Verfahren <B>zum Färben und Bedrucken von</B> Zellulosefasern Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein neuartiges Verfahren zum Färben oder Bedrucken von Zellulosefasern nach den zweistufigen Druck- oder Foulardierverfahren. Es ist dadurch gekennzeichnet, dass man von anorganischen säurebindenden Mitteln freie Gemische von Farbstoffen, die neben mindestens einer wasserlöslichmachenden Gruppe, einen über eine Aminogruppe gebundenen 2,4-Dichlor-1,3,5- triazinring enthalten,
mit mindestens äquimolaren Mengen von ein- oder mehrkernigen, aromatischen Verbindungen, die mindestens eine primäre Aminogruppe enthalten, auf die Zellulosefasern appliziert und sie anschliessend, in Gegen wart säurebindender Mittel und eventuell neutraler Elektro lyte einer Wärmebehandlung unterwirft.
Es ist aus dem britischen Patent Nr.917942 bekannt, Farbstoffpräparate herzustellen und auf Zellulosefasern zu applizieren, die Dichlortriazinfarbstoffe und neben den zur Fixierung notwendigen anorganischen, säurebindenden Mit teln, Ammoniak oder organische, höchstens sekundäre Mono amine enthalten. Als Vorteil wurde die gegenüber den Di- chlortriazinfarbstoffen verbesserte Stabilität dieser Präparate und Lösungen hervorgehoben.
In derartigen Präparaten können die Dichlortriazinfarb- stoffe mit den Aminen unter der Einwirkung des Alkalis (säurebindendes Mittel) zu Aminomonochlortriazinfarbstof- fen reagieren. Da Monochlortriazinfarbstoffe aber langsam fixieren, sind gegebenenfalls bei Anwendung derartiger Prä parate entsprechend lange Fixierzeiten (Dämpfzeiten im all gemeinen 1 bis 8 Minuten) erforderlich. Dieser Nachteil liesse sich durch Verwendung von Dichlortriazinfarbstoffen vermeiden, jedoch ist deren Instabilität hinderlich.
Es wurde nun gefunden, dass man auf vorteilhafte Weise färben und drücken kann, wenn man von anorganischen, säurebindenden Mitteln freie Gemische von Dichlortriazin- farbstoffen und aromatischen, primären Aminen und die zur Fixierung notwendigen anorganischen, säurebindenden Mittel in getrennten Schritten mit dem zu färbenden oder zu be druckenden Zellulosegewebe in Kontakt bringt.
Die erfindungsgemäss verwendeten Gemische von Di- chlortriazinfarbstoffen und aromatischen, primären Aminen sind wegen der Abwesenheit von säurebindenden Mitteln stabil. Ein weiterer wesentlicher Unterschied gegenüber dem Verfahren des britischen Patentes Nr.917942 zeigt sich in der Anwendung der Präparate beim Färben und Drucken. Nach dem erfindungsgemässen Verfahren reagiert.bei der- Alkalibehandlung in zweiter Stufe anscheinend nicht, wie zu erwarten,
Dichlortriazinfarbstoff mit Amin zu Monochlor- triazinfarbstoff, der dann als solcher (langsam) auf der Fa ser fixiert wird, vielmehr spricht der zeitliche Verlauf der Fixierung für ein andersartiges Reaktionsschema, wobei mög licherweise ein Gemisch von Dichlortriazinfarbstoff und da neben gebildetem Monochlortriazinfarbstoff zur, Einwirkung gelangt.
Überraschenderweise geht die Reaktion der Faser sehr viel schneller vonstatten als bei dem einstufigen Verfah ren des britischen Patentes Nr.917942 bzw. als bei bekann ten, vergleichbaren Aminomonochlortriazinfarbstoffen, so dass für die Fixierung erheblich kürzere Dämpfzeiten resul tieren (im allgemeinen 10 bis 60 Sekunden).
Der technische Vorteil des Verfahrens der vorliegenden Erfindung besteht somit darin, dass die-zu verwendenden Färb stoffpräparate stabil sind, und trotzderrf viel schneller äppli- zierbar sind als nach dem einstufigen Verfahrendes briti schen Patentes Nr.917942, so dass die heute immer mehr bevorzugten zweistufigen Färbe- und Druckverfahren (Kurz fixierverfahren) anwendbar sind.
Man kann das Gewebe mit Lösungen oder Verdickungen der Farbstoffpräparate foulardieren resp. bedrucken und nach einer Zwischentrocknung in einer konzentrierten Natrium- . chloridlösung, welche das erforderliche Natriumhydroxyd enthält, imprägnieren und die Farbstoffe durch anschliessen- des kurzes Dämpfen fixieren.
Dieses Verfahren ist in der Pra xis für die Färbung unter dem Namen Pad-Steam-Verfahren bekannt, während es für den Druck als Zweiphasen- resp. Flash-Aging-Verfahren bezeichnet wird.
Für das vorliegende Verfahren eignen sich die verschiede nen, bekannten Dichlortriazinfarbstoffe, wie sie z.B. in den belgischen Patentschriften Nrn. 543 213 bis 217 sowie Nrn.543218 und 543219 erwähnt und beschrieben sind. Vorwiegend handelt es sich dabei um Azo- und Anthra- chinonfarbstoffe. Aber es kommen auch Metallkomplexe in Frage, wie die Kupfer-, Chrom- und Kobaltverbindungen, ebenso Abkömmlinge von Dioxazinen und Phthalocyaninen.
Als Amine kommen solche in Frage, die unterhalb von 60 gegebenenfalls in Form ihrer Salze fest sind und mit den Farbstoffen vermischt werden können, wie z.B. Anilinhydro- chlorid, Naphthylamin, Diaminostilben. Bevorzugt werden wasserlösliche Derivate, wie die Diaminostilbendisulfonsäure, die Anthranilsäure oder die Sulfosäuren des Anilins verwen det. Bezogen auf den Farbstoff soll mindestens ein Mol Amin eingesetzt werden. Ein grösserer Überschuss ist in der Regel nicht störend.
Es ist allerdings schon aus ökonomischen Gründen nicht angezeigt, mehr als dem doppelten Molekular gewicht entsprechende Mengen an Amin einzusetzen.
Als Fixiermedium kommt vor allem alkalische gesättigte Kochsalzlösung und für die Wärmebehandlung in erster Linie gesättigte Dampfatmosphäre oder Heissluft in Frage.
Als säurebindende Mittel sind zu nennen die üblichen Carbonate, Phosphate und Silikate der Alkalimetalle, ins besondere aber die Hydroxyde der Alkali- und Erdalkali- metalle.
Die Fixierzeiten schwanken im allgemeinen zwischen zehn und sechzig Sekunden, die Temperaturen zwischen 90 und 200 .
Den Lösungen und Druckfarben können die üblichen Netz- und Dispergiermittel, wie Polyäthylenoxydderivate und hydrotrope Substanzen, wie Harnstoff, ferner Verdickungs mittel, wie Alginate und Zelluloseäther zugesetzt werden.
Als Textilien kommen in erster Linie solche aus natür licher oder regenerierter Zellulose in Frage, aber auch Misch gewebe mit synthetischen Fasern, wie Polyamiden oder Poly ester, wobei den Präparationen gegebenenfalls noch Disper- sionsfarbstoffe zugesetzt werden können.
Die Nachbehandlung der Färbungen und Drucke ge schieht in üblicher Weise durch kaltes und heisses Spülen und durch kochendes Seifen in möglichst elektrolytarmem Wasser, am besten unter Zusatz von Marseillerseife.
Es resultieren waschechte, stabile, brillante Färbungen und Drucke.
In den nachfolgenden Beispielen bedeuten die Teile Ge wichtsteile, die Prozente Gewichtsprozente, und die Tempe raturen sind in Celsiusgraden angegeben. Beispiel 1 2 Teile des durch Kuppeln von diazotierter 2-Naphthyl- amin-4,8-disulfonsäure auf Dichlortriazin-metatoluidin er haltenen Farbstoffes werden mit einem Teil Natriummetani- lat in 50 Teilen Wasser gelöst und in 50 Teile einer Johannis- brotkernmehlverdickung eingerührt. Mit dier Druckfarbe wird ein Baumwollgewebe bedruckt und getrocknet.
Dann imprägniert man die bedruckte Ware in einer Lösung von 200 g/1 Natriumchlorid und 20 cc/1 Natronlauge 10n, dämpft während 20 Sekunden bei 115 , spült, seift, spült und trock net. Es resultiert ein echter gelber Druck.
Verwendet man anstelle des oben genannten Farbstoffes 2 Teile des Farbstoffes, den man durch Kondensieren von 1 Mol Cyanurchlorid mit einem Mol 1-Amino-4-(3'-sulfo- 4'-amino)-phenylamino-anthrachinon-2,5-disulfonsäure er hält, so resultiert ein echtes Blau. Mit 2 Teilen des Farbstoffes, den man durch Kuppeln von diazotiertem Anilin auf N-Dichlorcyanur-H-Säure er hält, resultiert ein volles Rot.
Beispiel 2 2 Teile des Farbstoffes, den man durch Kondensieren von je einem Mol Bromaminsäure mit meta-Phenylendiamin- sulfonsäure und Cyanurchlorid erhält, wird mit einem Teil Metanilsäure gemischt und vermahlen. Man löst dieses Ge misch in 90 Teilen Wasser von etwa 40 und fügt noch 10 Teile einer 5 %igen Lösung von m-Nitrobenzolsulfonat hinzu.
Mit dieser Lösung imprägniert man ein Baumwollgewebe, quetscht auf 80% Gewichtszunahme ab und trocknet. Dann imprägniert man das Gewebe in einer gesättigten Lösung von Natriumchlorid, die noch 30 cc/1 Natronlauge 10n enthält, quetscht auf 100%a Gewichtszunahme ab und dämpft im Schnelldämpfer während 20 Sekunden bei 115 . Anschlies send wird die Färbung gespült, geseift, gespült und getrock net. Es resultiert eine echte, rotstichig blaue Färbung.
Verwendet man zur Kondensation die para-Phenylen- diaminsulfonsäure und verfährt im übrigen wie oben beschrie ben, so resultiert ein ebenfalls sehr echtes grüneres Blau.
Mit dem Farbstoff, den man durch Kuppeln von diazotier- ter p-Anisidin-2-sulfonsäure auf Dichlortriazin-I-Säure er hält, resultiert ein kräftiges und brillantes Scharlach.