BESCHREIBUNG
Die Erfindung bezieht sich auf ein Zylinderschloss mit zugehörigen Flachschlüsseln, wobei das Zylinderschloss ein Zylindergehäuse und mindestens einen in diesem drehbar gelagerten Zylinderkern sowie gefederte radiale Zuhaltungsstifte im Schlüsselkanal des Kernes und im Gehäuse aufweist, die von einer Zähnung des zugehörigen Flachschlüssels in ihre Freigabestellung verschiebbar sind. Zur Erhöhung der Sicherheit gegen Gewaltanwendung wie auch gegen das feinfühlige Abtasten sind vielerlei Massnahmen bei Zylinderschlössern bekannt. So wird versucht, durch besondere Profilformen des Schlüsselkanals das Einführen von Abtastwerkzeugen sowie das Manipulieren mit solchen Werkzeugen zu verhindern. Wie auch immer ein Schlüsselkanal geformt ist, es bleibt dennoch ein Spalt, wenn auch gegebenenfalls in abgewinkelter Form erhalten.
Die Erfindung zielt darauf ab, im Schlüsselkanal unmittelbar eine Sicherheitseinrichtung zu schaffen, die ein Abtasten erschwert. Völlig unabhängig von Zylnderschlössern mit Zuhaltungsstiften im Zylinderkern und im Gehäuse und unabhängig von der vorgenannten Aufgabenstellung sind walzenartige bzw. zahnradartige Codespeicher bekannt, die mittels einer Spiralfeder in Richtung auf eine durch einen Anschlag gegebene Nullstellung bzw. Ausgangsstellung vorgespannt sind. Ein als Schlüssel wirkendes Codeplättchen wird über den Codespeicher geschoben. Dabei wird der Codespeicher verdreht. Die Endlage des Codespeichers bei völiig eingestecktem Schlüssel entspricht der Freigabe des Schlossgesperres. In dieser Stellung ist gemäss der US-PS 834918 und der DE-OS 1 553454 ein Zylinderkern drehbar.
Durch die Verdrehung des Codespeichers bei der DE-PS 117 783 wird eine Schneckenwelle gedreht, die einen Riegel zurückzieht, bzw. vorschiebt.
Die Erhöhung der Abtastsicherheit eines Zylinderschlosses mit Zuhaltungsstiften der eingangs beschriebenen Art wird dadurch erreicht, dass im Zylinderkern über dem Angriffsbereich der Zuhaltungsstifte ein an sich bekanntes Drehkreuz frei drehbar gelagert ist, dessen Arme bei Drehung nacheinander in den Schlüsselkanal eingreifen und sich dabei im wesentlichen über die gesamte Breite des Schlüsselkanals erstrecken. Der in den Schlüsselkanal ragende Arm des Drehkreuzes kann zwar durch ein blättchenförmiges Abtastwerkzeug etwas aus dem Schlüsselkanal herausgedreht werden; der infolge der Drehung nachfolgend in den Schlüsselkanal gelangende Arm erfasst das Abtastblättchen jedoch seitlich und drückt es gegen die Wand des Schlüsselkanals, wobei gleichzeitig der erstgenannte Arm blockiert und ein Vorschieben des Abtastblättchens verhindert.
Ein Haken könnte allenfalls in den Schlüsselkanal vollständig eingeschoben werden. Er kann jedoch nur so weit in Richtung auf die Angriffsbereiche der Zuhaltungsstifte verschoben werden, bis er von oben an dem oder den Armen des Drehkreuzes anliegt. Ein Verschieben der Zuhaltungsstifte wird dadurch ebenso unterbunden wie bei Verwendung eines Blättchens. Bei einem Aufbohrversuch mit den bekannten spröden Spezialbohrern verschiebt die Spitze des Bohrers das Drehkreuz und der nächste Arm greift seitlich in die Gänge des Bohrers ein. Dies führt zum Blockieren bzw. zum Bruch des Bohrers. Eine besondere Ausführungsform der Erfindung sieht vor, dass der Durchmesser des Drehkreuzes mindestens dem Radius des Zylinders entspricht und dass im Zylindergehäuse eine Ausnehmung für die Stirnbereiche der Arme vorgesehen ist.
Es ist dann eine vorbestimmte Endlage des Drehkreuzes erforderlich, damit die die Drehung des Zylinderkernes im Gehäuse blockierenden Arme ausschliesslich innerhalb des Umrisses des Zylinderkernes liegen. Die Lage wird durch den richtig codierten Schlüssel bestimmt. Der Schlüssel ist dadurch gekennzeichnet, dass zwischen dem Schlüsselrücken und der Zähnung des Schlüsselbartes in der Flachseite von der Schlüsselspitze beginnend im wesentlichen in gleichen Abständen an sich bekannte Durchbrüche durch die gesamte Schlüsselbreite vorgesehen sind. Diese Durchbrüche ermöglichen das Eingreifen des Drehkreuzes beim Einschieben des Schlüssels in den Schlüsselkanal, so dass das Drehkreuz gegenüber dem passenden Schlüssel nicht wirksam wird. Der passende Schlüssel muss kinematisch auf das Drehkreuz abgestimmt sein.
Unter einem Drehkreuz ist ein mehrarmiger, z.B. vier- oder fünfarmiger drehbarer Körper zu verstehen, der ähnlich einem Zahnrad aufgebaut ist. Mindestens ein Zahn oder Arm liegt im Schlüsselkanal und füllt diesen der Breite nach vollständig aus. Es können auch mehrere Drehkreuze auf einer Achse oder gestaffelt hintereinander im Zylinderkern vorgesehen sein. Dabei können die Drehkreuze miteinander im Eingriff stehen. Die Anordnung kann auch so getroffen werden, dass ein Drehkreuz links und eines rechts vom Schlüsselkanal liegt und die Arme ineinander greifen bzw.
im Schlüsselkanal etwa deckungsgleich übereinander liegen.
Ausführungsbeispiele des Erfindungsgegenstandes sind in den Zeichnungen dargestellt. Fig. 1 zeigt einen Querschnitt durch ein Zylinderschloss, Fig. 2 einen teilweisen Längsschnitt nach der Linie II-II in Fig. 1, Fig. 3 einen Schlüssel in Seitenansicht und Fig. 4 einen Querschnitt eines Teiles eines Zylinderkernes.
In einem Schlossgehäuse list ein Zylinderkern 2 drehbar angeordnet. Die Drehung wird durch gefederte Kern- und Gehäusestifte 3, die zum Teil in einen Schlüsselkanal 4 des Zylinderkernes 2 hineinragen, unterbunden. Durch Verschiebung der genannten Stifte 3 mittels eines passenden, in den Schlüsselkanal 4 eingesteckten Schlüssels 5 wird die Freigabestellung der Stifte 3 erreicht, so dass der Kern 2 gedreht und ein Schlossriegel betätigt werden kann. In den Figuren ist der Schlüsselkanal aus Gründen der Vereinfachung der Zeichnung als Spalt mit Rechteckquerschnitt dargestellt.
Im Zylinderkern 2 ist eine horizontale Kammer 6 ausgefräst, in der ein Drehkreuz 7 um eine vertikale Achse frei drehbar gelagert ist. Das Drehkreuz 7 weist vier radial ausgerichtete Arme 8 auf, von welchen einer in den Schlüsselkanal 4 hineinragt. Das Drehkreuz 7 liegt etwas höher als die Angriffsflächen der Kernstifte 3. Wird der Schlüssel 5 (Fig. 2) in den Schlüsselkanal 4 eingeschoben, dann stösst seine Spitze gegen den Arm 8 und verdreht das Drehkreuz 7 entgegen dem Uhrzeigersinn. Dadurch wird der Arm 9 in den Schlüsselkanal 4 hineingedreht. Dies ist nur dann möglich, wenn der Schlüssel über korrespondierende Ausnehmungen 10 verfügt, durch welche die Arme (8, 9) hindurchgreifen können.
Die Anzahl und Länge der Arme bzw. deren Winkelstellung gegenüber dem Schlüsselkanal 4 muss so beschaffen sein, dass in jeder Drehlage immer mindestens ein Arm wenigstens teilweise in den Schlüsselkanal hineinragt. Im Beispiel nach Fig. 2 kann der Arm 8 mittels des Schlüssels 5 nur dann aus dem Schlüsselkanal herausgedreht werden, wenn es Arm 9 möglich ist, in den Schlüsselkanal 4 einzutauchen. Hätte der Schlüssel 5 keine Durchbrüche 10, dann wäre ein weiteres Einschieben des Schlüssels 5 nicht möglich. Der Arm 8 verbleibt teilweise im Schlüsselkanal 4 und blockiert diesen. Wird ein Blättchen, wie es gewöhnlich zum Abtasten des Schlosscodes verwendet wird, in den Schlüsselkanal gesteckt, dann kann es ebenso das Drehkreuz nicht überwinden.
Führt man das Blättchen oder einen Drahthaken oberhalb des Drehkreuzes in den oberen Teil des Schlüsselkanals ein, dann ist dadurch nichts gewonnen, denn weder Blättchen noch Haken können frei gegen die Kernstifte bewegt werden, sie stossen von oben gegen das Drehkreuz 7.
Fig. 1 zeigt in der rechten Hälfte des Zylinderkernes 2 mit strichlierten Linien ein weiteres Drehkreuz. Es liegt unmittelbar über der Angriffsfläche der Kernstifte 3. Die beiden Drehkreuze nach Fig. 1 können auch zahnradähnlich ineinandergreifen und dabei in gleicher Ebene oder etwas zueinander versetzt angeordnet sein. Die Form eines Drehkreuzes 7 kann ebenfalls der eines Zahnrades (beispielsweise eines Kettenritzels) entsprechen. In Fig. 2 ist ein sternförmiges Drehkreuz 7' in der Kammer 6' dargestellt. Auch können mehr als vier Arme vorgesehen sein. In Fig. 1 ist die Kammer 6 bis in das Gehäuse 1 hinein verlängert (Tasche 11). Wenn ein Drehkreuz mit einem etwas grösseren Durchmesser verwendet wird, dann gibt es vier Drehstellungen, in welche keiner der Arme in diese Tasche 11 eingreift. Nur in diesen Drehstellungen kann der Kern gegenüber dem Gehäuse gedreht werden.
Durch Abstimmung der Lage des Drehkreuzes auf die Lage und Länge der Durchbrüche 10 des Schlüssels kann sichergestellt werden, dass bei vollständig im Schlüsselkanal 4 steckendem Schlüssel 5 die Arme des Drehkreuzes vollständig innerhalb des Zylinderkern-Mantels liegen und daher eine Drehung zulassen.
Fig. 4 zeigt eine Ausführungsvariante, bei welcher die Arme des Drehkreuzes 7' den Schlüsselkanal 4' übergreifen und an der gegenüberliegenden Kanalwand in einen Schlitz 12 eingreifen. Bei dieser Variante ist noch ein weiteres Detail dargestellt, das bei jeder anderen Ausführungsform des Drehkreuzes ebenso zur Anwendung kommen kann, also nicht auf das Drehkreuz nach Fig. 4 beschränkt ist. In der der Schlüsseleinschubrichtung entgegengesetzten Wand ist eine insbesondere hakenförmige Ausnehmung 13 vorgesehen, die etwa diametral zum Schnittpunkt des Drehkreuz-Kreises mit der Schlüsselkanalachse bezüglich der Drehkreuzachse positioniert ist.
Wird ein Schlüssel 5 in den Schlüsselkanal 4 eingeschoben, der keine Durchbrüche 10 oder nicht in der richtigen Lage und Grösse (Form) aufweist, dann verhindert der Arm 8' zusammen mit dem Arm 9', der sich seitlich an den falschen Schlüssel anlegt, ein weiteres Einschieben des falschen Schlüssels. Die Drehachse 14 ist als Sollbruchstelle ausgebildet. Das Drehkreuz wird bei Gewaltanwendung (z.B.
durch Schläge auf den Schlüssel) nach Wegbrechen der Achse 14 in die Kammer 6" nach vorne verschoben, der Arm 15 stösst gegen die Wand der Kammer und gleitet in die Ausnehmung 13. Damit ist die drehfeste Lage des Drehkreuzes endgültig fixiert und der Zugriff zum Schlüsselkanal unwiderruflich verschlossen. Alle Ausführungsformen der Erfindung dienen zur wirksamen Verbesserung des Abtastschutzes bei Zylinderschlössern mit Zuhaltungen.