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Die Erfindung betrifft einen Sturzhelm mit einer schlagfesten Außenschale, einem Kinnschutz und einer Visiereinrichtung, die an der Außenschale befestigt ist und eine Visieröffnung in der Außenschale überdeckt, die von der Außenschale und dem Kinnschutz umfasst ist.
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Ein solcher Sturzhelm ist insbesondere für Motorradfahrer oder Benutzer von Kraftfahrzeugen geeignet, die nicht über einen geschlossenen Fahrgastraum verfügen.
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Aus dem Stand der Technik sind verschiedene Formen von Sturzhelmen bekannt. Neben so genannten Halbschalenhelmen und Jet-Helmen sind so genannte Inte-gralhelme bekannt, bei denen ein mehr oder weniger massiver Kinnschutz an der Helmschale angeordnet bzw. durch diese ausgebildet ist. Ein solcher Kinnschutz vermindert die Verletzungen im unteren Gesichtsbereich bei einem Unfall.
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Aus der
EP 0 590 255 A1 ist ein Schutzhelm für Motorsportler bekannt, der zwei Visiereinheiten aufweist, eine erste Visiereinrichtung zum Schutz gegen Luftzug und herumfliegende Objekte, eine zweite Visiereinrichtung als Blendschutz. Die erste Visiereinrichtung ist dazu ausgebildet, die Visieröffnung vollständig zu schließen. NI der geschlossenen Stellung liegt das erste Visier auf der Oberkante des Kinnschutzes auf.
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Die
DE 33 41 407 A1 beschreibt ein Schwenkvisier für Helme, das im Inneren Visieröffnungen mit Luftgleitklappen aufweist, um eine Luftströmung nach außen zu lenken. Dadurch soll auch bei einem geschlossenen Visier eine Ableitung der Luft aus dem Inneren des Helmes erzielt werden. Das Visier selbst liegt im geschlossenen Zustand abdichtend an der Oberkante des Kinnschutzes an.
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Die
GB 2 004 178 A1 beschreibt einen herkömmlichen Schutzhelm mit einem schwenkbaren Visier, das in der geschlossenen Stellung abdichtend an einer um die Visieröffnung umlaufenden Dichtung anliegt.
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Um die Augen vor Zugluft und das übrige Gesicht vor Insekten oder aufgewirbelten Gegenständen zu schützen, ist vor einer Visieröffnung, die in der Außenschale ausgebildet ist, häufig eine Visiereinrichtung angeordnet, die bei einem vorhandenen Kinnschutz auf diesem von außen aufliegt, um ein möglichst dichtes Verschließen der Visieröffnung zu bewirken. Häufig gelangt jedoch Zugluft hinter die Visiereinrichtung und führt zu einer störenden Beeinträchtigung des Helmnutzers, insbesondere wenn die Zugluft die Augen beeinträchtigt.
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Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es, einen Sturzhelm bereitzustellen, der einen verbesserten Tragkomfort während der Fahrt aufweist.
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Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe durch einen Sturzhelm mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung sind in den Unteransprüchen aufgeführt.
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Der erfindungsgemäße Sturzhelm mit einer schlagfesten Außenschale, einem Kinnschutz und einer Visiereinrichtung, die an der Außenschale befestigt ist und eine Visieröffnung in der Außenschale überdeckt, die von der Außenschale und dem Kinnschutz umfasst ist, weist in einer Schließstellung der Visiereinrichtung zwischen der Visieröffnung und einer als einer scharfen Kante ausgebildeten Visierunterkante einen Spalt auf. Derjenige Bereich der Visieröffnung, der der Visierkante zugeordnet bzw. zugewandt ist, ist so konvex gewölbt ausgebildet, dass sich ein Coanda-Effekt einstellt, so dass Fahrtwind oder Zugluft durch den Spalt auf der Oberfläche der Visieröffnung entlang des gewölbten Bereiches strömt. Um zu bewirken, dass die Luftströmung durch den Spalt an der Oberfläche der Visieröffnung entlangstreicht, nicht dagegen an der Visiereinrichtung, ist die Visierunterkante der Visiereinrichtung als eine scharfe Kante ausgebildet, sodass die Luftströmung nicht an der Visiereinrichtung anhaftet. Durch die konvexe Wölbung des zugewandten Bereiches der Visieröffnung in Bezug auf die Visierkante kommt es zu dem so genannten Coanda-Effekt, was zur Folge hat, dass die Luftströmung, die durch den Spalt hindurchtritt, an der gewölbten Oberfläche ”haften” bleibt und entsprechend der Krümmung des gewölbten Bereiches abgelenkt wird. Ein auf dem Kinnschutz aufliegendes Visier hätte aufgrund der stets vorhandenen Undichtigkeiten leicht zu Pfeifgeräuschen führen können, was durch den vorgesehenen Spalt zwischen der Oberante des Kinnschutzes und der Unterkante der Visierscheibe ebenfalls vermieden wird
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Eine Weiterbildung der Erfindung sieht vor, dass der Spalt zwischen dem Kinnschutz und der Visierunterkante ausgebildet ist, wodurch der Luftstrom nach unten abgelenkt wird, was dazu führt, dass nicht nur keine Zugluft auf das Auge auftrifft, sondern dass auch störende Zugluft nach unten abgeleitet wird.
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Eine spezielle Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass der der Visierkante zugewandte Bereich der Visieröffnung im Querschnitt kreisförmig oder zumindest kreissegmentförmig ausgebildet ist, sodass die Luftströmung auf einem Kreisquerschnitt oder einem Kreissegmentquerschnitt abgelenkt wird.
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Neben einem klassischen Integralhelm, bei dem der Kinnschutz einstückig mit der Außenschale oder Helmkalotte ausgebildet ist, kann der Kinnschutz auch als ein Bügel mit einem kreisförmig oder angenähert kreisförmigen Querschnitt ausgebildet sein. Dieser Bügel, vorzugsweise aus bruchfestem Kunststoff oder Metall, kann zumindest an der Oberseite, also der Seite, die der Visiereinrichtung ge-genüberliegt, rund ausgebildet sein, während der Bügel in einem unteren Abschnitt einen anderen Querschnitt aufweisen kann. Ein Kinnbügel mit einem runden Querschnitt hat zudem den Vorteil einer einfachen Fertigung; eine solche Geometrie lässt die Fertigung mittels eines Hohlkammer-Spritzgussverfahrens zu, mit dem mit einem moderaten Aufwand ein leichter, maßhaltiger Kinnbügel hergestellt werden kann. Ebenfalls kann ein gebogenes Aluminiumrohr eingesetzt werden, wobei die runde Ausgestaltung eine hohe Festigkeit und eine geringe Verletzungsgefahr mit sich bringt.
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Die Visierkante ist vorteilhafterweise an der engsten Stelle des Spaltes angeordnet. Um eine optimale Ablenkung des Luftstromes zu bewirken, ist die Visierkante im Scheitelpunkt der Wölbung der Visieröffnung in der Schließstellung platziert, in die die Visiereinrichtung verschwenkbar ist.
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Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der einzigen Figur erläutert, in der ein Sturzhelm und eine Detaildarstellung der Visierzuordnung gezeigt sind.
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In der Figur ist ein Sturzhelm 1 mit einer Helmaußenschale 2 aus einem schlagfesten Material gezeigt, an dem ein Kinnschutz 3 in Gestalt eines Bügels befestigt ist. Alternativ zu dem angeordneten Bügel 3 kann der Kinnschutz auch integral mit der Außenschale 2 ausgebildet sein. Die Außenschale 2 bildet zusammen mit dem Kinnschutz 3 eine Visieröffnung 5, die durch eine schwenkbar an der Helmaußenschale 2 befestigte Visiereinrichtung 4 verschließbar ist. Die Visiereinrichtung 4 deckt im Wesentlichen den Gesichtsbereich eines Helmnutzers sowie die Visieröffnung 5 ab.
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In der vergrößerten Detaildarstellung ist der Kinnbügel 3 in Querschnittsdarstellung gezeigt. In dem dargestellten Ausführungsbeispiel ist der Kinnbügel 3 im Querschnitt kreisförmig ausgebildet. In der dargestellten Schließstellung der Visiereinrichtung 4 ist zwischen der Oberseite des Kinnbügels 3 und der Visierunterkante 14 ein Spalt 6 ausgebildet, durch den Luft, während der Benutzung des Helmes Fahrtwind, hindurchströmt. Dies ist durch die Pfeile angedeutet. Aufgrund des kreisförmig ausgebildeten Querschnittes des Kinnbügels 3 ist die Oberseite des Kinnbügels 3 gewölbt, sodass ein gewölbter Bereich 13 der Visierunterkante 14 gegenüberliegt. Die Visierunterkante 14 ist relativ spitz bzw. scharf ausgebildet, um ein „Anhaften” der Luftströmung in der Visiereinrichtung 4 zu vermeiden.
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Strömt nun Luft während des Fahrens durch den Spalt 6, haftet die Luftströmung aufgrund des so genannten Coanda-Effektes in der gewölbten Oberfläche 13 des Kinnschutzes 3 an und wird nach unten, vom Gesicht und den Augen des Helmnutzers abgelenkt. Dadurch werden störende Zuglufteffekte minimiert oder verhindert, was insgesamt zu einer Komforterhöhung beiträgt.
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In der vergrößerten Detaildarstellung ist zu erkennen, dass die Visierunterkante 14 an der schmalsten Stelle des Spaltes 6, also über dem Scheitelpunkt des gewölbten Bereiches 13 des Kinnschutzes 3 angeordnet ist. Bei einem kreisförmigen Querschnitt des Kinnschutzes 3 ist die Visierunterkante 14 somit mittig angeordnet. Die durch den Spalt 6 geleitete Luftströmung zieht nach unten weg und bildet eine Gegenströmung zu einem möglichen Zug auf die Augen des Helmnutzers.
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Vorteilhafterweise ist der Sturzhelm 1 unten, also im Kinnbereich des Helmnutzers offen, sodass die Luftströmung nach unten aus dem Helm austreten kann. Der Spalt 6 hat neben den positiven aerodynamischen und akustischen Eigenschaften auch eine positive, optische Wirkung, weil er den Helm insgesamt leichter erscheinen lässt.