Walzendurchzugstreckrrerk für Fasernyerarbeitnng. Für die Verarbeitung (Streckung) v er- cliiedener Faserstoffe, zum Beispiel Baum wolle, \'\olle, Seide, ist die Verwendung von 'alzenstreckwerken bekannt, bei denen die Entfernung zwischen den Klemmlinien der Walzenpaare geringer ist als die Faserlänge,
und bei welchen die Oberwalze des langsamer laufenden Walzenpaares so leicht gehalten wird, dass die Fasern unter ihr durchgezogen werden können, ohne dass sie der Gefahr des Zerre issens ausgesetzt sind. Bei diesen als Durchzug- oder Gleitstreckwerken bezeich neten Einrichtungen werden als Oberwalzen des langsamer laufenden Walzenpaares leichte, unbelastete Vollwalzen oder Hohl walzen verwendet.
Es bestehen dabei zwei besondere Schwie rigkeiten: 1. Die vom rascher laufenden Zylinder- paare erfassten und mit dessen Umfangsge schwindigkeit vorwärts bewegten ziehenden l,'asern>; erteilen bei ihrem Durchzug durch das langsamer laufende Walzenpaar der leichten Oberwalze desselben eine zusätzliche Drehung, wodurch diese Walze sich nicht mehr der Umfangsgeschwindigkeit ihres zu gehörigen R.iffelzylimlers, sondern mit einer kombinierten unregelmässigen und unkon trollierbaren Geschwindigkeit dreht.
Diese hängt ab von der jeweils vorhandenen Zahl der ziehenden Fasern;>, der zwischen ihnen und der Oberwalze vorhandenen Reibunoo, und von der' Geschwindigkeit, mit der sie unter derselben durchzogen werden.
<B>9</B>. Längere Fasern, die sich in einer grö sseren Ausdehnung gegenseitig berühren, haften besser aneinander als kürzere: gröbere Vorgarne mit mehr Fasern im Querschnitt und deshalb mit mehr Reibungsflächen, sind schwerer zu verziehen, als leichtere Vorgarnc; Vorgarne mit stärkerer Drehung haben mehr innere Faserreibung als lose gedrehte; rau- en oder feuchte Fasern haben mehr Ad häsion als glatte oder trockene Fasern.
Ab hängig von diesen wechselnden Voraussetzun gen, üben deshalb die ziehenden Fasern eine jeweils wechselnde Mitnehmerwirkung auf ihre Nachbarfasern aus. Hierbei spielen nicht nur die eben genannten Umstände. unter denen .die Fasern ziehen, sondern auch die Anzahl der in jedem Augenblick vorhan denen ziehenden Fasern, die wiederum ab hängig ist vom jeweils vorliegenden Stapel diagramm, eine ausschlaggebende Rolle.
Das Zustandekommen eines gleichmässigen Verzuges, also einer gleichmässigen Vertei lung des Fasergutes auf die ganze Länge des Gespinstes, hat die Berücksichtigung der genannten Umstände zur Voraussetzung in der Weise, dass die Faserreibung jeweils so einreguliert wird, dass in jedem Fall die ziehenden Fasern gerade eine solche Mit nehmerwirkung auf ihre Nachbarfasern aus üben, dass pro Zeiteinheit immer die gleiche Fasermenge abgeführt wird.
Bei bisher gebräuchlichen Klemmstreck- werken wurde die Faserpressung so gross ge wählt, dass kein Durchziehen der Fasern zwi schen einem Zylinderpaar eintreten konnte. Soweit veränderliche Zylinderbelastungen vor gesehen waren, hatten sie immer den Zweck, für verschieden starke Vorgarnnummern die ses Mass der absoluten Klemmung sicherzu stellen. Veränderten Voraussetzungen im Spinnstoff wurde durch eine Veränderung der Zahl der ziehenden Fasern auf dem Wege einer Vergrösserung oder Verkürzung der Zi-linderentfernung Rechnung getragen.
Beim Hochverzugstreckwerk muss auf dieses Mittel zugunsten der Einhaltung einer zweckmässigsten Minimalentfernung der Zylinderpaare verzichtet werden, so dass ver änderten Voraussetzungen im Spinnstoff hier nur durch eine<B>,</B> wechselnde Beeinflussung der Faserreibung auf dem Wege der Vergrö sserung oder Verringerung der Faserpressung zwischen dein Durchzugszylinderpaar Rech nung getragen werden kann.
Es sind Durchzugsstreckwerke bekannt, bei denen die unter 1 und 2 genannten Schwierigkeiten dadurch überwunden werden sollen, dass je nach den Voraussetzungen das Gewicht der Oberwalze des Durchzugszylin- derpaares durch Änderung des Durchmessers oder des spezifischen Gewichtes oder durch entsprechende Anfüllung von Hohlwalzen passend gewählt wird. Das setzt die Bereit- haltung umfangreicher Gewichtssätze von Walzen oder die Vornahme langwieriger Umfüllungen von Hohlwalzen voraus.
In Anbetracht der sehr grossen Zahl von Ar beitsteilen, deren Auswechslung oder Ver änderung hier in Frage kommt, sind diese Massnahmen zu zeitraubend, ihre richtige Durchführung zu schwer kontrollierbar, und sie erlauben auch nur eine zu grobe Annä herung, um im praktischen Spinnereibetrieb mit Erfolg durchgeführt werden zu können.
Diese Mängel soll die Erfindung dadurch beseitigen, d'a.ss auf jedem mittleren Druck zylinder des Walzendurchzugsstreckwerkes ein im Gleichgewicht gelagerter Druckhebel aufliegt, welcher einer, durch Verdrehen einer Steuerwelle veränderlichen Belastung unterliegt.
Die Verwendung eines Druckhebels mit daraufliegendemBelastungsorgan kann gleich zeitig dazu dienen, die darunterliegende, leichte Oberwalze vor dem etwaigen < < Flat tern zu bewahren, dem solche leichte Wal zen infolge von Gebäude- und Maschinen erschütterungen ausgesetzt sind. Bei Ge wichtsbelastung kann die Anordnung so ge troffen sein, dass das auf dem Druckhebel liegende Gewicht an einem durch die Steuer welle getragenen Hebel angelenkt ist. Bei Federbelastung kann die Veränderung der Belastung durch auf der Steuerwelle sitzende Exzenter erfolgen.
Die Belastungsveränderung der Druck zylinder mehrerer in einer Flucht angeord neter Walzengruppen einer 14Za.schinenseitP geschieht zweckmässig durch eine gemein same Welle, welche vorteilhaft über eine selbstsperrende Schnecke angetrieben wird. Die Wellen beider Maschinenseiten können gemeinsamen Antrieb besitzen; sie können finit Zeigern ausgerüstet sein, welche die je weilige Belastung kenntlich machen.
Auf der Zeichnung sind zwei beispiels weise Ausführungsformen des Erfindungs gegenstandes dargestellt, und zwar zeigt: Fig. 1 ein Streckwerk mit Gewichtsbe lastung, Fig. 2 eine Draufsicht auf die Zylinder anordnung nach Fig. 1, Fig. 3 eine Stirnansicht eines Druck bügels, Fig. 4 die Einrichtung für gemeinsame Steuerung sämtlicher Belastungsgewichte einer Maschine nach Fig. 1, in grösserem 1lassstab, Fig. 5 ein Teil der zweiten Ausführungs form mit einem federbelasteten Druckhebel.
Gemäss den Fig. 1 und 2 sind in einem Rahmen 1 drei Klemmzylinderpaare 2, 3 und -1 hintereinander angeordnet, zwischen wel chen die zu verarbeitenden Fasern hindurch geleitet werden. Das mittlere Klemmzylinder paar 3 ist gemäss der Erfindung für verän derliche Druckbelastung ausgebildet. Zn diesem Zwecke sitzt drehbar auf einer Welle 5 ein Druckbügel 6 in Form eines zweiar inigen Hebels, dessen einer Hebelarm mit scharfen Schneiden 7 auf den obern Zylinder 3' des Zylinderpaares 3 aufliegt.
Der andere Hebelarm ist als Gegengewicht 8 ausgebildet, derart, dass der Bügel 6 keinen Druck infolge ..eines Eigengewichtes auf den Druckzylinder ausübt. Die Belastung geschieht vielmehr durch ein Gewicht 9, welches durch Ver- iuittlun@o, zweier Arme 10 an auf Welle 5 fr stgekeilten oder festgeklemmten Hebeln 1.1 @in@-,elenkt ist. Die Gelenkachse ist mit 12 bezeichnet. Zwischen den beiden Hebeln 11 isl der Druckbügel 6 gelagert.
Das Gewicht 9 liegt auf dem Bügel 6 längs einer Linie 13 aii 1', so class die jeweilige Lage des Gewichtes auf den Bügel eindeutig festgelegt ist. Die Veränderung der Gewichtswirkung auf den Bügel 6 und damit die Veränderung der Be lastung des Druckzylinders 3' geschieht durch Verdrehen der Welle 5, wodurch das Gewicht 9 an einer der Welle 5 näheren oder weiteren Stelle des Bügels 6 aufzuliegen kommt.
In Fi-. 1 ist die Stellung des Crewichtes 9 für die grüsste Belastung mit I bezeichnet: in der mit 1 1 hezeiclineten, strichpunktiert angedeuteten Lage geht die Schwerlinie des Gewichtes 9 durch die Achse der Welle 5, so dass eine Belastung des Bügels 6 nicht stattfindet.
Muss das Streckwerk zwecks Abhebens der Oberzylinder freigelegt werden, so wird zunächst das Gewicht 9 um die Gelenkachse 12 aus der Stellung I über die strichliert an gedeutete Stellung III in die punktiert ange deutete Stellung IV geschwenkt, wobei es einen Kreisbogen 14 um die Achse 12 be schreibt. Anschliessend wird der Druckbügel 6 um die Welle 5 aus der mit V bezeichneten Arbeitsstellung in die punktiert angedeutete und mit VI bezeichnete Ruhestellung ge schwenkt, wobei es einen Kreisbogen 15 um Achse 5 beschreibt.
Wie aus den punktiert gezeichneten Stellungen IV und VI ersicht lich, tritt hierbei Bügel 6 teilweise (mit dem Gegengewicht 8) zwischen den Armen 10 des Gewichtes hindurch.
Zweckmässig sitzen die die Belastungs gewichte steuernden Hebel 11 jeder Maschi nenseite in genau der Ausführung der Fig. 1 entsprechender Weise auf einer gemeinsamen Welle 5, desgleichen die Belastungsbügel 6, so dass die Belastungsveränderungen sämt licher Druckzylinder einer Maschinenseite durch Verdrehen einer einzigen Welle erfol gen können.
Zur weiteren Vereinfachung der Be dienung (bei auf zwei gegenüberliegenden Seiten mit Streckwerken versehenen Ma schinen) sind, wie aus Fig. 4 hervorgeht, die Wellen 5' und 5" beider Maschinenseiten durch gemeinsamen Antrieb zu steuern. Auf einer Welle 16, welche über Kegelräder 1 7 und 18 durch ein Handrad 19 in Um@drehuny versetzt werden kann, sitzen gegenläufige Schnecken 20 und 21, welche über Schnecken räder 22 und 23 auf die Wellen 5' und 5" arbeiten. Die Schneckenübersetzung ist selbst sperrend, so dass sie gleichzeitig die jeweilige Stellung der Wellen 5' und 5" und damit die Lage der Gewiehte 9 sichert.
Die Wellen 5' und 5" tragen Zeiger 24 und 25, welche sich vor Skalen 26 und 27 befinden und so die ,jeweilige Stellung der Gewichte 9 und damit die Belastungen der Druckzylinder an zeigen. Das Handrad 19 ist zweckmässig leicht abnehmbar ausgeführt, so dass es nur für den Fall einer notwendigen Änderung der Gewichtsbelastung aufgesetzt zu werden braucht. Störungen des einmal eingestellten Zustandes durch Unberufene sind hierdurch ausgeschlossen.
Gemäss Fig. 5 ist der Druckbügel 6 durch eine Feder 28 an den Druckzylinder 3' ange drückt. Die Feder 28 steht unter dem Ein fluss eines Exzenters 29, derart, dass durch Drehen der Exzenterwelle 30 die Spannung der Feder 28 und damit die Belastung des Druckbügels 6 bezw. Druckzylinders ver ändert wird.
Die Exzenterwelle 30 entspricht hierbei der Welle 5 der Ausführungsform nach Fig. 1; die sämtlichen Exzenter einer Maschinenseite können auf einer gemeinsamen Welle 30 ;angeordnet sein; desgleichen können die Wellen beider Maschinenseiten gemäss der Anordnung der Fig. 4 über selbstsper rende Schneckengetriebe durch ein gemein sames Handrad bedient werden.
Das beschriebene Streckwerk gestattet an Stelle der bisher üblichen, sehr ur < iständ- lichen und deshalb in der Praxis nur ungenau erfolgenden Einstellung der Klemmlinien- entfernungen durch Druckveränderung we sentlich einfacher und genauer die jeweils erforderliche Veränderung der Reibungsver hältnisse herzustellen.
Bei Hochverzugstreckwerken, die der For derung einer konstanten günstigsten Klemm linienentfernung genügen müssen und des halb, wenn sie als Zylinderstreckwerke ge baut sind, auch nur Zylinder von bestimmten Abmessungen und damit bestimmten Eigen gewichten haben können, gibt die beschrie bene Einrichtung die Möglichkeit, unab hängig von diesen Gewichten in bequemer Weise die jeweils erforderlichen heibungs- v erhältnisse durch veränderlichen Zusatz druck zu erreichen.
Dünne, leichte Druckzylinder, welche durch Erschütterungen und infolge des so genannten Drehungsimpulses dazu neigen, eine ungeregelte, von der Umfangsgeschwin digkeit ihres zugehörigen Riffelzylinders ab- teeichende Geschwindigkeit anzunehmen, werden durch die belasteten Druckhebel vor einem Flattern und vor unregelmässigen Bewegungen bewahrt.