Verfahren zur Herstellung von Estergemischen
Zum Schmieren von Gasturbinen und zum Weichmachen von thermoplastischen Substanzen wie Polyvinylchlorid wurde bereits die Verwendung solcher StoffzusammensteHungen vorgeschlagen, welche einen grösseren Anteil von mindestens einer der folgenden Verbindungen enthalten :
I ROOCRCOOR
II ROOCR1COOR2OOCR3
III R3COOR2OOCR3
IV ROOCRiCO0 (R2OOCR1COO)nR
V R3COOR2(OOCR1COOR2)nOOCR3
In obigen Formeln bedeuten :
R den Rest eines einwertigen Alkohols, Ri den Rest einer zweibasischen Carbonsäure, R2 den Rest eines Glykols,
R3 den Rest einer einbasischen Carbonsäure, n eine Zahl von 1 bis 6.
Die Verbindungen der obigen Formel IV kann man durch Veresterung einer Dicarbonsäure der Formel HOOC-R1-COOH mit einem einwertigen
Alkoho der Formel ROH und einem Glykol der Formel HORZOH bzw. aus einem Gemisch von Dicarbonsäuren, einwertigen Alkoholen und Glykolen herstellen. Den Symbolen Rl, R und R2 kommt die vorgenannte Bedeutung zu.
Hierbei setzt man entweder den einwertigen Alkohol, das Glykol und die Dicarbonsäure gleichzeitig durch Erhitzen am Rückfluss um, oder man lässt die Dicarbonsäure zuerst mit dem einen Reaktionspartner und das erhaltene Zwischenprodukt anschliessend mit dem anderen Reaktionspartner reagieren. Die Verbindungen der Formel IV können aber auch in einem mehr als zweistufigen Verfahren hergestellt werden.
In jedem Fall entsteht jedoch ein Estergemisch, indem neben Estern der Formel IV auch andersartige Ester wie z. B. einfache Diester der Formel ROOCR1COOR sich bilden.
Die physikalisohen Eigenschaften der herkömm- lichen Schmiermittel sind nun in einem für moderne Plugzeuggasturbinen hinreichend weiten Tempera turbereich zu wenig einheitlich und b bestÏndig. So haben solche Schmiermittel bei hohen Temperaturen die Neigung zu zerfliessen. Anderseits sind sie bei tiefen Temperaturen zu wenig fliessfähig, so dass eine einwandfreie Schmierung nicht gewährleistet ist.
Eine im Handel sich befindliche Schmiermittelzusammenstellung, die zur Schmierung von Flugzeug- gasturbinen verwendet wird, besteht z. B. zur Hauptsache aus 40 Vol/o Dinonylsebacat und 60 Vol. /o eines der obigen Formel IV entsprechenden kom plexen Esters, in welchem n gleioh 1 ist und welcher aus 2-Athylhexanol, Sebazinsäure und Tetraäthylen- glycol, hergestellt ist.
Das Verhalten derartiger Stoffzusammenstellun- gen bei niederer Temperatur ist aber nicht befrie- dige, nd. Jedoch müssen diese Mischungen in den meisten Fällen einen grösseren Anteil eines komplex, en Esters enthalten. Ausserdem sind sie infolge ihrer Neigung, bei im Freien vorkommenden Tempe- raturen auszukristallisieren, als Weichmacher für thermoplastische Materialien ungeeignet.
Eine zur Schmierung von Flugzeuggasturbinen geeignete Schmiermittelzusammenstellung muss bei hohen Temperaturen genügend hoch viskos sein.
Anderseits darf sie bei tiefen Temperaturen bis zu -40 nicht zu dickflüssig werden, da sie ja durch Rohrleitungen gepumpt werden muss. Das heisst also, dass für die QualitÏt des Schmiermittels nicht nur die Viskosität selbst, sondern auch die Beziehung Visko- sität/Temperatur massgebend ist. Ferner soll das Schmiermittel bei tiefen Temperaturen nicht zur Kristallisation neigen, und schliesslich ist für Schmier- mittel für Flugzeuggasturbinen eine grosse Hitze- beständigkeit erwünscht.
Die Hitzebeständigkeit eines Schmiermittels wird als ideal erachtet, wenn eine Probe desselben nach 24stündigem Verweilen bei 280 unter Stickstoffatmosphäre Testwerte zeigt, die sich von denen einer Probe, die bei 38 unter sonst gleichen Testbedingungen verweilte, um höch- stens-10 bis + 20 zozo unterscheiden.
Es wurde nun gefunden, dass man Estergemische die sich als Schmiermittel oder als Verdicker für als WeichmacherfürthemnoplastischeSubstanzendie- nende Diester eignen, erhält, wenn man eine Mischung von Dicarbonsäuren, welche zu ungefähr äquimolekularen Teilen aus Sebazin-und Adipin- säure besteht, sowie Neopentylglycol und Isooctanol unter Luftausschluss und gegebenenfalls in Anwe- senheit eines Veresterungskatalysators, in einer oder in mehreren Stufen, miteinander erhitzt,
wobei das molare Verhältnis von Isooctanol zu Neopentylglycol mehr als zwei und das molare Verhältnis des Alkohols und Glykols zusammen zu den Dicarbonsäuren mehr als eins beträgt und das molare Verhältnis von Neopentylglycol zu den Dicarbonsäuren 0, 4 bis 0, 5 und das von Isooctanol zu den Dicarbonsäuren 1, 3 bis 1, 35 beträgt.
Bekanntlich bedeutet Isooctanol eine Mischung von verzweigten primären Octylalkohoien der Sum menformel C7Ht5CH20H, die z. B. durch den Oxoprozess erhältlich sind.
Mit solchen Estergemischen kann man Schmier- mittel herstellen, deren Viskosität bei hohen Temperaturen, deren Beziehung Viskosität/Temperatur und defen Hitzebeständigkeit so beschaffen sind, dass sie sich sehr gut zur Schmierung von Flugzeuggasturbi- nen eignen. Diese Estergemische zeigen darüber hinaus bei-409 eine nur geringe oder gar keine Neigung zur Kristallisation, weshalb sie als Weichmacher für thermoplastische Substanzen, z. B. Polyvinylchlorid, geeignet sind.
Das erfindungsgemässe Verfahren wird mit Vorteil so ausgeführt, dass man das Dicarbonsäure- gemisch zuerst mit dem Alkylenglycol erhitzt, bis sich zur Hauptsache der Glykolhalbester gebildet hat, und letzteren anschliessend mit dem Alkohol unter Er wärmung umsetzt. Die Reaktion wird durch Zusammenerhitzen der Reaktionspartner, vorteilhaft in Gegenwart eines Alkali-oder Ammoniumbisul- fates als Katalysator und in einem Verdünnungs- mittel ausgeführt. Das dabei entstehende Wasser wird azeotrop, z. B. mit Benzol, entfernt.
Durch das erfindungsgemässe Verfahren wird eine Mischung von Estern, weiche der obigen Formel IV entsprechen, erhalten, welche noch eine merkliche Menge Diester und eine kleinere Menge von Estern mit freier Hydroxylgruppe und/oder freier Carboxylgruppe enthält. Die Veresterung wird als vollständig erachte, t, wenn der Säurewert ungefähr 1 mg KOH/g beträgt.
Diese Mischung hat bei 99"eine 7, 5 cstks nicht untersch, reitende und bei 38 eine 39, 0 cstks nicht überschreitende Viskosität.
In der nachfolgenden Tabelle werden vergleichbare physikalische Daten von Estergemischen, welche durch Veresterung der folgenden Mischungen herge- stellt werden, angeführt.
A Äquimolare Mischung von Sebazin-und Adipin- säure, Neopentylglycol und Isooctanol im mola ren Mischverhältnis von 1, 0 : 0, 46 : 1, 32.
B Sebazinsäure, Neopentylglycol und Isooctanol im molaren Mischungsverhältnis von 1, 0 : 0, 46 : 1, 32.
C Adipinsäure, Neopentylglycol und Isooctanol im molaren Mischungsverhältnis von 1, 0 : 0, 46 : 1, 32.
D Äquimolare Mischung von Sebazin-und Adipin säure 1, 2-Propylenglycol und Isooctanol im molaren Mischungsverhältnis von 1, 0 : 0, 46 : 1, 32.
Die Estergemische A, B, C und D werden durch Reaktion der entsprechenden Komponenten nach der Glykolhalbestermethods unter gleichen Bedingungen erhalten.
In dieser Tabelle wird die Eignung eines kom plexen, durch das erfindungsgemässe Verfahren hergestellten Estergemisches als syntheti, sches Schmiermittel gezeigt.
Tabelle
EMI2.1
<tb> <SEP> REF <SEP> ViskositÏt <SEP> (cstks) <SEP> ASTM <SEP> Bei <SEP> Lagerung <SEP> bei <SEP> tiefen
<tb> <SEP> 99¯C <SEP> 38¯C <SEP> -40C¯ <SEP> GefÏlle <SEP> Temperaturen
<tb> A <SEP> 7, <SEP> 573 <SEP> 38, <SEP> 19 <SEP> 13, <SEP> 980 <SEP> 0, <SEP> 613 <SEP> Klar, <SEP> keine <SEP> Kristalle
<tb> B <SEP> 10, <SEP> 32 <SEP> 58, <SEP> 12 <SEP> 28, <SEP> 070 <SEP> 0, <SEP> 587 <SEP> Kristalle <SEP> bei-30 <SEP> C <SEP>
<tb> <SEP> Trüb <SEP> bei <SEP> + <SEP> 10"C <SEP> (beim <SEP> Erwärmen)
<tb> C <SEP> 8, <SEP> 097 <SEP> 45, <SEP> 64 <SEP> 32, <SEP> 800 <SEP> 0, <SEP> 630 <SEP> Einige <SEP> Kristalle
<tb> <SEP> -20 <SEP> C <SEP> (beim <SEP> Erwärmen)
<tb> D <SEP> 6, <SEP> 389 <SEP> 30, <SEP> 79 <SEP> 10, <SEP> 120 <SEP> 0,
<SEP> 632 <SEP> Klar, <SEP> keine <SEP> Kristalle
<tb>
EMI3.1
<tb> <SEP> Hitzebeständigkeit <SEP> nach <SEP> 24 <SEP> Stunden <SEP> bei <SEP> 2800 <SEP> C <SEP>
<tb> REF <SEP> Änderung <SEP> in <SEP> % <SEP> nach <SEP> :
<tb> <SEP> 6 <SEP> Stunden) <SEP> 12 <SEP> Stunden <SEP> ! <SEP> 18 <SEP> Stunden <SEP> 24 <SEP> Stunden
<tb> <SEP> A <SEP> +0, <SEP> 31-0, <SEP> 18-0, <SEP> 13 <SEP> +0, <SEP> 10
<tb> <SEP> -0, <SEP> 54-1, <SEP> 47-0, <SEP> 03 <SEP> +0, <SEP> 41
<tb> <SEP> B-2, <SEP> 78-3, <SEP> 91-4, <SEP> 60-4, <SEP> 51
<tb> <SEP> C <SEP> +0,78 <SEP> -0,52 <SEP> -1,46 <SEP> -0, <SEP> 96
<tb> <SEP> +0, <SEP> 11-0,
<SEP> 91-1, <SEP> 82-3, <SEP> 67
<tb> <SEP> D-6, <SEP> 66-9, <SEP> 70-10, <SEP> 34-10, <SEP> 98
<tb>
Das Gemisch B ist trotz seines hohen Viskositäts- indexes (das heisst niederen ASTM-Gefälles) und seiner befriedigenden Hitzebeständigkeit als Schmier- mittel nicht geeignet, da seine Lagerfähigkeit bei tiefen Temperaturen und seine Viskosität bei 38 und-40"ungenügend ist. Ähnliches gilt für das Gemisch C. Das Gemisch D ist bei 99 zu d nnflüssig und nicht sehr hitzebeständig. Demgegenüber sind die Hitzebe, ständigkeit undL die Viskositätseigen- schaften bei 38 und-40 des erfindungsgemäss erhältlichen Gemisches A hervorragend.
Es hat des weiteren e, in niederes ASTM-Gefälle und keine Nei gung, bei der Lagerung bei tiefen Temperaturen auszukristallisieren.
Das folgende Beispiel dient der weitern Veranschaulichung der Erfindung. Darin sind die Temperaturen in Celsiusgraden angegeben. Die Teile sind, sofern etwas andenes nicht ausdrücklich vermerkt ist, Gewichtsteile. Gewichtsteile verhalten sich zu Volumteilen wie Gramm zu cm3.
Beispiel
Ein Dreihalskolben, der mit einem Thermometer, einem Einlassrohr für Stickstoff, einem mit dem m Vakuum verbundenen Kühler und einer Vorlage ausgerüstet ist, wird mit Stickstoff ausgespült. Dann werden 203 Teile Sebazinsäure, 219 Teile Adipin- säure und 143 Teile Neopentylglycol eingeführt (das Molverhäl, tnis der Ausgangssubstanzen beträgt 1, 5 : 1, 5 : 1, 38) und während der ganzen nachfolgen- den Reaktion wird zwecks guter Durchmischung Stickstoff durchgeblasen.
Dieses Gemisch wird unter Rückfluss bei Gegen- @ wart von 3, 3 Teilen wasserfreiem Natriumbisulfat als Katalysator und 90 Volumteilen Benzol auf 100 erhitzt. Es wird dann 4 Stunden gekocht, wobei die Temperatur auf etwa 110 ansteigt und 45 Volumteile Wasser abgeschieden werden.
Dann wird der zur Hauptsache aus dem Glykolhalbester bestehende Inhalt des Reaktionskolbens auf etwa 50 C albgekühlt, dem Gemisch 468 Teile (3, 6 Mol) Isooctanol zugefügt und das Ganze von neuem auf 120 erhitzt. Bei dieser Temperatur be- ginnt der Rückfluss. Nach einiger Zeit während der 14sstündigen Erhitzungsdauer stei ! gt die Reaktions temperatur auf 180 und wird durch stete Zugabe von Benzol durch dtn Kühler hindurch auf dieser Höhe gehalten. Der Säurewert entspricht am Ende der 14i/2, stündigen Erh : itzungsdauer 2, 6 mg KOH/g.
Nach weiteren 33 Stunden Erhitzen fällt der Säure- wert auf 1, 3 mg KOH/g. Danach wNerden der Mi schung weitere 46, 8 Teile Isooctanol und weitere 0, 33 Teile Natriumbisulfat als Katalysator zugesetzt.
Nach weiterem 6stündigern Sieden hat das Produkt einen Säurewert von 1, 1 mg KOH/g, d. h. die Reaktion ist zur Hauptsache beendet. Das Reaktionsr- gemisch wird dann, mittels eines Filtertuches filtriert, um den Katalysator zu entfernen und anschliessend 1 Stunde bei 240 im Vakuum bei 20 mm Hg unter einem schwachen Stickstoffstrom destilliert. Das tief- siedende Destillat (102 Teile), das sich in der Vonlage ansammelt, wird verworfen. Der bräunliche, f ssige R ckstand wird 4 Stunden bei, etwa 100 mit frisch geglühtem aktiviertem Aluminiumoxyd (10% bezogen auf das Gemisch) kräftig geschüttelt und dann mittels eines Glassinterfilters filtriert.
Das strohgelbe Produkt hat einen Säurewert von 0, 25 mg KOH/g und eine Viskosität von 38, 19 cstks bei 38O.
Polyvinylchlorid, das obiges Produkt als Weichmacher enthält, lässt sich gut zu Folien verarbeiten.
Diese Folien zeigen, selbst nach 2wöchigm Pressen, keinerlei Anzeichen von Ausschwitzung des Weichmachers.