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Verfahren zur Anzucht wurzelechter Zwetschen- und Pflaumenpflanzen
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haben den grossen Vorteil, dass sie sich bei Erfrierungen oder andern Schäden oder Zerstörungen aus sich selbst heraus verjüngen und ergänzen und immer nur Edeltriebe bilden. Auf diesen wurzelechten Pflanzen kann man die im Obstbau üblichen Bauformen : Buschbaum, Halb- und Hochstämme heranziehen, insbesondere aber sind sie für eine Hecke oder einen lebenden Zaun gedacht. Eine solche Hecke bringt den Vorteil mit sich, dass die Bearbeitung, insbesondere das Ernten wesentlich erleichtert und ein grösserer Fruchtertrag gesichert wird.
Die Anzucht wurzelechter Pflanzen ist schon mit Hilfe bekannter Verfahren möglich. Diesem Zweck dienten z. B. die Methoden des Ablegens und Absenkens ; bei ersterer werden ganz kurze junge Triebe aufweisende Zweige einer Mutterpflanze der ganzen Länge nach flach auf den Boden gebogen und nach und nach mit Erde oder mit einer dünnen Schicht Sand und Kompost bedeckt (etioliert). An der Basis der Triebe bilden sich Adventivwurzeln. Nach hinreichender Bewurzelung werden die jungen Pflanzen vom Ableger gelöst.
Das Absenken besteht darin, dass Triebe einer Mutterpflanze von ihrer Basis in den Boden"gesenkt" und mit der Triebspitze wieder aufgerichtet werden.
Weiters wurde das Anhäufeln angewendet, bei dem Triebe einer Mutterpflanze, wenn sie eine gewisse Länge erreicht haben, am unteren Teil mit Erde bedeckt (angehäufelt) werden. Der in der Erde befindliche Teil des Triebes bewurzelt sich und wird dann abgetrennt. Insbesondere wird zum eingangs genannten Zweck die Ammen-Methode (Steckholz-Vorspann) verwendet. Sie besteht darin, dass man auf eine entsprechende Unterlage,"Amme", in üblicher Welse möglichst tief beim Boden ein Edelauge setzt.
Nach Bildung eines Edeltriebes aus dem Auge wird die Unterlage samt Trieb tiefer gesetzt, u. zw. um soviel, dass der Edeltrieb mit seinem unteren Teil in den Boden kommt und sich so selbst bewurzeln kann. Nach Herausnehmen der so entstehenden wurzelechten Pflanze wird der darunter befindliche Ammen-Wurzelteil abgeschnitten.
Allen angeführten Methoden haften die Nachteile an, dass sie vornehmlich nur für Beerensträucher bzw. leicht wurzelnde Pflanzen geeignet sind, keinen sicheren Erfolg gewährleisten und vor allem keine rationelle Gewinnung von wurzelechten Zwetschen-und Pflaumenpflanzen u. dgl. in grossen Mengen ermöglichen.
Bei der Ableger-, Absenk- und Anhäufel-Methode sind geeignete wurzelechte Mutterpflanzen erfor- ierlich, die zur Produktion von Jungpflanzen nur beschränkt ausnützbar sind. Die Sicherheit des Erfolges, i. h. des raschen und richtigen Bewurzelns des jungen Triebes, ist bei den angeführten Verfahren nicht ge- währleistet.
Bei der Ammen-Methode wird die Unterlage nicht entsprechend ausgenützt, weil immer nur ein Trieb xo Unterlage gezogen wird. Ausserdem bedingt das Tiefersetzen der ganzen Veredelung einen erhöhten Arbeitsaufwand.
Das Verfahren nach der Erfindung besteht nun darin, dass auf Unterlagen gezogene Edeltriebe mit
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dem Stamm in den Erdboden mit nach oben gerichteten Seitentrieben und nach oben gerichteter Spitze eingelegt, diese Triebe und Spitze nach Bewurzelung vom Stamm gelöst und zur noch besseren Bewur- zelung baumschulmässig aufgeschult werden. Diese Seitentriebe oder Spitze bilden also mit der Zeit im Erdboden selbst Wurzeln, so dass damit jeder Seitentrieb zu einem Stammtrieb wird. Dadurch, dass diese Triebe eigene Wurzeln bilden, sind sie vollkommen wurzelecht.
Durch die erfindungsgemässen Verfahrensschritte wird sodann gegenüber den bekannten Verfahrenereicht, dass die Unterlage in rationeller Weise entsprechend ausgenützt wird, die Wurzelbildung durch das Abbiegen der Triebe, unterstützt durch die im wesentlichen waagrechte Lage des Stammes, weitgehend gesichert ist und die Bewurzelungsstellen, ohne zusätzlichen Arbeitsaufwand, bereits hinreichend tief im Boden liegen, wodurch auch die Witterungseinflüsse auf die Bewurzelungsstellen ausgeschaltet oder zumindest wesentlich abgeschwächt werden.
Das Verfahren zum Heranziehen wurzelechter Zwetschen-und Pflaumenpflanzen soll an Hand der Zeichnung, in der ein in den Erdboden eingelegter Trieb dargestellt ist, näher erläutert werden.
Unterlagen werden zunächst mit ein oder zwei Okulieraugen okuliert oder Edeltrieben gepfropft.
Zweckmässig nimmt man aus wirtschaftlichen Gründen je zwei Triebe und hiefür wieder die besten Edeltriebe.
Das weitere Heranziehen kann nun auf folgende zwei Arten erfolgen. Einmal lässt man sich die Edeltriebe ein oder zwei Jahre lang unter Belassung aller Zweige und Triebe entwickeln. Dann wird der Baum
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Jede Pflanze wird mindestens 20 cm tief in den Erdboden eingelegt. Die Zeichnung zeigt eine solche
Pflanze 1 nach dem Einlegen in den Erdboden. Die Seitentriebe 2 werden nach oben gerichtet und die
Spitze 3 wird nach oben gebogen. Zweckmässig behäufelt man alle diese senkrecht nach oben gerichte- ten Triebe. Sollten sich an der noch vorhandenen Unterlage wilde Triebe bilden, so werden diese ent- fernt.
Ferner kann man die Edeltriebe anstatt wie bei dem oben beschriebenen Beispiel frei wachsen zu lassen, je nach Massgabe des Heranwachsens anhäufeln. Dabei muss das Anhäufeln ständig entsprechend dem Heranwachsen des Baumes erfolgen und man muss hiemit schon in der frühesten Jugend anfangen, damit sich genügend echte Wurzeln bilden. Durch Ringeln oder Einschnüren der Stammbasis kann die Wurzelbildung gefördert werden. Nach vier bis fünf Jahren kann man dann die Unterlage wegschneiden, so dass die Edelsorte nur noch von den eigenen Wurzeln ernährt wird und sich keine wilden Triebe mehr bilden können. Nach Wegschneiden der Unterlage wird der Trieb dann, wie bei dem oben ausgeführten Beispiel und in der Zeichnung dargestellt ist, in den Erdboden eingelegt.
Während das Einlegen bei dem ersten Beispiel nach zwei Jahren erfolgt, sind bei dem zweiten Beispiel etwa vier bis fünf Jahre notwendig.
Die hochgerichteten Triebe 2 und 3 werder. nach etwa vier bis sechs Jahren je nach der Bewurzelung, die stark von der Sorte abhängt, vom Stamm gelöst und baumschulmässig als Einzelpflanze zur noch besseren Bewurzelung aufgeschult. Haben die Pflanzen genügend Wurzeln gebildet, können sie in die Obstanlage verpflanzt werden. Selbstverständlich kann man diese Pflanzen dazu verwenden, Buschbaum, Halbund Hochstämme und andere übliche Baumformen zu bilden. Als besonders zweckmässig aber hat es sich erwiesen, diese Pflanzen im Heckenanbau zu verwenden, wo sie wesentlich höhere Erträge bringen und wegen ihres niedrigen Wuchses ein bequemes Ernten gewährleisten.
So kann man aus diesen Pflanzen Fruchthecken oder auch lebende Zäune bilden, wobei man auf diese Weise im letzteren Fall einen doppelten Zweck erreicht.
Ein besonders wichtiger Gesichtspunkt ist, dass alle diese Bäzme und Pflanzen vollkommen wurzelecht sind, so dass bei Erfrierungen oder Zerstörungen des oberirdischen Teiles eine Erneuerung und Verjüngung von der Wurzel her ermöglicht wird.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Anzucht wurzelechter Zwetschen-und Pflaumenpflanzen, insbesondere für Hecken, dadurch gekennzeichnet, dass in an sich bekannter Weise auf Unterlagen gezogene Edeltriebe mit dem Stamm (1) und mit nach oben gerichteten Seitentrieben (2) sowie nach oben gerichteter Spitze (3) in den Erdboden eingelegt, diese Triebe (2) und Spitze (3) nach Bewurzelung vom Stamm (1) gelöst und zur noch besseren Bewurzelung baumschulmässig aufgeschult werden.