Verfahren zur Herstellung von Textilmaterial Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf die Herstellung von Textilmaterial wie Garne und Ge webe eines neuartigen Typus, welches verschiedene unerwartete Vorzüge aufweist. Neben gewobenen und gewirkten Textilwaren am Stück oder verarbeitet zu Gebrauchsgegenständen, beispielsweise für Dekora- tions-, Bekleidungs- oder Ausstattungszwecke, um- fasst die Bezeichnung Textilmaterial auch geformte Gegenstände für solche Zwecke, welche direkt aus dem Garn hergestellt wurden,
wie es beispielsweise bei gestrickten Kleidungsstücken der Fall ist. Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von Textilmaterial aus mindestens zwei verschiedenen Stapelfaser-Typen durch rein mecha nische Verarbeitung, bei welchem neben mindestens einem weiteren Fasertyp Stapelfasern aus hoch kristallinem Polypropylen verwendet werden.
Das andere Stapelfasermaterial bzw. die andern Sta- pelfasermaterialien werden je nach dem Ver wendungszweck des Garnes oder Gewebes gewählt, und es kommen dafür je nachdem natürliche oder synthetische Fasern in Frage. Im Falle von Geweben können die verschiedenartigen Fasern innerhalb- des Garnes selbst miteinander vermischt sein, oder es kann ein ausschliesslich aus hochkristallinem Poly- propylen bestehendes Garn zusammen mit einem an dersartigen Garn verwendet werden.
Es ist bekannt, Fasern aus verschiedenen Mate rialien wie Wolle, Baumwolle, Rayon, Nylon, - Or- lon oder Movil (eingetragene Marken) mitein ander zu vermischen, um die Gestehungskosten zu erniedrigen, die ästhetischen und funktionellen Eigen schaften des Produktes zu verbessern oder gewisse Textiloperationen wie Kardieren, Spinnen, Weben oder Appretieren zu erleichtern. Beim Verspinnen und Weben in Mischung mit andern Fasern teilt das Polypropylen dem Gebilde seine hervorragende me chanische und chemische Beständigkeit,
seine Wärmeisolierfähigkeit, seine Leichtigkeit und seine sehr gute Verarbeitbarkeit auf Textilmaschinen mit. Zur Herstellung der Mischungen werden die gleichen Methoden angewendet, wie sie für andere Fasern gebräuchlich sind. Manchmal genügt es, kleine Mengen Polypropylenstapel und die andern damit zu vermischenden Stapelfasern gleichzeitig in einen Zuführungstrichter zu geben, aus welchem sie in einen Öffner mit rotierendem Arm gelangen, welcher die beiden Stapelarten öffnet und mischt.
Das Ge wichtsverhältnis der zugeführten Stapelfasern muss jederzeit demjenigen entsprechen, welches im fertigen Gebilde erzielt werden soll. Die in dieser Weise ge mischten Fasern gelangen in normaler Weise zur Weiterverarbeitung.
In den meisten Fällen zieht man jedoch vor, die Fasern nach der Sandwich -Methode zu mischen, welche wie folgt durchgeführt wird: Eine erste Schicht aus Polypropylenfasern wird abgelegt, auf welche eine Schicht beispielsweise aus Wollfasern, eine weitere Schicht aus Polypropylenfasern und wie derum eine aus Wollfasern usw. aufgebracht wird, bis ein dickes Schichtgebilde, bestehend aus abwech selnden Schichten von Polypropylenfasern und den damit vermischten Fasern, entstanden ist.
Die Fasern werden nun von einer Seitenfläche dieses Schicht gebildes abgezogen und zur weiteren Homogenisie rung in den Öffner geführt. Auch in diesem Falle wird natürlich die Anzahl der Schichten und das Gewicht der einzelnen Schichten durch das ge wünschte Mischungsverhältnis bestimmt.
Zweckmässig werden die zu vermischenden Fa sern so gewählt, dass sie ungefähr gleichen Titer und gleiche Länge besitzen, um ein inniges Vermischen der beiden Fasertypen zu erleichtern, da bekanntlich lange Fasern mehr im Innern des Garnes entlang der Achse, kurze Fasern dagegen mehr an der Peripherie des Garnes angeordnet zu werden pflegen. Gleicher weise gelangen bei Mischungen aus dicken und dün nen Fasern die dünnen Fasern mehr ins Innere, die dicken Fasern dagegen mehr an die Aussenseite des Garns.
Ferner ist, da die Polypropylenfasern sauber sind, darauf zu achten, dass die Fasern, welche zum Vermischen mit Polypropylenfasern verwendet wer den, insbesondere wenn es sich um natürliche Fasern handelt, vorgängig in der erforderlichen Weise ge klopft, gewaschen, carbonisiert oder sonst entspre chend vorbehandelt sind.
Das Kardieren dient hauptsächlich dem Trennen der Einzelfasern, um sie parallel zu richten, Knoten zu entfernen und den Stapel in einen gleichmässigen Flor überzuführen. Bei dieser Kardieroperation las sen sich im Vergleich zur Behandlung von natür lichen oder künstlichen Fasern ohne Polypropylen- zusatz wesentliche Kosteneinsparungen machen, da die Krempel ohne Nachteil überlastet werden kann.
Während beispielsweise bei 100% Wolle eine maxi- male Produktionsgeschwindigkeit von 15 kg/Stunde erzielt wird, lässt sich unter den gleichen Bedingun gen mit einem Gemisch aus 50 % Wolle und 50 D/o Polypropylen eine Produktionsgeschwindigkeit von 25 kg/Stunde erzielen.
Diese Zahlen entsprechen na türlich mittleren Garnnummern, da bei sehr feinen Garnen die Geschwindigkeit des Kardierens herab gesetzt werden muss und somit die Produktion/ Stunde erniedrigt wird. Jedenfalls aber stellt sich, wenn alle andern Bedingungen gleich bleiben, eine sehr beträchtliche Produktivitätserhöhung ein, wenn man einen Stapel verarbeitet, welcher einen hohen Anteil Polypropylen enthält. Diese Gemische eignen sich zum Verspinnen sowohl nach dem Streichgarn- System als auch nach dem Kammgarn-System.
Im allgemeinen werden kurze Stapelfasern vor zugsweise nach. dem Streichgarn-System, lange Sta pelfasern dagegen vorzugsweise nach dem Kamm garn-System verarbeitet.
Verarbeitung <I>nach dem</I> Kammgarn-System Der die Krempel verlassende Faserflor wird zu einem Band gestreckt und auf Spulen aufgewickelt. Eine gewisse Anzahl dieser Streckbänder wird im Nadelstabstreckwerk einmal oder mehrmals gehächelt, um das Streckband weiter zu strecken, gleichmässiger zu machen und die Fasern zur Bandachse parallel auszurichten.
Die Streckbänder gelangen dann in die Kämm- maschine, welche die kürzeren Fasern, d. h. diejeni gen, welche eine vorbestimmte Länge nicht erreichen, ausscheidet.
Die aus der Kämmaschine austretenden Streck bänder gelangen dann auf die Feinspindelbank, wo sie unter sehr starkem Strecken zum Vorgarn verar beitet werden.
Das Vorgarn gelangt in die Ringspinnmaschine oder in die Selfaktorspinnmaschine, wo es weiter ge streckt, verzwirnt und so in ein Garn übergeführt wird.
Verarbeitung <I>nach dem</I> Streichgarn-System Der die erste Krempel verlassende Flor wird auf einer rotierenden Trommel gesammelt unter Bildung einer dicken Packung. Diese Packung wird auf eine zweite Krempel gegeben, in welcher sie wiederum zu einem Faserflor verarbeitet wird. Dieser Flor gelangt auf sinusförmig bewegte Tücher unter Bildung eines watteartigen Bandes von gleichmässiger Dicke und vorbestimmtem Gewicht.
Diese Wattebänder werden in eine dritte Krempel geleitet und wiederum zu einem Flor verarbeitet. Der die dritte Krempel verlassende Flor gelangt direkt auf den Florteiler und wird mit Hilfe von beweglichen Riemen in Streifen aufgeteilt, welche durch anschlies- sende Verarbeitung auf der Feinspindelbank in Vor garn übergeführt werden, welches auf Wattewick- lern gesammelt wird.
Das so hergestellte Vor,-am gelangt zur Ring- oder Selfaktorspinnmaschine, wo es gestreckt und gedreht und so in ein Garn übergeführt wird. Bei allen diesen Operationen ist das Verhalten von Mi schungen, welche Polypropylenfasern enthalten, sehr gut.
Es sei darauf hingewiesen, dass, derweil bei Wolle, welches eine Faser mit sehr guten Eigen schaften ist, Garne mit einer metrischen Garnnum mer von höchstens 20 (Streichgarnspinnerei) erzielt werden können, es mit einer Mischung aus 50 0/0 Wolle und 50% Polypropylen möglich ist, eine me- trische Garnnummer von 35 zu erreichen.
Dies be deutet, dass durch die Verwendung des Polypropylens eine wesentliche Erhöhung der Spinnbarkeit hervor gerufen wird.
Es sei ferner bemerkt, dass die Spinngeschwindig- keit bei Gemischen aus 50 % Wolle und 50")/o Polypro- pylen bis auf 25 m/Minute gesteigert werden kann,
während diejenige von 100'% Wolle höchstens 15 m/Minute betragen kann. Der Zusatz von Poly- propylen erhöht somit die Spinngeschwindigkeit und senkt dadurch die Herstellungskosten.
Schliesslich sind auch die mechanischen Wider standseigenschaften von gemischten Polypropylen- garnen während der Weboperationen sehr interessant. Bei diesen Operationen werden die Garne beträcht lichen Beanspruchungen unterworfen, einmal infolge der normalen Garnspannung und ferner infolge der zusätzlichen Spannung, welche beim Öffnen des Schussweges entsteht, und infolge der Reibung, wel che entsteht, wenn die Garne beim Öffnen oder Schliessen aneinanderreiben, oder wenn sie über die Abgangsrollen, Litzen, Kreuzruten und Kammzähne gleiten.
Diese kombinierten Beanspruchungen verur sachen häufige Stockungen auf den Webstühlen, in dem die Spannungen zu einem Zerreissen des Garns führen können, während die Reibung zu einer Ab nutzung der Garnoberfläche führt, so dass Faden brüche eintreten können, deren Häufigkeit jedoch bei erfindungsgemäss hergestellten Garnen sehr stark zurückgeht.
Wenn beim Weben mit Streichgarnen aus 100 0/0 Wolle ein Arbeiter höchstens zwei Webstühle beauf sichtigen kann, so kann er beim Weben mit Streich- garnen aus 50,% Wolle und 50 % Polypropylen leicht vier Webstühle beaufsichtigen. Mit andern Worten: Die Arbeitskosten für das Weben vermin dern sich im Falle von Mischungen, welche einen genügenden Anteil an Propylenfasern enthalten, auf die Hälfte.
Zu diesen zahlreichen Vorteilen bei der Herstel lung kommen weitere Vorzüge der Fertigware, d. h. die Polypropylenfasern verbessern in beträchtlichem Ausmass die Eigenschaften der andern Fasern, ins besondere diejenigen von natürlichen Fasern. Dies wird auf Grund der nachfolgenden Beispiele näher erläutert.
Schliesslich sei erwähnt, dass es manchmal vor- teilhaft ist, Garne aus 100'% Polypropylen herzu- stellen (welche somit die höchstmöglichen Festig- keitseigenschaften aufweisen) und diese zusammen mit andern Garnen zu verwenden zur Erzielung von Geweben mit besonderen mechanischen und ästheti schen Eigenschaften.
<I>Beispiel 1</I> Nach dem Streichgarnverfahren und unter Ver wendung einer Ringspinnmaschine stellt man ein Mischgarn aus Polypropylenstapelfaser und Wolle im Verhältnis 50<B><I>:50</I></B> her. Das erhaltene Garn, welches eine metrische Garnnummer von 30 besitzt, hat fol gende Eigenschaften Zugfestigkeit : 1,5 g/den (ein entsprechendes Garn aus 100 % Wolle hat eine Zugfestigkeit von 0,5 g/den) Reissdehnung :
17,3 0/0 Das verzwirnte Vierfach-Garn wird auf einem normalen Webstuhl für Wolle in der Webart von siebenbindigem Satin verarbeitet.
Aus dem erfindungsgemäss hergestellten Erzeug nis kann ein Damenmantelstoff mit folgenden Eigen schaften erhalten werden
EMI0003.0046
Berstfestigkeit <SEP> : <SEP> Bersthöhe <SEP> 1l,5 <SEP> mm
<tb> Berstdruck <SEP> 21 <SEP> kg/cm2 (Berstdruck für ein entsprechendes Gewebe aus 100 % Wolle 8 kg/cm ) Abriebfestigkeit (bestimmt nach der Vor schrift Nr. 2637 des italienischen Amtes für Vereinheitlichung (U. N.
I.) auf Grund der Gewichtsabnahme nach 1000 Umdrehungen unter einer Belastung von 5 kg) . . . . . . . . 13 % (bei einem entsprechenden Gewebe aus 100 % Wolle 8,86'%) <I>Beispiel 2</I> In gleicher Weise wie in Beispiel 1 stellt man ein Mischgarn aus 20 Teilen Polypropylen und 80 Teilen Movil her.
Das Garn hat folgende Eigenschaften Zugfestigkeit 1,28 g/den (für 100'% Movil 0,4 g/den) Dehnung:
16,6'()/o <I>Beispiel 3</I> Es wird ein Mischgarn aus Viskoserayon und Polypropylen 50:50 mit einer metrischen Garn nummer von 30 hergestellt, welches folgende Eigen schaften besitzt Zugfestigkeit. 1,8 g/den (ein entsprechendes Garn aus 100 % Viskoserayon besitzt eine Zugfestigkeit von 1 g/den) Dehnung:
14 '% Dieses Garn wird zu einem Kreppgewebe ver arbeitet, welches sich zur Herstellung von Anzügen eignet. Dieses Gewebe zeigt bei der dynamometri schen Untersuchung folgende Eigenschaften Berstfestigkeit (bestimmt mit einer Acquati-Vorrich- tung) Bersthöhe 10,
8 mm Berstdruck 14 kg/cm2 (für ein entsprechendes Gewebe aus 100 % Viskose- rayon 6,5 kg/cm-) Für das vorliegende Verfahren und dessen Er zeugnis wird der Schutz nur soweit beansprucht, als es sich dabei um ein rein mechanisches Verfah ren bzw. dessen Erzeugnis handelt.