Verfahren zur Herstellung von an Alkaloiden konzentrierten Auszügen aus der Mohnpflanze. In der Verarbeitung des Opiums auf Alka loide ist bekanntlich Morphin das Haupt alkaloid, dann folgt Codein und in unterge ordnetem Masse Nareotin, Papaverin, Thebain und Narcein. Das Opium enthält. ausserdem, allerdings in ganz geringen Mengen, noch etwa 20 weitere Alkaloide. Ausser den Einzel alkaloiden werden aus dem Opium eine Reihe von wichtigen Opiumpräparaten hergestellt, wie z.
B. Laudanum purem, verschiedene Morphinpräparate unter teilweisem Aus schluss der sonstigen Opiumalkaloide, ver schiedene Tinkturen usw. Die gebräuchlichen Opiumpräparate sind im allgemeinen von den Harzen, Wachsen, Eiweiss- und Schleimstoffen und sonstigen verunreinigenden Bestandteilen des Opiums befreit.
Opium wird bekanntlich nur in orientali schen Ländern mit sehr billigen Arbeitskräf ten aus den Samenkapseln der Mohnpflanze gewonnen. Allerdings ist es schon lange er kannt worden, dass auch andere Teile der Mohnpflanze, insbesondere ihre Kopfteile, und zwar sowohl im grünen als im trockenen Zustande, gleichfalls Opiumalkaloide enthal ten; es wurde sogar in der Fachliteratur auch über die erfolgte Gewinnung von Morphin aus der trockenen Mohnpflanze berichtet.
Zur Zierstellung von Opiumpräparaten und Mor phin dient jedoch, von geringen Ausnahme fällen abgesehen, als Rohstoff noch immer das Opium aus den Samenkapseln, da das Ein sammeln, die Verfrachtung, Lagerung und sonstige Behandlung der grünen sowie der trockenen Mohnpflanze bzw. deren die Alka loide enthaltenden Teile, -wie Kopfteile, Sten gel und Blätter, kostspielig -und -umständlich ist.
Wo man dennoch unmittelbar aus der Mohnpflanze selbst ausgegangen ist, hat man die etwa 0,15 bis 0,50 % Morphin enthalten den Pflanzenteile in offenen Bottichen syste matisch ausgelaugt, die erhaltenen sehr ver dünnten Lösungen in mehreren Stufen einge dampft, zwischen den einzelnen Stufen zur Entfernung der ausgeschiedenen Vertmreini- gtmgen Filterungen vorgenommen, schliesslich aus den gewonnenen konzentrierten Auszügen das Morphin und Codein in an sieh bekannter Weise gewonnen.
Bei dieser Arbeitsweise treten zufolge der wiederholten Eindampfun- gen, Filterungen sowie durch die ocehidierende Wirkung der ausscheidenden Verunreinigun gen nicht unerhebliche Verluste an Alkaloiden auf. Um diese Verluste zu beheben, wurde be reits vorgeschlagen, die Alkaloide unmittelbar aus den gewonnenen sehr verdünnten Lösun gen mit organischen Lösungsmitteln (z. B.
Butanol und Benzol) zu extrahieren. Dieses Verfahren kam aber wegen den hohen Lösungsmittelverlusten, der leicht eintreten den Emulsionsbildung sowie den nötigen kost spieligen Spezialeinrichtungen für die Praxis nicht in Betracht. Mit dein erfindungsgemässen Verfahren können die oben angeführten Nachteile ver mieden werden.
Als Ausgangsmaterial können ausser den Samenkapseln auch alle andern allialoidhaltigen Teile der Mohnpflanze, ins besondere die Kopfteile, aber auch die Sten gel find Blätter der Pflanze sowohl in fri schem als auch in getrocknetem oder dehy driertem Zustand verwendet werden.
Das erfindungsgemässe Verfahren zur Her stellung von an Alkaloiden konzentrierten Auszügen aus alkaloidhaltigen Teilen der Mohnpflanze ist dadurch gekennzeichnet, dass man den Rohstoff mit Kalk enthaltendem Wasser auslaugt, die gewonnene Lauge einer Behandlung mit Kohlensäure unterwirft, vom dabei ausgeschiedenen kohlensauren Kalk ab filtriert und das Filtrat bei Unterdruck, ein engt.
Es kann so ein dickflüssiges, ein halb festes oder ein. festes Produkt hergestellt wer den, welches dem Opium nahesteht und in gleicher Weise wie dieses verarbeitbar ist.; es kann auch so gearbeitet werden, dass ein un mittelbar verwendbares Opiiunpräparat er halten -wird. Das Verfahren ist besonders günstig, wenn man für die Auslaugung des Rohstoffes mit Kalk enthaltendem Wasser eine Anzahl von insbesondere in der Zucker fabrikation üblichen, mit Verschluss- und Ent leerungsorganen versehenen, verschlossenen Diffuseuren verwendet,
welche durch Leitun gen zu einer Diffusionsbatterie verbunden sind. Die Weiterbehandhing des gewonnenen Diffusionssaftes mit Kohlensäure erfolgt vor teilhaft in Saturateuren, das heisst in mit Zu leitungen für den Diffusionssaft, Rohrleitun gen für die Kohlensäure und Ablassleitimgen versehenen geschlossenen Gefässen. Der von den ausgeschiedenen Teilen befreite saturierte Saft wird in Eindampfapparaten eingeengt. Als Eindampfapparate erweisen sich z. B. die mit Unterdruck arbeitenden Tripleeffet-Appa- rate als besonders geeignet.
Die Konzentration des Kalk enthaltenden Wassers oder der Suspension an Kalk wird vorteilhaft so gewählt., dass die in gewöhn lichem oder saurem Wasser löslichen Verim- reinigiungen ausfallen. Günstige Ergebnisse werden beispielsweise mit wässerigen Kalk suspensionen erzielt, deren Gehalt an Ca0 etwa 10ö des Gewichtes der zu verarbeiten den Mohnkapseln beträgt.
Die auf die allkali- sche Behandlung folgende saure Behandlung, das heisst die Saturation mit Kohlensäure, be wirkt, dass jene Verunreinigungen, welche in Lauge löslich, in Säure aber nicht oder schwer löslich sind, grösstenteils ausgefällt werden. Die in der Lösung feinst suspendierten, aus organischen Stoffen bestehenden Verunreini gungen werden durch den ausscheidenden kohlensauren Kalk, wie sich zeigte, mitge rissen, das heisst niedergeschlagen.
Die Lauge wird, wie Versuche zeigten, auf diese Weise so weit gereinigt, dass sie nach Filtrieren in Tripleeffet-Apparaten oder dergleichen in raschem Gange weitgehend eingedampft wer den kann, ohne den Betrieb der Eindampf apparatur durch die unvermeidlichen Abla geringen übermässig zu gefährden. Aus dem aus kohlensaurem Kalk und organischen Stof fen bestehenden Filterrückstand können etwa mitgerissene Alkaloidteile finit wenig Warm-, Wasser ausgewaschen werden.
Das erfindungsgemässe Verfahren kann besonders vorteilhaft in den bereits bestehen den, jährlich nur einige Wochen lang arbei tenden Zuckerfabriken, und zwar ohne Not wendigkeit nennenswerter Änderungen der vorhandenen Einrichtungen, ausgeführt wer den. Dadurch entfallen die für die Verarbei tung der Mohnpflanze sonst notwendigen hohen Investitionskosten. Der Rohstoff kann aus der nächsten Umgebung einer Zucker fabrik eingesammelt und mit geringen Fracht kosten in die Fabrik eingeliefert werden. Die für den sehr voluminösen Rohstoff sonst not wendigen gewaltigen Lagerräume fallen so grösstenteils auch weg.
Hierdurch ist eine wirtschaftliche Verarbeitung der Mohnpflanze auf Opiiunalkaloide möglich. Die in den Zuckerfabriken in wirtschaftlicher Weise her gestellten Konzentrate werden zweckmässig an eine Zentralstelle eingeliefert, wo sie dann auf die gewünschten Endprodukte verarbeitet. werden. Das Verfahren kann auch ausserhalb von Zuckerfabriken in einer mehr oder minder abweichenden Apparatur ausgeführt werden.
Nach Betriebserfahrungen mit, der gesehil- derten Arbeitsweise treten nennenswerte Ver luste an Morphin bzw. andern Alkaloiden weder während der noch so weitgehenden Ein- dampfung der dünnen Laugen noch durch Occlusion auf. Ferner hat sich gezeigt, dass das Morphin in den Diffusionsbatterien der Zuckerfabriken trotz der verhältnismässig raschen Arbeitsweise bis auf unbedeutende Reste herausgelöst werden kann.
Die vom Caleiumcarbonat abfiltrierte Lösung kann beliebig weit, z. B. bis zur Sirup- oder lluskonsistenz eingedampft, oder auch, in an sich bekannter Weise, nach teilweisem Eindampfen in feste Form gebracht -erden.
Die Teile der Mohnpflanze werden vorteil haft zerkleinert, z. B. gehäckselt in die Diffu sionsbatterie eingeführt. Es ist empfehlens wert, an Stelle aller Teile der Pflanze nur deren an Alkaloiden reichste Teile, das heisst nur die Kapseln, zu verarbeiten.