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Guillochierverfahren.
Das bekannte Verfahren zur Herstellung von Guilloche auf Druckplatten, insbesondere zum
Drucke von Wertpapieren od. dgl., besteht darin, dass ein Diamant in der das Guilloehemuster bildenden vielfach verschlungenen Linie geführt wird und den Ätzgrund in dieser Linie entfernt. Die mittels des
Diamanten gezogenen Linien sind überaus fein, infolgedessen ist es nötig, die Linien zu verbreitern.
Handelt es sich z. B. um eine Druckplatte, welche nach diesem Verfahren hergestellt werden soll, so wird das aufgezeichnete Muster tief eingeätzt, wobei, allerdings innerhalb sehr mässiger Grenzen, eine grössere oder geringere Verbreiterung der Linien erzielt werden kann.
Die zur Herstellung dieser Guilloehen dienenden Maschinen sind sehr teuer, arbeiten sehr langsam und haben noch eine Reihe weiterer Nachteile. Um eine grössere Fläche mittels so zarter Linien, wie sie sich nach dem Verfahren ergeben, mit einem Muster auszufüllen, muss die Gesamtsumme aller Linien ausserordentlich gross sein. Es wird in der Regel nur mit einem einzigen Diamanten gearbeitet. Man hat bereits vorgeschlagen und versucht, Maschinen mit mehreren, z. B. zwei oder drei Diamanten gleich- zeitig arbeiten zu lassen, diese Maschinen haben sich in der Praxis nicht bewährt. Es ist daher nötig, für jede neue Linienführung, die zu dem Muster gehört, den Diamanten anzuheben und neu einzustellen.
Selbst bei automatischer Einstellung des Diamanten und automatischer Umstellung der Maschine und bei während Tag und Nacht ununterbrochen fortgesetzter Arbeit dauert die Guillochierung einer grösseren
Fläche mehrere Tage oder bei grösserer Dichte der Zeichnung sogar Wochen. Handelt es sich beispiels- weise um ein neues herzustellendes grösseres Muster, etwa eine grössere Rosette, so lässt sich der Gesamt- eindruck des neuen Musters nicht mit Bestimmtheit voraussagen. Man ist gezwungen, entweder mit einem weniger vollkommenen Muster sich zufrieden zu geben oder die langwierigen Arbeiten mehrmals zu wiederholen, bis man ein zufriedenstellendes Muster gefunden hat.
Die zarten Linien, welche sich nach diesem Verfahren ergeben, ermöglichen zwar die Herstellung eines, für Wertpapiere schätzbaren, zarten Musters, sind aber mit Nachteilen verbunden. Zunächst sind alle Linien von gleicher (geringer)
Breite. Eine breitere Linie, sei es, dass die Breite auf der ganzen Länge der Linien gleich bleiben oder stetig wechseln soll, lässt sich nur dadurch erzielen, dass eine Anzahl von zarten Linien so dicht neben- einander gezogen werden, dass sie bei der nachfolgenden Ätzung sich vereinigen. Man kann also nur auf einem zeitraubenden Umwege eine gewisse Mannigfaltigkeit in der Breite der das Muster bildenden
Linien herbeiführen. Dass die Zartheit der gezeichneten Linien ermöglicht, die Zeichnungen gleich in Originalgrösse anzufertigen, ist nur ein scheinbarer Vorteil.
Während man sonst bei der Herstellung von Druckplatten für Zeichnungen oder bei anderer Wiedergabe von Zeichnungen es vorzieht, die Original- zeichnungen in grösserem Massstabe anzufertigen, weil bei der darauf folgenden Verkleinerung alle Unge- nauigkeiten und Fehler verringert werden, (auch bei Gravierarbeiten bedient man sich mit Vorliebe einer grösseren sogenannten Schablone und führt die Gravierung mittels Pantographen aus), so ist dieser Weg beim jetzigen Guillochierverfahren aus verschiedenen Gründen nicht gangbar.
Die Notwendigkeit, die Zeichnungen gleich in der natürlichen Grösse herzustellen, hat den Nachteil, dass der Diamant alle Bewe- gungen in der gleichen Kleinheit ausführen muss, und dass infolgedessen auch bei noch so sorgfältig kon- struierten und entsprechend kostspieligen Maschinen Fehler und Ungenauigkeiten in der Zeichnung unvermeidbar sind. Eine indirekte Folge dieser Umstände ist, dass bei der Herstellung von Wertpapieren u. dgl. die photomeehanisehen Verfahren nicht diejenige Rolle spielen und diejenige Verwendung finden, ) welche sie finden könnten, und dass, lediglich als indirekte Folge dieser Nebenumstände, in der Wert-
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papiertechnik das photomechanische Verfahren immer noch nicht als gleichwertig angesehen wird und nur für Arbeiten von untergeordneter Bedeutung Verwendung findet.
Nach dem alten Verfahren muss man auch davon absehen, für die Herstellung des Musters ganze Büschel von nahe beieinander liegenden Parallelen oder sich periodisch auf eine geringe Entfernung nähernden und wieder voneinander entfernenden Linien zu verwenden. eben weil die Linien mir einzeln gezogen werden können, und die Zeichnung ; daher namentlich an den Stellen der geringen Abstände nicht genau genug ausgeführt werden kann. so dass Fehler in der Zeichnung entstehen, für welche, das Auge sehr empfindlich ist. Anderseits wäre es im Interesse der Erschwerung der Nachahmung gerade erwünscht, derartige Büschel von sich bis auf eine geringe Entfernung einander nähernden und vollkommen genau gezogenen Linien verwenden zu können.
Auch ist es, wenigstens bei komplizierten Guillochen. nach dem älteren Verfahren nur möglich, stetige zusammenhängende Linien, dagegen nicht möglich, punktierte oder strichpunktierte Linien auszuführen, was zur Belebung der Zeichnung beitragen und : Vlch eine weitere Beschwerung der Nachahmung bilden könnte.
Die Erfindung bezieht sich auf ein Guillochierverfahren, welches mit den Nachteilen und I'nvo ! !- kommenheiten des alten Verfahrens nicht behaftet ist, welches gestattet, mit wesentlich einfacheren und billigeren Maschinen in einem kleinen Bruchteil der beim alten Verfahren erforderlich gewesenen Zeit Arbeiten zu erzielen, welche den nach dem alten Verfahren hergestellten Arbeiten nicht, nur nicht nachstehen, sondern sich ihnen gegenüber durch grössere Mannigfaltigkeit, bessere künstlerische Wirkung und schwerere Nachahmbarkeit auszeichnen.
Das den Gegenstand der Erfindung bildende Verfahren besteht darin, dass eine kleine leuchtende Fläche, die wir als "leuchtenden Punkt" bezeichnen wollen oder eine beliebig grosse Anzahl solcher leuchtender Punkte in einem dunklen Raum gegenüber einem photographischen Apparat relativ zum Objektiv die zur Bildung der Guilloche erforderlichen, in der Regel aus mehreren einfachen Bewegungen zusammengesetzten, Bewegungen ausführt bzw. ausführen. Es beschreibt dann jeder einzelne Bildpunkt auf der lichtempfindlichen Platte relativ zu derselben die gleichen Bewegungen, die bei den alten Verfahren der Diamant auf der mit Ätzgrund versehenen Platte relativ zu dieser Platte vollführte. Die kleinen leuchtenden Flächen können die Form von Kreisfläche haben.
In diesem Fall ergeben sich Linien, die in ihrer ganzen Länge gleiche Breite haben. Werden gleichzeitig eine Anzahl von kleinen leuchtenden Kreisflächen verwendet, so können dieselben verschiedene Durchmesser haben, so dass man nebeneinander stehende Linien von verschiedener Breite erhält. Die Abstände der benachbarten leuchtenden Flächen können genau gleich oder verschieden gross gewählt sein. Hat man den leuchtenden Flächen eine Form gegeben, welche in der einen Richtung ausgedehnter ist als in der ändern, z. B. die Form eines Streifens, dann können Linien von stetig wechselnder Breite erzeugt werden. Das gleiche Muster in ver-
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ohne dass an der Maschine oder an den Bewegungsmechanismen etwas geändert zu werden braucht.
Da eine beliebig grosse Zahl von leuchtenden Punkten gleichzeitig wirken und demzufolge eine entsprechende Zahl von Linien gleichzeitig erzeugt werden können, so kann ein aus zahlreichen Linien bestehendes dichtes Muster in sehr kurzer Zeit, z. B. in wenigen Minuten hergestellt werden. Die Relativbewegung, welche die leuchtenden Punkte und die lichtempfindliche Platte gegeneinander auszuführen haben, kann ausschliesslich durch Bewegung der leuchtenden Punkte oder ausschliesslich durch Bewegung der lichtempfindlichen Platte oder ausschliesslich durch Bewegung des Objektiv oder durch Kombination dieser drei Bewegungen erzielt werden.
Soweit die Bewegung von den leuchtenden Punkten selbst aus-
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Punkte vom Objektiv grösser ist als die Entfernung der lichtempfindlichen Platte vom Objektiv. Es ist daher möglich, die wirklichen Bewegungen in einem grossen Massstab ausführen zu lassen und infolgedessen mit einer grober ausgeführten und daher auch billigeren Maschine genauere Zeichnungen zu erzielen, als nach dem alten Verfahren.
Die Möglichkeit, die Zeichnungen in beliebigem Massstabe zu erhalten, kann auch dafür ausgenutzt werden, zunächst eine Zeichnung in dem kleinen Massstab auszu-
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die gleiche Zeichnung in viel grösserem Massstab auszuführen, um sie in eine in diesem grösseren Mass- stab ausgeführte Zeichnung einfügen zu können, welche ausser aus dieser Guilloche aus ändern Stücken. z. B. von Hand gezeichneten Ornamenten, Schrift oder Ziffern der Fonds (welch letztere gleichfalls nach diesem Verfahren hergestellt sein können) zusammengesetzt ist. Solche z. B. in drei-bis fünffach ver- grössertem Massstab zusammengesetzte Zeichnungen werden angefertigt. um auf photomeehanischem Wege durch Verkleinerung die Druckplatte herzustellen.
Bei dem alten Guillochierverfahren mussten die Guillochen photographisch für diesen Zweck erst auf photographischem Wege vergrössert werden. da die Herstellung von Originalguillochen in vergrössertem Massstabe nicht möglich war. Es ist für die Güte der Zeichnung ein wesentlicher Fortschritt, wenn in dem erforderlichen grossen Massstabe Original- guilloehen hergestellt werden können. Dass dies beim alten Verfahren nicht möglich war, bildete wie schon oben erwähnt, den Hauptgrund, dass man in der Wertpapiertechnik bei wiehtigeren Arbeiten auf die Anwendung des photomechänischen Verfahrens überhaupt verzichtete.
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Die ausserordentliche Schnelligkeit, mit welcher selbst komplizierte und sehr dichte Guilloehen nach dem neuen Verfahren hergestellt werden können, ermöglicht es, im Gegensatz zum alten Verfahren, in kurzer Zeit eine Anzahl von Proben unter jedesmaliger Abänderung der Bewegungsbedingungen, der Zahl und des Abstandes der leuchtenden Punkte usw. herzustellen, um aus ihnen das für den besonderen Zweck geeignetste Muster auszusuchen. Man kann die Proben in viel systematischerer Weise abändern. Ergeben sich beispielsweise bei der fertigen Zeichnung zwischen einer Liniengruppe und der benachbarten Liniengruppe zu grosse unausgefüllte Flächen, so kann man die beiden Gruppen von leuchtenden
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werden können.
Es ergeben sich neue Wirkungen, wenn die leuchtenden Punkte nicht in einer einzigen geraden Linie, sondern in einer krummen Linie oder in mehreren geraden oder krummen Linien angeordnet werden. Es ergeben sich neue eigenartige Wirkungen, wenn den einzelnen Gruppen von leuchtenden Punkten Eigenbewegungen erteilt werden. Die leuchtenden Punkte können gleichzeitig oder gruppenweise in kurzen regelmässigen Zeitabschnitten abgeblendet oder ausgelöscht werden. Es entstehen dann unterbrochene Linien. Die gesetzmässig angeordneten Unterbrechungen der Linienbüschel ergeben eigenartige, in besonderen Fällen strahlenförmige, Wirkungen.
Das neue Verfahren ermöglicht auch, in einfacher Weise stereoskopisehe Wirkungen zu erzielen, welche auf anderm Wege nicht erzielbar sind. und welche unter gewissen Voraussetzungen einen geradezu vollkommenen Schutz gegen Naehahmungen bilden, beispielsweise kann eine stereoskopische Wirkung auf folgendem Wege herbeigeführt werden : Nimmt man die Bahn der leuchtenden Punkte nicht mit einem sondern gleichzeitig mit zwei in einer gewissen Distanz stehenden Objektiven auf (wobei natürlich die lichtempfindliche Platte sich gleichzeitig so bewegen muss, dass immer die scharfe Einstellung gewahrt wird), und bewegt man die Ebene, innerhalb deren die leuchtenden Punkte sich bewegen, periodisch auf und ab. so werden die von den Punkten beschriebenen Bahnen Raumkurven sein.
Die mit den beiden Objektiven erzeugten Bilder ergeben dann zusammen bei der Betrachtung im Stereoskopapparat eine plastische Darstellung der Raumkurven. Werden diese beiden Bilder von einem Druekstock in verschiedenen zweckmässig gewählten Farben, z. B. in Irisdruck, gedruckt, und wird auch das sogenannte, ; Schutznetz''. (das gleichfalls plastische Wirkung haben kann), in zweckmässig gewählter Farbe aufgedruckt, dann ist eine Nachahmung weder durch Nachzeichnen, noch auf photomechanischem Wege möglich.
In der Zeichnung ist eine zur Ausführung des neuen Verfahrens dienende Vorrichtung in einem besonders einfachen Ausführungsbeispiel schematisch dargestellt.
Ein Uhrwerk, dessen in einer Federtrommel 5 gelagerte Uhrfeder 6 durch eine Aufzugswelle 7 aufgezogen werden kann, ist auf einer festen Grundplatte 2 so angeordnet, dass es sich bei seinem durch die (nicht gezeichneten) Hemmungsteile geregelten Ablauf mit seinem Gehäuse 4 um die in der Platte 2
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gelagerter Zahntrieb 9 auf einem'auf der festen Federwelle 1 fest gelagerten Zahnrade J ab. Auf dem oberen Ende der Welle 8 ist eine Kurbel 73 befestigt, deren Kurbelzapfen 1'Z in einem senkrecht zur Zeichenebene stehenden Schlitz eines Wagens 11 eingreift, der mit Rädern in einer auf dem Gehäuse 4 befestigten Gradführung 10 verschiebbar ist. Der Wagen 11 trägt einen Kasten 1. J, der im Innern eine (nicht gezeichnete) Lichtquelle, z.
B. eine Quecksilberdampflampe trägt ; und oben durch eine Milchglasplatte 16 abgeschlossen ist. Oberhalb der Milchglasplatte ist eine Blende 16, in welcher mehrere
Gruppen von verschieden grossen Löchern 17 gebohrt sind. Diese Löcher wirken als kleine leuchtende Flächen oder leuchtende Punkte. Oberhalb des Uhrwerks ist ein photographischer Apparat A angeordnet, dessen lichtempfindliche Platte auf die Blende 16 eingestellt ist. Die ganze Vorrichtung wird in einem dunklen Raum aufgestellt. Beim Ablauf des Uhrwerkes machen die kleinen leuchtenden Flächen kom- plizierte Bewegungen, welche aus der Drehbewegung des Uhrgehäuses 4 und der geradlinigen Bewegung des Wagens 11 sich zusammensetzt.
Durch Änderung des Kurbelrades. durch Änderung des Verhältnisses der Umdrehungszahlen der Welle 8 und des Gehäuses 4 und durch Änderung der Anzahl der leuchtenden Punkte oder der Anzahl der Platten, durch Änderung der Grösse und der Form der einzelnen leuchtenden Punkte, durch Änderung des Abstandes der leuchtenden Punkte untereinander und des Abstandes der einzelnen Gruppen können die allermannigfaltigsten resultierenden Bewegungen und verschiedenartigsten Zeichnungen erzielt werden. Die zusammengesetzte Bewegung kann auch aus einer grösseren Zahl von Einzelbewegungen und aus andersartigen Einzelbewegungen zusammengesetzt werden. Es kann auch die lichtempfindliche Platte und das Objektiv Eigenbewegungen erhalten.
Es kann auch die Anordnung so getroffen werden, dass die einzelnen Gruppen der leuchtenden Punkte Sonder- bewegungen ausführen. Es kann die Anordnung so getroffen sein, dass die leuchtenden Punkte auch noch in zu ihrer Bahnebene senkrechter Richtung bewegt werden, und dass diese Bewegungen nicht durch ein,
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hergestellten leuchtenden Punkte können auch kleine leuchtende Körper, wie z. B. kleine Glühlampen verwendet werden.
Ein besonderer Vorzug des neuen Verfahrens, insbesondere bei dessen Ausbildung mit stereoskopischer Anordnung ist noch, dass nicht nur die Herstellung von Nachahmungen erschwert und so gut wie unmöglich gemacht wird, sondern auch, dass das Vorliegen einer Nachahmung schnell und sicher und von jedem Laien festgestellt werden kann.
PATENT-ANSPRtCHE :
1. Guillochierverfahren. dadurch gekennzeichnet, dass eine kleine leuchtende Fläche oder eine beliebig grosse Zahl solcher kleiner leuchtenden Flächen in einem dunklen Raum gegenüber einem photographischen Apparat angeordnet werden, und dass entweder die kleinen leuchtenden Flächen oder das Objektiv oder die photographische Platte oder zwei dieser drei Teile oder alle drei Teile aus mehreren einfachen Bewegungen zusammengesetzte Bewegungen in der Weise ausführen, dass die auf der Platte
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lichen Bewegungen ausführen, so dass die Bahnen der leuchtenden Punkte photographiert werden.