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Die Erfindung betrifft eine Aufspulmaschine zum Aufwickeln mehrerer Fäden zu Spulen gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Eine gattungsgemäße Vorrichtung ist aus der
WO 2006/092237 A1 bekannt.
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Die bekannte Aufspulmaschine wird zum Aufspulen einer in einem Schmelzspinnprozess erzeugten Fadenschar verwendet. Die Fäden der Fadenschar werden parallel nebeneinander zu Spulen gewickelt. Hierzu weist die Aufspulmaschine mehrere Wickelstellen auf, die entlang einer auskragend gehaltenen Spulspindel ausgebildet sind. Die Spulspindel dient zur Aufnahme der Spulen, um diese gleichzeitig zu wickeln. Die Ablage der Fäden erfolgt in einer sogenannten Kreuzwicklung, so dass innerhalb der Wickelstellen jeweils jeder Faden einzeln mittels einer Changiereinheit vor Auflauf auf die Spulenoberfläche hin- und hergeführt wird. Die Zuführung in die Wickelstellen und die Separierung der Fadenschar erfolgt mit den sogenannten Kopffadenführern, die bei der bekannten Aufspulmaschine zur Reduzierung von Fadenreibungen durch frei drehbare Umlenkrollen gebildet sind. Jede der Umlenkrollen bildet dabei gemeinsam mit der zugeordneten Changiereinheit eine Changierebene, in welcher der Faden hin- und hergeführt wird. Insoweit wird die Changierbewegung des Fadens durch den Kopffadenführer gebremst, so dass diese nicht zu Rückwirkungen an den vorgeordneten Einrichtungen führen kann.
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Beim Aufwickeln sehr feiner Fäden wurde nun beobachtet, dass die Fäden teilweise ein unterschiedliches Dehnungsverhalten aufzeigten, das sich insbesondere an den Fäden bemerkbar machte, die im vorgeschalteten Spinnprozess größere Auslenkungen und damit größere Fadenreibungen ausgesetzt waren. Derartige Fadenspannungsschwankungen wirken sich zudem ungünstig auf die Umschlingungsreibung der Umlenkrollen aus, die im ungünstigen Fall zu ungewünschten Schlupferscheinungen zwischen dem Faden und der Umlenkrolle führen. In dem Schmelzspinnprozess, bei welchem innerhalb einer Spinnposition eine Gruppe von Fäden als Fadenschar extrudiert, behandelt und aufgewickelt wird, ist es jedoch wünschenswert, dass die als Spule gespeicherten Fäden alle identische Eigenschaften aufweisen. Insoweit sind die zuvor beschriebenen Nachteile unerwünscht und führen zu einer verminderten Qualität, insbesondere bei sehr feinen Fadentitern.
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Es ist daher Aufgabe der Erfindung, eine Aufspulmaschine der gattungsgemäßen Art derart weiterzubilden, dass die in einem Schmelzspinnprozess erzeugten synthetischen Fäden in ihren Eigenschaften mit hoher Gleichmäßigkeit zu Spulen gewickelt werden können.
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Ein weiteres Ziel der Erfindung liegt darin, eine Aufspulmaschine der gattungsgemäßen Art bereitzustellen, die die Fadenreibung innerhalb der Wickelstelle sowie die Aufwickelspannung an dem Faden unabhängig von vorgeordneten Prozessaggregaten zu beeinflussen vermag.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, dass mehrere Elektromotoren zum Antreiben der Umlenkrollen vorgesehen sind und dass den Elektromotoren mehrere Steuergeräte zugeordnet sind.
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Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind durch die Merkmale und Merkmalskombinationen der Unteransprüche gegeben.
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Es hat sich gezeigt, dass bei Fäden mit sehr feinen Titern die durch die Umschlingung an der Umlenkrolle bestimmte Fadenreibung je nach Umschlingungsgrad nicht ausreichend ist, damit die Umlenkrolle mit gleichmäßiger Umfangsgeschwindigkeit umläuft. Die Erfindung bietet nun den besonderen Vorteil, das unabhängig von dem jeweiligen Umschlingungsgrad des Fadens an den Umlenkrollen und unabhängig von der Beschaffenheit des Fadens jeder der Fäden mit einem im wesentlichen gleichen Fadenspannungsniveau in den Wickelstellen zu Spulen gewickelt werden. Hierbei können sowohl die durch unterschiedliche Fadenführungen in der Aufspulmaschine resultierenden Fadenspannungsveränderungen an dem Faden oder auch die aus dem vorgeordneten Schmelzspinnprozess herrührenden Unterschiede in den Fadenspannungen individuell durch die angetriebenen Umlenkrollen ausgeglichen werden. Ein weiterer Vorteil der Erfindung liegt darin, dass der Antrieb der Umlenkrollen in den Wickelstellen dazu genutzt werden kann, um in Verbindung mit den vorgeordneten Galettensystem Fadenspannungen in der Fadenschar zum Verstrecken oder Relaxieren aufzubauen. Die den Elektromotoren der Umlenkrollen zugeordneten Steuergeräte ermöglichen eine Einstellung der Umfangsgeschwindigkeiten der Umlenkrollen, die im Verhältnis zu einer Fadengeschwindigkeit der Fäden eine Förderwirkung oder eine Bremswirkung erzeugt.
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Die Weiterbildung der Erfindung, bei welcher die Steuergeräte mit einer Wicklersteuereinheit gekoppelt sind, durch welche die den Wickelstellen zugeordneten Antrieben steuerbar sind, ist besonders vorteilhaft, um für die in der Aufspulmaschine auftretenden Betriebszustände Veränderungen in der Fadenspannung vornehmen zu können. So lässt sich beispielsweise bei Prozessbeginn das Anlegen der Fäden durch eine Erhöhung oder Verringerung der Fadenspannung je nach Typ der Aufspulmaschine beeinflussen. Insbesondere bei der Verwendung von sogenannten Spulrevolvern, die zwei auskragende Spulspindeln abwechselnd in einem Betriebsbereich führen, lässt sich insbesondere auch in der Phase, in welchem die Fäden von einer Spulspindel auf die benachbarte Spulspindel übergeben werden, das Fangen und Anwickeln der Fäden durch entsprechende veränderte Umfangsgeschwindigkeiten der Umlenkrollen und damit veränderten Fadenspannungen in den Fäden gezielt beeinflussen.
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Beim Schmelzspinnen einer großen Anzahl von Fäden ist es allgemein üblich, dass die Fäden nach dem Spinnen zusammengeführt werden, um mit einem im Vergleich zu einer Spinnteilung wesentlich geringen Fadenabstand zueinander an einem Galettensystem geführt zu werden. Hierzu müssen insbesondere die in der Spinneinrichtung in den äußeren Positionen extrudierten Fäden im Verhältnis zu den im mittleren Bereich extrudierten Fäden größere Auslenkwinkel überbrücken, um anschließend gemeinsam als eine Fadenschar in dem Galettensystem geführt zu werden. Derartige unterschiedliche Auslenkungen bewirken ebenfalls eine veränderte Fadenspannung, die sich an Fäden mit feinen Fadentitern besonders im Dehnungsverhalten bemerkbar macht. Zum Ausgleich derartiger Fadenspannungsunterschiede hat sich die Weiterbildung der Erfindung besonders bewährt, bei welcher die Umlenkrollen und die zugeordneten Elektromotoren in mehrere Antriebsgruppen aufgeteilt sind und bei welcher die Steuergeräte auf die Antriebsgruppen derart verteilt sind, dass die einer der Antriebsgruppen zugeordneten Elektromotore gemeinsam durch das zugeordnete Steuergerät steuerbar sind. So lassen sich die Fäden der Fadenschar ja nach ihrer Historie in Gruppen aufteilen, die dementsprechend mit unterschiedlichen Umfangsgeschwindigkeiten der Umlenkrollen den Wickelstellen zuführbar sind.
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Hierzu wird die Ausführung der erfindungsgemäßen Aufspulmaschine bevorzugt verwendet, bei welcher die Umlenkrollen aus zumindest zwei Antriebsgruppen aufgeteilt sind, wobei eine der Antriebsgruppen eine Gruppe von Fäden zugeordnet ist, die bei einem Schmelzspinnen im mittleren Bereich einer Fadenschar geführt werden. Damit können die beim Schmelzspinnen im Außenbereich geführten Fäden und im mittleren Bereich geführten Fäden innerhalb der Aufspulmaschine mit unterschiedlichen Umfangsgeschwindigkeiten der Umlenkrollen den jeweiligen Wickelstellen zugeführt werden. Die in den Wickelstellen gewickelten Fäden weisen somit eine im wesentlichen identische Historie hinsichtlich Fadenreibung auf.
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Um insbesondere bei einer Vielzahl von Fäden bei Prozessbeginn das Anlegen für eine Bedienperson zu vereinfachen, ist die Weiterbildung der Erfindung vorgesehen, bei welcher die Umlenkrollen und die Elektromotore gemeinsam an einem beweglichen Träger gehalten sind, welcher zum Anlegen der Fäden zwischen einer Anlegeposition und einer Betriebsposition hin- und herführbar ist. So ist es üblich, dass beim Anlegen der Fäden die Fadenschar mit einer Saugpistole geführt wird. Durch die Beweglichkeit des Trägers lassen sich die Umlenkrollen in eine für die Bedienperson günstige Anlegeposition führen.
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Damit unabhängig von der jeweiligen Position des Trägers ein Antrieb der Umlenkrollen gewährleistet ist, sind die Steuergeräte gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung an dem Träger gehalten und über eine flexible ausgebildete Energiekette mit der Wickelsteuereinheit und einer Energieversorgung gekoppelt.
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Zum Anlegen der Fadenschar werden die Umlenkrollen bevorzugt unmittelbar an einem freien Ende einer Antriebswelle des jeweiligen Elektromotors angeordnet. Hierzu sind die Elektromotoren bevorzugt mit der Antriebswelle quer zur Spulspindel an dem Träger angeordnet. Damit sind die Umlenkrollen für die Bedienung und das Anlegen der Fäden leicht zugänglich.
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Zur Einhaltung vorbestimmter Umfangsgeschwindigkeiten der Umlenkrollen sind die Elektromotore bevorzugt durch Synchronmotore ausgeführt, so dass die durch die Steuergeräte vorgegebene Steuerfrequenz zu den gewünschten Umfangsgeschwindigkeiten der Umlenkrollen in Relation zu der Fadengeschwindigkeit der Fäden konstant eingehalten werden können.
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Die Integration der Aufspulmaschine in einen vorgeordneten Schmelzspinnprozess lässt sich besonders dadurch verbessern, indem zumindest eine angetriebene Galette den Umlenkrollen vorgeordnet ist, deren Galettenantrieb und Galettensteuergerät mit der Wickelsteuereinheit gekoppelt ist. Damit können überlagerte Differenzgeschwindigkeiten zwischen den Umlenkrollen und der vorgeordneten Galetten zur Behandlung der Fadenschar unmittelbar über die Wicklersteuereinheit gesteuert werden.
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Zur weiteren Erläuterung der Erfindung wird nun nachfolgend ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Aufspulmaschine unter Bezug auf die beigefügten Figuren näher erläutert.
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Es stellen dar:
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1 schematisch eine Seitenansicht des Ausführungsbeispiels der erfindungsgemäßen Aufspulmaschine
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2 schematisch eine Vorderansicht des Ausführungsbeispiels aus 1
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3 schematisch einen Ausschnitt eines Längsschnitts einer der Kopffadenführer
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4 schematisch ein Steuerungsschema zum Betreiben der Umlenkrollen in den Wickelstellen der Aufspulmaschine
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5 schematisch ein weiteres Ausführungsbeispiel eines Steuerungsschemas zum Betreiben der Umlenkrollen in den Wickelstellen der Aufspulmaschine
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In den 1 und 2 ist ein Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Aufspulmaschine in mehreren Ansichten gezeigt. In der 1 ist eine Seitenansicht und in 2 eine Vorderansicht des Ausführungsbeispiels dargestellt. Das Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Aufspulmaschine ist in den 1 und 2 jeweils in einer Betriebssituation gezeigt, in welcher eine Fadenschar von mehreren Fäden gleichzeitig zu Spulen gewickelt werden. Die Fadenschar wird vorzugsweise unmittelbar in einer der Aufspulmaschine vorgeordneten Spinneinrichtung gesponnen und verstreckt. Grundsätzlich sei jedoch an dieser Stelle erwähnt, dass die erfindungsgemäße Aufspulmaschine nicht auf den Einsatz in Schmelzspinnprozessen beschränkt ist, sondern auch in Prozessen einsetzbar ist, wo gleichzeitig eine Fadenschar nach vorhergehender Behandlung am Ende der Behandlung zu Spulen gewickelt werden müssen.
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Die nachfolgende Beschreibung des Ausführungsbeispiels aus 1 und 2 bezieht sich auf beide Figuren, insoweit kein ausdrücklicher Bezug zu einer der Figuren gemacht ist.
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Die Aufspulmaschine weist bei diesem Ausführungsbeispiel insgesamt fünf Wickelstelen 1.1 bis 1.5 auf, die entlang einer auskragenden Spulspindel 10.1 ausgebildet sind. Die Anzahl der Wickelstellen ist beispielhaft. So ist es bereits üblich, zehn, zwölf oder noch mehr Fäden parallel nebeneinander an einer angetriebenen Spulspindel zu Spulen zu wickeln.
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Die Spulspindel 10.1 ist in diesem Ausführungsbeispiel an einem drehbar gelagerten Spulrevolver 11 gehalten, der um 180° versetzt eine zweite Spulspindel 10.2 hält. Den Spulspindeln 10.1 und 10.2 sind jeweils zwei Spindelantriebe 20.1 und 20.2 zugeordnet. Die Drehbewegung des Spulrevolvers 11, der in einem Maschinengestell 14 gelagert ist, erfolgt durch einen Revolverantrieb 22. Mittels des Revolverantriebes 22 lässt sich der Spulrevolver 11 mit den Spulspindeln 10.1 und 10.2 bewegen. So lassen sich die Spulspindeln 10.1 und 10.2 abwechselnd in einen Wechselbereich und in einen Betriebsbereich verschwenken. Am Umfang der Spulspindeln 10.1 und 10.2 sind mehrere Spulhülsen 13 angeordnet, so dass pro Wickelstelle 1.1 bis 1.5 eine Spule auf eine Spulhülse 13 gewickelt werden kann.
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In der in 1 und 2 dargestellten Betriebssituation werden an der Spulspindel 10.1 insgesamt fünf Spulen 12.1 bis 12.5 gleichzeitig gewickelt.
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Die in der Aufspulmaschine ausgebildeten Wickelstellen 1.1 bis 1.5 weisen zur Separierung und Führung der Fäden jeweils in einem Einlaufbereich einen Kopffadenführer 3 auf, der innerhalb der jeweiligen Wickelstelle mit einer Changiereinheit 4 zusammenwirkt. Der Kopffadenführer 3 und die Changiereinheit 4 spannen eine sogenannte Changierebene auf, in welcher der Faden hin- und hergeführt wird, so dass sich am Umfang der Spule eine Kreuzwicklung einstellt. Die in den Wickelstellen 1.1 bis 1.5 ausgebildeten Changiereinheiten 4 weisen hierzu Changiermittel auf, die die Führung des Fadens innerhalb eines Changierhubes ausführen. Als Changiermittel können hierbei oszillierende Fadenführer oder mehrere translatorisch bewegte Fadenführer verwendet werden.
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Die Ablage der Fäden am Umfang der Spulen 12.1 bis 12.5 wird durch eine drehbare Andrückwalze 9 unterstützt, die sich über alle Wickelstellen 1.1 bis 1.5 erstreckt und am Umfang der Spulen 12.1 bis 12.5 mit Kontakt anliegt.
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Die im oberen Bereich der Aufspulmaschine ausgebildeten Kopffadenführer 3 sind als drehbare Umlenkrollen ausgebildet, wobei jeder Wickelstelle 1.1 bis 1.5 eine der Umlenkrollen 5.1 bis 5.5 zugeordnet ist. Die Umlenkrollen 5.1 bis 5.5 sind in den Wickelstellen 1.1 bis 1.5 identisch ausgeführt. So ist jeder Umlenkrolle 5.1 bis 5.5 jeweils eine Elektromotor 6.1 bis 6.5 zugeordnet. Die Umlenkrollen 5.1 bis 5.5 und die Elektromotoren 6.1 bis 6.5 sind an einem beweglichen Träger 15 angeordnet, der in einer im oberen Bereich das Maschinengestell ausgebildeten Führungsschiene 16 geführt ist. Der Träger 15 weist an einem Bedienungsende einen Handgriff 19 auf, so dass eine Bedienperson den Träger 15 mit den Umlenkrollen 5.1 bis 5.5 und den Elektromotoren 6.1 bis 6.5 zwischen einer Betriebsstellung und einer Anlegestellung hin- und herführen kann. In 1 ist die Anlegestellung durch eine gestrichelte Darstellung des Trägers 15 gezeigt.
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Zur weiteren Erläuterung wird neben den 1 und 2 zusätzlich zu der 3 Bezug genommen. In der 3 ist ein Ausschnitt einer Längsschnittansicht des Trägers 15 gezeigt. In diesem Fall ist nur eine der Umlenkrollen 5.3 und einer der zugeordneten Elektromotoren 6.3 dargestellt. Die Umlenkrolle 5.3 ist an einem freien Ende einer Antriebswelle 26 des Elektromotors 6.3 angeordnet. Die Antriebswelle 26 des Elektromotors 6.3 ist quer zur Spulspindel 10.1 ausgerichtet, die in dieser Darstellung nicht gezeigt ist. Der Elektromotor 6.3 ist über einen Motorflansch 27 mit dem Träger 15 verbunden. Der Träger 15 ist durch ein Hohlprofil ausgebildet und weist im mittleren Bereich einen Kabelkanal 28 auf. Der Elektromotor 6.3 ragt in den Kabelkanal 28 hinein und ist mit einem der darin geführten Kabel 29 verbunden.
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Wie aus der Darstellung in 1 hervorgeht, sind an einem Maschinenende des Trägers 15 mehrere Steuergeräte 7.1 und 7.2 angeordnet, die gemeinsam mit dem Träger 15 zwischen der Anlegestellung und der Betriebsstellung hin- und herführbar sind. Die Steuergeräte 7.1 und 7.2 sind durch eine flexible Energiekette 17 mit einer Antriebselektronik 18 gekoppelt, die alle zur Steuerung und Versorgung der Antriebe erforderlichen Einrichtungen enthält. Die Antriebselektronik 18 ist mit den hier dargestellten Spindelantrieben 20.1 und 20.2 sowie mit dem Revolverantrieb 22 und mit einem Changierantrieb 21 verbunden. Die Bedienung und Ansteuerung der Antriebe 20.1, 20.2, 21, 22 und der Elektromotoren 6.1 bis 6.5 erfolgt über eine Wicklersteuereinheit 8, die in 1 symbolisch dargestellt ist. Derartig Wicklersteuereinheiten 8 werden vorzugsweise als ein Bedientableau unmittelbar an dem Maschinengestell gehalten.
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Bei dem in 1 und 2 dargestellten Ausführungsbeispiel sind den Wickelstellen 1.1 bis 1.5 eine angetriebene Galette 23 zugeordnet, die seitlich neben der Aufspulmaschine gehalten ist, so dass die Fäden 2.1 bis 2.5 durch eine im wesentlichen horizontal ausgerichtete Fadenführung ohne größere Aufspreizungen den Umlenkrollen 5.1 bis 5.5 der Wickelstellen 1.1 bis 1.5 zugeführt werden können. Die Galette 23 ist über einen Galettenantrieb 24 angetrieben, der durch ein Galettensteuergerät 25 gesteuert wird.
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Zur Erläuterung der Funktion des vorgenannten Ausführungsbeispiels wird zusätzlich auf die Darstellung in 4 Bezug genommen. In 4 ist ein Steuerungsschema der angetriebenen Umlenkrollen 5.1 bis 5.5 gezeigt, den Changiereinheiten 4 der Wickelstellen 1.1 bis 1.5 vorgeordnet sind.
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Wie aus der Darstellung in 4 hervorgeht, sind die Elektromotoren 6.1 bis 6.5 in mehrere Antriebsgruppen unterteilt. Eine erste Antriebsgruppe wird durch die Elektromotoren 6.1 und 6.5 gebildet, die beide mit dem Steuergerät 7.1 verbunden sind und mit identischen Steuerfrequenzen gesteuert werden. Die Elektromotoren 6.2, 6.3 und 6.4 bilden eine zweite Antriebsgruppe, die gemeinsam durch das Steuergerät 7.2 gesteuert werden. Jeder der Elektromotoren einer Antriebsgruppe wird hierbei mit einer identischen Steuerfrequenz gesteuert, so dass die den Antriebsgruppen zugeordneten Umlenkrollen mit identischen Umfangsgeschwindigkeiten betrieben werden. Insoweit lassen sich die Elektromotoren 6.1 und 6.5 gegenüber den Elektromotoren 6.2, 6.3 und 6.4 mit unterschiedlichen Drehzahlen betreiben. Die Umlenkrollen 5.1 und 5.5 könnten beispielsweise in dem Ausführungsbeispiel nach 1 die äußeren Fäden 2.1 und 2.5 führen. Die mittleren Fäden 2.2 bis 2.4 werden dann von den Umlenkrollen 5.2 bis 5.4 der zweiten Antriebsgruppe geführt.
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Die Vorgabe und Einstellung der Steuerfrequenzen über die Steuergeräte 7.1 und 7.2 wird über die Wicklersteuereinheit 8 aufgegeben, die gleichzeitig mit dem Galettensteuergerät 25 gekoppelt ist.
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Das in 4 dargestellte Steuerungsschema ist insbesondere geeignet, um die im vorgeordneten Schmelzspinnprozess verursachten unterschiedlichen Fadenbehandlungen der Fäden beispielsweise aufgrund unterschiedlicher Fadenauslenkungen zu kompensieren. So ist bekannt, dass die Fadenreibung, die die Fadenspannungen beim Führen der Fäden beeinflusst, auch einen unmittelbaren Einfluss auf das Dehnungsverhalten der einzelnen Fäden ausübt. Daher kann durch gezielte Beeinflussung der Fadenreibung ein Ausgleich derartiger Unterschiede unmittelbar vor dem Aufwickeln der Fäden erreicht werden. So lassen sich beispielsweise die in einem Schmelzspinnprozess mit größerer Auslenkung außen geführten Fäden durch eine der Antriebsgruppen beispielsweise durch die Umlenkrollen 5.1 und 5.5 den Wickelstellen 1.1 und 1.5 zuführen. Dabei können die Umlenkrollen 5.1 und 5.5 mit einer leicht überhöhten Umfangsgeschwindigkeit im Verhältnis zu den mittleren Umlenkrollen 5.2 bis 5.4 betrieben werden. Eine derartige Förderung und Entlastung wirkt kompensierend zu den aufgrund der höheren Auslenkung verursachten erhöhten Fadenspannungen in den Fäden, so dass die auf den Spulen gewickelten Fäden im wesentlichen gleiche Eigenschaften aufweisen.
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Das in 4 dargestellte Steuerungsschema ist jedoch nur eine mögliche Ausführungsvariante, um die angetriebenen Umlenkrollen 5.1 bis 5.5 in mehrere Antriebsgruppen aufzuteilen. Grundsätzlich kann eine der Antriebsgruppen nur einen der Elektromotoren beinhalten. Die Anzahl der zu einer Antriebsgruppe zu gekoppelten Elektromotoren 6.1 bis 6.5 sowie die Anzahl der Antriebsgruppen ist daher beliebig.
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In 5 ist ein weiteres Ausführungsbeispiel eines möglichen Steuerungskonzeptes für den Antrieb der Umlenkrollen gezeigt. Bei dem in 5 dargestellten Ausführungsbeispiel sind jedem der Elektromotore 6.1 bis 6.5 jeweils ein separates Steuergerät 7.1 bis 7.5 zugeordnet. Damit lassen sich an jeder der Umlenkrollen 5.1 bis 5.5 individuelle Umfangsgeschwindigkeiten zur Zuführung der Fäden in den Wickelstellen 1.1 bis 1.5 einstellen. Ein derartiges Steuerungskonzept ist insbesondere geeignet, um die in einem Prozess auftretenden Verschleißerscheinungen, die pro Faden zu Erhöhung einer Fadenreibung führen, zu kompensieren. So lassen sich Sensorüberwachungen, die Bauteile oder Zugspannungen des Fadens erfassen mit integrieren, um eine individuelle Einstellung an dem jeweiligen Faden vornehmen zu können. Die Überwachungselektronik ist hierbei vorzugsweise mit der Wicklersteuereinheit gekoppelt, so dass über die Wicklersteuereinheit 8 die jeweiligen Steuergeräte 7.1 bis 7.5 individuelle Steuerfrequenzen den zugeordneten Elektromotoren 6.1 bis 6.5 aufgeben können.
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Grundsätzlich besteht jedoch auch die Möglichkeit, die Umfangsgeschwindigkeiten der Umlenkrollen 5.1 bis 5.5 kollektiv zu verändern. Eine derartige kollektive Erhöhung oder Verringerung der Umfangsgeschwindigkeit kann insbesondere im Bezug auf das vorgeordnete Galettensystem vorteilhaft zur Verstreckung oder Relaxierung der Fäden genutzt werden. So lassen sich über die Wicklersteuereinheit sowohl der Galettenantrieb als auch die Antriebe der Umlenkrollen 5.1 bis 5.5 in einer gewünschten Art und Weise steuern.
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Ein weiterer Anwendungsfall einer erfindungsgemäßen Aufspulmaschine mit dem in 5 dargestellten Steuerungskonzeptes besteht auch darin, die Fadenführungen in den Wickelstellen den jeweiligen Betriebszustand der Aufspulmaschine anzupassen. So ist bekannt, dass bei Prozessbeginn die Fäden zum Anlegen an die Spulspindeln vereinzelt und gefangen werden müssen. Je nach Hilfseinrichtungen können dabei zusätzliche Fadenspannungen oder Fadenentlastungen gewünscht sein, die durch entsprechende Einzel- oder kollektive Steuerung der Elektromotoren 6.1 bis 6.5 erzeugt werden können. Auch bei einem Fadenwechsel von einer Spulspindel zur zweiten Spulspindel sind derartige Fadenspannungen oder Fadenentlastungen ggf. gewünscht, um den Übergabeprozess und das Fangen des Fadens zu verbessern.
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Die erfindungsgemäße Aufspulmaschine ist somit nicht nur geeignet, um besonders feine Fadentiter mit hoher Gleichmäßigkeit zu Spulen zu wickeln, sondern lässt sich auch in anderen Prozessen vorteilhaft zur Fangsicherheit und Prozessoptimierung nutzen.
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Bezugszeichenliste
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- 1.1 ... 1.5
- Wickelstelle
- 2.1 ... 2.5
- Faden
- 3
- Kopffadenführer
- 4
- Changiereinheit
- 5.1 ... 5.5
- Umlenkrollen
- 6.1 ... 6.5
- Elektromotore
- 7.1 ... 7.5
- Steuergerät
- 8
- Wicklersteuereinheit
- 9
- Andrückwalze
- 10.1, 10.2
- Spulspindel
- 11
- Spulrevolver
- 12.1 ... 12.5
- Spule
- 13
- Spulhülse
- 14
- Maschinengestell
- 15
- Träger
- 16
- Führungsschiene
- 17
- Energiekette
- 18
- Antriebselektronik
- 19
- Handgriff
- 20.1, 20.2
- Spindelantrieb
- 21
- Changierantrieb
- 22
- Revolverantrieb
- 23
- Galette
- 24
- Galettenantrieb
- 25
- Galettensteuergerät
- 26
- Antriebswelle
- 27
- Motorflansch
- 28
- Kabelkanal
- 29
- Kabel
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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