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Die
Erfindung betrifft eine Bogenrotationsdruckmaschine, enthaltend
einen Bogenführungszylinder
und einem diesem zugeordneten Bearbeitungszylinder, wobei die Bogenrotationsdruckmaschine
Seitengestellwände
aufweist, der Bearbeitungszylinder beidseitig über Lager den Seitengestellwänden zugeordnet
ist und von einer ersten Stellung in eine zweite Stellung verbringbar
ist, derart, dass in einer ersten Stellung der Bearbeitungszylinder
mit dem Bogenführungszylinder
in Kontakt ist und in einer zweiten Stellung mit dem Bogenführungszylinder
außer
Kontakt ist.
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Bei
Bogenrotationsdruckmaschinen in Reihenbauweise mit Druckwerken für den Mehrfarbendruck
ist es bekannt, für
die Bearbeitung des Bedruckstoffes ein oder mehrere Druckwerke vorzusehen.
Dabei werden Bearbeitungszylinder an den vorhandenen Bogenführungszylinder,
also dem Druckzylinder angestellt. Derartige Druckwerke werden dann
als Lackierwerke, Perforier- oder Stanzwerke oder als Nummerierwerke
genutzt.
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Die
weitaus häufigste
Anwendung dafür
ist die Inlineveredelung durch ein oder mehrere Lackwerke innerhalb
der Reihe der Druckwerke.
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Ein
Lackwerk ist dabei mit einem Druckwerk vergleichbar. Der Gummituchzylinder
des Druckwerkes entspricht dann dem Formzylinder des Lackwerkes,
der mit einer Auftragwalze sowie einem Lackdosiersystem in Funktionsverbindung
ist. Der Druckzylinder wird dann analog zum Druckwerk als Bogenführungszylinder
eingesetzt. Wenn das Lackwerk nicht benötigt wird, wird der Formzylinder
des Lackwerks vom Druckzylinder abgestellt. Dabei tritt das Problem
auf, dass sich insbesondere bei einem steifen Bedruckstoff eine
Berührung
der bedruckten Seite mit der Oberfläche des abgestellten Lackformzylinders
im hinteren Bereich nicht vermeiden lässt. Dadurch tritt ein Abschmieren
der Farbe ein. Ähnliche Probleme
treten auch beim Nummerieren und Perforieren auf, wenn die entsprechenden
Bearbeitungszylinder nicht aktiv sind.
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Aus
der
DE 19937469 A1 ist
eine Bogenführungseinrichtung
bekannt, durch die Derartiges vermieden werden soll. Die Lösung besteht
darin, dass die dem Formzylinder zugeordnete Auftragwalze über Drehgelenke
im Gestell gelagert ist. Den Drehgelenken ist ein Schwenkmechanismus
mit einer Betätigungseinrichtung
zugeordnet. Durch den Schwenkmechanismus wird der Formzylinder bei Beibehaltung
des Kontaktes mit der Auftragwalze um diese geschwenkt und der Formzylinder
antriebsseitig vom Druckzylinder getrennt. Der Formzylinder verbleibt
dabei mit der angetriebenen Auftragwalze in ständiger Antriebsverbindung.
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In
der
DE 201 02 712
U1 wird eine Lösung beschrieben,
deren Gegenstand ebenfalls eine Führung von Bedruckstoffen im
Bereich von Formzylinder und Bogenführungszylinder bei einem nicht
am Druck-/Lackierprozess beteiligten Druck-/Lackierwerk ist. Diese
besteht darin, dass der Formzylinder des Lackwerkes und das dazugehörige Dosiersystem
in einem separaten Gestell gelagert sind. Dieses Gestell wird auf
einer in den Seitenwänden
der Bogenrotationsdruckmaschine angeordneten Führungsbahn bewegt, wobei die
Führungsbahn
horizontal oder geneigt angeordnet ist.
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Der
Formzylinder weist einen eigenen Antrieb auf und ist antriebsseitig
mit einer benachbarten Auftragwalze gekoppelt. Das Gestell selbst
ist auf seinen Führungsbahnen
durch einen Antrieb bewegbar.
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Nachteilig
an der oben genannten Lösung ist,
dass dieses Gestell in den Seitenwänden der Bogenrotationsdruckmaschine
integriert ist. Dort ist der Platz für den Einbau einer derartigen
Vorrichtung beschränkt
und erfordert einen erheblichen Aufwand.
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Der
Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, eine Bogenrotationsdruckmaschine
mit einer Vorrichtung zum Überführen des
Bearbeitungszylinders von einer Kontaktstellung zum Bogenführungszylinder
in eine von dem Bogenführungszylinder
beabstandeten Stellung zu entwickeln. Dabei muss der Abstand zwischen
dem Bearbeitungszylinder und dem Bogenführungszylinder so groß sein,
dass eine abschmierfreie Bedruckstoffführung in diesem Bereich gewährleistet
ist.
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Erfindungsgemäß wird die
Aufgabe durch eine Bogenrotationsdruckmaschine mit den Merkmalen
des 1. Anspruchs gelöst.
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Die
Erfindung hat den Vorteil, dass ein sicherer Bogenlauf im Bereich
zwischen dem Bearbeitungszylinder und dem Druckzylinder bei abgestelltem
Bearbeitungszylinder gewährleistet
ist. Durch eine Entkopplung des Bearbeitungszylinders aus dem Antriebsräderzug der
Bogenrotationsdruckmaschine sind parallele Wartungsarbeiten während des Maschinenlaufs
möglich.
So können
die Hilfszeiten für
den Wechsel der Lackform und das Waschen des Lackformzylinders wesentlich
gesenkt werden.
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Die
Erfindung soll an einem Ausführungsbeispiel
näher erläutert werden.
Das Ausführungsbeispiel
zeigt die Erfindung an Hand eines an einen Druckzylinder angestellten
Lackformzylinders als Bearbeitungszylinder. Die dazugehörigen Zeichnungen haben
folgende Bedeutung:
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1 Darstellung
der Erfindung an Hand eines an einem Druckzylinder angestellten
Lackformzylinders (erste Stellung A),
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2 Darstellung
nach 1 mit abgestellten Lackformzylinder (zweite Stellung
B),
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3 Einzelheit
nach den obigen Figuren. Dabei ist der Lackformzylinder in einer
Zwischenstellung.
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In
der 1 ist ein Detail der erfindungsgemäßen Bogenrotationsdruckmaschine
erkennbar. Diese, in ihrer Gesamtheit hier nicht dargestellt, besteht
aus einem Anleger, dem eine Reihe von Druckwerken nachgeordnet ist.
Der in der 1 eingetragene Pfeil zeigt in
Richtung Anleger. In den Druckwerken wird der Bedruckstoff, also
der Bogen, bedruckt. Den Druckwerken folgt in technologischer Sicht
(entgegen der Pfeilrichtung) der Ausleger für die bearbeiteten Bogen. Die
Druckwerke sowie der Anleger und der Ausleger weisen Seitengestellwände auf.
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In
die Reihe der Druckwerke sind so genannten Lackwerke eingeordnet
oder nachgeordnet, wobei den Druckwerken nachgeordnete Lackwerke
der Regelfall ist. Die Lackwerke sind dazu bestimmt, den bedruckten
Bogen einen glänzenden
und schützenden Überzug zu
geben.
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In
ihrer Grundfiguration bezüglich
der Bogenführung
sind die Lackwerke den Druckwerken gleich. Details zum Aufbau eines
derartigen Lackwerkes gehen aus der 1 hervor.
Aus der 1 sind die der Bogenführung dienenden
Zylinder, also eine Übergabetrommel 2 und
ein Druckzylinder 1, zu erkennen. Dem Druckzylinder 1 ist
ein Lackformzylinder 3 zugeordnet. Die genannten Zylinder
sind in den Seitengestellwänden
der Bogenrotationsdruckmaschine gelagert. Der Lackformzylinder 3 befindet
sich in 1 in der aktiven Stellung, die
nachfolgend als erste Stellung A bezeichnet wird. In dieser ersten Stellung
A hat der Lackformzylinder 3 Kontakt mit dem Druckzylinder 1 bzw.
mit dem darauf geführten Bedruckstoff.
Die Berührungszone
des Lackformzylinders 3 mit dem Druckzylinder 1 wird
als Druckspalt 10 bezeichnet.
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Auf
der Oberfläche
des Lackformzylinders 3 ist eine hier nicht dargestellte
Lackplatte angeordnet, die durch eine Rasterwalze 4 mit
angestellter Kammerrakel 5 mit Lack versorgt wird.
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Dem
Druckzylinder 1 ist weiterhin eine von diesem beabstandete
Bogenleiteinrichtung 6 zugeordnet. Diese Bogenleiteinrichtung 6 ist
um den Mittelpunkt des Druckzylinders 1 schwenkbar und
kann in Richtung des Druckspalts 10 verlagert werden.
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Der
Lackformzylinder 3 ist über
in Lagerschalen 32 fixierten Lagern 31 im Seitengestell
der Bogenrotationsdruckmaschine gelagert. Die Lagerung ist dabei
beidseitig gleichartig ausgeführt.
Dabei wird das Lager 31 über einen Stellzylinder, hier
einen Pneumatikzylinder 7, in der Lagerschale 32 gehalten, indem
die Kolbenstange 71 des Pneumatikzylinders 7 permanent
das Lager 31 in die Lagerschale 32 drückt. Die
Kolbenstange 71 ist über
einen Anlenkpunkt 73 an einem dem Lager 31 zugeordneten
Lagerflansch 33 angelenkt. Der Pneumatikzylinder 7 selbst
ist über
einen Gestellpunkt 72 im Seitengestell der Bogenrotationsdruckmaschine
gelagert.
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Es
ist auch möglich, über nicht
dargestellte Arretierungen das Lager 31 in der Lagerschale 32 zu halten
und damit während
der ersten Stellung A den Pneumatikzylinder 7 zu entlasten.
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Die
Lage der Lagerschale 32 wird so gewählt, dass deren offene Seite
in Richtung des Pneumatikzylinders 7 zeigt. An die untere
Seite der Lagerschale 32 schließt sich lückenlos eine Führungsbahn 8 an.
Diese ist parallel zur Bewegungsbahn des Anlenkpunkt 73 angeordnet
und verläuft
vorzugsweise horizontal. Es ist auch möglich, diese geneigt auszuführen.
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Aus
der 2 ist erkennbar, dass das Lager 31 aus
der Lagerschale 32 ziehbar ist. Dabei gleitet das Lager 31 auf
der Führungsbahn 8,
gezogen durch die Kolbenstange 71 des Pneumatikzylinders 7,
in eine zweite Stellung B. Der Verfahrweg des Lackformzylinders 3 beträgt dabei
etwa 80 bis 100 mm. Der Lackformzylinder 3 wird dabei von
der Rasterwalze 4 und dem Druckzylinder 1 abgerückt. Zwischen
dem Druckzylinder 1 und dem Lackformzylinder 3 bildet
sich ein vergrößerter Druckspalt 10'. In diesen
vergrößerten Druckspalt 10' wird die Bogenleiteinrichtung 6 geschoben.
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In
der 3 wird eine Stellung zwischen der erste Stellung
A und der zweiten Stellung B gezeigt. In dieser 3 ist
die Lagerung des Lackformzylinders 3 detailreicher dargestellt.
Das Lager 31 ist als ein Wälzlager ausgeführt. In
der Regel ist das ein hier nicht dargestelltes Dreiringlager mit
einem verdrehbaren exzentrischen Mittelring, über den die Anpressung des
Lackformzylinders 3 an den Druckzylinder 1 einstellbar
ist. Diese Anpressung wird auch als Druckpressung bezeichnet.
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Dem äußeren Wälzlagerring 311 ist
ein Lagerflansch 33 zugeordnet, an dem die Kolbenstange 71 des
oben beschriebenen Pneumatikzylinders 7 angreift. Der innere
Wälzlagerring 312 ist
dem Lagerzapfen 34 des Lackformzylinders 3 zugeordnet.
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Es
ist erkennbar, dass der äußerer Wälzlagerring 311 des
Lagers 31 von einer Führungsnut 321 der
Lagerschale 32 auf eine Führungsnut 81 der Führungsbahn 8 in
Richtung der zweiten Stellung B gezogen wird.
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Der 3 ist
weiterhin zu entnehmen, dass dem Lagerzapfen 34 des Lackformzylinders 3 ein Lackformzylinderantriebsrad 35 zugeordnet
ist. In der ersten Stellung A ist dieses Lackformzylinderantriebsrad 35 in
den Antriebsräderzug
der Bogenrotationsdruckmaschine eingegliedert. Durch die Aktivierung
des Pneumatikzylinders 7 wird diese Verbindung gelöst und das
Lackformzylinderantriebsrad 35 aus diesem Verbund entfernt.
Beim Erreichen der zweiten Stellung B rastet das Lackformzylinderantriebsrad 35 in
ein Antriebsrad 91 eines Hilfsantriebsmotors 9 ein
und kann in dieser Stellung durch den Hilfsantriebsmotor 9 angetrieben
werden.
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Zur Funktionsweise der
Bogenrotationsdruckmaschine:
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In
der ersten Stellung A ist der Lackformzylinder 3 am Druckzylinder 1 angepresst.
Zwischen dem Lackformzylinder 3 und dem Druckzylinder 1 wird
ein Druckspalt 10 gebildet. Die Rasterwalze 4 belegt
den Lackformzylinder 3 mit Lack und dieser überträgt den Lack
auf den auf dem Druckzylinder 1 geführten Bedruckstoff.
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Wird
das Lackwerk nicht benötigt,
so wird der Lackformzylinder 3 von der ersten Stellung
A in die zweite Stellung B verfahren. Durch die Betätigung des
Pneumatikzylinders 7 wird das Lager 31 mit dem Lagerzapfen 34 des
Lackformzylinder 3 aus der Führungsnut 321 der
Lagerschale 32 herausgefahren und auf der Führungsnut 81 der
Führungsbahn 8 in die
zweite Stellung B verbracht. Dabei bildet sich zwischen dem Lackformzylinder 3 und
dem Druckzylinder 1 ein vergrößerter Druckspalt 10'. In diesem Druckspalt 10' wird die Bogenleiteinrichtung 6 geschoben.
Das geschieht, um die Führung
bei steifen Bedruckstoffen eng am Druckzylinder 1 zu halten
und insbesondere die Berührung
der Hinterkante des Bedruckstoffes mit dem Lackformzylinder 3 zu
verhindern.
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Hat
der Lackformzylinder 3 die zweite Stellung B erreicht,
rastet das Lackformzylinderantriebsrad 35 in das Antriebsrad 91 des
Hilfsantriebsmotor 9 ein. Damit kann der Lackformzylinder 3 in
der zweiten Stellung B angetrieben werden. Dadurch wird es möglich, Wartungsarbeiten
am Lackformzylinder 3, wie das Reinigen der Lackform oder
das Waschen des Lackformzylinders 3, durchzuführen.
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In
einer anderen Ausführung
ist der Lackformzylinder 3 sowohl in der erste Stellung
A als auch in der zweite Stellung B mit einem hier nicht dargestellten
Hilfsantrieb verbunden, der einen Überholfreilauf aufweist.
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Ist
es wieder erforderlich, den Lackformzylinder 3 in Betrieb
zu nehmen, wird wiederum der Pneumatikzylinder 7 betätigt. Die
Kolbenstange 71 des Pneumatikzylinders 7 schiebt
dann die Lager 31 und damit den Lackformzylinder 3 in
die erste Stellung A.
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Die
oben beschriebenen Bewegungen des Lackformzylinders 3 erfolgen
bei Stillstand der Bogenrotationsdruckmaschine. Der Hilfsantriebsmotor 9 ist über Drehgeber
mit dem Antrieb der Bogenrotationsdruckmaschine abgestimmt. Dadurch
kann der Lackformzylinder 3 lagegerecht in die das Antriebsrad 91 bzw.
wieder in den Räderzug
der Bogenrotationsdruckmaschine eingekuppelt werden.
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Die
Erfindung ist nicht auf das oben erläuterte Ausführungsbeispiel beschränkt. Statt
eines Lackformzylinders 3 können auch andere, in die Bogenrotationsdruckmaschine
eingegliedert Bearbeitungszylinder, wie Nummerier- oder Perforierzylinder
auf die beschriebene Art vom Bogenführungszylinder abgestellt werden.
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- 1
- Druckzylinder
- 2
- Übergabetrommel
- 3
- Lackformzylinder
- 31
- Lager
- 311
- äußerer Wälzlagerring
- 312
- innerer
Wälzlagerring
- 32
- Lagerschale
- 321
- Führungsnut
- 33
- Lagerflansch
- 34
- Lagerzapfen
- 35
- Lackformzylinderantriebsrad
- 4
- Rasterwalze
- 5
- Kammerrakel
- 6
- Bogenleiteinrichtung
- 7
- Pneumatikzylinder
- 71
- Kolbenstange
- 72
- Gestellpunkt
- 33
- Anlenkpunkt
- 8
- Führungsbahn
- 81
- Führungsnut
- 9
- Hilfsantriebsmotor
- 91
- Antriebsrad
des Hilfsantriebsmotors
- 10
- Druckspalt
- 10'
- vergrößerter Druckspalt
- A
- erste
Stellung
- B
- zweite
Stellung