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Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zum Laden einer Rohrwaffe mit Munitionskörpern, insbesondere mit Artillerie-Geschossen, mit einem Ansetzer zum Überführen eines Munitionskörpers aus einer Ladestellung außerhalb des Laderaums entlang eines Ladewegs in eine angesetzte Stellung im Laderaum der Rohrwaffe. Des Weiteren betrifft die Erfindung ein entsprechendes Verfahren zum Laden einer Rohrwaffe mit Munitionskörpern sowie eine Rohrwaffe mit einer solchen Vorrichtung.
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Im militärischen Bereich werden Rohrwaffen unterschiedlichen Kalibers von eher kleinkalibrigen Maschinenwaffen bis hin zu Artilleriewaffen mit großem Kaliber verwendet. Vor der Schussabgabe werden die Rohrwaffen mit einem oder mehreren Munitionskörpern geladen, wobei insbesondere bei großkalibrigen Rohrwaffen, wie beispielsweise Artillerie-Geschützen, geteilte Munition verwendet wird. Bei geteilter Munition handelt es sich bei den Munitionskörpern einerseits um die eigentlichen Projektile, beispielsweise Artillerie-Geschosse, und anderseits um die zu Beschleunigen der Projektile dienenden Treibladungen. Die Projektile und die Treibladungen werden üblicherweise in separaten Arbeitsschritten nacheinander geladen.
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Zunächst wird das Projektil aus einer Ladestellung außerhalb des Laderaums der Rohrwaffe entlang eines Ladewegs in eine angesetzte Stellung im Laderaum der Rohrwaffe gebracht. Im zweiten Schritt werden die Treibladungen aus einer Ladestellung außerhalb des Laderaums der Rohrwaffe entlang des Ladewegs ebenfalls in den Laderaum der Rohrwaffe befördert. Üblicherweise erfolgt das Laden des Projektils dabei mit einem ersten Ansetzer und das Laden der Treibladung einem separaten zweiten Ansetzer.
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Zur Beförderung des Projektils in dessen angesetzte Stellung werden häufig automatische Ansetzvorrichtungen verwendet, wie diese beispielsweise aus der
EP 0 352 584 B1 oder der
EP 1 041 355 B1 bekannt sind. Während des Ansetzens können unter sehr ungünstigen Umständen in gewissen Situationen jedoch Fehler auftreten, die dazu führen, dass der Munitionskörper nicht in der angesetzten Stellung im Laderaum gehalten wird. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn sich ein hierzu vorgesehenes Führungsband des Projektils beim Einbringen in den Laderaum der Rohrwaffe nicht oder nicht ausreichend deformiert. In solchen Situationen kann es insbesondere bei größerer Elevation des Waffenrohres vorkommen, dass das Projektil durch die Klemmkraft des Führungsbands nicht in dessen angesetzter Stellung gehalten wird, sondern sich unter dem Einfluss der Schwerkraft entgegen der Ansetzrichtung zurück bewegt.
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Aus Sicherheitsgründen weisen die entsprechenden Rohrwaffen daher Vorrichtungen auf, die als Rückfallklinken bekannt sind und ein vollständiges Hinausrutschen des Munitionskörpers aus der Rohrwaffe verhindern, da dies mit einer erheblichen Gefahr für die Bediener der Waffe verbunden wäre.
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Auch wenn sich durch die Rückfallklinke ein vollständiges Herausrutschen eines nicht korrekt angesetzten Projektils verhindern lässt, ist es zur anschließenden Korrektur des Ansetzfehlers jedoch erforderlich, dass der Bediener manuell eingreift. Hierzu ist es zunächst erforderlich, dass er sich von seiner Bedienposition zum ladeseitigen Ende der Rohrwaffe begibt. Dort muss der Bediener manuell die Rückfallklinke betätigen und den teilweise ein erhebliches Gewicht aufweisenden Munitionskörper von Hand aus dem Laderaum der Waffe entnehmen, um dann die automatische Ansetzvorrichtung erneut starten zu können.
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Dies ist mit einem großen Kraftaufwand, einer erheblichen Belastung und einer gesteigerten Verletzungsgefahr beispielsweise durch Quetschungen des Bedieners verbunden. Hinzu kommt, dass der Bediener seine häufig gegen militärische Bedrohungen geschützt ausgeführte Bedienposition beispielsweise im Inneren einer gepanzerten Fahrzeugkabine zur Korrektur eines Ansetzfehlers für einen gewissen Zeitraum verlassen muss. Vor allem während laufender Kampfeinsätze in ungesichertem Gebiet wird der Bediener dabei für die Dauer des Korrekturvorgans einem erheblichen Gefahrenrisiko ungeschützt ausgesetzt.
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Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine Vorrichtung, wie auch ein Verfahren zum Laden einer Rohrwaffe und eine Rohrwaffe mit einer solchen Vorrichtung anzugeben, welche sich durch ein reduziertes Gefahrenrisiko für den Bediener auszeichnen.
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Bei einer Vorrichtung der eingangs genannten Art wird die Aufgabe durch einen dem Ansetzer im Ladeweg nachgeschalteten Korrekturansetzer zur bedarfsweisen Korrektur von Ansetzfehlern g e l ö s t .
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Durch die Verwendung des dem Ansetzer nachgeschalteten Korrekturansetzers können Ansetzfehler ohne manuelles Eingreifen des Bedieners automatisch korrigiert werden. Tritt unter sehr ungünstigen Umständen in einer gewissen Situation ein Ansetzfehler auf, muss der Bediener zur Korrektur dieses Ansetzfehlers den geschützten Bereich des Waffensystems nicht mehr verlassen und sich dabei einem erhöhten Gefahrenrisiko aussetzen. Vielmehr kann die Korrektur des Ansetzfehlers aus der geschützten Bedienposition heraus erfolgen beispielsweise ferngesteuert oder vollautomatisch.
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Bei einer vorteilhaften Ausgestaltung der Vorrichtung ist es vorgesehen, dass der Korrekturansetzer zumindest teilweise in das Rohr der Waffe hinein bewegbar ist. Auf diese Weise kann der Korrekturansetzer einen Ansetzfehler beheben, ohne dass der entsprechende Munitionskörper vollständig aus dem Rohr der Waffe entnommen werden muss.
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Vorteilhaft ist es, wenn der Korrekturansetzer in mehreren Geschwindigkeitsstufen, insbesondere zwei Geschwindigkeitsstufen, entlang des Ladewegs bewegbar ist. Eine langsame Geschwindigkeitsstufe kann zur Annäherung des Korrekturansetzers an den Munitionskörper genutzt werden, wodurch Beschädigungen des Munitionskörpers beim Kontakt mit dem Korrekturansetzer vermieden werden können. Eine schnellere Geschwindigkeitsstufe kann bei bestehendem Kontakt zwischen Korrekturansetzer und Munitionskörper zur Beschleunigung des Munitionskörpers in Richtung dessen Ansetzstellung dienen. Der Munitionskörper kann so auf eine Geschwindigkeit beschleunigt werden, bei welcher er eine kinetische Energie aufweist, die zum Ansetzen sowie zur Verformung des Führungsbands ausreicht. Vorteilhafterweise verzögert der Korrekturansetzer, sobald der Munitionskörper über eine ausreichende kinetische Energie verfügt. Die Verzögerung kann über eine im Vergleich zum gesamten Ladeweg vergleichsweise kurze Wegstrecke erfolgen, ohne dabei den Munitionskörper abzubremsen. So kann der Munitionskörper den weiteren Ladeweg bis zu seiner angesetzten Stellung unabhängig vom Korrekturansetzer fortsetzen und der Korrekturansetzer bereits aus dem Rohr der Waffe hinaus bewegt werden.
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Eine weitere Ausgestaltung sieht vor, dass der Korrekturansetzer ein geführter Ansetzer ist, insbesondere ein Teleskopansetzer. Auch ist die Verwendung von Kettenansetzern und insbesondere Kettenansetzern mit einer rückensteifen Ansetzkette zum Einführen in den Ladungsraum der Waffe oder die Verwendung von Kniehebelansetzern denkbar. Geführte Ansetzer haben sich als sehr zuverlässig erwiesen, da sie während des Ansetzens mit dem Munitionskörper in Berührung stehen und diesen entlang des Ladewegs bis in dessen angesetzte Stellung führen können. Insbesondere Teleskopansetzer ermöglichen einen einfachen und zuverlässigen Aufbau. Eine besonders platzsparende Lösung bieten Kettenansetzer. Besonders bevorzugt kann der Ansetzer pneumatisch betrieben sein. Hierzu hat es sich als insbesondere vorteilhaft erwiesen, wenn der Ansetzer mit einer Luftdruckversorgung verbindbar ist, beispielsweise mit dem ohnehin vorgesehenen Luftdrucksystem eines militärischen Fahrzeugs, wie etwa einer Panzerhaubitze.
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Eine konstruktiv vorteilhafte Ausgestaltung sieht ferner vor, dass der Korrekturansetzer quer zum Ladeweg bewegbar ist. Auf diese Weise kann der Korrekturansetzer bei Bedarf von einer Bereitschaftsposition, in der er platzsparend verstaut wird, in den Ladeweg der Rohrwaffe eingebracht werden, um von dort aus einen auftretenden Ansetzfehler zur korrigieren. Durch diese Querbewegung wird der parallel zum Ladeweg liegende Raumbereich genutzt, ohne dass der zum Laden benötigte, in den meisten Fällen ohnehin begrenzte Raum hinter der Rohrwaffe vergrößert wird.
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Gemäß einer Ausgestaltung wird vorgeschlagen, dass der Korrekturansetzer an einem um die Elevationsachse der Rohrwaffe drehbar gelagerten Ladearm angeordnet ist. Mit einem derartigen Ladearm werden die Munitionskörper aus einem Magazin oder einer Munitionszuführung in die Ladestellung überführt, von der aus der Ansetzer die Munitionskörper entlang des Ladewegs in die angesetzte Stellung überführt. Die Lage des Ladewegs im Raum ist dabei von der Elevation der Rohrwaffe abhängig. Durch die drehbare Lagerung des Ladearms um die Elevationsachse der Rohrwaffe kann dieser stets in dieselbe relative Lage in dem Ladeweg der Rohrwaffen verdreht werden. Durch die Anordnung des Korrekturansetzers an dem drehbar gelagerten Ladearm kann der Platzbedarf reduziert werden.
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Ferner kann es von Vorteil sein, wenn der Korrekturansetzer an dem Ansetzer angeordnet ist. Auf diese Weise kann eine gemeinsame Vorrichtung zur Bewegung und/oder Ausrichtung des Ansetzers in dem Ladeweg ebenfalls für den Korrekturansetzer verwendet werden. Hierdurch kann sich eine kompakte Bauweise ergeben. Der Ansetzer kann insbesondere an dem Ladearm angeordnet sein.
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Eine weitere Ausgestaltung sieht eine Rückfallklinke vor, die beim Auftreten eines Ansetzfehlers ein Herausrutschen von Munitionskörpern aus der Rohrwaffe verhindert. Auf diese Weise kann der Munitionskörper in der Rohrwaffe gehalten werden und auf einfache Art und Weise durch den Korrekturansetzer erneut angesetzt werden. Dabei kann die Innenwandung der Rohrwaffe als Seitenführung des Munitionskörpers dienen. Auch kann so einer Beschädigung des Munitionskörpers und/oder der Ladevorrichtung durch ein vollständiges Herausrutschen des Munitionskörpers aus der Rohrwaffe entgegengewirkt werden.
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Vorzugsweise ist die Rückfallklinke am ladeseitigen Ende der Rohrwaffe angeordnet. Ein nicht korrekt angesetzter Munitionskörper kann so bis zum ladeseitigen Ende der Rohrwaffe rutschen, ohne aus der Rohrwaffe herauszufallen.
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Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung ist ein Ansetzgüte-Sensor zur Erkennung der Ansetzgüte eines angesetzten Munitionskörpers und/oder zur Erkennung von Ansetzfehlern vorgesehen. Die Messwerte des Sensors ermöglichen es dem Bediener, die Ansetzgüte des Munitionskörpers zu beurteilen, ohne dass er seine geschützte Bedienposition verlassen muss. Der Ansetzgüte-Sensor kann dabei mindestens eine Größe messen, die einen Rückschluss auf die Ansetzgüte des Munitionskörpers ermöglicht, wie beispielsweise einen Abstand zum Munitionskörper, einen Widerstand zwischen elektrischen Kontakten und/oder einen Druck auf die Innenwand der Rohrwaffe. Durch den Ansetzgüte-Sensor kann auch ein nicht korrekt angesetzter Munitionskörper automatisiert erkannt werden. Der Bediener kann so einen Ansetzfehler aus seiner geschützten Bedienposition heraus erkennen und den automatisch arbeitenden Korrekturansetzer über eine Fernbedieneinrichtung betätigen. Auch ist es möglich, dass der Korrekturansetzer bei der Erkennung eines Ansetzfehlers vollautomatisiert, ohne das Eingreifen des Bedieners ausgelöst wird.
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Bevorzugt ist der Ansetzgüte-Sensor als Abstandssensor ausgebildet. Auf diese Weise kann die Ansetzgüte auf besonders einfache Art anhand des Abstands zwischen dem Ansetzgüte-Sensor und dem Munitionskörper bestimmt werden. Besonders bevorzugt erfolgt diese Abstandsmessung entlang des Ladewegs.
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Ferner ist es vorteilhaft, wenn der Ansetzgüte-Sensor an einem Ladearm angeordnet ist. Durch das Drehen des Ladearms beim Laden der Rohrwaffe wird der Ansetzgüte-Sensor bei jedem Ladevorgang in dessen Messstellung gebracht und kann dort die erforderliche Messung während des Ladevorgangs durchführen, ohne dass sich hierdurch die Ansetzzeit verlängern würde.
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Es hat sich darüber hinaus als konstruktiv vorteilhaft erwiesen, wenn der Ansetzgüte-Sensor an einem Treibladungsansetzer angeordnet ist. Da der Treibladungsansetzer nach erfolgtem Ansetzen des Projektils in den Ladeweg der Rohrwaffe verbracht wird, kann der Ansetzgüte-Sensor die erforderliche Messung durchführen, bevor in einem nächsten Schritt dann die Treibladung in den Bereich hinter dem angesetzten Projektil verbracht wird.
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Eine weitere Ausgestaltung sieht vor, dass der Ansetzer und/oder der Korrekturansetzer und/oder der Ansetzgüte-Sensor nach Art einer Revolvertrommel angeordnet sind. Auf diese Art kann eine besonders platzsparende Bauform realisiert werden.
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Ferner ist es vorteilhaft, ein Messmittel zur Messung des Abstands zwischen dem Korrekturansetzer und dem Munitionskörper vorzusehen. Auf diese Weise kann der Abstand während des Annäherns des Korrekturansetzers an den Munitionskörper erkannt werden. Anhand dieser Messung kann das Annäherungsverhalten des Korrekturansetzers gesteuert werden. Denkbar ist eine Annäherung in unterschiedlichen Geschwindigkeitsstufen, beispielsweise zunächst in einer schnellen Geschwindigkeitsstufe, mit der Zeit während der Annäherung eingespart werden kann und unterhalb eines definierten Abstands zum Munitionskörper in einer langsameren Geschwindigkeitsstufe, in welcher der Korrekturansetzer langsam und ohne den Munitionskörper zu beschädigen mit selbigem in Kontakt gebracht wird. Bevorzugt kann ein als Abstandssensor ausgebildeter Ansetzgüte-Sensor als Messmittel genutzt werden.
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Eine Weiterbildung der Erfindung sieht einen Kraft-Sensor zur Bestimmung der auf den Korrekturansetzer wirkenden Kraft vor. Auf diese Weise kann erkannt werden, wenn der Korrekturansetzer mit dem Munitionskörper in Kontakt kommt. Abhängig hiervon kann der Korrekturansetzer gesteuert werden, beispielsweise kann seine Geschwindigkeit oder seine Beschleunigung geändert werden. Ferner kann der Korrekturansetzer anhand der Messwerte des Kraft-Sensors genutzt werden, um den Munitionskörper mit einer definierten Kraft in den Laderaum der Rohrwaffe einzupressen. Hierdurch kann beispielsweise ein Führungsband, durch dessen Klemmkraft der Munitionskörper in der angesetzten Stellung gehalten wird, deformiert werden.
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Bei einer Rohrwaffe der eingangs genannten Art wird die Aufgabe durch eine Vorrichtung zum Laden der Rohrwaffe mit einem oder mehreren der vorangegangenen Merkmale g e l ö s t . Es ergeben sich die bereits im Zusammenhang mit der Vorrichtung erläuterten Vorteile.
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In Ausgestaltung der Rohrwaffe wird weiter vorgeschlagen, dass eine Rückfallklinke den Ansetzgüte-Sensor zur Erkennung der Ansetzgüte eines angesetzten Munitionskörpers und/oder zur Erkennung von Ansetzfehlern aufweist. Auf diese Weise kann der Ansetzgüte-Sensor sehr platzsparend an der Waffe angebracht werden, da keine rohrwaffenaußenseitige Aufnahme für den Ansetzgüte-Sensor benötigt wird. Aufgrund des Kontakts zwischen der Rückfallklinke und einem nicht korrekt angesetzten Munitionskörper können zur Erkennung von Ansetzfehlern auf einfache Weise auch Kontaktsensoren verwendet werden, wie beispielsweise Drucksensoren oder Kotaktspannungssensoren. Auch befindet sich der Ansetzgüte-Sensor dauerhaft im Ladeweg der Rohrwaffe und muss zur Bestimmung der Ansetzgüte nicht noch in den Ladeweg gebracht werden. Hierdurch kann die Zeit zwischen dem Ansetzen und der Erkennung der Ansetzgüte reduziert werden.
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Darüber hinaus wir zur Lösung der vorstehend genannten Aufgabe bei einem Verfahren zum Laden einer Rohrwaffe mit Munitionskörpern, insbesondere mit Artillerie-Geschossen, mit einem Ansetzer zum Überführen eines Munitionskörpers aus einer Ladestellung außerhalb des Laderaums entlang eines Ladewegs in eine angesetzte Stellung im Laderaum der Rohrwaffe vorgeschlagen, dass mit einem dem Ansetzer im Ladeweg nachgeschalteten Korrekturansetzer bedarfsweise Ansetzfehler korrigiert werden. Auch bei einem solchen Verfahren ergeben sich die im Zusammenhang mit der Vorrichtung zum Laden einer Rohrwaffe erläuterten Vorteile.
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Weitere Einzelheiten und Vorteile einer erfindungsgemäßen Vorrichtung, einer entsprechenden Rohrwaffe sowie des zugehörigen Verfahrens werden im Folgenden unter Zuhilfenahme der beigefügten Zeichnungen eines Ausführungsbeispiels erläutert. Darin zeigen in jeweils schematischer Ansicht
- 1 eine erfindungsgemäße Rohrwaffe mit einem Munitionskörper in der Ladestellung,
- 2-9 mehrere Ansichten der Rohrwaffe aus 1 zur Veranschaulichung der Vorgänge beim Auftreten eines Ansetzfehlers.
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Im militärischen Bereich werden häufig im Bereich größerer Kaliber Rohrwaffen in Form von Geschützen, Artilleriewaffen, Haubitzen u.ä. mit geteilter Munition betrieben, bei der das Projektil und die Treibladung als getrennte Munitionskörper 2 vorliegen.
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Im Gegensatz zu patronierter Munition erfolgt das Laden der Rohrwaffe 10 daher in zwei voneinander getrennten Schritten. In einem ersten Schritt wird das Projektil in den Laderaum 12 der Waffe überführt, wonach sich das Projektil in einer angesetzten Stellung im Laderaum der Waffe 10 befindet. In dieser Stellung wird das Projektil in definierter Position im Laderaum 12 der Waffe 10 gehalten, wobei hinter dem angesetzten Projektil ladeseitig ein Freiraum verbleibt, in welchen in einem zweiten Schritt die Treibladung eingebracht wird. Diese beiden Vorgänge laufen zumeist getrennt voneinander ab und es lässt sich über die Art und Menge der Treibladung Einfluss auf die Beschleunigung des Projektils entsprechend einer zuvor definierten Feuerleitlösung nehmen.
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Zum Ansetzen des als Projektil ausgebildeten Munitionskörpers 2 werden häufig automatisiert arbeitende Ansetzvorrichtungen 1 verwendet.
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Die 1 zeigt schematisch das ladeseitige Ende einer erfindungsgemäßen Rohrwaffe 10, bevor diese mit einem Munitionskörper 1 geladen wird. Bei der Rohrwaffe 10 kann es sich beispielsweise um eine Artilleriewaffe, die Waffe eines Kampfpanzers oder eine sonstige Rohrwaffe handeln. Als wesentlichen Bestandteil weist die Rohrwaffe 10 ein in Azimut und Elevation richtbares Rohr 11 auf, aus welchem der Munitionskörper 2 verschossen werden kann und welches in den Figuren nur verkürzt dargestellt ist. Im Inneren des ladeseitigen Bereichs des Rohrs 11 befindet sich der Laderaum 12 der Rohrwaffe 10, in welchem die Munitionskörper 2 nach Art einer Klemmung druckdicht angesetzt werden können.
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Beim Laden der Rohrwaffe 10 wird ein Munitionskörper 2 durch eine Vorrichtung 1 zum Laden der Rohrwaffe 10 in den Laderaum 12 und damit in das Rohr 11 der Rohrwaffe 10 eingeführt. Hierzu wird der Munitionskörper 2 zunächst in einer Ladestellung außerhalb des Laderaums 12 positioniert. Diese Positionierung kann beispielsweise durch einen nicht dargestellten, um die Elevationsachse der Rohrwaffe 10 schwenkbeweglich angelenkten Ladearm erfolgen. Durch eine Schwenkbewegung des Ladearms wird ein von einer Munitionszuführung oder einem Magazin bereitgestellter Munitionskörper 2 automatisiert in die mit der Rohrseelenachse fluchtende Ladestellung gebracht, unabhängig von der Elevation der Rohrwaffe 10.
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Aus der Ladestellung überführt ein in den Figuren nicht dargestellter Ansetzer den Munitionskörper 2 entlang eines Ladewegs L in den Laderaum 12. Der Ansetzer ist aus Gründen der Übersicht nicht dargestellt, üblicherweise ist dieser aber Teil der Vorrichtung 1.
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Als Ansetzer können zudem verschiedene Arten von Ansetzern verwendet werden, beispielsweise geführte Ansetzer, bei denen der Munitionskörper 2 über einen Ansetzschieber oder eine Ansetzkette in dessen angesetzte Stellung geschoben wird. Bei geführten Ansetzern sind Ansetzfehler konstruktionsbedingt eher unwahrscheinlich, weisen allerdings den Nachteil vergleichsweise langer Ladezeiten auf, da der Ansetzschieber bzw. die Ansetzkette nach dem Ansetzen wieder aus dem Rohr 10 hinausbewegt werden muss, bevor erst dann ein weiterer Munitionskörper 2 angesetzt werden kann.
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Deutlich kürzere Ladezeiten lassen sich mit sog. Freiflugansetzern erzielen. Derartige Freiflugansetzer beschleunigen den Munitionskörper 2 außerhalb der Rohrwaffe 10 auf eine ausreichend hohe Ansetzgeschwindigkeit, so dass diese quasi im freien Flug in den Laderaum 12 der Rohrwaffe 10 eintreten und so deren angesetzte Stellung erreichen. Da der Freiflugansetzer nicht in das Rohr 11 der Rohrwaffe 10 hineinbewegt und somit auch nicht wieder aus ihm hinausbewegt werden muss, ergeben sich günstige Ladezeiten. Das Auftreten von Ansetzfehlern ist auch bei solchen Ansetzern sehr selten, jedoch etwas wahrscheinlicher als bei geführten Ansetzern.
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Im Falle eines Ansetzfehlers verbleibt der Munitionskörper 2 nach dem automatisch ablaufenden Ansetzvorgang nicht in der angesetzten Stellung, sondern rutscht entlang des Ladewegs L in Richtung des ladeseitigen Endes der Rohrwaffe 10 zurück.
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Eine solche Situation ist in 2 veranschaulicht. Wie insbesondere zu erkennen ist, wird der zurückrutschende Munitionskörper 2 durch eine Rückfallklinke 5 an einem vollständigen Herausrutschen aus der Rohrwaffe 10 gehindert. Auf diese Weise wird eine Gefährdung des Bedieners durch einen herausrutschenden Munitionskörper 2 verhindert, der Munitionskörper 2 muss jedoch neu angesetzt werden.
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Um den Ansetzfehler automatisch beheben zu können, ist es zunächst erforderlich, dass der nicht korrekt angesetzte Munitionskörper 2 auch als solcher erkannt wird. 3 zeigt hierzu einen in den Ladeweg L gebrachten Ansetzgüte-Sensor 6. Dieser ist hier als Abstandsmesser ausgebildet beispielsweise als Laser- oder Ultraschallabstandsmesser und misst den Abstand zu dem Munitionskörper 2 als Maß für die Ansetzgüte. Anhand dieses Abstands wird erkannt, ob beim Ansetzen des Munitionskörpers 2 ein Ansetzfehler aufgetreten ist, wie es im gezeigten Beispiel der Fall ist. Auch der Ansetzgüte-Sensor 6 kann Teil der Vorrichtung 1 sein.
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Um den Ansetzgüte-Sensor 6 in den Ladeweg L zu bringen, kann dieser an der Vorrichtung 1 oder der Rohrwaffe 10 angelenkt sein. Ebenso denkbar ist es auch, den Ansetzgüte-Sensor 6 an dem Ladearm, dem Ansetzer, einem nicht dargestellten Treibladungsansetzer und/oder dem Korrekturansetzer 4 anzuordnen, um so die Anzahl der für die Bewegungen erforderlichen Komponenten zu reduzieren. Gerade die Anordnung am Ansetzer oder am Korrekturansetzer 4 ist hierbei vorteilhaft, da sich der Ansetzgüte-Sensor 6 so nach dem Ansetzen durch den Ansetzer oder den Korrekturansetzer 4 bereits im Ladeweg L befindet und nicht erst noch in selbigen gebracht werden muss. Weiterhin ist es auch denkbar, den Ansetzgüte-Sensor 6 nicht außerhalb, sondern innerhalb der Rohrwaffe 10 anzuordnen, insbesondere in oder an der Rückfallklinke 5. So muss der Ansetzgüte-Sensor 6 nicht erst in den Ladeweg L gebracht werden und es wären weitere Möglichkeiten der Erkennung der Ansetzgüte zugänglich, wie Kontaktmessungen oder induktive Messmethoden zur Erkennung der Lage des Munitionskörpers 2.
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Im nächsten Schritt wird, nachdem ein Ansetzfehler erkannt und der Ansetzgüte-Sensor 6 aus dem Ladeweg L entfernt ist, ein Korrekturansetzer 4 in dem Ladeweg L positioniert, wie in 4 gezeigt. Die nicht dargestellte Positionierung des Korrekturansetzers 4 in dem Ladeweg L erfolgt bevorzugt quer zum Ladeweg L. So wird der parallel zum Ladeweg L liegende Raumbereich genutzt, ohne den begrenzten, hinter der Rohrwaffe 10 liegenden Bereich weiter einzuengen, um den Korrekturansetzer 4 in seiner Bereitschaftsposition zu verstauen. In ähnlicher Weise wie bei dem Ansetzgüte-Sensor 6 kann auch der Korrekturansetzer 4 an dem Ladearm, an dem Ansetzgüte-Sensor 6 und/oder an dem Ansetzer angeordnet sein.
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Bei dem Korrekturansetzer 4 kann es sich um einen Freiflugansetzer, einen geführten Ansetzer oder einer Kombination aus beiden handeln. In dem dargestellten Ausführungsbeispiel ist der Korrekturansetzer 4 als ein teleskopisch ausfahrbarer Ansetzer nach Art eines Ladeschiebers ausgebildet. Ebenso denkbar sind weitere Typen von Ansetzern, wie beispielsweise Kettenansetzer.
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Zur Korrektur des Ansetzfehlers wird der Korrekturansetzer 4 zunächst bis zu dem in 5 gezeigten Kontakt mit dem Munitionskörper 2 entlang des Ladewegs L bewegt. Diese Annäherungsbewegung des Korrekturansetzers 4 an den Munitionskörper 2 erfolgt dabei in unterschiedlichen Geschwindigkeitsstufen des Korrekturansetzers 4. Während der Annäherungsbewegung registriert ein nicht gezeigtes Messmittel den Abstand zwischen dem Korrekturansetzer 4 und dem Munitionskörper 2. Anhand des Abstands wird die Geschwindigkeitsstufe des Korrekturansetzers 4 geregelt. Ein erster, bevorzugt größerer Teil der Annährungsbewegung erfolgt in einer schnellen Geschwindigkeitsstufe. Auf diese Weise wird die für die Annäherungsbewegung benötigte Zeit kurz gehalten. Ein zweiter Teil der Annährungsbewegung erfolgt in einer langsamen Geschwindigkeitsstufe bis zum Kontakt des Korrekturansetzers 4 mit dem Munitionskörper 2. So werden Beschädigungen des Munitionskörpers 2 durch den Korrekturansetzer 4 vermieden.
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Ein ebenfalls nicht dargestellter Kraft-Sensor bestimmt die auf den Korrekturansetzer 4 wirkende Kraft. Hierzu kann der Kraft-Sensor zwischen sich im Kraftfluss befindlichen Komponenten oder am rohrseitigen Ende des Korrekturansetzers 4 angeordnet sein. Anhand der gemessenen Kraft wird der Kontakt zwischen dem Korrekturansetzers 4 und dem Munitionskörper 2 erkannt. Zudem wird beim Ansetzten des Munitionskörpers 2 in seiner angesetzte Stellung eine vordefinierte Grenzkraft überschritten, beispielsweise bei dem Deformieren des nicht dargestellten Führungsbands. So kann der Kraft-Sensor bei der Verwendung eines geführten Ansetzers als Korrekturansetzer 4 dazu verwendet werden, um über die auftretende Kraft zu bestimmen, wann der Munitionskörper 2 seine angesetzte Stellung korrekt eingenommen hat.
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Nachdem der Korrekturansetzer 4 mit dem Munitionskörper 2 in Kontakt getreten ist, beschleunigt der Korrekturansetzer 4 den Munitionskörper 2 entlang des Ladewegs L von dem ladungsseitigen Ende der Rohrwaffe weg. Bevorzugt erfolgt diese Beschleunigung auf einer schnelleren Geschwindigkeitsstufe des Korrekturansetzers 4, welche insbesondere schneller als die schnelle Geschwindigkeitsstufe der Annährungsbewegung ist. So wird die für den Ansetzvorgang erforderliche Zeit zusätzlich verkürzt.
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Im gezeigten Ausführungsbeispiel erfolgt die Beschleunigung des Munitionskörpers 2 bis der Korrekturansetzer 4 eine in 7 gezeigte, ansetzerseitig vor der angesetzten Stellung liegende Position erreicht hat. An dieser Position bremst der gezeigte, teleskopisch ausfahrbare Korrekturansetzer 4 ab, kehrt seine Bewegungsrichtung um und beginnt sich in Richtung des ladeseitigen Endes der Rohrwaffe 10 zusammenzuschieben. Aufgrund seiner Trägheit setzt der beschleunigte Munitionskörper 2 seine Bewegung unabhängig vom Korrekturansetzer 4 quasi frei fliegend fort, bis er seine angesetzte Stellung erreicht hat.
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Während der Munitionskörper 2 das verbleibende Teilstück des Ladewegs L bis zur angesetzten Stellung zurücklegt, bewegt sich der Korrekturansetzer 4 bereit entgegen des Ladewegs L auf seine Ausgangsstellung zu. So nimmt der Korrekturansetzer 4 seine in 4 und 8 gezeigte Ausgangsstellung zeitsparend wieder ein, da das Hinausbewegen des Korrekturansetzers 4 aus dem Rohr 11 der Rohrwaffe 10 zeitlich parallel zur Ansetzbewegung des Munitionskörpers 2 abläuft.
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Im nächsten Schritt wird der Korrekturansetzer 4 aus dem Ladeweg L entfernt und der Ansetzgüte-Sensor 6 erneut wie oben beschrieben in den Ladeweg L eingebracht. Wie die Darstellung in 9 zeigt, bestimmt der Ansetzgüte-Sensor 6 erneut die Ansetzgüte des Munitionskörpers 2. Wird ein korrekt angesetzter Munitionskörper 2 in der angesetzten Stellung erkannt, wie in 9 gezeigt, wird der Betrieb der Rohrwaffe 10 standardmäßig weitergeführt. So kann der Munitionskörper 2 verschossen oder es können weitere Munitionskörper 2 in die Rohrwaffe 10 geladen werden. Erkennt der Ansetzgüte-Sensor 6 hingegen erneut einen Ansetzfehler, so wird das Korrekturansetzten ab dem in 4 gezeigten Schritt erneut ausgeführt.
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Durch Verwendung der vorstehend beschriebenen Vorrichtung lässt sich das Gefahrenrisiko für den Bediener erheblich reduzieren, da ein automatisiertes Korrigieren eines Ansetzfehlers ohne ein manuelles Eingreifen des Bedieners ermöglicht wird. Der Bediener muss hierfür seine geschützte Bedienposition nicht mehr verlassen und sich somit keinem erhöhten Gefahrenrisiko aussetzen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Vorrichtung
- 2
- Munitionskörper
- 4
- Korrekturansetzer
- 5
- Rückfallklinke
- 6
- Ansetzgüte-Sensor
- 10
- Rohrwaffe
- 11
- Rohr
- 12
- Laderaum
- L
- Ladeweg
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- EP 0352584 B1 [0004]
- EP 1041355 B1 [0004]