Thermoelektrischer Wandler Typische thermoelektrische Geräte bestehend aus einem einzelnen Übergang oder einer Kombina tion von Übergängen zwischen verschiedenen Mate rialien. Die freien Enden der Materialien sind mit einer Stromquelle verbunden. In Abhängigkeit von der Richtung des Stromflusses wird der Übergang er wärmt oder abgekühlt. Die letztere Erscheinung wird Peltier-Effekt genannt und stellt eine vielver- sprechende Möglichkeit zur Erzielung tiefer Tempe raturen dar, die für den Betrieb vieler Geräte, bei spielsweise Mikrowellen-Generatoren und -Verstärker oder optische Maser, erforderlich sind.
Die entgegengesetzte Wirkung, d. h., die Erzeu gung von Strom aufgrund von Temperaturunterschie den zwischen thermoelektrischen Übergängen kann ebenfalls erreicht werden. Diese Erscheinung ist der Seebeck-Effekt, der gewöhnlich für Temperaturmes sungen, insbesondere bei erhöhten Temperaturen und zur Energieumwandlung ausgenutzt wird.
In Verbindung mit der vorliegenden Erfindung sind thermoelektrische Kühlanordnungen mit denen eine wirksame und wirtschaftliche Kühlung möglich ist, von besonderem Interesse.
Es wurde kürzlich festgestellt, dass Wismuth-Anti- inon-Legierungen ausserordentlich wirksame thermo- elektrische Stoffe insbesondere für einen Betrieb bei tiefen Temperaturen darstellen. Gemäss der Erfindung wird der thermoelektrische Effekt dieser Stoffe nun dadurch wesentlich erhöht, dass bei einem thermo- elektrischen Wandler, dessen einer Teil aus einer Wismuth-Antimonlegierung besteht, Mittel vorgesehen sind, um die Legierung einem Magnetfeld mit einer Feldstärke oberhalb<B>100</B> Gauss auszusetzen.
Auf diese Weise wird die thermoelektrische Energieerzeugung bei tiefen Temperaturen, die durch die üblicherweise verwendete Gütezahl gemessen wird, in einem Masse verbessert, das bis jetzt auch für die besten bekannten thermoelektrischen Materialien nicht erreichbar war. Auch bei Raumtemperatur ergeben sich bedeutende Verbesserungen.
Die Gütezahl Z ist definiert zu:
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in der a die thermoelektrische Kraft des Materials, ö die elektrische Leitfähigkeit des Materials und K die spezifische Wärmeleitfähigkeit des Materials dar stellt. Diese Definition und ihre Bedeutung ist im einzelnen behandelt in Thermoelements and Ther- moelectric Cooling von Joffe, veröffentlicht bei Infose- arch Ltd., London (1957).
Bei einer Ausführungsform der Erfindung wird der Wert für Z durch Verwendung von Wismuth-An- timon-Legierungen mit 3 bis 40% Antimon, Rest Wismuth, wesentlich erhöht. Diese Grenzen lassen sich leicht aus einer Betrachtung des Bildes der Ener giepegel für die Elektronen des Leitfähigkeitsbandes und die Löcher des Valenzbandes der Wismuth- und Antimon-Atome bei verschiedenen Legierungszusam mensetzungen voraussagen.
Bei niedrigen Antimon- Konzentrationen, beispielsweise 3%, überlappen sich die Elektronen des Leitfähigkeitsbandes und die Löcher des Valenzbandes von Wismuth etwas, wäh rend die Energiepegel der Löcher und Elektronen von Antimon auf beiden Seiten der Wismuth-Pegel weit verteilt sind. Daher werden die elektronischen Eigenschaften der Legierung durch die Wismuth- Komponente bestimmt. Mit der Zugabe von Antimon bleiben die Bänder für die Elektronen und Löcher im wesentlichen unverändert, da die wirksamen Men gen ähnlich sind.
Die Energiepegel der Bänder werden jedoch so verschoben, dass bei Erreichung einer Zu sammensetzung mit 407, Antimon die Energiepegel der Elektronen des Leitfähigkeitsbandes und der Löcher des Valenzbandes für Wismuth sich voneinan der entfernt haben und die der entsprechenden Anti- mon-Ladungsträger bis zu dem Punkt zusammen gerückt sind, bei dem das elektronische Verhalten von Legierungen mit über 407,
Antimon durch die Antimon-Ladungsträger bestimmt wird und nicht aus den Eigenschaften der Legierungen mit niedrigem Antimongehalt oder in denen Wismuth vorherrscht vorausgesagt werden kann.
Ausführungsbeispiele der Erfindung werden im folgenden anhand der Zeichnungen im einzelnen be- schieben. Es zeigen: Fig. 1 eine graphische Darstellung der thermo- elektrischen Gütezahl Z in Abhängigkeit von der Temperatur für eine Legierung mit 88 Atomprozent Wismuth und 12 Atomprozent Antimon, die einem Magnetfeld mit den angegebenen Intensitäten aus gesetzt ist, und ausserdem zum Vergleich eine Kurve für das gleiche Material ohne Magnetfeld;
Fig. 2 eine graphische Darstellung ähnlich der in Fig. i_ für die Zusammensetzung<B>957,</B> Wismuth und 57, Antimon; Fig. 3 eine graphische Darstellung der magneti schen Feldstärke in Abhängigkeit von dem Verhältnis von ZH (mit angelegtem Feld) zu Z" (ohne angelegtes Feld) für eine Legierung mit<B>88%</B> Wismuth und 127 Antimon bei 160 K;
Fig. 4 eine perspektische Ansicht einer Ausfüh rungsform eines thermoelektrischen Wandlers der vor liegenden Erfindung.
Die Kurve 10 in Fig. 1 stellt die thermoelektrische Gütezahl Z in Abhängigkeit von der Temperatur für einen Kristall mit 88 Atomprozent Bi und 12 Atom prozent Sb dar. Der Kristall wurde durch Mischung stöchiometrischer Mengen der reinen Bestandteile und durch Zonenschmelzen entsprechend bekannter Ver fahren hergestellt, um einen Einkristall hoher Qua lität zu erhalten. Hinsichtlich des Zonenschmelzens sei auf eine Abhandlung Zone Melting von W. G. Pfann, veröffentlicht bei John Wiley and Sons, New York, insbesondere Kapitel 7, hingewiesen.
Die Strom richtung verlief für diese Messungen entlang der trigo- nalen Achse.
Die Kurve 11 in Fig. 1 wurde auf die gleiche Weise wie die Kurve 10 erhalten, mit der Ausnahme, dass der Kristall einem Magnetfeld ausgesetzt wurde. Die magnetischen Feldstärken, die zur Erreichung der angegebenen Z-Werte erforderlich waren, sind auf der oberen Skala des Diagramms angegeben.
Es zeigt sich, dass bei Raumtemperatur eine Feld stärke von 17 000 Gauss eine Zunahme für Z von 1,2 auf 2,8 X 10-3/ K ergibt. Ähnliche Ergebnisse wer- den für dei gesamten Temperaturbereich von Raum temperatur bis unterhalb 100K erreicht. Man beachte, dass die zur Erzielung der angegebenen Ergebnisse erforderlichen Feldstärken bei tieferen Temperaturen wesentlich abnehmen, so dass bei 78 K eine Feld stärke von nur 400 Gauss eine vergleichbare Zu nahme des Z-Wertes ergab. Die Z-Werte oberhalb 220 K wurden bei einer Feldstärke von 17 000 Gauss erreicht, die die maximale mit der verwendeten Anordnung erreichbare Feldstärke darstellt. Es steht zu erwarten, dass höhere Feldstärken eine noch grössere Zunahme des Z-Wertes in diesem Bereich ergeben.
Fig. 2 zeigt die Werte auf die gleiche Weise wie Fig. 1 für die Zusammensetzung 95 Wismuth und <B>57,</B> Antimon. Wie sich aus der Kurve 21 ergibt, wird auch hier eine wesentliche Zunahme des Z-Wertes erreicht. Die Kurve 20 stellt eine Bezugskurve für die Z-Werte der Legierung ohne angelegtes Magnet feld dar. Bei Raumtemperatur ergab ein Magnet feld von 15 000 Gauss eine Zunahme von Z von etwa 1,1 oder eine Verbesserung von etwa 607 wäh rend eine ähnliche absolute Verbesserung bei 79 K bei nur 300 Gauss erreicht wurde.
Fig. 3 zeigt die optimale Feldstärke zur Erzielung einer maximalen Zunahme von Z bei einer gegebenen Temperatur, hier 160vK. Die Feldstärke in Kilogauss ist in Abhängigkeit von
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dem Verhältnis der Gütezahl mit angelegtem Feld zur Gütezahl ohne angelegtes Feld aufgetragen. Es zeigt sich, dass ein Maximalwert für das Verhältnis auftritt, der anzeigt, dass eine weitere Zunahme der Feldstärke weniger wirksam ist. Es ergibt sich jedoch auch aus Fig. 3, dass Feldstärken, die von dem Optimalwert ab weichen, trotzdem bedeutende Verbesserungen der Gütezahl ergeben.
Da alle angelegten Feldstärken (bis zu 15 Kilogauss) zu einer Verbesserung des thermo- elektrischen Verhaltens führten, ist man nicht auf die optimalen Feldstärken beschränkt. Es ist daher anzunehmen, dass auch Felder oberhalb von 100 Gauss zu den erwünschte_i Ergebnissen führen.
Aus diesem Material hergestellte thermoelektrische Geräte werden vorteilhafterweise aus einem Einkri stall gebildet, wobei das elektrische Feld in einer be vorzugten Kristallrichtung verläuft. Für die Legierun gen, auf die die vorliegende Erfindung gerichtet ist, liegt die bevorzugte Richtung für den Strom- oder Wärmefluss parallel zu der Dreifach-Symmetrie- oder trigonalen Achse. Die Richtung des Magnetfeldes ist nicht kritisch. Brauchbare Ergebnisse wurden erzielt, wenn das Magnetfeld parallel zur Halbierungsachse lag. Auch andere Richtungen sowohl des elektrischen als auch des magnetischen Feldes führen zu brauch baren und überraschenden Verbesserungen.
Obwohl Legierungen in Form von Einkristallen die besten Ergebnisse zeigen, sollte beachtet werden, dass auch polykristalline Materialien wesentliche Ver- besserungen durch die Anwendung eines Magnetfel des zeigen.
Fig. 4 zeigt ein typisches thermoelektrisches Gerät. Eine Messing-Grundplatte 20 trägt zwei Kupferplatten 21 und 22. Diese Platten sind von der Grundplatte durch einen isolierenden Kleber .23 elektrisch isoliert. Ein p-leitender Stab 24 ist auf der Platte 21 und ein n-le?tender Stab 25 auf der Platte 22 angebracht. Das n-leitende Material ist eine Wismuth-Antimon- L egierung (3-40% Antimon).
Die grössere Abmessung des Kristalls ist parallel zu seiner trigonalen Achse geschnitten. Das andere Material des Thermoelements kann aus irgend einem von einer grossen Zahl von bekannten thermoelektrischen Materialien bestehen oder auch nur aus einem Leiter wie beispielsweise Kupfer, in welchem Falle sich ein Element mit nur einem Übergang ergibt.
Der p-leitende Stab ist vor teilhafterweise ein gutes thermoelektrisches Material wie beispielsweise Wismuth-Tellurid (Bi,Te3). Die LJiter 27 und 28 sind zu einer Stromquelle 29 ge führt, die beispielsweise 15 A bei 0,1 V abgeben bann.
Die Grösse der Schenkel 24 und 25 kann ent sprechend der gewünschten Kühlkapazität verändert werden. Ein typisches Element, wie das zur Erzielung der Ergebnisse der Fig. 1 benutzte, ist 8 mm lang und besitzt einen Querschnitt von 10 mm .
Wie oben angegeben, kann sich die Legierungs zusammensetzung von 3 bis 407, Antimon, Rest Wismuth ändern. Bei reinen Bestandteilen sind Legie rungen in diesem Bereich n-leitend; es können jedoch p-leitende Materialien unter Verwendung geeigneter Dotierungsstoffegewonnen werden. Für diesen Zweck werden kleine Mengen, im allgemeinen kleiner als 17" von Akzeptor Dotierungen, wie beispielsweise Blei oder Zinn, hinzugegeben.
Auf diese Weise herge stelltes p-leitendes Material kann in Kombination mit einem n-leitenden Schenkel benutzt werden, um ein kombiniertes Element mit extrem günstiger thermo- elektrischer Funktion zu gewinnen.
Es ist ausserdem klar, dass das Material mit einem von beiden Leit- fähigkeitstypen zusammen mit irgend einem bekann ten geeigneten Material für den anderen Schenkel mit Vorteil eingesetzt werden kann. Darüberhinaus werden solche Elemente im allgemeinen mit Vorteil in Thermosäulen benutzt, bei denen jede Einheit oder Gruppe von Einheiten einen gegebenen Anteil der Kühlwirkung innerhalb der gesamten thermischen Variation übernimmt.
Es können auch bestimmte andere kleine Beimen gungen von Stoffen zu der Legierungszusammenset- zung, wie beispielsweise Tellur oder Selen, verwendet werden, um für bestimmte Anwendungen erwünschte Änderungen des thermoelektrischen Verhaltens zu be wirken.
Die Form der Mittel zur Anlegung des Magnet feldes ist nicht kritisch, es ist nur wichtig, dass sich der thermoelektrische Körper innerhalb des Magnet feldes befindet. Für Geräte mit mehreren Elementen, wie beispielsweise Thermosäulen, erscheint es wün schenswert, dass jedes Element oder jede Gruppe von Elementen mit gemeinsamer Betriebtemperatur seinen eigenen zugeordneten Magnet besitzt. Auf diese Weise kann die Feldstärke entsprechend den vorgeschrie benen Werten, beispielsweise denen in Fig. 1 und 2, eingestellt werden.
Andererseits können alle oder die meisten Elemente in Feldern betrieben werden, die die durch die Angaben in den Fig. 1 und 2 verlangten übersteigen, in welchem Falle eine einzige feste Quelle für das Magnetfeld ausreicht.