit Methylamin das entsprechende
Methylaminsalz.
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Die Acidität von Novobiocin ist ein Kriterium für dieses neue Antibioticum.
Beim Titrieren von Novobiocin mit Natriumhydroxyd werden zwei basenbindende Gruppen
festgestellt. Die erste zum Mononatriumsalz führende Bindung erfolgt bei einem pu
von etwa 7,0 und hat ein pK von etwa 3,8. Die zweite Bindung findet bei einem pu
von etwa 11,0 statt und zeigt ein p11 von etwa 9,4. Die potentiometrische Titration
in einem Gemisch aus Wasser und Aceton (3:4) zeigte zwei saure funktionelle Gruppen,
p,11 1/2 etwa 4,7, Äquivalentgewicht 653, und p112 1/2 etwa 10, Äquivalentgewicht
660 bis 680. Die Bestimmung der sauren Gruppen durch Ultraviolettabsorption ergab
die Werte pul 1/2, 3,8 und p112 1/2, 9,4. Das Molekulargewicht von Novobiocin in
einem azeotropen Gemisch aus Isopropanol und Wasser ist nach der ebullioskopischen
Methode 592 ± 25.
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Kristallines Novobiocin hat eine mikrobiologische Aktivität von etwa
5000 Einheiten/mg nach den üblichen Schalenplattendiffusionsmethoden mit Bacillus
megatherium ATCC 9885 bei Verwendung von praktisch reinem Novobiocin als Prüfobjekt.
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Novobiocin hemmt in erster Linie grampositive Erreger, ist aber auch
gegen gramnegative Erreger wirksam. Erreger, deren Wachstum schon durch sehr niedrige
Novobiocinmengen oder deren Salze gehemmt wird, sind unter anderem folgende: M.
pyogenes var. albus, M. pyogenes var. aureus, Streptococcus pyogenes, Proteus vulgaris,
Pasteurella multocide, Hemophilus pertusis, Pasteurella avicida, Diplococcus pneumoniae,
Corynebact. diphtheriae intermedius, Corynebact. diphtheriae mitis, Corynebact.
xerose, Corynebact. renale, Neisseria meningitidis, Sarcina lutea (VD), M. pyogenes
aureus resistent gegen Aureomycin, M. pyogene aureus resistent gegen Streptomycin-Streptothricin,
und M. pyogenes aureus resistent gegen Penicillin.
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Das Natriumsalz von Novobiocin hemmt bei der Prüfung mit einer agarhaltigen
Verdünnung das Wachstum verschiedener Species von M. pyogenes var. aureus, M. pyogenes
var. albus, Neisseria meningitidis (No. 274) und Sarcina lutea (VD) bei Konzentrationen
unter 0,5 mg/ccm. Andere Mikroben werden durch Novobiocin oder dessen Salze in wechselndem
Maße angegriffen.
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Novobiocin wird von Mäusen, Ratten und Hunden nach einer oder wiederholten
oralen Verabfolgungen gut vertragen. In Mäusen beträgt 11D5, etwa 2,0 g/kg. Bei
Ratten oder Hunden trat nach Tagesdosierungen von 0,2 g/kg während 90 bis 140 Tagen
keine Toxizität ein. Novobiocin wird durch aerobe Gärung geeigneter wäßriger Medien
unter den weiter unten beschriebenen Bedingungen mittels Stämmen von Streptomyces
spheroides erzeugt. Wäßrige Medien, wie sie für die Erzeugung anderer Biotica im
Gebrauch sind, eignen sich hierfür. Die Medien enthalten Quellen von assimilierbarem
Kohlenstoff und Stickstoff sowie anorganische Salze. Außerdem enthalten die Gärmedien
Spurenmetalle, die für das Wachstum des Organismus notwendig und in zusammengesetzten
Quellen von Kohlenstoff und Stickstoff vorhanden sind.
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Im allgemeinen sind Kohlehydrate wie Zucker, z. B. Dextrose, Saccharose,
Maltose, Lactose, Dextrin u. dgl., sowie Stärke geeignete Quellen für assimilierbaren
Kohlenstoff. Die genaue Menge der Kohlenstoffquelle, welche in dem Medium zu verwenden
ist, hängt teilweise von den anderen Bestandteilen des Mediums ab; gewöhnlich sind
etwa 1 bis 6 Gewichtsprozent Kohlehydrate, bezogen auf das Gewicht des Mediums,
ausreichend. Diese Kohlenstoffquellen können einzeln oder kombiniert verwendet werden.
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Eine Reihe von Stickstoffquellen, wie Caseinhydrolysate, papainangedautes
Sojabohnenmehl, Erdnußmehl, Erdnußölmehl, lösliche Schlempebestandteile, Maisquellwasser,
Natriumnitrat, Ammoniumchlorid, Ammoniumsulfat u. dgl., werden leicht durch Streptomyces
spheroides assimiliert und können in den Gärmedien zur Bildung des neuen Antibioticums
verwendet werden. Im allgemeinen sind organische Stickstoffquellen, insbesondere
Sojabohnenmehl und lösliche Schlempebestandteile, für die Erzeugung von Novobiocin
sehr gut geeignet. Die verschiedenen organischen oder anorganischen Stickstoffquellen
können entweder allein oder in Kombination miteinander, und zwar in Mengen von etwa
0,2 bis 6 Gewichtsprozent des wäßrigen Mediums, Verwendung finden.
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Der Zusatz von Natriumchlorid zu einem Medium, welches geeignete Quellen
von Kohlenstoff und Stickstoff enthält, ist in Mengen von etwa 0,1 bis
10/, für die Herstellung des neuen Antibioticums zweckmäßig. Im allgemeinen
ist eine Natriumchloridmenge, die etwa 0,25 Gewichtsprozent des Nährmediums entspricht,
sehr gut brauchbar.
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Beispiele für geeignete Medien für das Wachstum von Streptomyces spheriodes
und Herstellung von Novobiocin sind folgende:
Medium Nr. 1 Sojabohnenmehl . . . . . . . . . . . . . 20/, |
Chlornatrium . . . . . . . . . . . . . . . 0,250/0 |
Dextrose . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 bis 3 °/o |
lösl. Schlempebestandteile .... 0,750 !, |
Medium Nr. 2 Maisquellwasser . . . . . . . . . . . . . 2 bis
6 °/, |
Dextrose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 bis 4 °/, |
Medium Nr. 3 lösliche Schlempebestandteile. 3 bis 6 °/, |
Dextrose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 bis 6 0/, |
Medium Nr. 4 lösliche Schlempebestandteile 3 bis 6 °/, |
Die Gärung mittels der Novobiocin erzeugenden Mikroben kann bei etwa 20 bis 37°C
erfolgen; die Optimaltemperatur beträgt 24 bis 28°C. Der pg-Wert der Nährmedien
für das Wachstum von Streptomyces spheroides und die Erzeugung des Antibioticums
liegt in der Größenordnung von etwa 5,5 bis 9,0.
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Novobiocin wird durch Oberflächengärung und submerse Gärung erzeugt;
bevorzugt wird die submerse Gärung. Kleinversuche werden zweckmäßig in der Weise
ausgeführt, daß das Nährmedium in einen Kolben eingebracht und dieser nebst Inhalt
durch Erhitzen auf 120-C sterilisiert, der Kolben mit einigen Sporen oder einem
vegetativen Cellularwachstum eines Novobiocin erzeugenden
Stammes
von Streptomyces spheroides geimpft, der Kolbenhals mit Baumwolle lose verschlossen
und die Gärung bei konstanter Temperatur von etwa 25°C auf einer Schüttelmaschine
während etwa 2 bis 7 Tagen durchgeführt wird. Gärungen mit größeren Mengen werden
vorzugsweise in Behältern vollzogen, die mit einem Rührwerk und einer Belüftungseinrichtung
für das Gärmedium ausgestattet sind. Hierbei wird das Nährmittel in dem Behälter
bereitet und durch genügend langes Erhitzen auf 120°C sterilisiert. Das sterilisierte
Medium wird nach dem Abkühlen mit einer geeigneten Quelle eines vegetativen Cellularwachstums
eines Novobiocin erzeugenden Stammes von Streptomyces spheroides beimpft. Die Gärung
wird in 2 bis 7 Tagen unter Rühren und bzw. oder Belüften des Nährmediums unter
Aufrechterhaltung der Temperatur auf etwa 24 bis 27'C vollzogen. Diese Arbeitsweise
eignet sich besonders zur Herstellung des Antibioticums in großen Mengen.
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Wenn die Gärung submers erfolgt, kann ein geeignetes Antischaummittel
in geringer Menge, z. B. Sojabohnenmehl, Ricinusöl, Schmalzöl, 10/, Octadecanol
in Mineralöl oder ein substituiertes Oxazolin, welches unter dem Handelsnamen »Alkaterge
Ca auf dem Markt ist, u. dgl., zugesetzt werden.
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Die nachfolgenden Beispiele dienen der Erläuterung der Gärung zur
Herstellung von Novobiocin. Beispiel 1 Ein Medium mit 2°/o Sojabohnenmehl, 1l)/,
Dextrose, 0,25 °/o Chlornatrium und 0,750/, lösliche Schlempebestandteüe wurde mit
Leitungswasser bereitet. Etwa 25 ccm Medium wurden in einen 75-ccm-Kolben eingebracht
und durch Erhitzen auf 120°C während 20 Minuten sterilisiert. Das Medium wurde danach
mit einer vegetativen Kultur von Streptomyces spheroides MA-319 (NRRL 2449) beimpft
und der Kolben mit Baumwolle lose verschlossen. Diese wurde dann auf eine Schüttelmaschine
mit einem Ausschlag von 3,8 cm bei 28°C für 6 Tage gebracht. Die vergorene Flüssigkeit
wurde nach der Zylinderplattenmethode mit Bacillus megatherium ATCC 9885 als Prüfmikrobe
geprüft. Die Aktivität wurde zu 600 Einheiten/ccm oder 30 meg/ccm Novobiocin ermittelt.
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Bei Vergären eines Mediums aus 2°/o Sojabohnenmehl, 30/, Dextrose,
0,250/, Chlornatrium und 0,750/, lösliche Schlempebestandteile wurde in der
vergorenen Flüssigkeit eine Aktivität von 256 mcg/ccm festgestellt.
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Nach Beispiel 1 wurden weitere Versuche mit einer Gärdauer von 7 Tagen
angestellt, wobei 3 Medien vergoren wurden: Erstens 4 °/o lösliche Schlempebestandteile,
5 °/o Dextrose; zweitens 2 °/o Maisquellwasser, 5 °/o lösliche Schlempebestandteile,
5 °/o Dextrose; drittens 2 °/o gemahlener Roggen, 5 °/o lösliche Schlempebestandteile,
5 % Dextrose. Folgende Aktivitätswerte wurden ermittelt: 511 mcg/ccm; 720
mcg/ccm; 740 mcg/ccm Novobiocin. Beispiel 2 Größere Mengen Novobiocin können durch
submerse Gärung in Behältern folgendermaßen erzeugt werden: Eine Blake-Flasche mit
25 ccm eines sterilen wäßrigen Agarmediums aus 10/, Hefeextrakt, 10/,
Dextrose,
0,120/, Na, H P 04, 0,0750/0 K HZ P 04, 01050/0 Mg S 04 . 7 HZ O, 2 °/o Agar in
wäßriger Lösung wurde mit einer geringen Menge Kulturerde von Streptomyces spheroides
MA-319 (NRRL 2449) beimpft und 4 bis 5 Tage bis zur ausreichenden Sporenbildung
bei 26°C bebrütet.
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20 ccm steriles Wasser wurden in die Blake-Flasche eingegossen und
die Sporen zu einer Suspension verrieben. Etwa 5 ccm der Sporensuspension wurden
in einen 2-1-Erlenmeyerkolben eingetragen, in dem sich 750 ccm eines sterilen wäßrigen
Mediums aus 0,3 °/o Rindfleischextrakt, 1,00/, Casienhydrolysat, 100/, Dextrose,
0,50/,
Chlornatrium, mit einem pH-Wert von etwa 7,2 befanden. Der Kolben wurde
mit Baumwolle verschlossen und bei 26°C auf einer Rotationsschüttelmaschine 48 Stunden
lang bebrütet.
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Die vegetative Kultur wurde dann in ein 189-1-Gärgefäß aus rostfreiem
Stahl eingetragen, in dem sich etwa 95 bis 1131 sterilen Rindfleischextraktmediums
der oben angegebenen Zusammensetzung befanden. Nach Zusatz einer 1 °/oigen Lösung
von Octadecanol in Mineralöl als Antischaummittel in geringer Menge wurde das Medium
bei 26°C während 48 Stunden bebrütet. Das Medium wurde hierbei geschüttelt und sterile
Luft mit einer Geschwindigkeit von etwa 84,961/min hindurchgeleitet.
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Ein Gärgefäß aus rostfreiem Stahl von etwa 7561 wurde dann mit etwa
3781 eines wäßrigen Mediums beschickt, das folgende Zusammensetzung hatte: 3°/o
Sojabohnenmehl, 2 °/o Dextrose, 0,75 °/o lösliche Schlempebestandteile, 0,25()/,
Chlornatrium.
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Das Medium hatte einen pH-Wert von etwa 7,1. Nachdem das Medium mit
Dampf bei etwa 120°C während 30 Minuten sterilisiert und gekühlt war, wurde das
Gärgefäß mit etwa 8,40/0 der vegetativen Impfkultur, die in dem 189-1-Gärgefäß nach
obigen Angaben bereitet war, beimpft. Das Gut wurde dann bei 26°C unter Schütteln
und 339,841/min Luftdurchtritt bebrütet. Nach 96 Stunden hatte die vergorene, Novobiocin
enthaltende Flüssigkeit eine Aktivität von etwa 82 mcg/ccm.
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Die Konzentration der neuen antibiotischen Substanzen in den oben
beschriebenen Gärmedien beträgt gewöhnlich etwa 30 bis 400 mcg/ecm; die Feststoffe
der Gärflüssigkeiten zeigen im allgemeinen eine Aktivität von etwa 1 bis 2 mcg/mg
Feststoff. Die aktiven Substanzen können gereinigt und durch mehrere Verfahren in
reinerer Form gewonnen werden. Beispielsweise werden die antibiotischen Substanzen
mittels n- oder sec.-Butanol aus dem alkalischen Gärmedium extrahiert. Andere Reinigungsverfahren,
dienen der Gewinnung von Novobiocin in Kristallform. Danach wird das rohe Antibioticum
durch Ausfällung aus alkalischer Lösung mittels Säuren, Chromatographie an Aluminiumoxyd
und Adsorption an geeigneten Ionenaustauschharzen oder durch Kombination mehrerer
dieser Verfahren gereinigt. Kristallnovobiocin läßt sich beispielsweise folgendermaßen
gewinnen: Nach Filtrieren der ganzen Gärflüssigkeit bei einem pH-Wert von 9,0 wurden
2,27 kg Diatomeenerde-Filtrierhilfsmittel je 3781 der filtrierten Flüssigkeit zugesetzt.
Sodann wurde mit Salzsäure bis auf einen pH-Wert von 2,0 langsam angesäuert. Nach
10 Minuten langem Schütteln wurde die Masse filtriert und der Filterkuchen mit Wasser
gewaschen. In dem sauren Filtrat war kein Antibioticum nachweisbar. Die ausgefällten
Feststoffe, ausschließlich des Filtrierhilfsmittels, hatten einen Reinheitsgrad
von 0,2 bis 0,3 %.
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Der Filterkuchen der sauren Ausfällung wurde zweimal mit 85 °/oigem
wäßrigem Methanol bei einem pH-Wert von 9,0 extrahiert, wobei annähernd ein Zehntel
des ursprünglichen Volumens der Gärflüssigkeit für jede Extraktion benutzt wurde.
Diese Extraktion lieferte insgesamt etwa 80 °/o der gesamten Bioaktivität der Gärflüssigkeit.
Die Feststoffe hatten in Lösung einen Reinheitsgrad von 1 bis 1,5 °/a.
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Die wäßrige Methanollösung wurde auf etwa ein Zehntel des Volumens
der ursprünglichen Methanollösung konzentriert. Das pu wurde auf 9,0 mit Ätznatron
eingestellt und die Lösung zweimal mit gleichen Raumteilen
n-Butanol
extrahiert. Das scheinbare Verteilungsverhältnis bei einem pH-Wert von 9,0 beträgt
etwa 40: 1. Die Feststoffe des Butanolextraktes hatten einen Reinheitsgrad von 4
bis 60/0.
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Der Butanolextrakt wurde auf ein Zehntel des ursprünglichen Volumens
eingeengt und in 15 Raumteile Wasser, pH-Wert = 9,0, eingetragen. Danach wurde ein
Filtrierhilfsmittel in einer Menge von 0,5 g je 3,781, bezogen auf das ursprüngliche
Volumen der Gärflüssigkeit, eingetragen und der pH-Wert langsam durch Zuführung
von Salzsäure auf 2,0 eingestellt. Die gesamte Bioaktivität wird hierbei auf dem
Filtrierhilfsmittel niedergeschlagen und abfiltriert. Der Reinheitsgrad der Feststoffe,
ausschließlich des Filtrierhilfsmittels, betrug etwa 10 bis 120/10.
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Der Kuchen wurde im Vakuum bei 40°C getrocknet, vermahlen und mit
Petroläther verrieben (etwa 180 bis 400 ccm für die aus je 3,781 Gärflüssigkeit
stammenden Feststoff), bis das Filtrat farblos war. Hierbei wurden 20 bis
250/, der Feststoffe ausgeschieden und die inaktiven öligen Gärungsprodukte,
welche in der Masse verblieben waren, entfernt. Durch das Verreiben ging keine Bioaktivität
verloren. Die verbleibenden Feststoffe hatten einen Reinheitsgrad von 12 bis
150/,.
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Der Kuchen wurde mit wasserfreiem Äthanol extrahiert, bis die Extrakte
schwachhellgelb gefärbt waren. Die Extrakte wurden vereinigt und auf 15 bis 20 °/p
Feststoffe mit etwa 40 000 mcg/ccm Bioassay konzentriert. Der Feststoff hatte einen
Reinheitsgrad von 20 bis 300/,
und 200 bis 300 mcg/mg Bioassay.
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Die konzentrierte Äthanollösung wurde an säuregewaschenem Aluminiumoxyd
chromatographiert. Ein Aluminiumoxydverhältnis von 50:1, bezogen auf die Gesamtmenge
an Feststoffen in der Beschickungslösung, muß zur Erzielung einer ausreichenden
Reinigung angewandt werden. Die aktive Substanz passiert die Säule, während ein
großer Teil der festen Fremdstoffe an der Säule zurückbleibt. Die A1203 Säule wurde
zur Gewinnung von Novobiocin mit Äthanol eluiert. Etwa 95 °/o der Bioaktivität waren
in dem 2,5- bis 3fachen Säulenleerraum.
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Das mit Bioassay bezeichnete Testverfahren ist weiter unten erläutert.
Tabelle |
Volumen Bioassay |
Gesamteinheiten |
ccm |
Einh./CCM I mg/ccm mcg/mg |
Säulenbeschickung ...... 1000 44000 265 166 220 x 106 |
Segment 1*) ............ 1000 92 2,5 37 0,46 x 106 |
" 2 ............ 1000 8400 19,6 428 42 x 106 |
" 3 ............. 1000 15200 31,3 484 76 x 106 |
" 4 ............. 1000 12400 22,3 556 62 x 106 |
" 5 .....ä....... 1000 7400 13,4 552 37 x 106 |
" 6 ............. 1000 2600 4,5 604 13 x 106 |
" 7 ............. 1000 900 1,3 690 4,5 x 106 |
Mittel ................. I 7000 I 6700 I 13,2 I 504 |
*) erste Farbe. |
A120,-Vol. = 8000 ccm; Säulenleerraum = 2600 ccm; |
Das Äthanoleluat der A1203 Säule wurde auf etwa 5 °/o Feststoffe konzentriert. Wasser
wurde bis zur Trübung zugesetzt; hierfür wurde etwas mehr als die gleiche Raummenge
benötigt; das Produkt wurde zur Auskristallisation des Antibioticums sich selbst
überlassen. Die Kristallbildung verlief sehr langsam. Nach 5 Tagen waren noch bis
zu
150/, der ursprünglichen Bioaktivität in der überstehenden Flüssigkeit.
Rühren bzw. oder Temperaturänderung hat augenscheinlich auf die Geschwindigkeit
der Kristallbildung wenig Einfluß. Die Novobiocinkristalle hatten etwa 500 bis 600
mcg/mg Bioassay.
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Der Kristallbrei wurde in wasserfreiem Aceton zu einer 30°/oigen Lösung
aufgelöst, die mit Aktivkohle in der doppelten Gewichtsmenge des gelösten Kristallbreis
behandelt wurde. Darauf wurde abfiltriert und mit Aceton wiederholt gewaschen, um
die Lösung auf etwa 50/, Feststoffe zu verdünnen. Petroläther wurde bis zur
Trübung zugesetzt und die Kristallbildung von Novobiocin abgewartet. 90 bis
9501'. der Bioaktivität wurden gewonnen; die Kristalle des Antibioticums
zeigten 900 bis 1000 mcg/mg bei der Probe.
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Die Salze von Novobiocin lassen sich leicht durch Umsetzung desselben
mit Basen herstellen. Die folgenden Beispiele erläutern die Salzbildung.
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Beispiel 3 Mononatriumsalz von Novobiocin Etwa 40 g Novobiocin wurden
in 800 ccm Äthylacetat bei etwa 80°C gelöst. Nach Abkühlen auf etwa 25'C wurde eine
Lösung von 3,43 g Natriummethoxyd in 34 ccm Methanol während 20 bis 30 Minuten zugesetzt.
Der Niederschlag aus Novobiocin-Mononatriumsalzwurde abfiltriert, mit etwa 200 ccm
Äthylacetat gewaschen und bei 70°C in 6 Stunden unter vermindertem Druck, schließlich
bei 55°C in 24 Stunden unter vermindertem Druck getrocknet.
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Das Mononatriumsalz wurde dadurch zur Kristallisation gebracht, daß
1,1 g in 3 ccm Methanol gelöst, die klare Lösung mit 55 ccm Aceton bis zur Trübung
verdünnt, die trübe Lösung mit einigen Kristallen Natriumnovobiocin beimpft und
die Lösung bei Raumtemperatur etwa 4 Stunden bzw. bis zur Beendigung der Kristallbildung
gerührt wurde. Die ausgefällten Kristalle des Monönatriumsalzes wurden mit Aceton
gewaschen und unter vermindertem Druck getrocknet. Beispiel 4 Novobiocin-Spiramycinsalz
Eine Lösung von 5 g Mononatriumnovobiocin in 50 ccm Wasser wurde unter Rühren mit
einer Lösung von 4,5 g Spiramycinsulfat in 40 ccm Wasser, eingestellt auf pH 7,
versetzt. Das Novobiocin-Spiramycinsalz fiel aus und wurde abfiltriert und unter
vermindertem Druck getrocknet. Das feste Produkt war in Methanol, Amylacetat, Aceton
löslich, in Äthylendichlorid teilweise löslich.
Beispiel s Novobiocin-Negmycinsalz
In eine Lösung von 5 g Neömycinsulfat in 50 ccm Wasser wurden unter Rühren 250 ccm
einer 10o/oigen Lösung von Novobiocin in Wasser, p, 7, eingetragen. Das ausgefällte
Novobiocin-Neomycinsalz wurde filtriert und unter vermindertem Druck getrocknet.
Beispiel 6 Novobiocin-Dihydrostreptomycinsalz In eine Lösung von 5 g Dihydrostreptomycinsulfat
in 50 ccm Wasser, pH 7, wurden unter Rühren 145 ccm einer l0o/jgen wäßrigen Lösung
von Mononatriumnovobiocin eingebracht. Das ausgefällte feste Novobiocin-Dihydrostreptomycinsalz
wurde abfiltriert und unter vermindertem Druck getrocknet. Beispiel ? Novobiocin-Streptomycinsalz
Eine Lösung von 100g Mononatriumsalz von Novobiocin in 1 1 Wasser wurde filtriert.
Das Filtrat wurde unter Rühren mit einer Lösung von 40 g Streptomycinsulfat in 40
ccm Wasser, eingestellt auf p$ 7 mit Natriumhydroxyd, versetzt. Der Niederschlag
aus festem Novobiocin-Streptomycinsalz wurde abfiltriert, mit Wasser gewaschen und
unter vermindertem Druck getrocknet. Beispiel 8 Calciumsalz von Novobiocin In eine
Lösung von 10g Mononatriumnovobiocin in 200 ccm Wasser wurden unter Rühren 20 ccm
100/jge Chlorcalciumlösung, eingestellt auf p$ 10, unter Rühren eingetragen. Die
erhaltene Aufschlämmung wurde weitere 30 Minuten gerührt, der Niederschlag abfiltriert,
mit Wasser gewaschen und getrocknet.
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4 g von dem so erhaltenen festen Novobiocinsalz wurden in 40 ccm Methanol
aufgelöst und mit 25 ccm Wasser versetzt. Die Lösung wurde über Nacht bei Raumtemperatur
gerührt. Das ausgefällte kristalline Calciumsalz wurde abfiltriert und getrocknet.
Das Produkt enthielt 2,6 °/o Calcium und hatte nach Titration (pH 1/2 10,8 in Aceton-Wasser)
ein Äquivalentgewicht von 669 und E1%", von 528 bei 307 m#t in Das Magnesiumsalz
von Novobiocin wird nach den im letzten Beispiel für das Calciumsalz gebrachten
Angaben durch Umsetzung von Magnesiumchlorid mit Natriumnovobiocin gewonnen.
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Nach der Verfahrensführung der Beispiele 4 bis 7 erhält man aus den
sauren Salzen von Benzyltrimethylammonium, Chinin, Procain, Guanidin, Noformacin,
N-Benzylß-phenyläthylamin und N,N-Dibenzyläthylendiamin die entsprechenden Novobiocinsalze.
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Die Salze des Novobiocins können auch nach anderen Verfahren gewonnen
werden. Aminsalze erhält man durch Umsetzung von Novobiocin einer annähernd äquivalenten
Menge des Amins in Äthylacetatlösung. Das hierbei ausfallende Aminsalz wird abfiltriert,
mit Äthylacetat gewaschen und getrocknet. Nach dieser Arbeitsweise können die Novobiocinsalze
von Cyclohexylamin, Chinin, N-Äthylpiperidin, Triäthylamin, Dicyclohexylamin, Äthylendiamin
und Isobutylamin hergestellt werden.
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Ein anderes Herstellungsverfahren für die Salze bildet die Umsetzung
von Novobiocin mit einer äquimolekularen Menge eines Amins in wäßriger Methanollösung
und Abdampfen des Lösungsmittels unter vermindertem Druck. In dieser Weise sind
die Novobiocinsalze von Arginin, Histidin und Lysin herstellbar.
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Novobiocin und dessen Salze sind wertvolle Antimikrobenmittel. Sie
können beispielsweise zur Entfernung empfänglicher Mikroben aus pharmazeutischer
Ausrüstung usw. oder zum Abtrennen bestimmter Mikroben aus Mikrobengemische enthaltenden
Lösungen dienen. Novobiocin nebst Salzen eignet sich auch für die Behandlung von
Tieren, die mit Mikroben infiziert sind, welche auf das neue Antibioticum ansprechen.
So erwies sich Novobiocin als sehr nützlich bei der Behandlung der Mastitis von
Kühen. Mastitissalbe mit 20 bis 100 mg Natriumnovobiocin auf 7,5 g sind hierfür
brauchbar.
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Novobiocin sowie dessen Salze sind gegen penicillinresistente Staphylococcen,
ferner gegen Streptococcen und Pneumococcen aktiv. Da die meisten bakteriellen Infektionen
der Atmungsorgane auf diese Erreger zurückzuführen sind, kann Novobiocin zur Behandlung
dieser Infektionen in der Humanmedizin angewandt werden. Hierfür wird das Natriumsalz
oral in Form von Kapseln appliziert, die beispielsweise etwa 100 bis 500 mg Antibioticum
bei einer Tagesdosierung von 1 bis 2 g enthalten. Eine geeignete Dosierung wird
durch Einkapseln von 250 mg Mononatriumsalz in eine weiche Gelatinekapsel Nr.1 bereitet.
Novobiocin und dessen Salze können auch in Form von Tabletten verabfolgt werden.
Die Tabletten werden in der Weise hergestellt, daß man pulverförmiges Natriumnovobiocin
mit einer geringen Menge einer 5o/oigen Lösung von Essigsäurephthalsäureester der
Cellulose in Methanol-Aceton (50:50) herstellt, das Gut durch ein Sieb Nr. 8 granuliert,
die körnige Masse trocknet, die getrockneten Körner durch ein Sieb Nr. 12 treibt
und die Körner unter Zusatz von etwas Magnesiumstearat zu Tabletten komprimiert,
die 250 mg Natriumnovobiocin enthalten.
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Novobiocin ist auch für die Behandlung und Kontrolle von Pflanzenkrankheiten
anwendbar, z. B. von Meltau, der durch Xanthomonas phaseoli verursacht ist. Die
Pflanzen werden mit einer wäßrigen Lösung besprüht, die etwa 100 Teile Natriumnovobiocin
je Million enthält. Die Spritzmittel können verschiedene Netz- oder Verteilungsmittel
und bzw. oder andere aktive Zusätze enthalten und in bekannter Weise hergestellt
werden.
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Das Antibioticum Novobiocin ist auch unter der Bezeichnung »Cathomycin,
Handelsname der Patentinhaberin, bekannt.
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Novobiocineinheiten werden auf die mikrobiologische Aktivität von
praktisch reinem kristallinem Novobiocin bezogen; die mikrobiologische Aktivität
von praktisch reinem kristallinem Nov obiocin wurde willkürlich mit 5000 Einheiten/mg
angesetzt, bestimmt nach den Standardmethoden der Schalenplattendiffusion, unter
Verwendung von Bacillus megatherium ATTC 9885 oder vorzugsweise Bacillus subtilis
ATTC 12.432 als Testorganismus. Wenn dieser Stamm von B. subtilis als Testorganismus
benutzt wird, läßt sich die Assay-Probe wie folgt durchführen: Eine Kultur von B.
subtilis ATTC 12.432 wird in Gehirnfusion-Agar auf einem Neigungsboden (Difco Manual,
9. Ausgabe, S. 90/91) 24 Stunden bei 37°C kultiviert und dann bei 5°C für Perioden
von nicht länger als einem Monat gelagert. Zur Sporenbildung wird Impfmaterial durch
Zusatz von 5 ccm sterilem destilliertem Wasser zu einer frischen Kultur von B. subtilis
bereitet. Die Zellen werden aseptisch von dem Neigungsboden abgeschabt, gut gemischt
und in 50 ccm sterilem destilliertem Wasser in einem Erlenmeyerkolben üb°rtragen.
2 ccm Bakteriensuspension werden als Impfmaterial in eine Roux-Flasche eingetragen,
in der sich ein Medium aus 3% Sojabohnenmehl, 0,2°;o NaCI, 0,4°/o lösliche
Schlempebestandteile,
0,80/0 Dextrose und 2,00/0 Agar befinden. Nach 7tägigem Bebrüten bei 37°C
wird das Bakterienwachstum in sterilem destilliertem Wasser (50 ccm) suspendiert
und in 30 Minuten bei 65°C pasteurisiert. 4 ccm einer 1 : SO-Verdünnung dieser Sporensuspension
wird je Liter Medium angesetzt, die 0,5 °/o Pepton, 0,3 °/o Rindfleischextrakt,
0,3 °/o Hefeextrakt und 1,5°/a Agar bei pH 5,9 bis 6,1 enthält. Das Saatmedium wird
in Portionen von 15 ccm auf Petrischalen mit ebenem Boden verteilt.
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Sechs Zylinder aus rostfreiem Stahl werden auf den Saatagar gebracht.
Drei Zylinder werden mit Standardlösung von 4 mcg (Microgramm Novobiocin/cm (äquivalent
20 Einheiten Novobiocin/ccm) und drei mit der unbekannten Lösung gefüllt, die auf
annähernd die gleiche Potenz mit M/20-gepufferten Phosphatlösung, p$ 6,0, verdünnt
ist. Man stellt eine Standardtageskurve mit reinem Novobiocin her, das auf verschiedene
Konzentrationen von 2 bis 16 mg/ccm verdünnt ist. Nach 18stündigem Bebrüten bei
28°C werden die Durchmesser der erhaltenen Hemmungshöfe der unbekannten und der
Standardlösungen auf jeder Platte exakt ausgemessen. Die Potenz der unbekannten
Lösung wird nach einem Nomograph bestimmt, das von dem Empfänglichkeitsgrad bei
verschiedenen Konzentrationen nach Maßgabe der Standardtageskurve ausgeht.