Verfahren zum Trocknen von Holz, Holzzement und Tonwaren. Nach den bisher bekannten Trockenver fahren kann die künstliche Trocknung von Holz, Holzzement und Tonwaren nicht anders als nur verhältnismässig langsam erfolgen, wenn das Trockengut nicht allzu rissig wer den soll.
Denn nach innen wird entweder das Trocknen mit niedriger Raumtemperatur begonnen, um die Feuchtigkeit nur ganz lang sam zu entziehen,- worauf dann mit fortschrei tender Trocknung die Temperatur langsam erhöht und auch der Feuchtigkeitsgehalt der Trockenluft langsam vermindert wird, oder es wird bis zur völligen Austrocknung des Gutes ohne Rücksicht auf die angewendete Temperatur der Trockenluft ein stets gleiches, niedrigbleibendes Sättigungsdefizit der Trok- kenluft aufrecht erhalten, ohne dass dadurch eine Gewähr für rissfreie Trocknung geboten wäre.
Wenn aber das Sättigungsdefizit im mer gleich und niedrig bleibt, so wird die Trocknung des Gutes mit der Abnahme Seines Feuchtigkeitsgehaltes immer mehr ver langsamt, weil mit der abnehmenden Feuch tigkeit des Gutes auch dessen Fähigkeit, Feuchtigkeit noch weiter abzugeben, immer mehr abnimmt.
Im Gegensatz zu diesen bekannten Ver fahren ermöglicht das vorliegende Verfahren, sowohl eine schnelle, als auch eine langsame, stets spannungs- und rissfreie Trocknung von Holz, Holzzement und Tonwaren. Während des Trockenprozesses darf sich die Trocken temperatur beliebig schnell innerhalb der beim Trocknen üblichen Grenzen ändern.
(gemäss dem Verfahren wird das Trocknen bei einer der beim Trocknen üblichen Temperaturen mit einem Sättigungsdetizit begonnen, das um so niedriger ist, je höher die Anfangs temperatur und je höher der Wassergehalt des Trockengutes ist und je weniger leicht die Feuchtigkeit aus diesem infolge seiner Dicke und Beschaffenheit zu entweichen ver mag, wobei das Sättigungsdefizit während des Trockenprozesses entsprechend dem fort schreitenden Trocknen und bei einem lang samen Sinken der Trockentemperatur erhöht, dagegen bei dem Steigen und bei raschem Sinken der Trockentemperatur erniedrigt wird.
Je nachdem man langsam oder schnell oder sehr schnell trocknen will, wird bezw. die Lufttemperatur nieder, z. B. 25-30o, oder mittel, z. B. 50o, oder hoch, z. B. 7011, gewählt. Diese Temperaturangaben stellen aber nur Mittelwerte dar, denn während eines ganzen Trockenprozesses kommen in der Praxis häu fige unvermeidliche, erhebliche Temperatur schwankungen vor.
Je höher der Wassergehalt des Trocken gutes ist, je leichter also aus ihm die Feuch tigkeit, speziell von seiner Oberfläche, ent weicht, desto niedriger muss, um unzulässige Spannungen und Rissbildungen im Gilt zu vermeiden, das Sättigungsdefizit gehalten wer den. Wenn aber mit fortschreitender Trock nung der Wassergehalt des Gutes sich ver ringert, wird bei sonst gleichbleibenden Verhältnissen das Sättigungsdefizit immer mehr erhöht, damit die Trocknung trotz Ab nahme des Wassergehaltes im Gut unver ändert fortschreitet.
Denn dadurch wird die Fähigkeit der Luft, Feuchtigkeit aus dem Trockengut herauszuziehen, erhöht und das mit der Abnahme des Wassergehaltes Kleiner werden der Fähigkeit des Trockengutes, Feuchtigkeit an die Luft abzugeben, immer wieder ausgeglichen.
Das Sättigungsdefizit wird auch um so niedriger gehalten, je weniger leicht die Feuchtigkeit aus dem Gut zu entweichen vermag. Dementsprechend ist bei allen Trok- kengütern, die wegen geringer Stärke, leicht durchlässigen Zellwänden und grosser Poro- sität (z. B. 10 mm starkes Fichtenholz, 6 mm starke Lärchenbrettchen, 3 mm starckes Ei chenfurnier, 5 mm starke Holzzementplatten) ihre Feuchtigkeit leicht abgeben, ein relativ höheres Sättigungsdefizit einzuhalten, als bei Trockengütern, die ihre Feuchtigkeit nur mittelmässig abgeben (z.
B. 40 mm starke Fichtenbretter, 25 mm starke Lärchenbretter, 18 mm starke Eichenbrettchen, 20 mm starke Holzzementplatten, 8 mm starke Tonplatten), während bei allen Trockengütern, die ihre Feuchtigkeit schwer abgeben (z. B. 150 mm starkes Fichtenholz, 90 mm starke Lärchen bohlen, 50 mm starke Steineichenbretter, 60 mm starke Zementplatten, 40 mm starke Tonplatten) ein verhältnismässig (im so gerin geres Sättigungsdefizit einzuhalten ist, je schwerer die Feuchtigkeit zu entweichen vermag.
Mit jeder Temperaturerhöhung wird das Sättigungsdefizit verringert, während es um gekehrt, bei langsam sinkender Temperatur immer mehr erhöht wird, und zwar beispiels weise um 2 0;o für jeden Grad Temperatur änderung. Dies geschieht zu dem Zweck, bei sinkender Temperatur die grösstmöglichste zulässige Aufnahmefähigkeit der Luft einzu halten und so bei allen Temperaturen eine möglichst gleichmässig rasche Trocknung zu gewährleisten, und bei steigender Temperatur die Aufnahmefähigkeit der Luft in den er forderlichen Grenzen zu halten, um dadurch unzulässige hohe Spannungen, die zu Riss- bildungen führen könnten, in jedem Fall zu verhindern.
Wie diese verschiedenartigen Faktoren bei der praktischen Ausführung zu berück sichtigen sind, das ist beispielsweise in der folgenden Tabelle zusammengestellt: 1. BeiniedererTrockentemperatur(25-300) wird das Sättigungsdefizit hoch gehalten, und zwar: a) bei hohem Wassergehalt des Trockengutes, wenn die Feuchtigkeit aus letzterem, wie folgt entweicht <I>1.</I> Leicht, so beträgt das Sättigungsdefizit z. B. 75-80 0,'o: <I>2.</I> jlTittetrrttif iq, z.
B. 65-75 <I>3.</I> Schtver, z. B.50-70 0,'o; b) <I>bei</I> mittlerem T1 assergehalt <I>des</I> Trockengutes, ungefähr wie er durch Lufttrocknung er reicht wird, wenn die Feuchtigkeit aus dem Trockengut wie folgt entweicht: <I>4. Leicht,</I> z. B. 8ä-90 0/0, <I>5.</I> Jlittelrraii/)ig, z. B. 75-80 0,'o, <I>6.</I> Schtver, z.
B. 65-70 % ; <I>e)</I> hei geringem, <I>d.</I> h. <I>bis auf</I> ettva <I>10</I> 0; o ge- sunkeneru lhassergehalt <I>des</I> Trockengutes, wenn die Feuchtigkeit aus letzterem wie folgt entweicht: <I>7.</I> Leicht, ist Sättigungsdefizit so hoch wie möglich, also z. B. 90-95 j'o, <I>B.</I> Mittelmässig, immer noch hoch, z. B. 80-850/,.
9. Schrcer, etwas geringer, -z. B. 70-75 %. 1I. Bei mittlerer Trockentemperatur (et wa 500) wird das Sättigungsdefizit in jedem Einzelfall etwas geringer gehalten als bei I, nämlich a) bei hohem Wassergehalt des Trockengutes, wenn die Feuchtigkeit aus letzterem wie folgt entweicht <I>1.
Leicht,</I> so beträgt das Sättigungsdefizit z. B. 55-65 %, <I>2.</I> 3Iittelmässig, z. B. 50-60 0,/0, 3. Schwer, z. B. 45-55 %;
b) bei mittlerem Wassergehalt des Trocken gutes, ungefähr wie er durch Lufttrock nung erreicht wird, wenn die Feuchtig keit aus dem Trockengut wie folgt ent weicht 4. Leicht, z. B. 65-75 %, <I>5.</I> Mittel77iäl.>ig, z.
B. 60-70 0/0, 6. Schicer, z. B. 5ä-60 %; c) bei geringem, d. h. bis auf etwa 10 % ge- sunkenem Wassergehalt des Trockengutes, wenn die Feuchtigkeit ans letzterem wie folgt entweicht:
7. Leicht, z. B. 70-80 %, <I>B.</I> Mittelmässig, z. B. 65-75 0jo, 9. Schwer, z. B. 60-70 %.
IH. Bei hoherTrockeiitemperatur(etwa700) wird das Sättigungsdefizit in jedem Einzel fall etwas geringer gehalten als bei II, nämlich a) bei<I>hohem</I> Wassergehalt des Trockengutes, wenn die Feuchtigkeit aus letzterem wie folgt entweicht <I>1.
Leicht,</I> so beträgt das Sättigungsdefizit z. B. noch 15-25 %, Mittelmässig, z. B. "0-15 %, 3. Schwer, z. B.2-10 %;
b) bei mittlerem Wassergehalt des Trocken gutes, ungefähr wie er durch Lufttrocknung erreicht wird, wenn die Feuchtigkeit aus dem Trockengut wie folgt entweicht <I>4. Leicht,</I> z. B. 25-35 %, <I>5.</I> Mittelmitssig, z. B. 20-30 %, <I>6.</I> Schwer, z.
B. 10-20 % ; c) bei geringem, d. h. bis auf 10 % gesun kenem Wassergehalt des Trockengutes, wenn die Feuchtigkeit aus letzterem wie folgt entweicht 7. Leicht, z. B. 40-50 %, <I>B.</I> Mittelmässig, z. B. 30-40 0/0, 9. Schiger, z. B. 25-35 %.
Es ist zu bemerken, dass die Zahlenan gaben betreffend das Sättigungsdefizit in der Tabelle nur bei8pielsweise sind. Die Praxis kann bei den einzelnen Stufen 1-9 mit einem grösseren Spielraum des Sättigungs- defizites arbeiten.
Bei vorübergehendem, schnellerem Sinken der Temperatur wird das Sättigungsdefizit beispielsweise um 2 % pro Grad erniedrigt. Derartige schnelle Temperatursenkungen dauern in der Regel nur ganz kurze Zeit; sobald die Senkung ihr Ende erreicht hat, wird das Sättigungsdefizit wieder auf den jenigen Stand gebracht, der der im Trocken raum herrschenden Temperatur normalerweise entspricht.
In dieser Weise wird während eines Trok- kenprozesses das Sättigungsdefizit fortwäh rend den im Trockenraum eintretenden Tem peraturänderungen und der mit fortschreiten der Trocknung sich ändernden Fähigkeit des Trockengutes, Feuchtigkeit abzugeben, jedem Trockengut individuell angepasst, so dass wäh rend der ganzen Trocknungsdauer eine durch aus gleichmässige Trocknung innen und aussen erreicht wird, daher auch kein Auftreten von unzulässigen Spannungen, noch viel we niger von Rissen.
Wegen dieser dem Gang der Trocknung jeweils folgenden Regelung des Sättigungsdefizites bietet das Verfahren die wertvolle Möglichkeit, andauernd bei sehr hohen Tempeiaturen zu trocknen und dadurch ohne Gefahr der Rissbildung die Trocknung wesentlich zu beschleunigen.
Die Änderung des Sättigungsdefizites wird mit den in der Trockentechnik gebräuchlichen Mitteln durchgeführt; so kann man der Trok- kenluft Feuchtigkeit aus Dampfbrauserohren zuführen, die mit Reglerventilen versehen sind, so dass je nach Stellung derselben mehr oder weniger Dampf zur Trockenluft gelangt.