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Technisches Gebiet
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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Führen von Einbaustücken, die zur Lagerung von einen Walzspalt ausbildenden Arbeitswalzen eines Walzgerüsts eingerichtet sind, sowie ein Walzgerüst zum Walzen eines bandförmigen Walzprodukts, vorzugsweise zum Walzen eines Kaltbandes in einer Kaltwalzanlage.
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Hintergrund der Erfindung
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Bei der Herstellung flachgewalzter Metallprodukte werden Brammen oder Bänder durch ein oder mehrere Walzgerüste gefahren. Ein Walzgerüst weist zumindest zwei parallel ausgerichtete Arbeitswalzen auf, die einen Walzspalt ausbilden, durch den das Band zur Dickenreduktion tritt. Zumeist weist das Walzgerüst neben den Arbeitswalzen Stütz- und/oder Zwischenwalzen auf, die aus verschiedenen Gründen, etwa zur Stabilisierung der Arbeitswalzen, zur Kraftübertragung usw., mit den Arbeitswalzen zusammenwirken.
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Die Arbeitswalzen können sich unter Last verbiegen, wodurch das gewalzte Metallband keine konstante Dicke über die Bandbreite aufweist. Um die Planheit des Walzprodukts zu verbessern oder allgemein dessen Querprofil zu beeinflussen, sind verschiedene Maßnahmen bekannt, wie beispielsweise das Bombieren, axiale Verschieben oder Biegen der Arbeitswalzen durch an den Walzenzapfen angreifende Kräfte.
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Systeme zum Biegen der Arbeitswalzen sind beispielsweise in der
DE 39 06 618 C2 und
WO 2008/080476 A1 beschrieben. Die Systeme sind in einer Kassettenbauweise ausgeführt, umfassend auf Stangen geführte Biegeblöcke, die Einbaustücke zur Lagerung der Arbeitswalzen halten und führen. Zum Biegen der Arbeitswalzen werden diese über Kolben-/Zylinderaggregate in der Regel gegen die jeweiligen Stützwalzen gespannt, wodurch die Arbeitswalzen in Zusammenwirkung mit einem geeigneten Stützwalzenprofil die gewünschte positive, d.h. in Bezug auf die Walzfläche des Walzprodukts konvexe Biegung erfahren.
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In besonderen Fällen wird jedoch eine negative, d.h. in Bezug auf die Walzfläche des Walzprodukts konkave Biegung der Arbeitswalzen angestrebt, beispielsweise beim Dressierwalzen mit geringen Walzkräften. Solche negativen Biegekonzepte sind mit den bisherigen Vorrichtungen in Kassettenbauweise jedoch nicht möglich oder auf sehr geringe negative Biegekräfte beschränkt. Dies gilt insbesondere für Anlagen mit kleinen Walzendurchmessern.
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Darstellung der Erfindung
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Eine Aufgabe der Erfindung besteht darin, eine verbesserte Vorrichtung zum Führen von Einbaustücken, die zur Lagerung von einen Walzspalt ausbildenden Arbeitswalzen eines Walzgerüsts eingerichtet sind, sowie ein verbessertes Walzgerüst zum Walzen eines bandförmigen Walzprodukts bereitzustellen, insbesondere das Anwendungsspektrum des Walzgerüsts zu erhöhen.
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Gelöst wird die Aufgabe durch eine Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 1 sowie ein Walzgerüst mit den Merkmalen des Anspruchs 11. Vorteilhafte Weiterbildungen folgen aus den Unteransprüchen, der folgenden Darstellung der Erfindung sowie der Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele.
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Die Vorrichtung gemäß der Erfindung, hierin auch als „Führungsvorrichtung“ bezeichnet, dient zum Führen von Einbaustücken für Arbeitswalzen in einem Walzgerüst. Das Walzgerüst ist zum Walzen eines bandförmigen Walzprodukts eingerichtet, vorzugsweise zum Walzen eines Kaltbandes in einer Kaltwalzanlage. Das Walzprodukt ist vorzugsweise ein Stahlblech; allerdings kommen auch andere Metalle und Legierungen in Betracht, beispielsweise Aluminium, Kupfer und Magnesium.
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Die Vorrichtung umfasst zwei Biegeblöcke zur Aufnahme je eines Einbaustücks und zumindest eine Führung, auf der die Biegeblöcke geführt sind, so dass die Biegeblöcke entlang der Führung relativ zueinander verschiebbar sind. Die Vorrichtung weist ferner mehrere Biegeaktuatoren auf, die eingerichtet sind, um die Biegeblöcke entlang der Führung relativ zueinander zu verschieben.
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In anderen Worten, die Biegeaktuatoren sind eingerichtet, um im eingebauten Zustand zwischen den beiden Biegeblöcken Biegekräfte auf die Arbeitswalzen aufzubringen. Hierbei kann es sich um positive Biegekräfte handeln, bei denen die Biegeblöcke entlang der Führung(en) auseinandergefahren werden, wodurch die Arbeitswalzen in Zusammenwirkung mit etwaigen Stützwalzen tendenziell konvex gebogen werden, in Bezug auf die Walzflächen des Walzprodukts gesehen. Alternativ können negative Biegekräfte erzielt werden, bei denen die Biegeblöcke aufeinander zu gefahren werden. Das Walzen unter negativen Biegekräften kann unter einer abgehobenen oberen Stützwalze, d.h. ausschließlich mit der negativen Biegekraft als Walzkraft, beispielsweise im Dressierbetrieb, erfolgen.
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Die Führungsvorrichtung mit mehreren Biegeaktuatoren ermöglicht ein Walzen mit vergleichsweise hohen negativen Biegekräften für besondere Walzaufgaben. Ferner sind übliche Walzanwendungen mit positiven und geringen negativen Biegekräften durchführbar, wodurch das Anwendungsspektrum eines mit einer oder mehreren Führungsvorrichtungen ausgestatteten Walzgerüsts mit einem nur geringen baulichen Zusatzaufwand, d.h. ohne spezielle Anstellzylinder oder ähnliche Systeme, erhöht wird. Das Biegesystem ist zudem besonders reibungsarm.
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Vorzugsweise sind genau drei Biegeaktuatoren je Führungsvorrichtung vorgesehen, wodurch das Anwendungsspektrum mit nur geringen baulichen Modifikationen und unter Beibehaltung herkömmlicher Einrichtungen maximiert werden kann.
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Vorzugsweise sind die Biegeaktuatoren jeweils als Kolben-/Zylinderaggregat aufgebaut, umfassend je einen Biegezylinder und einen darin verschiebbar gelagerten Biegekolben, wobei der Biegezylinder in einem der beiden Biegeblöcke angeordnet bzw. eingebracht ist, während der zugehörige Biegekolben über eine Biegekolbenstange am anderen Biegeblock befestigt ist. Die Betätigung der Kolben-/Zylinderaggregate erfolgt vorzugsweise hydraulisch. Die Anwendung so installierter Kolben-/Zylinderaggregate erlaubt eine Kassettenbauweise, bei der die Biegeaktuatoren vertikal auf die zwangsgeführten Biegeblöcke wirken, die wiederum die Einbaustücke aufnehmen. Die Kassettenbauweise ist platzsparend und erlaubt eine flexible und modulare Bauweise.
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Vorzugsweise sind drei Kolben-/Zylinderaggregate in Axialrichtung der Arbeitswalzen gesehen so angeordnet, dass die Anordnung zwei äußere Kolben-/Zylinderaggregate und ein mittleres Kolben-/Zylinderaggregat aufweist, wobei das mittlere Kolben-/Zylinderaggregat vorzugsweise umgekehrt zu den äußeren Kolben-/Zylinderaggregaten installiert ist, wodurch sich die Kraftwirkung beim Aufbringen von Biegekräften erhöhen lässt und ferner eine besonders platzsparende Installation der Kolben-/Zylinderaggregate möglich ist.
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Die Kolben-/Zylinderaggregate können entweder gemeinsam oder selektiv verwendet werden, insbesondere können im Fall von drei Kolben-/Zylinderaggregate nur die äußeren Kolben-/Zylinderaggregate oder nur das innere Kolben-/Zylinderaggregat verwendet werden.
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Die Kolbenringseite der Kolben-/Zylinderaggregate kann auch zur Kraftübertragung beaufschlagt werden. Dies bedeutet, dass etwa im Fall von drei Kolben-/Zylinderaggregaten die negative Biegekraft aus der Kolbenfläche des mittleren Kolben-/Zylinderaggregats und der Kolbenringfläche der äußeren Kolben-/Zylinderaggregate erzielbar ist, oder alternativ nur aus der Kolbenfläche des mittleren Kolben-/Zylinderaggregats. Für die positive Biegung gilt dies entsprechend umgekehrt.
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Vorzugsweise sind die beiden Biegeblöcke in ihrer Einbaulage vertikal, d.h. in Schwerkraftrichtung gesehen übereinander angeordnet, so dass ein oberer Biegeblock und ein unterer Biegeblock definiert sind. Die Biegeblöcke sind somit im eingebauten Zustand entsprechend einer oberen Arbeitswalze und einer unteren Arbeitswalze zugeordnet. Die Biegezylinder der äußeren Kolben-/Zylinderaggregate sind nun vorzugsweise im unteren Biegeblock angeordnet, während der Biegezylinder des mittleren Kolben-/Zylinderaggregats im oberen Biegeblock angeordnet ist.
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Es sei darauf hingewiesen, dass Bezeichnungen räumlicher Beziehungen wie „oben“, „unten“, „übereinander“, „oberhalb“, „unterhalb“, „horizontal“, „vertikal“ usw. durch die bestimmungsgemäße Einbaulage der Führungsvorrichtung im Walzgerüst eindeutig definiert sind.
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Vorzugsweise weisen die Biegeblöcke jeweils zumindest eine Führungsbuchse auf, die mit der Führung in Gleitkontakt stehen, wodurch auf baulich einfache Weise eine zuverlässige Führung der Biegeblöcke realisiert wird.
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Vorzugsweise ist die eine oder sind die mehreren Führungen als Rundführungen, d.h. stabförmige bzw. zylindrische Körper ausgebildet. Durch die Anwendung von Rundführungen wird erreicht, dass klare Führungsverhältnisse ohne die bei etwaigen verschachtelten Flachführungen auftretende Gefahr der Überbestimmung vorliegen, dass eine problemlose Schmierung gewährleistet ist und dass nur ein geringer maschinenbaulicher Aufwand für die Abdichtung der Führungsvorrichtung betrieben werden muss. Die Rundführungen lassen sich bei einem geringen konstruktiven Aufwand kostengünstig herstellen und sind montage- und wartungsfreundlich.
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Die oben genannte Aufgabe wird ferner durch ein Walzgerüst zum Walzen eines bandförmigen Walzprodukts, vorzugsweise zum Walzen eines Kaltbandes in einer Kaltwalzanlage, gelöst, wobei das Walzgerüst zumindest eine Führungsvorrichtung, vorzugsweise zwei Führungsvorrichtungen, gemäß einer der vorstehend dargelegten Ausführungsvarianten aufweist.
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Die Merkmale, technischen Wirkungen, Vorteile sowie Ausführungsbeispiele, die in Bezug auf die Führungsvorrichtung beschrieben wurden, gelten analog für das Walzgerüst.
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Besonders bevorzugt umfasst das Walzgerüst zwei Einbaustücke, entsprechend zwei darin gelagerte Arbeitswalzen, die einen Walzspalt ausbilden, in dem das in einer Förderrichtung transportierbare Walzprodukt umformbar ist, und zwei Führungsvorrichtungen. In anderen Worten, die Arbeitswalzen werden über die zugehörigen Einbaustücke beidseitig durch Führungseinrichtungen gehalten und geführt.
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Vorzugsweise weist das Walzgerüst ferner zwei Stützwalzen auf, die entsprechend mit den Arbeitswalzen in Kontakt bringbar sind, um die Arbeitswalzen zu stützen. Das Walzgerüst ist somit vorzugsweise als Vierwalzen-Gerüst (Quarto-Walzgerüst) konzipiert. Die Führungsvorrichtung(en) können aber auch in einem Sechswalzen-Gerüst (Six-high-Walzgerüst) in gleicher Art und Weise eingesetzt werden.
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Vorzugsweise weist das Walzgerüst zwei, jeweils ein Ständerfenster definierenden Walzenständer auf, wobei im Ständerfenster beidseitig an jedem der Walzenständer Haltestücke befestigt oder einstückig mit diesem ausgebildet sind und die Haltestücke die eine oder mehreren Führungen halten. Die Walzenständer fungieren hierbei als Gerüst oder Rahmen zur Befestigung der Führungseinrichtung(en) über entsprechende Haltestücke.
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Vorzugsweise ist das Walzgerüst für ein Dressierwalzen eingerichtet, wobei zumindest eine der Arbeitswalzen hierbei eine strukturierte Walzfläche aufweisen kann. Eine besondere Art der Nutzung des Walzgerüsts liegt im Dressieren mit niedrigen Walzkräften. Während im Reduzierbetrieb Walzkräfte aktuell zwischen 11000 kN und 35000 kN liegen, können im Dressierbetrieb Walzkräfte von lediglich ca. 400 kN erforderlich werden. Diese können mit den beschriebenen neuen Biegeblöcken mit drei Kolben-/Zylinderaggregaten erzielt werden. Die eigentliche Walzenanstellung wird dafür dann nicht genutzt. Im Dressierbetrieb kann die obere Stützwalze abgehoben und das Walzprodukt ausschließlich mit der negativen Biegekraft als Walzkraft umgeformt werden.
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Vorzugsweise umfassen die Einbaustücke jeweils zwei Führungsflächen, die jeweils im Wesentlichen vollständig mit einem entsprechenden Biegeblock in Kontakt stehen. Die Einbaustücke liegen im eingebauten Zustand somit immer auf ihrer gesamten Führungsfläche auf.
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Weitere Vorteile und Merkmale der vorliegenden Erfindung sind aus der folgenden Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele ersichtlich. Die darin beschriebenen Merkmale können alleinstehend oder in Kombination mit einem oder mehreren der oben erwähnten Merkmale umgesetzt werden, insofern sich die Merkmale nicht widersprechen. Die folgende Beschreibung der bevorzugten Ausführungsbeispiele erfolgt dabei unter Bezugnahme auf die begleitenden Zeichnungen.
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Kurze Beschreibung der Figuren
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Bevorzugte weitere Ausführungsformen der Erfindung werden durch die nachfolgende Beschreibung der Figuren näher erläutert. Dabei zeigen:
- 1 einen abgesetzten Schnitt der Seitenansicht eines Walzgerüsts mit Biegeblöcken zum Biegen der Arbeitswalzen;
- 2 eine perspektivische Ansicht einer Vorrichtung zum Führen von Einbaustücken, umfassend eine Kombination aus einem oberen und einem unteren Biegeblock, die relativ zueinander verstellbar sind; und
- 3 eine perspektivische, geschnittene Ansicht der Vorrichtung gemäß dem Ausführungsbeispiel der 2.
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Detaillierte Beschreibung bevorzugter Ausführungsbeispiele
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Im Folgenden werden bevorzugte Ausführungsbeispiele anhand der Figuren beschrieben. Dabei sind gleiche, ähnliche oder gleichwirkende Elemente in den Figuren mit identischen Bezugszeichen versehen, und auf eine wiederholende Beschreibung dieser Elemente wird teilweise verzichtet, um Redundanz zu vermeiden.
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Die 1 zeigt ein Walzgerüst 1 in Form eines abgesetzten Schnitts. Das Walzgerüst 1 dient zum Walzen eines in einer Förderrichtung (horizontale Richtung der 1) transportierbaren, bandförmigen Walzprodukts, insbesondere zum Walzen eines Kaltbandes in einem Kaltwalzwerk. Das Walzprodukt ist vorzugsweise ein Stahlblech; allerdings kommen auch andere Metalle und Legierungen in Betracht, beispielsweise Aluminium, Kupfer und Magnesium.
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Das Walzgerüst 1 ist gemäß dem Ausführungsbeispiel als Vierwalzen-Gerüst (Quarto-Walzgerüst) konzipiert, umfassend zwei parallel verlaufende, gegenüberliegende Arbeitswalzen 10, die einen Walzspalt ausbilden, sowie zwei zugehörige Stützwalzen 11, die entsprechend mit den Arbeitswalzen 10 in Kontakt stehen, um die Arbeitswalzen 10 zu stützen.
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Die Arbeitswalzen 10 können eine plane Walzfläche aufweisen oder strukturiert sein, d.h. deren Walzflächen können eine Textur umfassen, die durch das Walzen auf das Walzprodukt übertragen wird. Beim Dressierwalzen erfährt das Walzprodukt in der Regel nur eine geringe Reduktion und Längung. Das Dressierwalzen kann die mechanischen Eigenschaften des Walzprodukts verändern, beispielsweise die Umformfähigkeit (Tiefzieh- und/oder Streckzieheigenschaften) des Produkts verbessern. So lassen sich etwaige Bandunplanheiten, beispielsweise entstanden während eines Glühprozesses oder des Walzens, beseitigen Durch das Dressierwalzen lässt sich zudem die gewünschte Rauigkeit und Oberflächenstruktur des Walzprodukts durch Verwendung entsprechend strukturierter Arbeitswalzen 10 einstellen.
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Die Arbeitswalzen 10 werden durch Einbaustücke 12 gehalten und drehbar gelagert. Die Einbaustücke 12 sind einerseits an die Arbeitswalzen 10 angepasst und andererseits zur Verwendung mit den nachstehend im Detail beschriebenen Biegeblöcken 20 kompatibel, so dass das Walzgerüst 1 modular für Arbeitswalzen 10 unterschiedlicher Durchmesser, Formen und Beschaffenheit genutzt werden kann. Die Einbaustücke 12 bilden in diesem Sinne eine Einbauschnittstelle zwischen den Arbeitswalzen 10 und den Biegeblöcken 20.
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Das Walzgerüst 1 weist zwei Walzenständer 13 auf (im Schnitt der 1 ist nur ein Walzenständer 13 gezeigt), der als Gerüst oder Rahmen zur Befestigung der verschiedenen Bauteile fungiert und ein Ständerfenster definiert. Im Ständerfenster sind beidseitig am Walzenständer 13 Haltestücke 14 befestigt oder einstückig mit diesem verbunden. Die Haltestücke 14 halten jeweils eine oder mehrere Führungen 15, die vorzugsweise als Rundführungen, d.h. stabförmige bzw. zylindrische Körper ausgebildet sind.
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Auf den Führungen 15 sind die Biegeblöcke 20 für die Einbaustücke 12 geführt. Die Biegeblöcke 20 weisen entsprechend Führungsbuchsen 21 auf, die mit den Führungen 15 in Gleitkontakt stehen. Jeder Biegeblock 20 weist vorzugsweise eine Verdrehsicherung auf der Rückseite des Biegeblocks 20 auf, beispielsweise in der Form von Gleitleisten.
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Es wird hierin zwischen einem oberen Einbaustück 12, das zur Lagerung der oberen Arbeitswalze 10 eingerichtet ist, und einem unteren Einbaustück 12, das zur Lagerung der unteren Arbeitswalze 10 eingerichtet ist, unterschieden. Analog sind jeweils zwei untere und zwei obere Biegeblöcke 20 vorgesehen, welche die entsprechenden Einbaustücke beidseitig halten und entlang der Führungen 15 in vertikaler Richtung führen.
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Die 2 und 3 zeigen auf perspektivische Weise eine Vorrichtung 2, hierin auch als „Führungsvorrichtung“ bezeichnet, zum Führen von Einbaustücken 12. Die Führungsvorrichtung 2 umfasst eine Kombination aus einem oberen Biegeblock 20 und einem unteren Biegeblock 20, die relativ zueinander entlang der Führung(en) 15 verstellbar sind. Die 3 ist hierbei eine geschnittene, perspektivische Ansicht, um die Konfiguration von Biegeaktuatoren 30 zur Verstellung bzw. Verschiebung der Biegeblöcke 20 im Detail zu zeigen.
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Aus den 2 und 3 geht hervor, dass je Vorrichtung 2, d.h. je Kombination aus einem oberen und unteren Biegeblock 20, mehrere - im vorliegenden bevorzugten Ausführungsbeispiel genau drei - Biegeaktuatoren 30 installiert sind.
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Die Biegeaktuatoren 30 sind eingerichtet, um den oberen Biegeblock 20 und den unteren Biegeblock 20 relativ zueinander entlang der Führungen 15 zu verschieben, d.h. im eingebauten Zustand zwischen den beiden Biegeblöcken 20 Biegekräfte aufzubringen. Hierbei kann es sich um positive Biegekräfte handeln, bei denen die Biegeblöcke 20 entlang der Führungen 15 auseinandergefahren werden, wodurch die Arbeitswalzen 10 in Zusammenwirkung mit den Stützwalzen 11 tendenziell konvex gebogen werden, relativ zu den Walzflächen des Walzprodukts gesehen. Alternativ können negative Biegekräfte aufgebracht werden, bei denen die Biegeblöcke 20 aufeinander zu gefahren werden. Das Walzen unter negativen Biegekräften kann unter einer abgehobenen oberen Stützwalze 12 (in der 1 auf der linken Seite gezeigt) erfolgen, d.h. ausschließlich mit der negativen Biegekraft als Walzkraft und somit üblicherweise mit vergleichsweise geringen Walzkräften, beispielsweise im Dressierbetrieb.
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Die Biegeaktuatoren 30 sind vorzugsweise als Kolben-/Zylinderaggregate implementiert, umfassend je einen Biegezylinder 31, in dem ein Biegekolben 32 verschiebbar gelagert ist. Die Biegezylinder 31 sind jeweils in einem entsprechenden Biegeblock 20 eingebracht bzw. angeordnet, während der zugehörige Biegekolben 32 über eine Biegekolbenstange 33 am korrespondierenden Biegeblock 20 befestigt ist. Die Betätigung der Kolben-/Zylinderaggregate erfolgt vorzugsweise hydraulisch. Allerdings können die Biegeaktuatoren 30 auch anders aufgebaut sein, beispielsweise elektromotorisch, magnetisch, pneumatisch.
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In der hierin dargelegten Kassettenbauweise wirken die Biegeaktuatoren 30 vertikal auf zwangsgeführte Biegeblöcke 20, die wiederum die Einbaustücke 12 aufnehmen. Die Einbaustücke 12 liegen im eingebauten Zustand vorzugsweise auf ihrer gesamten Führungsfläche 12a auf, d.h. sie stehen jeweils im Wesentlichen mit der gesamten Führungsfläche 12a mit dem entsprechenden Biegeblock 20 in Kontakt, wie in 1 gezeigt. Eine etwaige axiale Verschiebung der Arbeitswalze 10 erfolgt in den Biegeblöcken 20, d.h. das Biegesystem muss nicht mit verschoben werden.
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Im vorliegenden Ausführungsbeispiel sind genau drei Biegeaktuatoren 30 je Kombination aus einem oberen und unteren Biegeblock 20 installiert, wodurch sich die negativen Biegekräfte signifikant erhöhen lassen. Die Biegeaktuatoren 30 sind vorzugsweise führungsflächenseitig angeordnet und befinden sich auf einer Linie parallel zur axialen Richtung der Arbeitswalzen 10.
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Im Fall von drei Kolben-/Zylinderaggregaten ist das mittlere Kolben-/Zylinderaggregat vorzugsweise umgekehrt zu den äußeren Kolben-/Zylinderaggregaten installiert, wodurch sich die Kraftwirkung beim Aufbringen von Biegekräften erhöhen lässt und ferner eine besonders platzsparende Installation der Kolben-/Zylinderaggregate möglich ist. Ferner ist es möglich, nur die äußeren Kolben-/Zylinderaggregate oder nur das innere Kolben-/Zylinderaggregat zu verwenden.
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Die Kolbenringseite der Kolben-/Zylinderaggregate kann auch zur Kraftübertragung beaufschlagt werden. Dies bedeutet, dass die negative Biegekraft aus der Kolbenfläche des mittleren Kolben-/Zylinderaggregats und der Kolbenringfläche der äußeren Kolben-/Zylinderaggregate erzielbar ist, oder alternativ nur aus der Kolbenfläche des mittleren Kolben-/Zylinderaggregats. Für die positive Biegung gilt dies entsprechend umgekehrt.
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Vorzugsweise befinden sich die Biegezylinder 31 der äußeren Kolben-/Zylinderaggregate im unteren Biegeblock 20, während der Biegezylinder 31 des mittleren Kolben-/Zylinderaggregats im oberen Biegeblock 20 eingebaut ist.
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Das hierin dargelegte Walzgerüst 1 ermöglicht das Walzen mit vergleichsweise hohen negativen Biegekräften für besondere Walzaufgaben. Ferner sind übliche Walzanwendungen mit positiven und negativen Biegekräften durchführbar, wodurch die Anwendungsflexibilität des Walzgerüsts mit einem nur geringen baulichen Zusatzaufwand, d.h. ohne spezielle Anstellzylinder oder ähnliche Systeme, erhöht wird. Das Biegesystem ist zudem besonders reibungsarm.
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Eine besondere Art der Nutzung des Walzgerüsts 1 liegt im Dressieren mit geringen Walzkräften, beispielsweise 400kN bis 500kN. Im Dressierbetrieb mit diesen niedrigen Walzkräften wird die obere Stützwalze 11 abgehoben und das Walzprodukt ausschließlich mit der negativen Biegekraft als Walzkraft dressiert. Vorzugsweise ist zu diesem Zweck ein in den Figuren nicht dargestelltes Wegmesssystem an den Biegeblöcken 20 installiert, wodurch eine Dressierkraftregelung ohne separate Anstellzylinder durchführbar ist.
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Soweit anwendbar können alle einzelnen Merkmale, die in den Ausführungsbeispielen dargestellt sind, miteinander kombiniert und/oder ausgetauscht werden, ohne den Bereich der Erfindung zu verlassen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Walzgerüst
- 2
- Vorrichtung zum Führen von Einbaustücken
- 10
- Arbeitswalze
- 11
- Stützwalze
- 12
- Einbaustück
- 12a
- Führungsfläche
- 13
- Walzenständer
- 14
- Haltestück
- 15
- Führung
- 20
- Biegeblock
- 21
- Führungsbuchse
- 30
- Biegeaktuator
- 31
- Biegezylinder
- 32
- Biegekolben
- 33
- Biegekolbenstange
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 3906618 C2 [0004]
- WO 2008080476 A1 [0004]