Verfahren zur Gewinnung eines antithyreoidal wirkenden Produktes. F. Blum konnte dartun (F. Blum, Experi mentelle und klinische Studien über Epithel- körperchen, Schilddrüse und Blut. Aus "Endokrinologie" Bd. VIII, 1931.
Dort auch die übrige Literatur angegeben.), dass in jedem Normalblut - im Blut schild- drüsenloser Tiere ohne besondere Mengen vermehrung - eine antithyreoi.dale Kompo nente vorhanden ist, die offenbar eine wich tige Regulierung der .Schilddrüsentätigkeit ausübt.
In neueren Versuchen F. Blums er gab sich, dass die genannte antithyreoidale Wirkung des Blutes nicht auf eine Adsorp- tion oder auf die kolloidale Beschaffenheit des Blutes zurückzuführen' ist; dass sie viel mehr einer bestimmten Komponente des Blutes zuzuschreiben ist, die als "antithyreoi- dale Komponente" bezeichnet wird.
Gegenstand vorliegender Erfindung ist nun ein Verfahren zur Gewinnung eines anti- thyreoidal wirkenden Produktes, welches da- .durch gekennzeichnet ist, dass man ein Aus- gangsmaterial, das den antithyreoidal wir kenden, eiweisshaltigen Blutanteil enthält, mit einem Mittel behandelt, das das anti- thyreoidal wirkende Produkt aus seiner Bin dung an Eiweiss abspaltet und gleichzeitig das Eiweiss koaguliert, darauf das Eiweiss koagulatextrahiert und in .dem Filtrat der Eiweisskoagulation,
sowie den Extrakten aus dem Eiweisskoagulat das antithyreoidal wir kende Produkt durch Einengen anreichert. Wie Versuche ergaben, befindet sich im Fil trat des Eiweisskoagulats die Hauptmenge .des antithyreoidal wirkenden Produktes und in den Extrakten der restliche Anteil. Die Extraktion !des Eiweisskoagulats erfolgt zweckmässig mit Wasser, doch hat sich auch als. vorteilhaft erwiesen, verdünntes Alkali zur wässerigen Extraktion - auch unter ge lindem Erwärmen - anzuwenden.
An Stelle von Wasser oder von aIkalihaltigem Wasser kann man auch das Eiweisskoagulat mit was serlöslichen organischen Lösungsmitteln, wie Alkohol oder Aceton, extrahieren. Das anti- tIlyreoidal wirkende Produkt ist nämlich lös lich in Wasser und in wasserhaltigen organi schen Lösungsmitteln. Es hat ferner die Eigenschaft nicht :durch eine Membran zu -dialysieren. Das erhaltene Produkt ist ein therapeutisch ausserordentlich wirksamer und wichtiger Schilddrüsenschutzstoff.
Als Ausgangsmaterial :dient vorzugsweise das Gesamtblut. Vergleichende Untersuchun gen haben ergeben, :dass in diesem die roten Blutkörperchen und insbesondere deren Hämoglobin die hauptsächlichen Träger .der antithyreoidalen Kraft darstellen. Aber auch im Serum ist sie vorhanden. Als Koagu- lationsmittel für :das Verfahren gemäss der Erfindung haben sich unter anderem Alkohol und Aceton als .geeignet erwiesen.
So wird durch Aceton der Eiweissanteil des Blutes und der roten Blutkörperchen koaguliert und dadurch gleichzeitig die Haftung der anti- thyreoi:dalen Komponente so gelockert, :dass, sie zum Teil sofort in den Acetonextrakt übergeht. Nach Abdestillation des Acetons verbleibt in :dem wässerigen Rückstand, wie Versuche ergaben, ein erheblicher Anteil der gesamten Antithyreoidalkoinponente, und zwar frei von anhaftendem Eiweiss.
Soweit dem Blutkoagulum die gelockerte anti- thyreoidale Komponente noch nicht entzogen ist, wird sie gemäss dem Verfahrender Erfin dung aus demselben durch Extraktion ge wonnen. Schon einfache Wassereinwirkung entzieht zum Beispiel dem Koagulum die antithyreoidale Komponente. Eine Abtrennung des antithyreoidalen Produktes vom Eiweiss und Eiweisskoagula tion wird auch dadurch erreicht, dass man dem Ausgangsmaterial .Säure zusetzt und ge linde erwärmt.
Die Bildungs- respektive Umwandlungs- stätten des Blutes, Leber und die Milz ent halten, wie das Blut, die antithyreoidale Komponente, so :dassdiese auch aus Leber und Milz nach :dem Verfahren gemäss :der Erfin dung gewonnen werden kann.
Bei .der Gewinnung ,der antithyreoidalen Komponente aus den Organen und Körper- flüssigkeiten handelt es sich :darum, die anti- thyreGidale Komponente von ihrer Bindung an das Eiweiss- zu trennen. Nicht jede Art von Eiweissabscheidung ist dazu geeignet. So findet zum Beispiel keine Trennung :der anti- thyreoidalen Komponente von Eiweiss statt, wenn :das Eiweiss :durch hohe Salzkonzentra tion niederschlagen wird. In :diesem Falle bleibt :die antithyreoidaleKomponente an das Eiweiss gebunden und geht nicht in die flüs sige Phase über.
Es müssen also, wie bei dem Verfahren gemäss :der Erfindung, Mittel an gewendet werden, die gleichzeitig mit der Eiweissfällung eine Abspaltung :der anti- thyreoidalen Komponente bewirken.
Zur weitgehenden Konzentrierung der antithyreoidalen Komponente hat es sich als vorteilhaft erwiesen, die Salze zu entfernen. Nach,den Eigenschaften der antithyreoidalen Komponente war mit einem kleinen Molekül zu rechnen, so dass anzunehmen war, dass die antithyreoidale Komponente bei der Dialyse durch die Dialysiermembranen hindurch gehen würde. Versuche haben jedoch gezeigt, :dass dies nicht der Fall ist.
Man kann Aus gangsmaterial oder Extrakt, die die anti- thyreoidale Komponente enthalten der Di alyse zur Entfernung von Salzen und andern dialysablen Verunreinigungen unterwerfen und so weitgehend reinigen und nachher kon zentrieren.
Die antithyreoidale Komponente lässt sich am besten biologisch, und zwar :dadurch charakterisieren, :dass sie die sehr prägnante Einwirkung von Schilddrüsenpräparaten (Thyreoglobulin, Thyroxin etc.) auf Amphi bien (überstürzte Metamorphose und Wachs tumshemmung) aufhebt oder weitgehend ab schwächt. Bestimmte Mengen, zum Beispiel von Thyroxin, dessen umwandelnde Kraft - etwa auf Kaulquappen - jeweils quanti tativ festzustellen ist, werden von genau :dosierbaren Mengen der antithyreoidalen Komponente in ihrer Wirkung abgeschwächt oder aufgehoben.
Das Verfahren gemäss der Erfindung führt zu einem neuen, bisher nicht dargestell ten Wirkstoff, der im Blute und in den 0T- ganen nur in Eiweisshaftung vorhanden ist und bisher weder gereinigt noch konzentriert werden konnte. Es liegen schon jetzt Präpa rate vor, die die Wirksamkeit von 1 Liter Blut in weniger als 1 gr Substanz enthalten. Es gelingt also durch das Verfahren eine 1.000fache Anreicherung und so .die Herstel lung in einer solchen Konzentration, dass sie eine zweckmässige therapeutische Anwendung ermöglicht.
Dass es sich bei den Massnahmen zur Ab spaltung der antithyreoidaien Komponente aus der Eiweisshaftung tatsächlich um chemische Vorgänge handelt, geht auch aus der Beobachtung hervor, dass die antithyreoi- dale Komponente, wie aus Beispiel 1 ersicht lich, neben einer Löslichkeit in bestimmten organischen Lösungsmitteln auch Wasserlös lichkeit besitzt, .da sie nach vorangegangener Abspaltung durch Alkohol oder Aceton mit Wasser extrahierbar ist.
<I>Beispiel 1:</I> 1 Liter Blut (oder zerkleinertes Gewebe von Leber oder Milz) wird in ein genügendes Quantum (1 bis 4 Liter) von Aceton oder Alkohol einfliessen lassen, wobei Koagulation des Eiweisses und dabei Sprengung,der Bin dung der antithyreoidalen Komponente an Eiweiss eintritt. Nach längerem Stehen wer den Koagulat und Lösung getrennt. Nach schonendem Abdestillieren des Lösungsmit tels wird ausgeschiedenes Fett entfernt. Die wässerige Lösung wird dialysiert und dann schonend konzentriert und eventuell zur Trockne gebracht und kann .direkt verwendet werden.
Weitere Mengen von Wirkstoffen werden aus dem Koagulatdadurch gewon nen, dass man dieses mit 1 bis 2 Liter Wasser bei gelindem Erwärmen erschöpfend extra hiert. Nach Abtrennen des Koagulats wird die Extraktionsflüssigkeit einige Stunden gegen Wasserdialysiert und darnach die Lö sung stark eingeengt, etwa in Lösung ge gangenes Eiweiss mit Alkohol oder Aceton gefällt respektive unlöslich in Wasser ge macht und mit Wasser nachgewaschen. Das eiweissfreie Filtrat wird durch Verjagen des Lösungsmittels eingeengt und kann mit .dem ersten Anteil vereinigt und therapeutisch verwendet werden.
<I>Beispiel 2:</I> 1 Liter Blut wird mit soviel Schwefel säure versetzt, dass das Gemisch in bezug auf die Schwefelsäure etwa 1/2%ig ist, worauf man; das Ganze erwärmt. Das .gefällte Eiweiss wird abfiltriert, aus dem Filtrat wird die Schwefelsäure mit Bariumhydroxyd als Bariumverbindung gefällt, die filtrierte neu trale Lösung dialysiert und eingeengt, etwaiges noch in Lösung verbliebenes Eiweiss wird, wie in Beispiel 1, gefällt.
Dem Koagu- lat wird der Wirkstoff durch erschöpfende Extraktion mit wasserhaltigem Aceton oder Alkohol entzogen und in dem Extrakt durch Einengen angereichert. <I>Beispiel 3:</I> 1 Liter ungerinnbar gemachten Blutes wird zur Befreiung von Salzen und andern @dialysablen Substanzen ein- bis zweimal 24 Stunden gegen Wasser dialysiert. Die Ab trennung des antithyreoidalen Produktes und Eiweisskoagulats erfolgt nach Beispiel 1, ebenso die Weiterbehandlung des Filtrats.
Das Eiweisskoagulat wird erschöpfend mit verdünnten Alkalien, am besten unter gelin- ,dem Erwärmen, extrahiert. In den Extrakten wird etwa gelöstes Eiweiss nach Beispiel 1 abgeschieden und der Wirkstoff durch Ein engen angereichert.