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Die vorliegende Erfindung betrifft ein Streckwerk für Ringspinnmaschinen, mit Ober- und Unterriemchen in der Hauptverzugszone.
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Stand der Technik
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Unterriemchen moderner Hochverzugsstreckwerke für Ringspinnmaschinen werden heute von einem über die gesamte Länge der Ringspinnmaschine reichenden Unterzylinder angetrieben. Dieser Unterzylinder ist aus einzelnen Stücken zusammengeschraubt und nach jeweils sechs oder acht Spindeln in einer Stanze gelagert. Der Abstand von Spindel zu Spindel, also die Spindelteilung, beträgt etwa 70 bis 90 mm. Zweiseitige Ringspinnmaschinen haben heute bis zu ca. 1.600 Spindeln. Damit ergibt sich beispielsweise mit 1.600/2 × 70 mm = 56 m eine enorme Gesamtlänge eines die Unterriemchen antreibenden Unterzylinders.
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Die Lebensdauer eines Unterriemchens soll im Dreischichtbetrieb im Durchschnitt etwa ein Jahr betragen. Um diese Lebensdauer zu erreichen, werden die Unterriemchen möglichst lang ausgeführt und benötigen deshalb, im Gegensatz zu kurzen Oberriemchen, eine Spanneinrichtung.
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Um nun verschlissene Unterriemchen beim Austausch aus dem Unterzylinder auszuhängen und neue einzuhängen ist bei bekannten Ringspinnmaschinen der gesamte Unterzylinder zunächst in einem Stück quer zur Maschinenlängsachse zu demontieren. Schon dieser Ausbau des sehr langen Unterzylinders ist keine einfache Arbeit. Mehrere sehr sorgfältige Arbeitskräfte sind erforderlich, um den langen, dünnen Unterzylinder mit einem Durchmesser von etwa 25–30 mm auszubauen, ohne diesen zu verbiegen. Sämtliche Unterriemchen sind aus ihrer Spanneinrichtung auszuhängen. Der Unterzylinder wird anschließend in Einzelstücke zerlegt. Die „alten” Riemchen – in der Regel auch nicht verschlissene, um nach dem Einbau frischer Unterriemchen die gleiche potentielle Lebensdauer zu haben – werden abgestreift und neue Riemchen eingesetzt. Dann werden die Einzelstücke des Unterzylinders wieder zusammengeschraubt, der lange Unterzylinder wird wieder in einem Stück vorsichtig in die Stanzen der Ringspinnmaschine eingelegt. Die neuen Unterriemchen werden in ihre jeweilige Spanneinrichtung eingehängt.
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Insgesamt ist der aus dem Stand der Technik bekannte Wechsel der langen Unterriemchen eine langwierige und aufwändige Prozedur. Weil dies so ist, werden grundsätzlich alle Riemchen gleichzeitig gewechselt, obwohl eine ganze Anzahl derselben in der Regel noch längere Zeit einwandfrei arbeiten würde.
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Es ist eine Aufgabe der Erfindung, ein Streckwerk für Ringspinnmaschinen vorzuschlagen, mit welchem die aus dem Stand der Technik bekannten Nachteile überwunden oder zumindest stark verringert werden.
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Die Aufgabe wird gelöst mit einem Streckwerk gemäß Anspruch 1, nämlich einem Streckwerk für Ringspinnmaschinen, mit Ober- und Unterriemchen in der Hauptverzugszone, das dadurch gekennzeichnet ist, dass die Ober- und Unterriemchen etwa gleich lang sind, dass die Unterriemchen durch Käfige radial und axial positioniert sind, dass die Unterriemchen von einem Unterzylinder angetrieben werden, der aus Teilstücken besteht, die durch lösbare Kupplungen miteinander verbunden sind und die nach Lösen von Kupplungen aus- und einbaubar angeordnet sind.
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Die erfindungsgemäße Lösung erlaubt es, Unterriemchen einer Ringspinnmaschine auszutauschen, ohne den die Unterriemchen antreibenden Unterzylinder in ganzer Länge ausbauen zu müssen. Der Austausch kann auch vonstatten gehen, ohne die Spinnmaschine hierfür eigens anzuhalten. So muss eine Ringspinnmaschine in der Regel sowieso mehrmals pro Tag zum Wechseln der Kopse angehalten werden. Während des Kopswechsels kann beispielweise ein Ausbau, Riemchenwechsel und Wiedereinbau eines Teilstücks des Antriebszylinders für z. B. 12 Spindeln innerhalb von einigen Minuten erfolgen.
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Mit der erfindungsgemäßen Lösung wird das einfache gruppenweise Austauschen von verschlissenen Unterriemchen während des regulären Produktionsbetriebes ermöglicht. Auch entfällt die sehr schwierige und aufwändige Demontage und Neumontage des gesamten Antriebszylinders, da nur Teilstücke demontiert und wieder eingebaut werden müssen.
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In einer vorteilhaften Ausbildung der Erfindung ist das Streckwerk derart ausgebildet, dass der Unterzylinder als Teil einer Zylinderlagerung ausgebildet ist und ein Teil seiner Außenfläche die Innenlaufbahn für die Wälzkörper der Zylinderlagerung bildet. Diese Variante ist für eine raumsparende Konstruktion von Vorteil, da ein Teil (der „Lagerinnenring”) des vorgesehenen Wälzlagers für den Antriebszylinder durch diesen selbst realisiert ist.
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In einer weiteren vorteilhaften Ausbildung der Erfindung ist das Streckwerk derart ausgebildet, dass der Durchmesser der Innenlaufbahn für die Wälzkörper der Zylinderlagerung gleich groß oder größer ist, als die übrigen Durchmesser des Unterzylinders. Damit wird das Abstreifen der Zylinderlager im Zuge des Riemchenwechsels erleichtert. Es ist dann sehr einfach möglich, die Zylinderlagerung von dem Antriebszylinder axial seitlich abzustreifen, um den Riemchenwechsel schnell und sicher durchführen zu können.
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Die Erfindung wird nachfolgend beispielhaft mit Hilfe der in der Zeichnung dargestellten Figuren näher erläutert.
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1 zeigt stark schematisiert aus dem Stand der Technik bekanntes Streckwerk im Querschnitt.
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2 zeigt stark schematisiert ein Beispiel eines erfindungsgemäßen Streckwerks im Querschnitt.
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3 zeigt stark schematisiert ein Beispiel eines über mehrere Spinnstellen reichenden Antriebszylinders.
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Die Darstellung nach 1 zeigt die wesentlichen Teile eines Streckwerks gemäß dem Stand der Technik, mit einem symbolisch angedeuteten Druckarm 107, welchem obere Druckwalzen 1A, 106 und 1C und untere Druckwalzen 1D, 101 und 1F des Streckwerks zugeordnet sind. Einem oberen Käfig 105 sind zwei Oberriemchen 104 und eine obere Druckwalze 106, gemäß dem Stand der Technik vom Druckarm 107 geführt, zugeordnet. Die obere Druckwalze 106 wird von einer sich in Maschinenlängsrichtung erstreckenden Antriebsunterwalze 101 angetrieben, in welche Unterriemchen 103 eingehängt sind. Diese langen Unterriemchen werden von Spanneinrichtungen gespannt und axial positioniert. Es ist nachzuvollziehen, dass das gezeigte lange Unterriemchen 103 aus der schraffiert dargestellten etwa maschinenlangen Antriebsunterwalze 101 nur ausgehängt werden kann, wenn die Antriebsunterwalze 101 zerlegt wird.
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In 2 ist ein Ausführungsbeispiel eines erfindungsgemäßen Streckwerks gezeigt, mit einem Oberriemchen 204, einem Oberkäfig 205 und einer oberen Druckwalze 206, welche entsprechend dem Stand der Technik von einem Druckarm 207 geführt (nur angedeutet) und gemäß Pfeil F belastet werden. Der Oberkäfig 205 wird in bekannter Weise von dem Druckarm 207 nach unten gedrückt und stützt sich gegen die obere Druckwalze 206 und gegen einen Unterkäfig 210 ab.
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Der die kurzen Unterriemchen 208 antreibende, sich über die gesamte Maschinenlänge erstreckende Unterzylinder 213 besteht aus Teilstücken 213a und 213b, welche durch radial montierte Kupplungen 214, z. B. ausgebildet als zwei Halbschalen (2, unten links und rechts) über Schrauben miteinander verbunden sind. Die Unterriemchen 208 werden durch einen Käfig 210 geführt, der in Betriebsstellung durch eine von Stanze zu Stanze reichende Schiene 215 abgestützt wird, und der auf einer von Stanze zu Stanze reichenden Rundstange 212 schwenk- bzw. drehbar gelagert ist.
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Bei dieser sehr kostengünstigen Lösung muss zum Auswechseln eines kurzen Unterriemchens 208 nur ein Teilstück des die Unterriemchen 208 antreibenden Unterzylinders 213 ausgebaut werden. Dies bedingt zwar einen Maschinenstillstand von wenigen Minuten, kann aber problemlos auch von gering qualifizierten Arbeitskräften z. B. während des obligatorischen Kopswechsels ausgeführt werden.
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Um nun ein kurzes Unterriemchen 208 auszuwechseln, sind die nachfolgend beschriebenen, sehr einfachen Arbeitsgänge abzuwickeln: Der Druckarm 207 wird zusammen mit seinem Oberkäfig 205, der Druckwalze 206 und Oberriemchen 204 (in 2) nach oben geschwenkt, sodass sich die Oberwalzen 2A, 206 und 2C von den Unterwalzen 2D, 209 und 2F vom Unterkäfig 210 lösen. Dann wird ein Teilstück des die auszuwechselnden Unterriemchen 208 antreibenden Unterzylinders 213 ausgebaut, indem die radial montierten Kupplungen 214 demontiert werden. Dann werden die Wälzlager 216 (3) von dem Zylinder 213 seitlich abgestreift und die Riemchen ausgetauscht. Nach dem Austausch der Unterriemchen 208 laufen die zuvor getätigten Arbeitsgänge umgekehrt ab. Der Verstreckprozess sowie der Spinnvorgang können nun wieder fortgesetzt werden.
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3 zeigt beispielhaft einen über mehrere Spinnstellen reichenden Unterzylinder 213. Im mit „a” angegebenen Bereich ist der Unterzylinder beispielsweise geriffelt ausgebildet oder mit einer Kordelung versehen, um über eine erhöhte Friktionswirkung einen sicheren Antrieb der Unterriemchen sicherzustellen.
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Der Unterzylinder 213 hat vorzugsweise im Bereich der ihn tragenden Wälzlager 216 einen Durchmesser, welcher gleich oder größer als im Bereich „a” ist. Damit ist es sehr einfach möglich, die Wälzlager 216 von dem unteren Unterzylinder 213 seitlich abzustreifen, um den Riemchenwechsel schnell und sicher durchführen zu können.
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Bezugszeichenliste
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- 101
- Unterzylinder
- 102
- Spanneinrichtung
- 103
- Unterriemchen
- 104
- Oberriemchen
- 105
- Oberkäfig
- 106
- obere Druckwalze
- 107
- Druckarm
- 1A
- obere Druckwalze
- 1C
- obere Druckwalze
- 1D
- Unterzylinder
- 1F
- Unterzylinder
- 204
- Oberriemchen
- 205
- Oberkäfig
- 206
- obere Druckwalze
- 207
- Druckarm
- 2A
- obere Druckwalze
- 2C
- obere Druckwalze
- 2D
- Unterzylinder
- 2F
- Unterzylinder
- 212
- Rundstange
- 213
- Unterzylinder, untere Druckwalze
- 213a
- Teilstück
- 213b
- Teilstück
- 214
- Kupplung
- 215
- Schiene
- 216
- Zylinderlagerung