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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum kontinuierlichen Abziehen und Aufspulen mehrerer Fäden als eine Fadenschar in einem Schmelzspinnprozess gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 1 sowie eine Vorrichtung zum kontinuierlichen Abziehen und Aufspulen mehrerer Fäden als eine Fadenschar in einem Schmelzspinnprozess gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs 9.
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Ein gattungsgemäßes Verfahren sowie eine gattungsgemäße Vorrichtung sind aus der
DE 195 08 032 A1 bekannt.
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Bei der Herstellung von synthetischen Fäden im Schmelzspinnprozess werden die Fäden einer Spinnposition üblicherweise als eine Fadenschar gemeinsam aus der Spinneinrichtung abgezogen und parallel nebeneinander zu einzelnen Spulen aufgewickelt. Das Aufspulen der Fäden erfolgt an einer auskragenden Spulspindel, an denen die Wickelstellen nebeneinander angeordnet sind. Die Spulspindel wird mit einem Spindelantrieb derart angetrieben, dass die Fäden mit einer im wesentlichen konstanten Aufspulgeschwindigkeit gewickelt werden. Um in dem Schmelzspinnprozess ohne Unterbrechung einen kontinuierlichen Abzug und Aufspulen der Fäden zu gewährleisten, ist eine zweite Spulspindel vorgesehen, die gemeinsam mit der ersten Spulspindel auskragend an einem drehbaren Spulrevolver angeordnet ist. Sobald die an einer der Spulspindeln gewickelten Spulen einen vorbestimmten Enddurchmesser erreicht haben, wird der Spulrevolver über einen Drehantrieb aktiviert, um an den Spulspindeln ein Positionswechsel auszuführen. Die Spulspindeln lassen sich so abwechselnd aus einer Betriebsposition in eine Warteposition und umgekehrt führen. Während des Positionswechsels der Spulspindel sind zur Übergabe des Fadens Hilfseinrichtungen im Einsatz, um die Fäden jeweils aus einer Changiereinrichtung herauszuführen und die Fäden zu positionieren, damit diese durch die in den Betriebsbereich geführte Spulspindel gefangen und zu Beginn einer neuen Aufspulung übernommen werden können.
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Wie aus den bekannten Verfahren und der bekannten Vorrichtung hervorgeht, treten bei derartigen Fadenwechseln beim Abziehen der Fäden erhebliche Fadenspannungsschwankungen auf. Diese erreichen ein Maximum für den Fall, dass die Fäden aus den Changiereinrichtungen herausgeführt werden. Beim Aufspulen wird der Faden üblicherweise in jeder der Wickelstellen durch ein Changiermittel innerhalb eines Changierhubes hin- und hergeführt, damit sich beim Aufspulen der Fäden Kreuzspulen ergeben. Durch die Hin- und Herbewegung des Changiermittels werden somit zusätzliche Fadenspannungen erzeugt, die bei Herausführen des Fadens aus der Changiereinrichtung zu einer Absenkung der Fadenspannung führt.
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Bei dem bekannten Verfahren und der bekannten Vorrichtung wird in dieser Phase die Spulgeschwindigkeit der Spulspindel erhöht, um einen zu starken Abfall der Fadenspannung zu vermeiden. Aufgrund der Massenträgheit der lang auskragenden Spulspindeln, mit oder ohne Spulen, können jedoch nur bedingt schnelle und kurzfristige Geschwindigkeitsänderungen der Spulgeschwindigkeit ausgeführt werden.
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Das Aufspulen der Fäden erfolgt üblicherweise mit Unterstützung einer Andrückwalze, die achsparallel zu den Spulspindeln ausgerichtet ist und die Fäden jeweils an der Oberfläche der Spulen ablegen. Hierzu wird die Andrückwalze an der Spulen gehalten, so dass sie mit der Spulengeschwindigkeit rotiert. Damit bei einem Positionswechsel der Spulspindel im kontaktlosen Zustand der Andrückwalze kein Abfall der Spulgeschwindigkeit eintritt, wird die Andrückwalze zumindest im kontaktlosen Zustand durch einen Walzenantrieb angetrieben.
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Aus der
EP 0 391 101 A1 ist nun ein weiteres Verfahren und eine weitere Vorrichtung zum kontinuierlichen Abziehen und Aufwickeln mehrerer Fäden einer Fadenschar bekannt, bei welcher während des Positionswechsels der Spulspindel die Andrückwalze mit einer Drehzahlüberhöhung angetrieben wird, so dass die Andrückwalze eine Walzengeschwindigkeit aufweist, die höher ist als die Spulgeschwindigkeit der Spulen. An den am Umfang der Andrückwalze geführten Fäden lässt sich somit eine zusätzliche Fadenspannung erzeugen, die zur Vergleichmäßigung der Fadenspannungen in den Fäden genutzt wird. Aber auch hier treten die Probleme der Massenträgheit auf, da sich die Andrückwalze über die gesamte Länge der Spulspindel erstreckt und bei einer großen Anzahl von Fäden eine entsprechende Länge und damit größere Massenträgheit aufweist. Damit sind schnelle und kurzfristige Geschwindigkeitsänderungen ebenfalls nur bedingt ausführbar.
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Es ist daher Aufgabe der Erfindung, ein gattungsgemäßes Verfahren sowie eine gattungsgemäße Vorrichtung zum kontinuierlichen Abziehen und Aufspulen mehrerer Fäden einer Fadenschar derart weiterzubilden, dass möglichst schnelle auf einen Fadenwechsel abgestimmte Maßnahmen zur Kompensation von Fadenspannungsschwankungen möglich sind.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß für das Verfahren dadurch gelöst, dass während des Positionswechsels der Spulspindeln die vorgeordnete Galette zum Aufbau von Fadenspannungen in den Fäden mit einer Wechselgeschwindigkeit angetrieben wird.
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Dementsprechend wird die Aufgabe durch die Vorrichtung dadurch gelöst, dass eine mit dem Drehantrieb verbundene Maschinensteuereinheit zur Steuerung der Positionswechsel der Spulspindel vorgesehen ist, die mit dem Galettenantrieb der vorgeordneten Galette verbunden ist.
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Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind durch die Merkmale und Merkmalskombinationen der jeweiligen Unteransprüche definiert.
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Die Erfindung beruht auf der Erkenntnis, dass die Fäden der Fadenschar beim Abziehen und Aufspulen mit unterschiedlichen Fadenabständen zueinander geführt werden. So ist es üblich, dass die Fäden einer Fadenschar nach dem Schmelzspinnen zum Abziehen und Verstrecken mit einem relativ geringen Fadenabstand zueinander geführt werden, der im Bereich von wenigen Millimetern liegt. Dagegen erfordern die Wickelstellen an den Spulspindeln wesentliche größere Fadenabstände, so dass die Spulspindeln sehr lang auskragendmit mehr als einem Meter ausgebildet sind. Insoweit wird die Maßnahme zur Vergleichmäßigung einer Fadenspannung an den Fäden aus dem Aufspulbereich heraus verlagert und in die vorgeordnete Zone der Galetten verlegt. Die den Spulspindeln vorgelagerte Galette, die die Fäden im geringen Fadenabstand führt, ist somit besonders geeignet, um schnelle und kurzfristige Geschwindigkeitsänderungen zur Anpassung von Fadenspannungen in den Fäden auszuführen. Die Fäden lassen sich vorteilhaft während des Positionswechsels der Spulspindel und während der Fadenübergabe mit nur geringen Schwankungen der Fadenspannungen führen. Unzulässige Verschlappungen des Fadens werden vorteilhaft vermieden. Daher wird erfindungsgemäß während des Positionswechsels der Spulspindel die Galette zur Änderung von Fadenspannungen in den Fäden mit einer Wechselgeschwindigkeit angetrieben.
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Hierzu weist die erfindungsgemäße Vorrichtung eine Maschinensteuereinheit auf, die den Drehantrieb des Spulrevolvers zur Steuerung der Positionswechsel der Spulspindel mit dem Galettenantrieb der Galette zur Einstellung einer Wechselgeschwindigkeit koppelt.
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Zum Aufbau einer Fadenspannung an den Fäden hat sich die Verfahrensvariante bewährt, bei welcher die Wechselgeschwindigkeit der Galette durch eine Absenkung der Betriebsgeschwindigkeit um 0,05% bis 5% eingestellt wird. Damit lassen sich insbesondere Fadenverschlappungen bei der Übergabe des Fadens zwischen den Spindeln vermeiden.
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Um bei mehreren zum Abziehen und Verstrecken eingesetzten Galetten die zwischen den Galetten eingestellte Geschwindigkeitsdifferenz einhalten zu können, ist die Verfahrensvariante besonders vorteilhaft, bei welcher die Fäden zum Abziehen und Verstrecken durch zwei angetriebene Galetten geführt werden und bei welcher die Galetten synchron während des Positionswechsels zwischen Spulspindeln angetrieben werden. Damit lässt sich die Wechselgeschwindigkeit an jeder der Galette synchron einstellen.
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Die Aufspreizung der Fäden und Verteilung auf die einzelnen Wickelstellen wird bevorzugt nach der Verfahrensvariante ausgeführt, bei welcher die Fäden nach Ablauf von der Galette durch eine Reihe von Umlenkrollen vor dem Aufwickeln separiert werden, wobei jeder der Fäden mit einer Umlenkung an den Umlenkrollen geführt ist. So lässt sich das Aufspreizen und Verteilen der Fäden vorzugsweise in einer im wesentlichen horizontal ausgerichteten Verteilebene ausführen. Die durch die Wechselgeschwindigkeit der Galette veränderte Fadenspannung ermöglicht dabei eine sichere Führung an den Umlenkrollen.
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Zur Unterstützung einer weiteren Fadenspannungskompensation während der Wechselvorgänge ist die Verfahrensvariante besonders vorteilhaft, bei welcher die Fäden durch eine mit der Spulgeschwindigkeit rotierende Andrückwalze auf die Oberflächen der Spule abgelegt wird und bei welcher die Andrückwalze während der Positionswechsel der Spulspindel mit einer Walzengeschwindigkeit angetrieben wird.
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Die Walzengeschwindigkeit der Andrückwalze wird dabei bevorzugt durch eine Erhöhung der Spulgeschwindigkeit eingestellt, so dass ein zusätzlicher Fadenspannungsaufbau möglich ist.
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Die Steuerung der Galettengeschwindigkeit zur Beeinflussung der Wechselvorgänge beim Aufspulen der Fäden lässt sich vorteilhaft auch bei einem Erstanlegen der Fäden in den Wickelstellen nutzen. So ist gemäß einer vorteilhaften Weiterbildung des erfindungsgemäßen Verfahrens vorgesehen, dass die Fäden während eines Prozessbeginns bis zu einem Anwickeln zu Spulen an einer der Spulspindeln an der Galette mit einer Anlegegeschwindigkeit geführt werden. Die Anlegegeschwindigkeit der Galette wird vorteilhaft durch eine Absenkung er Betriebsgeschwindigkeit eingestellt. Die Fäden können somit in der Anlegephase mit verringerter Geschwindigkeit abgezogen werden, so dass das Handling zum Anlegen des Fadens für eine Bedienperson erleichtert wird und darüberhinaus eine Reduzierung des Garnabfalls stattfindet.
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Die erfindungsgemäße Vorrichtung zeichnet sich dadurch aus, dass eine zentrale Maschinensteuereinheit genutzt werden kann, um alle Antrieb zum Abziehen und Aufspulen der Fäden in Abstimmung zueinander zu steuern.
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Der Galettenantrieb wird bevorzugt durch einen Elektromotor und ein Steuergerät gebildet, wobei das Steuergerät direkt mit der Maschinensteuereinheit verbunden ist.
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Bei Verwendung zweier Galetten wird die zweite Galette bevorzugt durch einen separaten Galettenantrieb angetrieben, wobei der Galettenantrieb der zweiten Galette parallel mit der Maschinensteuereinheit gekoppelt ist. Damit lassen sich synchrone Verstellungen der Galetten zum Abziehen und Verstrecken der Fäden in einfacher Art und Weise einstellen.
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Zur Verteilung und Aufspreizung der Fäden zu den Wickelstellen ist die erfindungsgemäße Vorrichtung bevorzugt derart ausgebildet, dass die Galette oberhalb der Spulspindel quer zu einer Spindelachse angeordnet ist und dass die Galette einer Reihe von Umlenkrollen zugeordnet ist, durch welche die Fäden vor dem Aufspulen separiert werden. Damit läßt sich selbst bei einer großen Anzahl von Fäden bedienungsfreundliche und kompakte Vorrichtungen realisieren.
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Das erfindungsgemäße Verfahren wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels der erfindungsgemäßen Vorrichtung unter Bezug auf die beigefügten Figuren näher erläutert.
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Es stellen dar:
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1 schematisch eine Seitenansicht eines Ausführungsbeispiels der erfindungsgemäßen Vorrichtung
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2 schematisch eine Vorderansicht des Ausführungsbeispiels aus 1
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3 schematisch das Ausführungsbeispiel aus 2 während eines Positionswechsels der Spulspindeln
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4 schematisch eine Seitenansicht eines weiteren Ausführungsbeispiels der erfindungsgemäßen Vorrichtung
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5 schematisch eine Vorderansicht des Ausführungsbeispiels nach 4 während eines Spindelwechsels
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In den 1 und 2 ist ein erstes Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Vorrichtung in mehreren Ansichten schematisch dargestellt. Die 1 zeigt das Ausführungsbeispiel in einer Seitenansicht und in 2 ist das Ausführungsbeispiel in einer Vorderansicht gezeigt. Die nachfolgende Beschreibung gilt für beide Figuren, insoweit kein ausdrücklicher Bezug zu einer der Figuren gemacht ist.
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Das Ausführungsbeispiel weist ein mehrteiliges Maschinengestell 1 auf, das im wesentlichen aus einem Revolvergehäuse 1.2 und einem oberhalb des Revolvergehäuses 1.2 auskragend angeordneten Changierträger 1.1 auf.
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In dem Revolvergehäuse 1.2 ist ein Spulrevolver 2 drehbar gelagert. Der Spulrevolver 2 ist durch einen Kettenantrieb 7 mit einem Drehantrieb 6 gekoppelt.
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Der Spulrevolver 2 trägt zwei lang auskragende Spulspindeln 3.1 und 3.2, die um 180° versetzt zueinander an dem Spulrevolver 2 drehbar gelagert sind. Die Spulspindeln 3.1 und 3.2 sind mit dem am Spulrevolver 2 gelagerten Ende jeweils mit einem Spindelantrieb 4.1 und 4.2 verbunden.
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Der auskragende Teil der Spulspindeln 3.1 und 3.2 bilden mehrere Wickelstellen 5.1 bis 5.4 zum parallelen Aufwickeln von mehreren Fäden zu Spulen. In diesem Ausführungsbeispiel werden insgesamt vier Fäden 13 parallel zu Spulen 12 gewickelt. Die Spulen 12 werden hierzu an Spulhülsen 16 gewickelt, die am Umfang der Spulspindeln 3.1 und 3.2 gespannt sind.
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Durch Drehung des Spulrevolvers 2 können die Spulspindeln 3.1 und 3.2 abwechselnd zwischen einer Warteposition und einer Betriebsposition geführt werden. Bei der in 1 und 2 dargestellten Situation werden die Spulen 12 an der Spulspindel 3.1 gewickelt.
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Zum Aufspulen der Fäden 13 ist der Spulspindel 3.1 eine Andrückwalze 8 und eine Changiereinrichtung 11 zugeordnet, die an dem Changierträger 1.1 gehalten sind. Die Andrückwalze 8 ist hierzu durch einen beweglichen Walzenträger 9 mit dem Changierträger 1.1 verbunden. Wie aus der Darstellung in 2 hervorgeht, ist dem Walzenträger 9 ein Hubaktor 25 zugeordnet. Der Walzenträger 9 ist als eine Schwinge ausgebildet, die über eine Schwenkachse gehalten wird. Grundsätzlich sei an dieser Stelle erwähnt, die Changiereinrichtung 11 alternativ durch gemeinsam mit der Andrückwalze 8 schwenkbar ausgeführt sein kann. Damit werden insbesondere die Fadenlängen der Fäden zwischen der Changiereinheit 11 und der Andrückwalze konstant gehalten.
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Wie insbesondere aus der Darstellung in 1 hervorgeht, weist die Changiereinrichtung 11 zu jeder Wickelstelle 5.1 bis 5.4 jeweils eine Changiereinheit auf, in welchen der jeweilige Faden 13 innerhalb eines Changierhubes hin- und hergeführt wird, um an der Spulspindel 3.1 jeweils eine Kreuzspule 12 zu wickeln. Die Andrückwalze 8 ist hierzu mit Kontakt an den Spulen 12 gehalten, so dass jeder der Fäden 13 nach Teilumschlingung am Umfang der Andrückwalze 8 auf der Oberfläche der Spule 12 abgelegt werden kann. Der Andrückwalze 8 ist an einem Ende ein Walzenantrieb 10 zugeordnet.
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Wie aus den Darstellung in 1 und 2 hervorgeht, werden die Fäden 13 als eine Fadenschar durch eine Galette 18 aus einer hier nicht dargestellten Spinneinrichtung abgezogen. Die Galetten 18 ist am freien Ende des Changierträgers 1.1 quer zur Spulspindel 3.1 angeordnet und auskragend an einem Galettenträger 19 gehalten. Der Galettenträger 19 stützt sich am Changierträger 1.1 ab.
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Wie insbesondere aus der 2 hervorgeht, ist der Galette 18 ein Galettenantriebe 20 zugeordnet, der durch einen Elektromotor 21 und ein Steuergerät 22 gebildet ist. An der Galette 18 werden die Fäden 13 der Fadenschar in einem geringen Fadenabstand zueinander gehalten und nach Teilumlenkung den Wickelstellen 5.1 bis 5.4 zugeführt. Hierzu sind der Galette 18 mehrere in einer Reihe hintereinander angeordnete Umlenkrollen 14 vorgesehen, die an dem Changierträger 1.1 gehalten sind. Die Umlenkrollen 14 sind im wesentlichen mittig zu den Wickelstellen 5.1 bis 5.4 gehalten und bilden einen sogenannten Kopffadenführer, welcher das Ende eines Changierdreiecks in der Wickelstelle definiert.
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Zur Steuerung der Antriebe und Aktoren sowie weiterer hier nicht dargestellter Sensoren zur Überwachung und Steuerung des Aufspulvorganges ist eine Maschinensteuereinheit 23 vorgesehen. Die Maschinensteuereinheit 23 ist üblicherweise dem Revolvergehäuse 1.2 zugeordnet und über eine Mehrzahl von Steuer- und Versorgungsleitungen mit den Antrieben und Aktoren verbunden. Insoweit lassen sich alle Betriebszustände zum Abziehen und Aufspulen der Fäden über die Maschinensteuereinheit 23 ausführen.
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Zur Bedienung der Maschinensteuereinheit 23 ist ein Bedienfeld 17 mit einer Mehrzahl von Steuertasten am freien Ende des Changierträgers 1.1 angeordnet. Das Bedienfeld 17 ist über ein oder mehrere Signalleitungen mit der Maschinensteuereinheit 23 verbunden.
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Zur Erläuterung des erfindungsgemäßen Verfahrens, zum Abziehen und Aufspulen mehrere Fäden einer Fadenschar im Schmelzspinnprozess und zur Erläuterung der Funktion der erfindungsgemäßen Vorrichtung zum Abziehen und Aufspulen mehrere Fäden wird nachfolgend noch zusätzlich zu der Darstellung in 3 Bezug genommen. Die 3 stellt das Ausführungsbeispiel aus 1 in einer Vorderansicht dar, wobei zur Veranschaulichung der Steuerung die Maschinensteuereinheit 23 symbolisch dargestellt ist. Der in 3 dargestellte Aufbau ist insoweit identisch zu dem Aufbau des Ausführungsbeispiels in 2, so dass zu den Vorrichtungsteilen keine weitere Erläuterung erfolgt.
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Im Betriebszustand wie in dem Ausführungsbeispiel nach 1 und 2 gezeigt ist, werden die Fäden 13 zunächst am Umfang der Galette 18 mit einer Betriebsgeschwindigkeit abgezogen und den Wickelstellen 5.1 und 5.4 zugeführt. Die Betriebsgeschwindigkeit stellt hierbei die jeweilige Umfangsgeschwindigkeit der Galette 18 dar, die durch den Galettenantrieb 20 erzeugt wird.
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Nach Vereinzelnung und Aufteilung der Fäden 13 auf die Wickelstellen 5.1 bis 5.4 werden die Fäden 13 an der Spulspindel 3.1 jeweils zu einer Spule 12 gewickelt. Die Spulspindel 3.1 wird durch den Spindelantrieb 4.1 derart angetrieben, dass am Umfang der Spulen 12 eine gleichbleibende Aufspulgeschwindigkeit vorherrscht. Um die Spindeldrehzahl dem jeweiligen Spulendurchmesser der Spulen 12 anzupassen, wird der Spindelantrieb 4.1 in Abhängigkeit von einer Drehzahl der Andrückwalze 8 geregelt. Da die Andrückwalze 8 am Umfang der Spulen 12 anliegt, lässt sich somit im wesentlichen konstante Aufspulgeschwindigkeit am Umfang der Spulen 12 zum Aufwickeln der Fäden 13 erzeugen. Die Aufspulgeschwindigkeit der Spulen 12 ist hierbei vorzugsweise leicht erhöht gegenüber der Betriebsgeschwindigkeit der Galette 18. Grundsätzlich könnte die Betriebsgeschwindigkeit der Galette 18 auch gleich der Spulgeschwindigkeit der Spulen 12 sein.
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Sobald die Spulen 12 an der Spulspindel 3.1 einen Enddurchmesser erreicht haben, wird ein Spindelwechsel eingeleitet, um die Fäden 13 durch die Spulspindel 3.2 zu übernehmen und die Fäden 13 zu neuen Spulen 12 zu wickeln. Ein derartiger Positionswechsel der Spulspindel 3.1 und 3.2 ist in 3 dargestellte. Um derartige Fadenübergaben von einer Spulspindel 3.1 mit Vollspulen 12 zu einer Spulspindel 3.2 mit Leerhülsen 16 vornehmen zu können, sind weitere Hilfsvorrichtungen vorgesehen, um die Fadenführung und Fadenpositionierung zu ermöglichen. Aufgrund der Übersichtlichkeit ist in dem Ausführungsbeispiel in 1 und 2 nur die der Changiereinrichtung 11 zugeordnete Hilfsführungseinrichtung 15 dargestellt, durch welche die Fäden 13 während der Fadenübergabe aus den Chanigermitteln der Changiereinrichtung 11 geführt werden. Die Hilfsführungseinrichtung 15 weist einen Stellaktor 24 auf, der mit der Maschinensteuereinheit 23 gekoppelt ist. Die Maschinensteuereinrichtung 23 ist parallel mit dem Steuergerät 22 des Galettenantriebes 20, mit dem Drehantrieb 6 des Spulrevolvers 2, mit den Spindelantrieben 4.1 und 4.2 der Spulspindel 3.1 und 3.2 sowie mit dem Hubaktor 25 verbunden. Die Bedienung der Maschinensteuereinheit 23 erfolgt dabei über das Bedienfeld 17.
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Um nach dem Herausführen der Fäden aus den Changiermitteln der Changiereinrichtung 11 keine Fadenverschlappungen zu erhalten, wird über die Maschinensteuereinheit 23 dem Steuergerät 22 des Galettenantriebes 20 eine geänderte Sollfrequenz zugeführt, durch welchen der Elektromotor 21 die Galette 18 mit einer Wechselgeschwindigkeit antreibt. Die Wechselgeschwindigkeit wird in diesem Fall durch eine Absenkung der Drehzahl des Elektromotors erreicht, wobei aus Erfahrungswerten bekannt ist, dass die Wechselgeschwindigkeit der Galette 18 eine Absenkung der Betriebsgeschwindigkeit um 0,5% bis 5% erfordert. Durch die Drehzahlabsenkung an der Galette 18 lässt sich eine erhöhte Fadenspannung an den Fäden 13 erzeugen, so dass bei Wegfall der Changierbewegung an den Fäden 13 ein Ausgleich an Fadenspannungen eintritt.
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Die Spulspindel 3.1 und die Spulspindel 3.2 werden in der in 3 dargestellten Situation mit der Spulgeschwindigkeit betrieben, so dass die Fäden ohne Changierbewegung als ein Abbindewulst am Umfang der Spulen 12 gewickelt werden. In dieser Phase ist die Andrückwalze 8 ohne Kontakt und wird über den Walzenantrieb 10 mit einer Geschwindigkeit angetrieben, die der Spulgeschwindigkeit entspricht. Somit lässt sich nach Übernahme der Fäden 13 durch die Spulspindel 3.2 eine neue Spulreise starten. Sobald die Hilfsführungseinrichtung 15 die Fäden 13 zurück in die Chanigereinrichtung 11 führen, wird über die Maschinensteuereinheit der Galettenantrieb 20 derart angesteuert, dass die Fäden 13 durch die Galette 18 mit der Betriebsgeschwindigkeit geführt werden.
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Zur Veränderung der Fadenspannung an den Fäden 13 während der Fadenübergabe besteht zusätzlich die Möglichkeit, dass die Andrückwalze 8 durch den Walzenantrieb 10 mit einer überhöhten Aufspulgeschwindigkeit angetrieben wird. Somit könnte eine weitere Verbesserung des Fadenabzugs- und zuführung der Fäden darin liegen, dass die Andrückwalze 8 mit einer Walzengeschwindigkeit angetrieben wird, die höher ist als die Aufspulgeschwindigkeit.
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Bei dem Ausführungsbeispiel nach 1 bis 3 besteht zusätzlich noch die Möglichkeit, dass bei einem Erstanlegen der Fäden 13 die Antriebe insbesondere der Galettenantrieb 20 derart gesteuert wird, dass die Galette 18 mit einer Anlegegeschwindigkeit betrieben wird. Die Anlegegeschwindigkeit würde vorzugsweise niedriger sein als die Betriebsgeschwindigkeit der Galette 18, so dass die Fäden 13, die während des Anlegevorganges über eine handgeführte Saugpistole als Granabfall einem Garnbehälter zugeführt werden, bei reduzierten Geschwindigkeiten angelegt werden können. Damit vereinfacht sich die Handhabung für eine Bedienperson zum Anlegen der Fäden und zudem lässt sich die Abfallmenge des Fadens während des Anlegens minimieren.
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Das Abziehen der Fäden erfolgt in den Schmelzspinnprozessen vorzugsweise durch mehrere Galetten, um zumindest eine Teilverstreckung an den Fäden ausführen zu können. In 4 und 5 ist ein derartiges Ausführungsbeispiel der erfindungsgemäßen Vorrichtung gezeigt, bei welcher die Fäden am Umfang von zwei Galetten 18.1 und 18.2 geführt werden. Das Ausführungsbeispiel ist in 4 in einer Seitenansicht und in 5 in einer Vorderansicht schematisch dargestellt. Da das Ausführungsbeispiel nach 4 und 5 im wesentlichen identisch zu dem Ausführungsbeispiel nach 1 und 2 ist, werden nachfolgend nur die Unterschiede erläutert und ansonsten Bezug zu der vorgenannten Beschreibung genommen.
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Bei dem in 4 und 5 dargestellten Ausführungsbeispiel sind an dem Galettenträger 19 zwei Galetten 18.1 und 18.2 untereinander angeordnet. Den Galetten 18.1 und 18.2 ist jeweils ein Galettenantrieb 20.1 und 20.2 zugeordnet, die jeweils einen Elektromotor 21.1 und 21.2 und ein Steuergerät 22.1 und 22.2 aufweisen. Die Steuergeräte 22.1 und 22.2 sind mit der Maschinensteuereinheit 23 gekoppelt.
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Die den Galetten 18.1 und 18.2 nachgeordneten Aggregate der Vorrichtung sind identisch zu dem vorgenannten Ausführungsbeispiel ausgebildet, so dass an dieser Stelle auf die vorgenannte Beschreibung zu den in 1 und 2 Bezug genommen wird.
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Bei dem in 5 dargestellte Betriebssituation werden die Spulspindeln 3.1 und 3.2 in ihrer Position durch Drehung des Spulrevolvers 2 gewechselt, um eine Fadenübergabe auszuführen. Hierbei werden die Steuergeräte 22.1 und 22.2 der Galettenantriebe 20.1 und 20.2 synchron durch die Maschinensteuereinheit 23 mit einer veränderten Sollfrequenz gesteuert. Somit wird an jeder der Galette 18.1 und 18.2 eine von der Betriebsgeschwindigkeit abweichende Wechselgeschwindigkeit eingestellt. Da die Galette 18.1 und 18.2 jeweils unterschiedliche Betriebsgeschwindigkeiten aufweisen, um die Fäden 13 zu verstrecken, bleibt die im Betrieb eingestellte Differenzgeschwindigkeit auch bei Absenkung der Drehzahlfrequenz der Galettenantriebe 20.1 und 20.2 erhalten. Somit bleiben die Verstreckungen der Fäden 13 unverändert. Die Galettenantriebe 20.1 und 20.2 werden synchron gesteuert.
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Bei dem in 4 und 5 dargestellten Ausführungsbeispiel besteht auch die Möglichkeit, dass über die Maschinensteuereinheit 23 an den Galettenantrieben 20.1 und 20.2 der Galetten 18.1 und 18.2 eine Anlegegeschwindigkeit eingestellt wird, um beim Anlegen der Fäden keine Geschwindigkeitsdifferenz zu erhalten. Erst nachdem das Erstanlegen der Fäden beendet ist, wird über die Maschinensteuereinheit 23 die jeweiligen Betriebsgeschwindigkeiten an den Galetten 18.1 und 18.2 mit der vorbestimmten Geschwindigkeitsdifferenz eingestellt.
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Bei den in den 1 bis 5 dargestellten Ausführungsbeispielen der erfindungsgemäßen Vorrichtung besteht auch die Möglichkeit, dass in der Wechselphase der Spulspindeln zur Fadenübergabe die Spindelantriebe 3.1 und 3.2 mit veränderter Drehfrequenz gesteuert werden, so dass beispielsweise ein leicht überhöhte Spulgeschwindigkeit zur weiteren Unterstützung der Änderung der Fadenspannung möglich ist.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Maschinengestell
- 1.1
- Changierträger
- 1.2
- Revolvergehäuse
- 2
- Spulrevolver
- 3.1, 3.2
- Spulspindel
- 4.1, 4.2
- Spindelantrieb
- 5.1 ... 5.4
- Wickelstellen
- 6
- Drehantrieb
- 7
- Kettenantrieb
- 8
- Andrückwalze
- 9
- Walzenträger
- 10
- Walzenantrieb
- 11
- Changiereinrichtung
- 12
- Spule
- 13
- Fäden
- 14
- Umlenkrolle
- 15
- Hilfsführungseinrichtung
- 16
- Spulhülse
- 17
- Bedienfeld
- 18
- Galetten
- 19
- Galettenträger
- 20
- Galettenantrieb
- 21
- Elektromotor
- 22
- Steuergerät
- 23
- Maschinensteuereinheit
- 24
- Stellaktor
- 25
- Hubaktor
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 19508032 A1 [0002]
- EP 0391101 A1 [0007]