Verfahren zur Gewinnung eines mit -Wasser abbindenden Mittels aus Anhydrit. Nach der Erfindung gelingt es in ein facher Weise, den Anhydrit so zu verändern, dass ein Handelsprodukt erhalten wird, -wel ches sieh beim Abbinden in bezug auf die Behandlungsweise, die Möglichkeit der Re gelung der Abbindezeit durch verzögernde oder beschleunigende Zusätze und in bezug auf die Eigenschaften des fertigen Produk tes ganz ähnlich wie der übliche Gips des Handels verhält.
Nach der Erfindung wird Anhydrit, vor zugsweise in feingemahlenem Zustande, mit Wasser, dem man zur Beschleunigung des Vorganges gewisse Stoffe zusetzen kann, die als Katalysatoren wirken, hydratisiert und dann das entstandene Produkt erhitzt. Katä- lysatoren sind zahlreiche Salze, insbesondere Alkalisalze und Erdalkalisalze, beispielsweise Magnesiumsulfaf, Kaliumsulfat, Carnallit, Alaun, einzeln öder in Mischung. Weitere Ka talysatoren sind Basen; beispielsweise kann Kalk in Form von Kalkmilch Verwendung finden.
Ferner können auch Säuren, wie Schwefelsäure oder Salzsäure, verwendet werden. Die Stoffe können einzeln oder in Mischung zugesetzt werden. Auch können zuerst einer der Stoffe und dann später ein anderer oder mehrere andere hinzugesetzt werden. Nach beendigter Hydratation kön nen die Katalysatoren mit Wasser aus gewaschen und gegebenenfalls von neuem benutzt werden. In geeigneten Fällen kann man die Katalysatoren auch in der Masse belassen.
Wenn der Anhydrit mit Karbonaten ver unreinigt ist, wie viele Anhydritsorten des Tagebaues, so empfiehlt sich in der Regel eine Behandlung mit Säuren oder sauren Salzen.
In manchen Fällen empfiehlt es sich, zur Beschleunigung der Hydrätisierung die Masse zu erwärmen. Manche Anhydritsorten, die sich schwer hydratisieren lassen, werden zweckmässig zuerst mit Wasser, dem eine geeignete Menge Salzsäure zugesetzt' ist, er wärmt.
Darauf wird die Flüssigkeit abge lassen, die Masse mit Wasser gewaschen und nun die Hydratisierung mittelst einer geeig neten Salzlösung, wie Magnesiumsulfät- oder Kaliumsulfatlösung, fortgesetzt, oder es werden die entsprechenden Salze einzeln oder gemeinsam direkt in die saure Aufschwem- mung des Anhydrits in fester oder gelöster Form zugegeben.
Die Hydratisierung wird verbessert und beschleunigt, wenn man die Masse in geeig neter Weise bewegt. Dies geschieht 'zweck mässig in Rührwerken oder mit Druckluft.
Die Menge der Katalysatoren und die Menge des Wassers, sowie die Hydratations- dauer richten sieh ganz nach der Beschaffen- lie.it des Anhydrits. Ebenso ist die zweck- m <B>f</B> ässige Zerkleinerungsstufe abhängig von der Herkunft und Beschaffenheit des Anhydrits. Der in Kalilagern vorkommende Anhydrit braucht beispielsweise weniger fein gemahlen zu werden wie der reine Anhydrit des Tage baues.
Ausserdem ist es nicht nötig, bei der Hydratisierung des erstgenannten Anhydrits dem Wasser katalysierende Salze zuzusetzen, weil er solche aus dem Kalivorkommen her schon zu enthalten pflegt und im übrigen auch frei ist von gewissen hydratations- hemmenden Substanzen, die bei dem An hydrit des Tagebaues zweckmässig durch oben genannte Katalysatoren, insbesondere aber solche mit sauren Eigenschaften, unschädlich gemacht -werden.
Will man den Katalysatoren wieder ge winnen und ein besonders reines und beson ders hart abbindendes Produkt erzielen, so wird nach Beendigung der Hydratation die Masse durch Filtration von der Flüssigkeit befreit und in geeigneter Weise ausgewaschen. Das Auswaschen hat einen gewissen Vorteil für die Fabrikation, insofern, als, je reiner das Endprodukt des Verfahrens ist, es um so leichter gemahlen werden kann, ja, in besonders reinem Zustande fast von selbst wieder zu Pulver zerfällt, im Gegensatz zu andern Verfahren, wo der Zusatz von Salzen der erwähnten Art, insbesondere von Sulfa ten, wie aus der Literatur bekannt,
eine ge wisse Härtewirkung auf eine aus Anhydrit durch Vermischen mit Wasser erhaltene Masse < ausübt.
Das Hy dratationsprodukt wird nun bei gewöhnlichem Druck oder unter Anwendung des Vakuums erwärmt und dabei gleichzeitig getrocknet. Die Zeitdauer der Behandlung richtet sich nach den angewendeten Tempera turen, und innerhalb gewisser Grenzen wird die Dauer der Erwärmung mit steigender Temperatur verkürzt. Bei der praktischen Ausführung des Verfahrens wird man mei stens but daran tun; Temperaturen zwischen etwa<B>80'</B> C und<B>170'</B> C zu benutzen, ob wohl das Verfahren auch bei ausserhalb die ses Bereiches liegenden Temperaturen noch mehr oder weniger gut durchführbar ist. Wenn man die Temperaturen von<B>170'</B> er heblich überschreitet, wird das Produkt we niger gut.
Dagegen erhält man bei starker Temperaturerhöhung, etwa bei Rotglut, wie der ein brauchbares, abbindefähiges Mittel.
Das fertig getrocknete Erzeugnis wird, wenn es nicht von selbst genügend zerbröckelt, gemahlen und ist dann versarid- oder verwen dungsbereit. Wird zu bestimmten Zwecken gewünscht, die normale Abbindedauer zu be schleunigen, so kann dies durch Zusatz von geeigneten Mitteln, die zum Teil zu demsel ben Zweck schon beim Gips des Handels be kannt sind, wie zum Beispiel Naliumsulfat, untersehwefligsaures Kali und andere mehr, geschehen. Anderseits kann auch eine Ver langsamung des Abbindeprozesses erreicht werden durch Zusatz von auch zu diesem Zweck in der Gipstechnik bekannten Stoffen, wie Bora, Leim oder dergleichen. Auch Kalk kann vorteilhaft benutzt werden.
Die Zusatzmittel können dem fertigen Produkt vor dem Versand oder an Ort und Stelle bei der Benutzung zugesetzt werden.
Auch die Härte des abgebundenen Pro duktes kann durch geeignete Zusätze, ähn lich wie dies beim Gips bekannt ist, erhöht werden. So eignen sich beispielsweise Borax und Kaliumsulfat dazu, ausser der Verzöge rung der Abbinde-zeit auch eine starke Er härtung des fertigen Gegenstandes herbei zuführen. Ein besonderer Vorzug des Verfahrens ist es, dass man es in dem Sinne wiederholen kann, dass die fertige abgebundene Masse von neuem dem Verfahren unterworfen werden kann und dadurch wieder regeneriert wird.
So kann man beispielsweise Formen aus dem abgebundenen Mittel, die nicht mehr ge braucht werden und sich sonst, ähnlich wie die Gipsformen, nutzlos anhäufen, wieder mahlen und, soweit als erforderlich, von neuem mit Hilfe von Wasser mit oder ohne Katalysatoren, hydratisieren und dann wie der nach der zweiten Stufe des Verfahrens erhitzen. Es findet hierbei eine Dehydrati- sierung des in den Formen in hydratisiertem Zustande vorhandenen Anhydrits derart statt, dass der dehydratisierte Anhydrit ohne wei teres wieder mit Wasser angemacht ab bindet.
Man kann auch nach dem vorliegenden Verfahren die beim Gipsbergbau in grossen Mengen natürlich vorkommenden Gemische von Gips und Anhydrit auf ein abbinde fähiges Mittel verarbeiten. Diese Gips-An- hydrit-Mischungen wurden bisher auf die Halde gestürzt, weil sie nach den üblichen Verfahren des Gipsbrennens wegen ihres m e 'hr oder weniger grossen Anhydritgehaltes tD kein brauchbares Erzeugnis liefern.