DE10028142A1 - Chromgerbverfahren - Google Patents

Chromgerbverfahren

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Abstract

Die vorliegende Anmeldung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Leder und Pelzen, bei dem Häute und/oder Felle gepickelt und anschließend einer Chromgerbung unterzogen werden, wobei das Pickeln und/oder das Gerben zumindest teilweise in Gegenwart mindestens eines Antioxidants durchgeführt wird. Ferner betrifft die Anmeldung eine Zusammensetzung, die (a) mindestens ein Antioxidant und (b) mindestens ein Dispersionsmittel umfaßt.

Description

Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung von Leder und Pelzen unter Verwendung eines Antioxidants und eine antioxidanthaltige Dispersion zur Verwendung in diesem Verfahren.
Tierhäute werden seit über 100 Jahren mit Chrom(III)-Salzen in verschiedenster Zusammensetzung zu Leder und Pelzen gegerbt. Allgemein wird hierbei von getrockneten, gesalzenen oder frischen Tierhäuten ausgegangen, die durch eine Weiche/Wäsche im Fall von Leder, einem Äscher und einem anschließenden Pickel für die Chromgerbung vorbereitet werden.
Durch die Chromgerbung entsteht aus dem nichthaltbaren Tierhautmaterial, das gegen heißes Wasser unbeständig ist sowie einem enzymatischen und/oder bakteriellen Abbau unterliegen oder faulen kann, ein gegerbtes Hautmaterial, das sogenannte Wetblue, das je nach Grad der Gerbung selbst in kochendem Wasser seine ursprüngliche Struktur beibehält.
Chromleder enthält Chrom(III)-Salze in weitgehend gebundener Form. Unter bestimmten Bedingungen können jedoch Teile dieses Mineralgerbstoffs aus dem Leder ausgewaschen werden. Chrom(III)-Salze sind im Gegensatz zu den Chrom(VI)-Verbindungen, den sogenannten Chromaten, toxikologisch unbedenklich. So liegen die LD 50-Werte bei der Ratte bei 1900-3300 mg/kg Körpergewicht für Chrom(III)-Verbindungen und bei ca. 50 mg/kg Körpergewicht für Chrom(VI)-Verbindungen.
Die in über 100 Jahren des Einsatzes von Chromleder gemachten Erfahrungen mit Chrom(III)-gegerbten Ledern zeigten mit wenigen Allergieausnahmen keine negativen Einflüsse auf z. B. die Träger von Lederschuhe. Chromleder stand jedoch stets in Verdacht, auch toxische Chrom(VI)-Verbindungen (Chromate) zu enthalten. Da mit dem Verfahren gemäß der DIN 53314 eine Bestimmungsmethode für extrem geringe Chrom(VI)- Konzentrationen von ≧ 3 ppm zur Verfügung steht, wurde bei Untersuchungen der verschiedensten Ledermaterialien auch tatsächlich Chrom(VI) in Mengen bis zu über 20 ppm gefunden.
Aufgrund umfangreicher Untersuchungen wurde angenommen, daß die natürlichen Fettungsmittel und Naturfette, die bei den Gerbverfahren eingesetzt werden, als Katalysatoren für die Umwandlung von Chrom(III) in Chrom(VI) im Leder oder in Pelzen wirken. Die natürlichen Fettungsmittel enthalten nämlich zum großen Teil mehrfach ungesättigte Fettsäureester, die unter Einwirkung von Luft (Sauerstoff) Peroxide bilden können, die ihrerseits dann Chrom(III) zu Chrom(VI) oxidieren können.
Um eine Chrom(VI)-Bildung in chromgegerbten Ledern oder Pelzen, insbesondere während der Lagerung auszuschließen, müssen die Leder entweder ohne Fettungsmittel auf natürlicher Basis gefettet werden, wodurch jedoch keine weichen Leder resultieren, und zusätzlich das Naturfett entfernt werden, oder es muß eine extrem starke vegetabile Nachgerbung zur Anwendung kommen, wodurch aber Leder entstehen, die nicht auf die teilweise gewünschten hellen Farbtöne gefärbt werden können.
Mit der Chrom(VI)-Bildung geht ferner eine Verhärtung der Leder während der Lagerung einher, die sich auch negativ auf die Reißfestigkeitswerte, insbesondere die Weiterreißfestigkeit sowie die Stichausreißfestigkeit, auswirkt.
Der vorliegenden Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung von Leder oder Pelzen bereitzustellen, das nicht die Nachteile des Standes der Technik aufweist. Insbesondere soll die Chrom(VI)-Bildung während der Lagerung der Leder oder Pelze vermieden werden.
Erfindungsgemäß wird dies durch ein Verfahren zur Herstellung von Leder und Pelzen erreicht, bei dem Häute und/oder Felle gepickelt und anschließend einer Chromgerbung unterzogen werden, wobei das Pickeln und/oder das Gerben zumindest teilweise in Gegenwart mindestens eines Antioxidants durchgeführt wird.
Überraschenderweise wurde nun gefunden, daß in nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Leder und Pelzen, insbesondere bei einer Lagerung über mehrere Monate, keine Chrom(VI)-Verbindungen nachweisbar waren.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren werden die Leder bereits im Wetbluezustand gegen eine mögliche Chrom(III)-Oxidation und damit Chrom(VI)-Bildung, die möglicherweise durch die Naturfette verursacht wird, geschützt. Bei der Weiterverarbeitung des Wetblues zum sogenannten Crustleder (Nachgerbung, Fettung und Färbung) bleibt der Schutz erhalten. Auch hier ist eine Chrom(VI)-Bildung z. B. während der Trocknung und der Lagerung, nicht festgestellt worden. Die Ausrüstung des Chromleders gegen Oxidation von Cr(III) zu Cr(VI) bleibt durch das erfindungsgemäße Verfahren auch bei extrem ungünstigen Lagerbedingungen, beispielsweise bei hoher Temperatur und hoher Luftumwälzung, erhalten.
Während Chromleder, die mit natürlichen Fettungsmitteln gefettet wurden, bereits nach einer Lagerung an der Luft bei 20°C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 22% nach vier Wochen einen Chrom(VI)-Gehalt von etwa 35 ppm aufwiesen, waren die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Leder nach dieser Zeit Chrom(VI)-frei, es konnte mit üblichen Bestimmungsverfahren kein Cr(VI) nachgewiesen werden. Auch nach einer Verlängerung der Lagerzeit auf sechs Monate hatten die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Chromleder einen Chrom(VI)-Gehalt unterhalb der Nachweisgrenze, während parallel hergestellte Leder ohne eine Behandlung während des Pickelns und/oder der Chromgerbung mit einem Antioxidant eine Chrom(VI)- Konzentration von 86 ppm aufwiesen.
Entsprechend durchgeführte Vergleichstests mit Schafpelzvelour ergaben im wesentlichen die gleichen Ergebnisse. Auch hier hatten Schafpelze, die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren während der Herstellung mit dem Antioxidant behandelt wurden, nach einer Lagerung von sechs Monaten keine nachweisbaren Chrom(VI)-Mengen, während die Werte für nicht nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte Pelze bei über 80 ppm lagen. Bei den durchgeführten Versuchen wurde sowohl für das auf übliche Weise hergestellte Fell als auch für das nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte Fell die gleichen Fettungsmittel in den gleichen Einsatzmengen angewandt.
Wie sich aus den vorstehenden Ausführungen ergibt, sind somit die erfindungsgemäß hergestellten Leder und Pelze über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten lagerbar, ohne daß eine nachweisbare Chrom(VI)-Menge gebildet wurde.
Des weiteren ist die üblicherweise mit der Chrom(VI)-Bildung einhergehende Verhärtung des Leders während der Lagerung nicht beobachtbar; dies bedeutet, daß die Reißfestigkeitswerte, insbesondere die Weiterreißfestigkeit sowie die Stichausreißfestigkeit, der nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Leder und Pelze hervorragend sind.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist verfahrenstechnisch in einfacher Weise durchzuführen. Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte Leder und Pelze besitzen eine gut einstellbare Weichheit, hohe Festigkeitswerte und eine hohe Temperaturbeständigkeit, insbesondere auch in feuchtem Zustand. Sie können in allen Farbtönen, auch in sehr hellen Farbtönen, problemlos hergestellt werden. Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens sind kaum Emissionen festzustellen. Der Chromgerbstoff läßt sich vollkommen recyceln.
Unter dem Ausdruck "Antioxidant" werden Verbindungen jeglicher Art verstanden, die unerwünschte, durch Sauerstoff-Einwirkungen und andere oxidative Prozesse bedingte Veränderungen in den zu schützenden Stoffen hemmen oder verhindern.
Als Antioxidantien wirksam sind unter anderem aromatische Amine, Organoschwefel- Verbindungen, Phosphor-Verbindungen, sterisch gehinderte Amine und sterisch gehinderte Phenole. Letztere sind bevorzugt, da sie in besonders günstiger Weise die Oxidation von Chrom(III)-Verbindungen zu Chrom(VI)-Verbindungen in Ledern und Pelzen verhindern. Besonders geeignete Vertreter der sterische gehinderten Phenole sind 4,4'-Methylen-bis- (2,6-di-tert.-butylphenol), Pentaerythrit-tetra(3,5-di-tert.-butyl-4-hydroxyhydrocinnamat), 2,2'- Methylen-bis-(4-methyl-tert.-butylphenol) und butyliertes Reaktionsprodukt aus p-Kresol und Dicyclopentadien.
Im erfindungsgemäßen Verfahren können mehrere, voneinander verschiedene Antioxidantien eingesetzt werden.
Damit das Pickeln und/oder das Gerben zumindest teilweise in Gegenwart eines Antioxidant durchgeführt werden kann, kann das Antioxidant zur Pickelflotte oder zur Gerbflotte zugegeben werden.
In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens kann das Antioxidant in einem Dispersionsmittel dispergiert sein, und diese antioxidanthaltige Dispersion kann zur Pickel- oder Gerbflotte gegeben werden. Bei einer Dispersion handelt es sich um die Bezeichnung für ein System mit mehreren Phasen, von denen eine kontinuierlich (Dispersionsmittel) und mindestens eine weitere fein verteilt ist (dispergierte Phase). Bei den im erfindungsgemäßen Verfahren einsetzbaren antioxidanthaltigen Dispersionen kann es sich um solche handeln, bei denen die dispergierte Phase das Antioxidant umfaßt.
Wie bereits vorstehend ausgeführt wurde, ist das Antioxidant in einem Dispersionsmittel dispergiert. Unter dem Ausdruck "Dispersionsmittel" werden Mittel jeglicher Art verstanden, die als kontinuierliche Phase für das Antioxidant wirken können. Beispiele solcher sind anionische Dispersionsmittel, wie anionische Alkylpolyethersulfate, -sulfosuccinate oder -phosphate.
Vorzugsweise weist das Dispersionsmittel mindestens eine Verbindung der Gruppe Fettalkoholpolyglykolethersulfat, Fettalkoholpolyglykolethersulfosuccinat, Fettalkohol­ polyglykoletherphosphat, Fettsäureamidpolyglykolethersulfat, Fettsäureamidpolyglykol­ ethersuffosuccinat oder Fettsäureamidpolyglykoletherphosphat auf. Das Dispersionsmittel kann dabei eine oder mehrere, voneinander verschiedene der vorgenannten Verbindungen enthalten.
Die Fettalkohol- bzw. Fettsäureamid-Reste können 12 bis 22, insbesondere 12 bis 18 Kohlenstoff-Atome aufweisen. Der Polyglykolether-Rest kann 4 bis 8 von Ethylenoxid (EO) abgeleitete Reste aufweisen.
Das Dispersionsmittel für das Antioxidant kann auch Gemische der unethoxilierten Derivate der vorgenannten ethoxilierten Verbindung mit diesen bzw. den nicht zu Sulfaten, Phosphaten oder Sulfosuccinaten umgesetzten Ethoxilaten aufweisen.
Die vorgenannten Verbindungen sind besonders gut für die Dispergierung der im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten Antioxidantien geeignet, da das darin dispergierte Antioxidant besonders gut in das Hautmaterial/Leder eindringen und dort seine Wirkungen besonders gut entfalten kann. Des weiteren beeinflussen diese Dispersionsmittel die Ledereigenschaften, insbesondere im Hinblick auf die Weichheit, wenn überhaupt nur sehr gering. Darüberhinaus sind sie für die Chromgerbung ausreichend stabil.
In einer bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt das Antioxidant in der antioxidanthaltigen Dispersion in einer Menge von 1 Gew.-% bis 10 Gew.-%, insbesondere 6 Gew.-% bis 7 Gew.-%, bezogen auf die Dispersion, vor. Bei diesen Mengen ist eine gute antioxidative Wirkung, ein gutes Eindringen des Antioxidants in das Hautmaterial/Leder und eine gute Dispergierbarkeit des Antioxidant im Dispersionsmittel festzustellen.
In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens liegen die vorgenannten Fettalkoholpolyglykolether- und Fettsäureamidpolyglykolether- Verbindungen in der Dispersion in einer Menge von 8 Gew.-% bis 20 Gew.-%, insbesondere etwa 12 Gew.-%, bezogen auf die Dispersion, vor. Mit diesen Mengen wird in besonders günstiger Weise erreicht, daß die Antioxidantien gut dispergiert sind und gut in das Leder eindringen können, die Ledereigenschaften aber nicht negativ beeinflußt werden.
Die im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzte antioxidanthaltige Dispersion kann neben dem Antioxidant und den vorgenannten Fettalkoholpolyglykolether- und Fettsäureamidpolyglykolether-Verbindungen noch weitere Komponenten aufweisen, insbesondere Wasser und Stellmittel.
Bei Steilmitteln handelt es sich um Verbindungen, mit denen die im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten antioxidanthaltigen Dispersionen in eine besonders gut handhabbare Form gebracht werden können. Beispiele der Stellmittel sind Glykole und Polyglykole. Mit diesen wird in besonders günstiger Weise eine einheitliche und klare, antioxidanthaltige Dispersion erhalten. Als Stellmittel können auch Weißöle eingesetzt werden.
Die Menge des Steilmittels in der im erfindungsgemäßen Verfahren einsetzbaren antioxidanthaltigen Dispersion kann 0 Gew.-% bis 80 Gew.-%, insbesondere 25 Gew.-% bis 28 Gew.-%, bezogen auf die Dispersion, betragen.
Wie bereits vorstehend erwähnt wurde, kann die im erfindungsgemäßen Verfahren einsetzbare antioxidanthaltige Dispersion Wasser enthalten. Die Menge des Wassers kann 0 Gew.-% bis 80 Gew.-%, insbesondere 53 Gew.-% bis 54 Gew.-%, bezogen auf die Dispersion, betragen. Durch den Einsatz von Antioxidantien in wasserdispergierter Form dringen die Antioxidantien in besonders günstiger Weise in das Hautmaterial/Leder ein und können dort ihre antioxidativen Wirkungen besonders gut entfalten.
Beispiele der im erfindungsgemäßen Verfahren einsetzbaren antioxidanthaltigen Dispersionen umfassen 6-7 Gew.-% eines Antioxidants, insbesondere eines sterisch gehinderten Phenols, 25 Gew.-% bis 28 Gew.-% eines Stellmittels, 12-15 Gew.-% eines C12- C22-Fettalkohols mit 8 Mol Ethylenoxid/Sulfosuccinat (50%-ig) oder eines C14-C16 Fettalkohols mit 4 Mol Ethylenoxid/Amoniumsulfat und 53-54 Gew.-% Wasser.
Beim erfindunsgemäßen Verfahren werden Leder und Pelze erhalten. Dabei werden unter dem Ausdruck "Leder" auch als Wetblue bezeichnete ungetrocknete Halbfabrikate verstanden.
Im erfindungsgemäßen Verfahren werden Häute eingesetzt, die in auf diesem Gebiet üblicher Weise hergestellt werden können. Allgemein kann von getrockneten, gesalzenen oder frischen Tierhäuten ausgegangen werden. Diese können durch eine Weiche/Wäsche im Fall von Leder und/oder einem Äscher vorbehandelt werden. Hierbei handelt es sich um auf diesem Gebiet übliche Verfahren, wozu dem Fachmann die notwendigen Schritte und Materialien bekannt sind.
Danach kann sich das übliche Pickel anschließen. Dabei handelt es sich um eine Vorbehandlung tierischer Häute und Felle mit Lösungen von Salzen zur Konservierung und Sauerstellung bereits enthaarter Blößen vor der Chrom-Gerberei. Dazu können die vorbehandelten Häute mit NaCl, beispielsweise in einer Menge von etwa 5 Gew.-%, bezogen auf das Blößengewicht, 85%-ige Ameisensäure, beispielsweise in einer Menge von 0,8 Gew.-%, bezogen auf das Blößengewicht, und 96%-ige Schwefelsäure, beispielsweise in einer Menge von 0,4 Gew.-%, bezogen auf das Blößengewicht, in üblicher Weise behandelt werden.
Nach dem Pickel kann die gepickelte Haut unter Verwendung eines Chrom(III)-Gerbstoffs in üblicher Weise gegerbt werden. Solche Chrom(III)-Gerbstoffe sind dem Fachmann bekannt.
Durch die Chromgerbung entsteht aus dem nichthaltbaren Tierhautmaterial (unbeständig gegen heißes Wasser, enzymatischen/bakteriellen Abbau, Fäulnis etc.) ein Leder, das sogenannte Wetblue, das je nach Grad der Gerbung selbst in kochendem Wasser noch seine ursprüngliche Struktur beibehält. Je nach Bedingungen kann das Wetblue auch länger gelagert werden und dient als Ausgangsmaterial für die unterschiedlichsten Lederarten, beispielsweise Schuhoberleder, Bekleidungsleder, Polster- und Automobilleder.
Die Schritte des Pickelns und des Gerbens können im erfindungsgemäßen Verfahren in einem Bad durchgeführt werden. Es ist also nicht notwendig, nach dem Pickeln die Pickelflotte abzulassen, sondern, nachdem das Pickeln lange genug durchgeführt wurde, können zur Pickelflotte die Gerbstoffe zugesetzt und dadurch die Gerbung eingeleitet werden.
Im erfindungsgemäßen Verfahren wird das Pickeln und/oder das Gerben zumindest teilweise in Gegenwart mindestens eines Antioxidants durchgeführt.
Dies bedeutet, daß das Antioxidant nicht während der gesamten Dauer des Pickelns und/oder des Gerbens zugegen sein muß.
Es ist beispielsweise möglich, nur das Pickeln oder nur das Gerben in Gegenwart eines Antioxidant durchzuführen. Dabei kann das Antioxidant zu Beginn des Pickelns, während des Verlaufs des Pickelns, beispielsweise nach Zugabe von NaCl, insbesondere 10 Minuten nach dessen Zugabe, oder vor dem Ende des Pickelns zur Pickelflotte gegeben werden.
Das Antioxidant kann ferner vor Beginn des Gerbens, insbesondere unmittelbar vor Beginn des Gerbens, zusammen mit dem Gerbmitteln, nach Zugabe des Gerbmittels, beispielsweise unmittelbar nach der Gerbmittelzugabe, während der Dauer des Gerbens oder vor Ende des Gerbens, beispielsweise unmittelbar vor Ende des Gerbens, zur Gerbflotte gegeben werden.
Das Antioxidant kann auch zur Gerbflotte zuzugeben werden, wenn bereits etwa 50%, insbesondere etwa 70%, ganz besonders etwa 90% der Gerbdauer vorbei sind. Wird beispielsweise die Gerbung während 8-30 Stunden durchgeführt, so kann das Antioxidant etwa 1-3 Stunden vor Beendigung der Gerbung, die durch Ablassen der Flotte erfolgen kann, zur Gerbflotte zugegeben werden.
Die Menge des Antioxidant beträgt im erfindungsgemäßen Verfahren vorzugsweise 0,05 Gew.-% bis 0,5 Gew.-%, bezogen auf das Trockengewicht der eingesetzten Häute und/oder Felle.
Nach der Gerbung kann das erhaltene Wetblue mehrere Tage, beispielsweise etwa 3 Tage, auf Bock abgelagert werden.
Je nach gewünschtem Einsatz des fertig zugerichteten Leders kann das Wetblue unterschiedlich mit synthetischen/vegetabilen oder Chrom(III)-Gerbstoffen nachgegerbt werden. Die Fettung kann mit Produkten auf natürlicher Basis, z. B. Fischölsulfitaten, Rinderklauenölsulfonaten oder synthetischen Produkten auf Basis von Kohlenwasserstoffen mit weichmachenden Emulgatoren, z. B. Alkansulfonaten, langkettigen Alkylsulfaten oder Sulfobernsteinsäureestern (Sulfosuccinaten) oder Mischungen von natürlichen und synthetischen Fettungsmitteln erfolgen.
Die nachgegerbten und gefetteten Leder können entweder im gleichen oder in einem extra Bad mit wasserlöslichen Farbstoffen gefärbt werden. Danach können die gegerbten Häute unterschiedlich lange im nassen Zustand abgelagert werden. Die Trocknung kann in an sich bekannter Weise erfolgen, beispielsweise durch Hängetrocknung, Vakuumtrocknung, Klammertrocknung und Pastingtrocknung. Anschließend kann auf einen Wassergehalt von etwa 16 Gew.-% konditioniert werden. Durch anschließendes Stollen oder Millen kann die Weichheit deutlich verbessert werden.
Das so hergestellte Crustleder kann entweder in dieser Form zwischengelagert und gehandelt oder ggf. nach Aufbringen einer dünnen Lackschicht der Zurichtung zu den unterschiedlichsten Lederartikeln verarbeitet werden, wobei neben den Schuhoberledern vor allem die Polsterleder und insbesondere die Automobilpolsterleder aufgrund der hervorragenden Gebrauchseigenschaften den größten Anteil bilden.
Pelze, und hier besonders Schaf- und Lammpelze, werden im Prinzip ähnlich gearbeitet, wobei jedoch der Äscher, die unter anderem die Aufgabe der Haarentfernung hat, ersatzlos entfällt. Hierfür kann der Pickelprozeß gegenüber der Lederherstellung länger ausgedehnt und teilweise unter Einsatz von üblichen Enzymen durchgeführt werden. Nach der Nachgerbung, Fettung und Färbung können die chromgegerbten Leder kurze Zeit in feuchtem Zustand gelagert und anschließend im Regelfall klammergetrocknet und über eine Bakel- oder Stollmaschine im Pelzleder aufgelockert und hierdurch weich eingestellt werden.
Wie sich aus den obigen Ausführungen ergibt, können bei Verwendung der Antioxidantien, insbesondere bei Verwendung antioxidanthaltiger Dispersionen, die Oxidation von Chrom(III)-Verbindungen zu Chrom(VI)-Verbindungen bei der Herstellung und/oder Lagerung von Leder und Pelzen verhindert werden.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ferner eine Zusammensetzung, umfassend (a) mindestens ein Antioxidant und (b) mindestens ein Dispersionsmittel, die insbesondere zur Verwendung in einem erfindungsgemäßen Verfahren geeignet ist. Die Bestandteile der erfindungsgemäßen Zusammensetzung können wie vorstehend definiert sein.
Die nachfolgenden Beispiele erläutern die Erfindung.
Beispiel 1 Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
Es wurde eine antioxidanthaltige Dispersion (Produkt A) hergestellt. Dazu wurden 7 Gew.-% 4,4'-Methylen-bis (2,6-di-tert.-butylphenol) mit 28 Gew.-% eines Weißöls vermischt, anschließend wurde dieses Gemisch mit 12 Gew.-% C12-C16 Fettalkohol mit 8 Mol Ethylenoxid/Sulfosuccinat 50%-ig versetzt und unter Rühren wurde langsam bei einer Temperatur von ca. 50°C in 53 Gew.-% Wasser eingetragen.
Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wurde von in üblicher Weise behandelten Rindshäuten ausgegangen.
Herstellung von Automobilleder/Polsterleder-Wetblue
Fassgeschwindigkeit: 20 Upm
Angaben: Flotte und Menge in Gew.-% bezogen auf Blößengewicht, Zeit in min
0 = kein Flottenwechsel
0- = Flottenwechsel
Leder 3 Tage auf Bock ablagern.
Herstellung des Crustleders
Das so hergestellte Wetblue wird wie folgt nachgegerbt und gefettet.
Fassgeschwindigkeit: 30 Upm
Angaben: Flotte und Menge in % bezogen auf Wetblue, Zeit in min.
0 = Flottenwechsel
0- = kein Flottenwechsel
Chromnachgerbung/Fettung/Färbung - Weiterarbeit von Wetblue zu Farbcrust
Leder auf Bock legen, mit Folie abdecken. Vakuumieren bei 65-80°C 2 min. Austrocknen im Trockenraum bei 35°C. Über Nacht im Klimaraum konditionieren bei 60% Luftfeuchte.
Beispiel 2 Durchführung eines erfindungsgemäßen Verfahrens
Es wurde eine antioxidanthaltige Dispersion (Produkt B) hergestellt. Dazu wurden 6% 4,4'- Methylen- bis (2,6-di-tert.-butylphenol) mit 25 Gew.-% Weißöl verrührt. Anschließend wurden 15 Gew.-% C14-C16 Fettalkohol mit 4 Mol Ethylenoxide/Amoniumsulfat bei 70°C verrührt und danach langsam 54 Gew.-% Wasser mit einer Temperatur von 60°C eingetragen.
Zur Durchführung des Beispiels 2 wurde von Rindshäuten ausgegangen.
Herstellung von Automobilleder/Polsterleder-Wetblue
Fassgeschwindigkeit: 20 Upm
Angaben: Flotte und Menge in % bezogen auf Blößengewicht, Zeit in min
0 = kein Flottenwechsel
0- = Flottenwechsel
Leder 3 Tage auf Bock ablagern.
Herstellung des Crustleders
Das so hergestellte Wetblue wird wie folgt nachgegerbt und gefettet.
Fassungsgeschwindigkeit: 30 Upm
Angaben: Flotte und Menge in % bezogen auf Wetblue, Zeit in min.
0 = Flottenwechsel
0- = kein Flottenwechsel
Chromnachgerbung/Fettung/Färbung - Weiterarbeit von Wetblue zu Farbcrust
Leder auf Bock legen, mit Folie abdecken. Vakuumieren bei 65-80°C während 2 min. Austrocknen im Trockenraum bei 35°C. Über Nacht im Klimaraum konditionieren bei 60% Luftfeuchte.
Beispiel 3 Durchführung eines Vergleichsverfahrens
Es wurden die in den Beispielen 1 und 2 beschriebenen Verfahren durchgeführt, wobei aber keine Produkte A und B eingesetzt wurden, d. h. das Gerben wurde nicht in Gegenwart eines Antioxidant durchgeführt.
Beispiel 4 Untersuchung des Cr(VI)-Gehalts nach Lagerung der in den Beispielen 1 bis 3 hergestellten Leder
Die in den Beispielen 1, 2 und 3 erhaltenen Crustleder wurden in einem Raum mit 20 bis 26% relativer Luftfeuchtigkeit bei 22°C gelagert. Der Chrom(VI)-Gehalt wurde mit einem üblichen Verfahren zu Beginn der Lagerung, nach einem Monat, nach drei Monaten und nach sechs Monaten bestimmt. Die Ergebnisse sind in der nachfolgenden Tabelle angegeben.
Wie der vorstehenden Tabelle entnommen werden kann, weisen die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Leder selbst nach einer Lagerung von über sechs Monaten kein nachweisbares Cr (VI) auf, wohingegen im Vergleichsexperiment ohne Antioxidant bereits nach einem Monat ein erhöhter Cr (VI)-Wert festgestellt wurde.

Claims (10)

1. Verfahren zur Herstellung von Leder und Pelzen, bei dem Häute und/oder Felle gepickelt und anschließend einer Chromgerbung unterzogen werden, wobei das Pickeln und/oder das Gerben zumindest teilweise in Gegenwart mindestens eines Antioxidants durchgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, wobei das Antioxidant in einem Dispersionsmittel dispergiert ist.
3. Verfahren nach Anspruch 2, wobei das Dispersionsmittel mindestens eine Verbindung der Gruppe Fettalkoholpolyglykolethersulfat, Fettalkoholpolyglykolethersulfosuccinat, Fettalkoholpolyglykoletherphosphat, Fettsäureamidpolyglykolethersulfat, Fettsäure­ amidpolyglykolethersulfosuccinat oder Fettsäureamidpolyglykoletherphosphat aufweist.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 oder 3, wobei das Antioxidant in der Dispersion in einer Menge von 1 Gew.-% bis 10 Gew.-% vorliegt.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 3 bis 4, wobei die Fettalkoholpolyglykolether- oder Fettsäureamidpolyglykolether-Verbindung in einer Menge von 8 Gew.-% bis 20 Gew.-% vorliegt.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, wobei das Antioxidant in einer Menge von etwa 0,05 Gew.-% bis 0,5 Gew.-%, bezogen auf das Trockengewicht der Häute und/oder Felle, eingesetzt wird.
7. Zusammensetzung zur Anwendung in einem Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, umfassend (a) mindestens ein Antioxidant und (b) mindestens ein Dispersionsmittel.
8. Zusammensetzung nach Anspruch 7, wobei das Antioxidant in einer Menge von 1 Gew.-% bis 10 Gew.-%, bezogen auf die Zusammensetzung, vorliegt.
9. Zusammensetzung nach einem der Ansprüche 7 oder 8, wobei das Dispersionsmittel mindestens ein Fettalkoholpolyglykolethersulfat, Fettalkoholpolyglykol­ ethersulfosuccinat, Fettalkoholpolyglykoletherphosphat, Fettsäureamidpolyglykolether­ sulfat, Fettsäureamidpolyglykolethersulfosuccinat oder Fettsäureamidpolyglykolether­ phosphat aufweist.
10. Zusammensetzung nach einem der Ansprüche 7 bis 9, wobei die Fettalkoholpolyglykolether- und/oder Fettsäureamidpolyglykolether-Verbindung in einer Menge von 8 Gew.-% bis 20 Gew.-%, bezogen auf die Zusammensetzung, vorliegt.
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