Verfahren zum Ziehen einer Obsthecke
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Ziehen einer Obsthecke aus in einer Reihe nebeneinander gepflanzten, von Unterlagen veredelten Trieben.
Der Zweck der Erfindung besteht darin, eine selbsttragende, mehrstämmige, nach Freimachung der Edelsorte sogar ganz oder teilweise wurzelechte Obst- hecke, insbesondere aus Apfel-oder Birnbäumen, zu schaffen, die eine wesentliche Erleichterung in der Bearbeitung, insbesondere im Ernten mit sich bringt, keinerlei Unterstützungs-oder Haltemittel bedarf, einen höheren Ertrag verspricht und nach Frost oder anderen Schädigungen eine sofortige Erneuerung er möglicht.
Es ist bekannt, Obsthecken ohne Gerüstanlagen zu ziehen. Hierbei werden einjährige Veredelungen im Abstand von 2,50 m und in einem Winkel von 30 zur Horizontalen schräg gegeneinandergestellt und so tief gepflanzt, dal3 die Veredelungsstelle unter der Erdoberfläche ist. Infolge der schrägen Stellung sollen sich am Ausgangspunkt des jungen einjährigen Triebes neue Triebe bilden, die in 30 cm Entfernung in entgegengesetzter Richtung ebenfalls in einem Winkel von 30 ungeschnitten weiterentwickelt werden, sobald sie die erforderliche Länge erreicht haben.
Uberkreuzen sich diese Triebe mit den Verlängerungs- trieben der Nachbarpflanzen, dann werden sie miteinander verflochten und die Kreuzungsstellen mit schmiegsamem Draht befestigt. Die Drähte an den Kreuzungsstellen müssen laufend mit dem Wachstum ausgewechselt werden, sonst wachsen sie in die Zweige ein und schnüren diese ab, so dass sie leicht abbrechen können. Werden die Drähte an den Kreuzungsstellen zu lose gebunden, um ein häufiges Auswechseln zu vermeiden, so geben sie der Hecke nicht genügend Halt und können bei stärkerem Fruchtbehang ein Verrutschen nicht verhindern. Da an jeder Pflanzstelle nur ein Stamm vorhanden ist, braucht die Hecke verhältnismässig lange Zeit, bis sie voll und der Raum entsprechend ausgenützt ist.
Darüber hinaus ist es sehr fraglich, welches von den ersten Augen überhaupt den nach der entgegengesetzten Richtung zu ziehenden Zweig treibt. Ausserdem liegt die Veredelungsstelle von der Wurzel aus zu hoch, als dass weitere unterirdische Bodenaustriebe möglich sind, so dass bei Totalschäden durch Frost oder aus anderen Gründen, wenn überhaupt, ein Regenerieren nur in Form von Wildlingen eintritt. Diese bekannte Hecke hat also wegen der losen Verbindung an den Kreu zungsstellen keine genügende Eigenstabilität, so dass sie Stürmen und einem grösseren Fruchtbehang keinen genügenden Widerstand entgegensetzen kann.
Diese Nachteile sollen durch die Erfindung beseitigt werden. Dies geschieht dadurch, dass man von einer Pflanzstelle ein auf den Wurzelhals einer Unterlage gesetztes Edelauge oder Edelreis ausgehen lässt, den daraus erwachsenen, gegen eine Nachbarpflanz- stelle gezogenen Zweig mit dem spiegelbildlich von dieser hergezogenen Zweig schraubenförmig verwindet und dass man die Obsthecke durch weiteres gleichartiges Verwinden der Neben-und Seitenzweige zu einer selbsttragenden Hecke zusammenwachsen lässt.
In der Zeichnung ist eine aus Doppelokulaten gebildete mehrjährige Hecke schematisch dargestellt, und zwar in Fig. 1 in Seitenansicht und in Fig. 2 in Draufsicht.
1 sind in Abständen von 2 bis 3 m in einer Reihe nebeneinander ausgepflanzteUnterlagen, die mit je zwei Okulieraugen 2,3 oder Edolreisern veredelt sind. Ausgepflanzt werden ein-oder zweijährige Ver edelungen. Das Pflanzen der Unterlagen muss wesentlich tiefer als bisher üblich erfolgen, damit sich neue echte Wurzeln 4 an und über der Veredelungsstelle und neue Triebe zur Verjüngung und Regeneration bilden können. Bei einer Eigenbewurzelung werden die beiden Triebe 2,3, die die Leittriebe für die Hecke bilden, wurzelecht.
Beim Auspflanzen werden beide Triebe in der Reihenrichtung auseinandergebogen und etwa unter 30 zur Waagrechten, beispielsweise durch in der Erde befestigte Holzhaken, festgehalten. Sind die Leittriebe 2,3 so lang geworden, dass sie sich mit denen benachbarter Bäume kreuzen, werden sie schraubenförmig umeinandergewunden. Mit der Zeit verwachsen beide Triebe miteinander, so dass sie einen gemeinsamen gewölbeartigen Gerüstbogen miteinander bilden.
Die aus den Leit-oder Haupttrieben kommenden Austriebe werden nun auch weiterhin miteinander verwunden. So werden die aus dem Bogenrücken der Haupttriebe kommenden Austriebe 5 in der senkrechten oder Mittelwand und die anderen Austriebe 6 winkelig zu der Mittelwand oder waagrecht verbunden, so dass die Hecke sowohl in der senkrechten als auch in der waagrechten Richtung durch arkadenartige Bögen erhöht und verbreitert wird. Durch eine solche Verbindung kann die Hecke eine Höhe von 2,50 bis 4 m und eine Breite von 2 m bekommen.
Ähnlich wie die Stockaustriebe bei Beerenobst- sträuchern kommen aus dem Erdboden oberhalb der Veredelungsstelle aus beiden Haupttrieben 2,3 oder Stämmen unterirdische Austriebe 7, die die Hauptreservetriebe bilden und für ein weiteres Verwinden zum Aufbau der Hecke benötigt werden. Diese Reservetriebe ermöglichen bei einer Frost-oder anderen Stammschädigung die notwendige Regenerierung.
Durch das gegenseitige Verwinden und die damit verbundene Absenkung der Triebe tritt an der Verwindungsstelle eine Saftstauung ein, die die bei Obstbäumen bekannten vorteilhaften Wirkungen hat. Bei rechtzeitiger Vornahme des Verwindens erfolgt schon im Jahr des Verwindens ein Blütenansatz, womit der Eintritt der Fruchtbarkeit vorverlegt werden kann.
Die durch die Verwindung entstehenden Bögen sind selbsttragend, so dass keinerlei Abstützungs-und Bindemittel mehr erforderlich sind. Das bezieht sich sowohl auf die aus den Haupt-oder Leittrieben gebildeten Bögen als auch auf alle durch das Verwinden der anderen Triebe später entstandenen Bögen. Durch das Verwinden entsteht eine verhältnis- mässig niedrige Hecke, wodurch die Bearbeitung und insbesondere das Ernten wesentlich erleichtert wird.
Sowohl aufgrund der höheren Fruchtbarkeit als auch aufgrund der günstigen Raumausnutzung durch das Verwinden ergibt sich ein höherer Hektarertrag, so dass also die nach dem beschriebenen Verfahren gezogene Obsthecke wesentliche Vorteile mit sich bringt.
Dadurch, dass jede Unterlage zwei Edeltriebe hat, ist von jeder Pflanzstelle aus ein Trieb zur Verbindung mit beiden Nachbarpflanzen vorhanden. Dasselbe Ziel lässt sich erreichen, wenn anstelle von einem zweitriebigen zwei eintriebige Bäume in der entspre- chenden Weise gepflanzt werden. Da an jeder Pflanzstelle zwei Triebe vorhanden sind, die nach entgegengesetzten Richtungen gezogen werden, wird erreicht, dass die Hecke viel schneller dicht und voll wird.
Dadurch, dass die Unterlagen tiefer als bisher veredelt und gesetzt werden, können sich Wurzeln an und oberhalb der Veredelungsstelle bilden, so dass eine Eigenbewurzelung stattfindet. Durch die Eigenbewurzelung wird es ermöglicht, dass bei Total-oder Teil- schädigungen der oberirdischen Baumteile beispielsweise durch Frost, Befall oder andere Einflüsse ein sofortiger Neuaufbau aus dem wurzelechten unterirdischen Teil erfolgt. Durch das Festlegen und Ziehen der beiden ursprünglichen Edeltriebe in einem verhältnismässig spitzen Winkel zum Boden wird ein tiefer Ansatz der Hecke erreicht.
An geeigneten Trieben, die die notwendige Länge noch nicht erreicht haben, kann die Förderung der Fruchtbarkeit dadurch erzielt werden, dass sie durch Unterschiebung unter die seitlichen Bögen oder unter andere Triebe und Zweige in die waagrechte Stellung gebracht werden.
Die für die Veredelung dienenden Unterlagen können Sämlinge sein oder durch vegetative Vermehrung gewonnen werden.