Verfahren zur Herstellung eines ehromierten Farbstoffes. Es ist allgemein. bekannt, chromierbare sulfonsäuregruppenhaltigge Farbstoffe durch Erwärmen mit Chromverbindungen in Gegen wart von Wasser oder andern Lösungsmitteln in die entsprechenden Chromkomplexverbin- dungen überzuführen.
Es wurde nun gefunden, dass man zur Chromierung von chromierbaren sulfonsäure- gruppenhaltigen Farbstoffen Chromkomplex verbindungen von o-Oxycarbonsäuren der Benzolreihe, die auch beliebig substituiert sein können, verwenden kann und dass es ge lingt, wertvolle chromhaltige Farbstoffe in Substanz nach diesem neuen Chromierverfah- ren darzustellen.
Als Ausgangsmaterialien für die erfin dungsgemäss zur Chromierung Verwendung findenden Ohromkomplexverbindungen kom men in Frage: o-Oxybenzoesäure, ihre Homo logen und Substitutionsprodukte, wie zum Beispiel 2-Oxy-3-, -4- oder -5-methyl-benzoe- säure, 2 - Oxy - 5 - chlorbenzoesäure, 2-Oxy-1- benzoesäure-5-sulfonsäure, deren Derivate,
wie beispielsweise 2 - Oxy -1-benzoesäure- 5- sulfäthylanilid, 2-Oxy-l-benzoesäure-5-sul- fonsäure-phenyl= oder -o-tolyester; ferner 4-p-Toluolsulfamino-salicylsäure, 2'-Oxy-5- phenoxybenzoesäure usw. Die Darstellung der Chromkomplexverbindunbgen erfolgt nach üblichen Verfahren, siehe zum Beispiel Bar, bieri, R. A. L. (5) 24. I. 608.
Beim Chromieren mit den Chromkomplex verbindungen von o-Oxycarbonsäuren derBen- zolreihe hat sich überraschenderweise gezeigt, dass in vielen Fällen die Chromierung viel rascher und glatter verläuft, als nach den bis jetzt bekannten Chromiermethoden mit Chrom salzen, Chromiten, Chromverbindungen mit Zusätzen, wie zum Beispiel Oxalsäure, Sali- cylsäure,
Sulfosalicylsäure usw. In vielen Fällen lassen sich nach dem neuen Verfahren in kurzer Zeit Farbstoffkomplexe herstellen, während bekannte Chromierverfahren unver- gleichlich längere Reaktionsdauer oder das Arbeiten bei Temperaturen über 10U unter Druck erfordern. Das neue Verfahren ist gegenüber bekannten Chromierverfahren des halb meistens wirtschaftlicher im Wärmevex- brauch und schon von diesem Standpunkt aus als ein technischer Fortschritt zu betrach ten.
Da die erfindungsgemässen Chromierun- gen bei neutraler Reaktion durchb führt wer den. können, gestattet die Methode allgemein die Chromierung von Farbstoffen, die alkali- oder säureempfindliche Gruppen, wie Acyl- aminogTuppen usw., enthalten, ohne diese Gruppen,
die je nach der Konstitution des zu ehromierenden Farbstoffes von ausschlag gebender Bedeutung für die Echtheiten oder das Egalisiervermögen des Komplexfarb stoffes sein können, zu verändern. Zwar sind in der Literatur auch Chromiermittel be kannt geworden, die nur schwach ,sauer oder gar neutral reagieren und deshalb die meisten solcher empfindlicher Gruppen intakt lassen.
So sei zum Beispiel das Chromieren mit Chromoxydhydratpasten oder mit Chromsal zen schwacher organischer Carbonsäuren, wie Chromacetat, erwähnt. Mit diesen Chrom verbindungen versagt aber die Chromierung nach üblichen Methoden meistens bei o-, o'- Dioxy- oder o-Oxy-o'-carboxy-azofarbstoffen mit nur einer löslichmachenden Gruppe.
In solchen Fällen ist man meistens gezwungen, unverhältnismässig grosse Mengen Verdün nungsmittel anzuwenden, um eine Durchchro- mierung überhaupt zu erreichen, wodurch das Verfahren unwirtschaftlich wird.
Es ist bekannt, da3 chromhaltibge Woll farbstoffe optimal aus verhältnismässig schwach sauren, vornehmlich organisch sau ren Bädern ausziehen. (Vergleiche Ender und Müller, Melliands Textilberichte 193811 S. 6,5, 81 und 272.) Solche Färbungen sind aber mit wenigen Ausnahmen wertlos, da ihre Nuancen noch nicht ganz entwickelt sind und sie auf Stückware sehr ungleichmässig ausfallen, weshalb sie unruhig oder schipprig erschei nen.
Erst aus mineralsaurem Bade (es wer den 8-10 % Schwefelsäure, bezogen auf das Färbegut, vorgeschlagen) geben die bekann ten Chromkomplexfarbstoffe in der Regel praktisch @brauehbare, schöne und gleich mässige Färbungen, die erst durch das stark saure Färben entwickelt worden sind. Zudem sind die organisch-sauer erzielten Färbungen oft in den Echtheitseigenschaften schlechter als die aus mineralsaurem Bade erhaltenen Färbungen.
Die nach dem erfindungsgemässen Chromierungsverfahren darstellbaren,Chrom- komplexfarbstoffe zeigen nun die über raschende und auffallende Eigenschaft, dass sie Wolle schon aus schwach mineralsaurem Bade, zum Beispiel 1 % schwefelsaurem oder aus .organisch-saurem Bade, zum Beispiel :
?-4% ameisensaurem Bade, in vollen und gleichmässigen Tönen von ausgezeichneten Echtheiten ohne Nuancenentwicklung färben, während Farbstoffe, nach bisher bekannten Methoden chromiert, ihre vollen färberischen Eigenschaften erst beim Färben resp. Ent wickeln mit relativ hohen Prozentsätzen an Mineralsäure erhalten.
Weiterhin zeigen die nach dem neuen Chromierverfahren dar gestellten Chromkomplexfarbstoffe meistens eine wesentlich erhöhte Löslichkeit, bessere Reibechtheit, oft bessere Walk-, Schweiss- oder Alkaliechtheit und oft grössere Reinheit ihrer Färbungen gegenüber Komplexen, erhalten durch Chromieren des gleichen Farbstoffes nach bekannten Methoden.
Diese wichtige Eigenschaft der nach dem neuen Chromierverfahren darstellbaren chrom- haltigen Farbstoffe, schon aus organisch-sau- rem Färbebad befriedigende Färbungen zu geben, erschliesst ihnen Anwendungsgebiete, die bisher den nach bekannten Metallisier- verfahren darstellbaren Farbstoffmetallkom- plexverbindungen wegen der zum Färben er forderlichen hohen Säurekonzentrationen ver schlossen waren.
Als solche seien beispiels weise genannt: Die Halbwollfärberei oder das Färben'von loser Wolle, die bekanntlich beim Färben mit grossen Mineralsäuremengen gerne verfilzt. Die Anwendung der nach dem erfin dungsgemässen Verfahren dargestellten Farb- stoffchromverbindungen beschränkt sich nicht nur auf die Wollfärberei. Sie können auch mit Vorteil auf Naturseide und wollähnliche Kunstfasern und auf Leder gefärbt werden.
Gegenstand vorliegenden Patentes ist ein Verfahren zur Herstellung eines chromierten Farbstoffes. Das Verfahren ist dadurch ge kennzeichnet, dass der Farbstoff aus diazo- tiertem 5-Nitro-2-amino-phenol und 1-I;aph- tol - 8 -sulfonsäure - 3j-sulfonsäure-4'-methoxy- anilid mit chromsalicylsaurem Ammonium behandelt wird.
Der entstandene neue chromhaltige Kom plexfarbstoff ist ein tiefblaues, in Wasser gut lösliches Pulver. Der Farbstoff färbt Wolle aus ameisensaurem Bad in klaren grünstichig blauen Tönen von guter Gleichmässigkeit. Die Lichtechtheit, Reibechtheit und die Nassecht- heit der so erhaltenen Färbungen sind sehr gut.
Beispiel; 59.,7 Teile Mononatriumsalz des Azo- farbstoffes 5-Nitro-2-amino-phenol-(1)-> 1 Naphtol - 8,-sulf onsäure-31=sulf onsäure-4'-meth- oxyanilid (die Kupplungskomponente erhält man durch Kondensation von 1,
8-Naphtsul- ton-8-sulfochlorid mit 1-Amino-4-methoxy- benzol und anschliessender alkalischer Ver- seifung des Kondensationsproduktes) werden in 750 Teilen heissem Wasser verrührt, mit einer Lösung von chromsalicylsaurem Am monium entsprechend 22.,8 Teilen Chromoxyd versetzt und während 24 Stunden unter Rückfluss beim Siedepunkt gerührt.
Das zu Buginn der Chromierung fast völlig ungelöste Farbsalz geht dabei mit tiefblauer Farbe in Lösung. Diese Lösung, die beim Vermischen mit verdünntem Alkali oder Mineralsäure keinen Farbumschlag mehr zeigt, wird heiss filtriert und der komplexe Farbstoff durch Versetzen mit Kochsalz als dunkelblaues Pulver aus,der Lösung ausgeschieden.