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Verfahren zur Herstellung von Jacquardweberei-Erzeugnissen. Es sind
Arbeitsweisen bekannt, die sich entweder auf die photographische, photochemische
oder photomechanische Herstellung einer Art Patrone oder harte beziehen oder mit
Hilfe elektrischer oder photoelektrischer Einrichtungen von einer das herzustellende
Muster oder Bild wiedergebenden Platte aus unmittelbar auf die Jacquardmaschine
oder Levier- oder Kartenschlagmaschine einwirken.
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Die Herstellung solcher Musterpatronen hat sich als umständlich und
kostspielig, die Anwendung in der Praxis zum Teil als unwirtschaftlich erwiesen.
Die sogenannten elektrischen Patronen bzw. die unmittelbare, d. h. kartenlose Einwirkung
auf die Jacquardmaschine bedingen überdies die sehr kostspielige Anordnung von Solenoiden
oder Elektromagneten für jede Platine bzw. Nadel der Jacquardmaschine.
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Die vorliegende Erfindung kennzeichnet sich durch den Fortfall des
eigentlichen Patronenverfahrens, also der mit oder ohne Bindungspunkte gezeichneten,
gemalten oder photochemisch bzw. photomechanisch hergestellten Musterpatronen, also
auch der elektrischen Patronen und durch den Wegfall der bisher gebräuchlichen Papp-
und Papierkarten, und zwar ohne konstruktive Abänderung der bestehenden jacquardmaschinensysteme
und ohne die kostspielige elektrische Einstellung der Jacquardmaschine.
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Das neue Verfahren erstreckt sich auf die verschiedensten Bindungsarten
und die mannigfaltigste Technik und erfordert an Stelle der bisherigen Patronen
und Karten ein Photonegativ (9X12) des zu webenden Musters, das nach der Natur,
z. B. Blätter, Blüten, Blumen, Früchte, Landschaftsteile usw. oder nach einer Zeichnung
(Entwürfe beliebiger Figuren usw.) oder auch nach Gemälden aufgenommen wird und
einen mit einer geeigneten Masse überzogenen Zylinder, welcher die durch das Muster
bedingten Eindrücke enthält. Bei mehrfarbigen Musterungen ist eine farbenphotographische
Platte zu verwenden, während bei einfarbigen Dessins, bei welchen der Effekt in
dem Gewebe nur durch verschiedene Abbindungen erreicht wird (Damaste usw.), eine
gwöhnliche Platte genügt.
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Dem den Erfindungsgegenstand bildenden neuen Verfahreti dienen zwei
getrennt und voneinander unabhängig arbeitende Apparate, und zwar: a) ein Musteraufnahmeapparat,
b) ein Musteraushebeapparat.
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Der Musteraufnahmeapparat ist auf einen Tisch montiert und kann in
einem beliebigen Raum, z.B. in einem Bureau- oder Meisterzimmer untergebracht werden.
Zum Antriebe wird entweder ein Elektramotor verwendet, welcher an die zumeist vorhandene
elektrische Leitung tangeschlossen wird oder eine Aufzugsvorrichtung mit Gewichtsantrieb.
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Voraussetzung ist, daß der Musteraufnahmeapparat von einer Person
bedient bzw. eingestellt wird, die sich von vornherein im Klaren ist, durch welche
Bindungen, Farben usw. das zu webende Muster bzw. dessen Licht-und Schatteneffekte,
Tönungen u. dgl. erzielt werden sollen.
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Will man eine Figur im Gewebe naturähnlich darstellen, so kann dieselbe
nicht durchgehend ein und dieselbe Köper- oder Atlasbindung (Abb. i bis 3) erhalten,
sondern es muß gesucht werden, der Figur die nötigen Schatten zugeben. Abb. 4. stellt
z. B. einen fünfbindigen Atlasschatten dar, der 1, 2, 3, 2, 1 gezogen ist. Abb..
5 und, 6 zeigen die beispielsweise Ausführung in mehreren Bindungen. Abb. 5 ist
die Skizze eines Blattes, Abb. 6 die Patrone des eingeklammerten Teiles von Abb.5;
a ist hier zehnbindiger Köper, b achtbindiger Atlas und c achtbindiger Atlasschatten
1, 3, 4, 5, 7 gezogen.
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Bei diesen ein- und doppelseitig verlaufenden Schattenbindungen ist
es schwierig, mit den bekannten Einrichtungen zu arbeiten, die unter Verwendung
von Selen, Kommutatoren und endlosen Bindungsbändern mit elektrischen Jacquardmaschinen
oder bei Levier-und Kartenschlagvorrichtungen die Herstellung der Patronen zu vereinfachen
suchen. Ein Fortfall der bisher verwendeten Patronen aber ist durch den Erfindungsgegenstand
erreicht.
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An Stelle von Selen können auch photoelektrische Zellen zur Anwendung
kommen. Eine beispielsweise Ausführung der vorliegenden Erfindung wird an Hand der
Zeichnungen erläutert.
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Abb.7 ist eine einfache Skizze des Projektionsapparates, der neben
dem Aufnahmerahmen (Abb. 8), den Bindungs- und Farbenwählern
(Abb.
r4), dem Bindungsverriegler (Abb. r7), dem Schuß- und Farbenordner (Quermagnetismusapparat,
Abb. 2o), den Elektromagneten (Abb. 2 r) und mehreren Relais und Schaltvorrichtungen
usw. den wesentlichsten Teil des Musteraufnahmeapparates darstelli.
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Von der Lichtquelle 27 (Abb. 7) werden die Lichtstrahlen durch die
Linsen 28, das Photonegativ 29 und je einen verstellbaren Längs-und Querstrichraster
3o auf eine Mattglasscheibe ro (Abb. 8) projiziert. Auf der Mattglasscheibe ro erscheint
infolgedessen mehrfach vergrößert und gleichzeitig in quadratische oder rechteckige
Karos geteilt, das zu webende Dessin, jedoch ohne Abbindungspunkte. Hinter der Mattglasscheibe
sind zehn Aufnahmekapseln (Abb. 9 bis r r) in Abyständen von 5o mm in einen horizontal
und vertikal beweglichen Rahmen (Abb.8) eingebaut. Diese zehn Aufnahmekapseln umschließen
je eine Selen- bzw. photoelektrische Zelle, wovon jede in einen besonderen Stromkreis
geschaltet ist. Die Abblendungsvorrichtung ist am Objektiv 28 angeordnet; der Raum
zwischen Lichtquelle und Aufnahmerahmen ist lichtdicht abgeschlossen.
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Abb.8 ist eine schematische Darstellung des Aufnahmerahmens.
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Der Rahmen r bewegt sich in Zeitabständen von r,8 Sekunden schrittweise
dadurch von links nach rechts, daß die lotrechte, mit dem Rahmen verbundene Welle:!
wagerecht verschiebbar angeordnet ist und mit dem Gleitröllchen 3 durch das Gewicht
4 an die Transportschnecke 5 gedrückt wird. Durch eine Zahnschaltung wird die Transportschnecke
5 mittels des Winkelrädergetriebes 6 in Pfeilrichtung a bewegt, bis diese eine ganze
Umdrehung beendet und der Rahmen r dadurch 5o mm zurückgelegt hat. In diesem Augenblick
gleitet der Zapfen 3 in der abgefrästen Kante 7 der Transportschnecke 5 in Pfeilrichtung
b durch das Zuggewicht 4 in seine Anfangsstellung zurück. Die Schaltvorrichtung
für die lotrechte Bewegung des Rahmens r ist mit der Schaltvorrichtung für die wagerechte
Verschiebung so verbunden, daß die lotrechte Bewegung in dem Augenblick erfolgt,
in welchem der Rahmen i in Pfeilrichtung b zurückgeht. Die Schaltvorrichtung gestattet
die Einstellung in jeder geraden Zahl zwischen ro und 25o auf 5omm sowohl für die
wagerechte wie für die lotrechte Bewegung des Rahmens. 8 und 9 sind Führungsschienen.
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Abb. 12 und 13 zeigen Schlitzbänder für die Einstellung der
Lichtkanäle der Zellenkapseln (Abb.9 bis r r). Diese ermöglichen durch Verschieben
den Lichtkanälen in jeder Größe von 0,2 bis 5 mm quadratische oder rechteckige Öffnungen
zu geben.
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In Abb. 14, 15 und 16 ist ein Bindungsw,ähler schematisch
dargestellt. Um ein auf dem ballistischen Prinzip beruhendes, für den vorliegenden
Zweck besonders konstruiertes Galvanometer 32 sind zwei Kontaktringe 13
und
14 gelagert. Der innere Ring 13 hat zwölf Segmente und dient zur Farbenwahl, der
äußere Ring 14 umfaßt 36 Segmente und dient zur Bindungswahl.
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Abb. 15 zeigt schematisch eine vergrößerte Schnittansicht durch die
Ringe 13 bis 16.
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15 und 16 sind Stromringe. Zwischen den Kontaktringen
13 und 14 und den Stromringen 15 und 16 bewegt sich bei Belichtung der Selenzellen
31 die Kontaktnadel 17 in Pfeilrichtung c (Abb. 14). Diese Kontaktnadel r 7 ist
isoliert zwischen Steinen gelagert und trägt am äußeren. Ende zwei Silberblättchen
18.
In den Kontaktringen 13 und 14 ruhen lotrecht bewegliche Stiftchen
19 und 2o (Abb. 15),
und zwar im Kontaktring 14 3 5 Stück und im Kontaktring
13 11.
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Derselbe Elektromagnet (in den Skizzen nicht angegeben), der die Lichtquelle
im Aufnahmeapparat abblendet bzw. die Belichtungsdauer regelt, schließt in dem gleichen
Augenblick des Belichtungsabschlusses einen besonderen Stromkreis, in welchem eine
Solenoidspule geschaltet ist, deren Kern in Verbindung mit einem Kniehebel den Zahnring
2 r (Abb. 15 und 16), der unter den Stiftchen r9 und 20 angeordnet
ist, in Pfeilrichtung d um eine Zahnlänge bewegt. Dadurch werden die Stiftchen r
9 und 20 um 2 mm gehoben und halten somit die Kontaktnadel 17 über irgendeinem Segment
eines Kontaktringes fest. In demselben Moment drücken auch die Stromringe 15
und 16 gegen die Kontaktringe 13 und 14, wodurch der Arbeitsstrom durch jenes
Segment geleitet wird, über dem sich gerade die Kontaktnadel befindet. Die Stromringe
15 und 16 sind so angeordnet, daß nach Bedarf der innere oder äußere Ring ausgeschaltet
werden kann. Dieser ganze Vorgang benötigt einschließlich der Rückkehr der Kontaktnadel
in die Ruhelage 1,4 Sekunden.
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Sobald die Aufnahmezelle 31 (Abb. 9 bis i i) belichtet wird, erfolgt
im Galvanometer des Bindungswählers (Abb. 14) ein gedämpfter Nadelausschlag, und
zwar mehr oder weniger stark, je nachdem die Belichtung der Aufnahmezelle durch
eine hellere oder dunklere Stelle des Photonegativs erfolgt. Nach Abschluß der Belichtung
(o,6 Sekunden) kehrt die Nadel 22 des Galvanometers in ihre Ruhelage zurück, während
die mitbewegte Kontaktnadel 17, die die etwaigen Schwankungen der Galvanometernadel
nicht mitmacht, dort durch die Stiftchen 19
und 20 (Abb. 15) festgehalten
wird, wo der Stillstand derselben erfolgt. Nach weiteren
o,8 Sekunden
senken sich die Stiftchen 19 und 2o und geben die Kontaktnadel 17 wieder
frei, die nun gleichfalls in ihre Ruhelage zurückkehrt, tun der nächsten Aufnahme
zu folgen.
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Da der den Musteraufnahmeapparat bedienende Musterzeichner aus der
Tönungsskala ersieht, welcher Nadelausschlag einer bestimmten Farbe oder Schattentönung
entspricht, so hat er nur den betreffenden Farbenordner (Abb.2o) oder Bindungsverriegler
(Abb.17) mit dem angegebenen Kontaktsegment der Rine 13 und i-1 (Abb. 1.1) zusammenzuschalten.'
Z. B. eine gewisse Tönung bringt die Nadel auf Segment 16 des Kontaktringes 14.
Diese Tönung wünscht er im Gewebe mit siebenbindigem Atlas nachzubilden; er schaltet
somit den Bindungsverriegler für siebenbindigen Atlas mit Segment 16 zusammen.
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Handelt es sich bei einem Muster darum, durch mehrere Ketten- oder
Schußrapporte den gewünschten Effekt zu erzielen, dann erfolgt die t'bertragung
in der Weise, daß die Eindrücke auf der wachsähnlichen Oberfläche des Musteraushebezylinders
4.5 (Abb. 22 und 28) durch Umschaltungen in gewissen SChüß-oder Kettenreihen aufgenommen
werden. (Das Repetierzeug kann also beibehalten werden, ist aber nicht mehr unbedingt
erforderlich.) Sollen verschiedene Farben oder Wattierschüsse usw. eingezogen werden,
so wird der hierfür vorgesehene Schuß- und Farbenordner (Quermagnetismusapparat,
Abb. 20) eingeschaltet. Der erforderliche Schützenwechsel wird, wie bisher, durch
Reserve: platinen bewirkt. Die Abbindung mehrerer Ketten untereinander erfolgt unverändert
wie bisher unter Zuhilfenahme von Reserveplatinen bzw. Hebestäben oder Schäften;
doch kann auch hier in vielen Fällen die Anwendung eines Vorderwerkes oder der Hebestäbe
unterbleiben.
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Wesentlich sind auch die Veränderungen bezüglich der verschiedenen
Schnürungen (Gallierungen). Alle jene Schnürungsarten, «-elche bisher mehr oder
weniger die Einsparung von Kartenmaterial bezweckten oder durch welche die meist
vom Kartenlauf bedingten verschiedenen Aufstellungen der Jacquardmaschinen notwendig
werden, können künftig bei der vorliegenden Erfindung umgangen werden. Ebenso ist
die verschiedenartige Aufstellung der jacquardmaschinen nicht mehr erforderlich.
Das Flottliegen von Fäden an den Konturen der zu webenden Figur wird gleichfalls
durch eine einfache Anordnung vermieden. Bei solchen Geweben, wo z. B. die Fäden
an den Umrissen der Figur nachträglich ausgeschnitten werden (Florgrund usw.) kann
die erforderliche Abbindung der Figurränder in der üblichen Weise erfolgen. Abb.
t; und 1$ zeigen drei Bindungsverfiegler. Jeder Bindungsverriegler besteht aus einer
Achse 3q., die zur Aufnahme von Nutenscheiben 35 (Abb. 18) dient und durch ein Zahnrad
36 die rotierende Bewegung erhält. Die Zahl der Nutenscheiben 35, die durch Zwischenscheiben
getrennt voneinander angeordnet werden, entspricht für jeden Bindungsverriegler
der betreffenden Bindungszahl mal 2. Der Bindungsverriegler für sechsbindigen Atlas
oder Köper besitzt somit zwölf Nutenscheiben. Diese Nutenscheiben sind derart angeordnet,
daß die ausgezahnten Nuten (Abb. 18) um den der jeweiligen Bindungszahl des betreffenden
Bindungsverrieglers entsprechenden Teilkreis versetzt sind (Abb. 17). Diese Nuten
bilden also eine doppelte Spirale. Die seitlich angeordneten Kontaktfedern (Taster)
37 entsprechen der Bindungszahl des betreffenden Verrieglers, z. B. für fünfbindigen
Atlas fünf, für i¢bvndigen Köper 14. Diese Taster 37 haben den Zweck, den' Arbeitsstromkreis
zu schließen bzw. zu unterbrechen und dadurch die, die Eindrücke auf die Oberfläche
der Musteraushebezylinder 4.5 (Abb.22 und 28) bewirkenden Elektromagnete (Abb. 21)
zu verriegeln. Die Achse 3.1 mit den N utenscheiben 3 5 ist auch achsial beweglich
und ruht auf einer auswechselbaren Bindungslehre 38. Bei jeder Aufnahme, d. h. Belichtung
der Selenzelle 3 i, erhalten sämtliche Bindungsverriegler durch die Zahnräder 36
eine der Bindungszahl entsprechende Teilbewegung. Es wird demzufolge beispielsweise
bei dem sechsbindigen Bindungsverriegler der erste Taster 37 bei der 1., 7., 13.
usw. Aufnahme, der zweite Taster bei der 2., 8., 14. usw. Aufnahme den Stromkreis
schließen. Nach der letzten Aufnahme einer Schußreihe, d. h. im gleichen Moment,
in welchem der Aufnahmerahmen i (Abb. 8) in seine Anfangsstellung zurückgleitet,
werden die Achsen 3¢ (Abb. 17) gehoben. und gleichzeitig die Bindungslehren 38 um
eine Stufe verschoben. Dadurch erhalten die Nutenscheiben 35 für jede Schußreihe
eine andere Höhenstellung und bewirken somit den Kontaktschluß durch die Taster
37 in der jedem Bindungsverriegler eigenen charakteristischen Bindungsfolge. Sämtliche
Bindungsverriegler sind auf einer Schalttafel am Tisch des Musteraufnahmeapparates
angeordnet und erhalten ihre Bewegung von einer gemeinsamen Welle aus.
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Die Schaltung der Taster 37 über die zehn Aufnahmegruppen (es erfolgen
zehn Aufnahmen durch ebensoviele Selenzellen gleichzeitig) wird dadurch erreicht,
daß jeder Taster 37 mit einem Metallblechstreifen (Bindungsstab, Abb. i9) verbunden
ist. Diese Bindungsstäbe sind wagerecht unter zehn senkrecht angebrachten Metallstäbchen
4o
(Abb. 19) angeordnet. Diese Einstellvorrichtung bezweckt, daß
jede beliebige Bindung in Grund oder Figur durch das ganze Muster in der charakteristischen
Reihenfolge trotz gelegentlicher Unterbrechungen durchgeführt werden kann, wenn
auch die Bindungszahl in der Fadenzahl der Musterbreite nicht restlos enthalten
ist. Geht die Bindungszahl in der Fadenzahl restlos auf, so können durch die verschiedenen
Aufnahmegruppen an sich keine Störungen in der charakteristischen Bindungsfolge
hervorgerufen werden, da sich für jede Aufnahmegruppe die Bindungspunkte wiederholen.
Z. B. bei 48o Faden Musterbreite wiederholt sich sechsbindiger Köper oder Atlas
in allen Aufnahmegruppen gleichmäßig. Umfaßt dagegen das Muster in seiner Breite
nur 46o Faden, so verschieben sich die Bindungspunkte der einzelnen Aufnahmegruppen
wie folgt:
Gruppe: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 zo |
Aufnahme: 6 2 4 6 2 4 6 2 4 6 |
Diese Veränderung ist in einer Tabelle für jede in Frage kommende Fadenzahl festgelegt.
Es sind an Hand dieser Tabelle lediglich bei Aufnahme eines neuen Musters die Kontaktschrauben
in dem Gruppenverriegler (Abb. i9) entsprechend einzusetzen. Im ersteren Falle würden
die Kontaktschrauben wie in Abb. i9 durch Ringe dargestellt, dagegen im zweiten
Fall (46o Faden) nach den vollen Punkten einzusetzen sein.
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Eine besondere Einrichtung (Abb. 2o) wird durch folgenden Umstand
bedingt.
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Bei der Aufnahme reihen sich immer Punkt an Punkt von links nach rechts.
Ist nun das Muster einfarbig und soll der Effekt im Gewebe nur durch verschiedene
Bindungen erzielt werden (Damast usw.), so ist, wie schon erwähnt, nur eine gewöhnliche
photographische Platte erforderlich und werden dis gewünschten Bindungen auch allein
durch die Licht- und Schattentöne des Negativs aus gelöst. anders, sobald es sich
um mehrfarbige Dessins handelt. Es können bei solchen Mustern verschiedene Farben
auf eine Aufnahmereihe treffen, die aber durch mehrere Einschläge im Gewebe nachgebildet
werden müssen, gleichviel, ob die verschiedenen Farben in der Kette oder im Schuß
zur Geltung kommen. Es müssen folglich bei der Aufnahme die verschiedenen Farben
gesondert festgehalten und gewissermaßen aufgespeichert werden, bis die für jene
Farbennachbildungen in Betracht kommenden Einschläge beim Vorrichten des oder der
Musteraushebezylinder 4; (Abb. 22 und 28) an die Reihe kommen.
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Man könnte für die Zerlegung mehrfarbiger Muster bzw. zu deren übertragung
auf die entsprechende Schußfolge Filmbänder verwenden, die unter Benutzung von Farbenfiltern
auf photographischem Wege hergestellt werden. Dies ist jedoch phototechnisch nicht
so einfach, überdies umständlich und nicht wirtschaftlich genug und führte zur Anwendung
von Quermagnetismus.
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Abb. 2o gibt von dem Farben- und Schußordner (Quermagnetismusapparat)
eine schematische Darstellung.
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Die Kontaktsegmente des Farbenringes 13 des Bindungswählers (Abb.
14) sind mit einem kleinen Doppelelektromagneten 24 (Abb. 2o) geschaltet, der bei
Stromschluß ein an den Magneten 24 vorübergleitendes 21/",mm breites Stahlband 25
quer magnetisier. Abb. 2oa zeigt vergrößert ein Stahlband und sind die magnetischen
Linien durch verschieden starke-Striche dargestellt. Die Spulen 26 bezwecken, daß
von jedem Segment des Ringes 13 ein Strom von ganz bestimmter Stärke auf die Elektromagnete
24 übergeleitet und dadurch das Stahlband dementsprechend schwächer oder stärker
quer magnetisiert wird. Ein zweites auf Glasschienen verschiebbares. Elektromagnetpaar
dient zur Abnahme der magnetischen Aufzeichnungen. Diese Abnahmeelektromagnete sind
mit Relais geschaltet, die die Arbeitsstromkreise schließen und damit die die Eindrücke
auf die wachsartige Oberfläche 45 des Aushebezylinders 43 bewirkenden Elektromagnete
(Abb. 21) betätigen. Da die Stahlbänder 2 5 auf höchst einfache Weise immer wieder
entmagnetisiert werden, sind dieselben ununterbrochen zur Aufnahme bereit und ohne
irgendwelche weitere Unkosten unbegrenzt verwendbar. Es kann auch bei Einschlägen
bzw. Aushebungen von Farben oder bei WattierSchüssen usw. zugleich jede gewünschte
Abbindung berücksichtigt werden, gleichviel ob die Aushebung bzw. Abbindung direkt
durch die Platinen der jacquardmaschine oder mittels Hebestäben, Tringles oder Bindungsgeschirr
(Vorderwerk) erfolgt.
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Abb. 21 und 22 zeigen den Musteraushebezylinder nebst Elektromagnet
in schematischer Darstellung. (Abb.22 zeigt den Schnitt der Zylinderoberfläche 45
mehrfach vergrößert.) Abb.23, 24 und 25 sind zu einem Schaltungsschema vereinigt.
Abb. 23 stellt die Schaltung eines Arbeitsstromkreises 11 dar. Vom negativen Pol
der Stromquelle (rechts) führt die Leitung direkt zum Elektromagneten (Abb. 21),
vom positiven Pol über den Stromring 15 und 16 (Abb. 15) und die Kontaktnadel 17
(Abb. i -t) nach einem Segment des Kontaktringes 14 (Abb. 14) und von diesem über
den Gruppenverriegler (Abb. i g) und den Bindungsverriegler (Abb.17) ebenfalls zum
Elektromagneten (Abb.21).
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Abb.24 zeigt die Schaltung des Stromkreises
I. Von
dem positiven Pol der Stromquelle (links) führt der Strom durch die Aufnahme- (Selen-)
zelle 3 i über ein Relais nach dem Galvanometer 32 des Bindungswählers und dem negativen
Pol der Stromquelle.
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Abb.25 ist ein Schaltungsschema von der Stromquelle (rechts) über
den Kontaktring 13
(Schuß- und Farbenwähler), ein Relais 26, den Quermagnetismusapparat
(Abb.2o), den Bindungsverriegler (Abb. 17) nach dem Elektromagneten (Abb.
2I ).
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Abb.26 und 27 zeigen eine Jacquardmaschine schematisch und einen Teil
eines bisher gebräuchlichen Kartenblattes.
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Abb.28 ist eine schematische Darstellung des Musteraushebeapparates.
Die Musteraushebeapparate sind so konstruiert, daß sie in Größe I zwei und in Größe
II vier Musteraushebezylinder 43 von verschiedenem Durchmesser ( r34 bis 268 mm
@ ) aufnehmen können und dadurch bis gooo Teilbewegungen (gleich gooo bisher gebräuchlichen
Kartenblättern) ermöglichen. Bei der Konstruktion des Musteraushebeapparates ist
in erster Linie berücksichtigt worden, daß derselbe jedem System und jeder Größe
der bestehenden Jacquardmaschinen (elektrische Jacquard-Maschinen teilweise ausgenommen)
ohne jede konstruktive Abänderung angegliedert werden kann.
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Die Vertiefungen auf der wachsähnlichen Oberfläche des Musteraushebezylinders
werden auf folgende Weise hervorgebracht.
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Neben dem Musteraushebezylinder sind zwölf Stahlgriffel in Längsrichtung
des Zylinders verstellbar angeordnet, und zwar je ein Stahlgriffel für jede der
zehn Aufnahmegruppen und je ein Griffel (die beiden äußeren) für die Reserveplatinenaush.ebungen,
gleichviel ob letztere für Schützenwechsel usw. oder für Hebestäbe usw. benutzt
werden sollen.
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Die Vorrichtung zur Bewegung der Stahlgriffel gegen die Zylinderoberfläche
ist (Abb.29) mehrfach vergrößert skizziert.
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Wird der Stromkreis zu einem der Elektromagnete 5o durch die eine
oder andere Vorrichtung (Bindungswähler, Bindungsverriegler, Gruppenverriegler,
Quermagnetismusapparat) des Musteraufnahmeapparates geschlossen, so erfolgt in demselben
Moment durch die Anziehung des Kniehebels 5 r die Einstellung des Hebelteiles 52
zwischen die Nockenscheibe 53 und den Stahlgriffel 54.
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Bei jeder Aufnahme macht der Musteraushebezylinder eine pendelartige
Bewegung, d. h. eine Drehbewegung in Pfeilrichtung e und wieder zurück. Diese Bewegung
beträgt an der Zylinderoberfläche o,5mm. Gleichzeitig erfolgt eine ganze Umdrehung
der Nockenscheibe 53. Bei geschlossenem Stromkreis drückt der Nocken der Scheibe
53 infolge der Zwischenstellung des Hebels 52 den Stahlgriffel in die gleichzeitig
sich um o,5mm gegen die Schneide des Griffels bewegende wachsartige Zylinderoberfläche,
wodurch die Vertiefung die in Abb. 29a in zehnfacher Vergrößerung skizzierte Form
erhält.
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Nach jeder Aufnahme bewegt sich der Schlitten, auf dem die Elektromagnete
5o bzw. Nockenscheiben und Stahlgriffel befestigt sind, in Längsrichtung des Zylinders
um 9,5
bis. 5 mm, je nach der Platinenzahl jener Jacquardmaschine, an welcher
der Musteraushebezylinder nach erfolgter Aufnahme eingesetzt werden soll.
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Nach Aufnahme einer ganzen Schußreihe stellt sich der Musteraushebezylinder
automatisch auf die nächste Schußreihe ein, die je nach der Gesamtzahl der Schuß-
bzw. Aufnahmereihen des ganzen Musters mehr oder weniger von der aufgenommenen Schußreihe
entfernt ist.
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Es liegen also sämtliche Vertiefungen einer Schußreihe in einer Längslinie
des Musteraushebezylinders.
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Nach Einsetzung des Musteraushebezylinders in den Musteraushebeapparat
bzw. an der Jacquardmaschine werden dann die in einer Längsreihe liegenden Vertiefungen
durch die eigenartige Anordnung der Hebenadeln schließlich wieder genau der Regel
für die bisherige Lochung der Kartenblätter entsprechend nach längs- und Querreihen
auf die 4 bis 16 Nadel- bzw. Platinenreihen der Jacquardmaschine übertragen.
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Der an Stelle der bisher gebräuchlichen Papp- oder Papierkarten die
Aushebung der Platinen bewirkende Musteraushebezylinder 43 ist zum Schutze der Eindrücke
(Vertiefungen) mit einem Blechmantel umgeben. Derselbe hat in seiner ganzen Länge
einen Schlitz, durch welchen die Tastnadeln 44 auf die Zylinderoberfläche geleitet
werden. Der Musteraushebeapparat wird der Jacquardmaschine dergestalt vorgelagert,
daß die Vornadeln 41 mit den Nadeln .12 (Abb. 26) korrespondieren. Nach Einstellung
der Schaltungsvorrichtung und Einführung des oder der Musteraushebezylinder .13
ist der Musteraushebeapparat ohne weiteres betriebsfertig. Die Tasthebel44 senken
sich bei vorhandenen Eindrücken von 0,3 mm Tiefe in der wachsartigen Zylinderoberfläche
45 (stark vergrößert in Abb. 22) an ihrem äußeren Ende um 2,8 mm. Demzufolge senken
sich auch die auf diesen Enden der Tasthebel ruhenden Hebenadeln 46 und mit diesen
die Vornadeln 4. i auf der Rechenseite. Während der schrittweisen Teilbewegung des
Musteraushebezylinders 43 sind alle Tasthehel 44 von der Zylinderoberfläche abgehoben,
wirken auf diesen somit nicht schleifend, sondern
einfallend. Durch
Senkung kommen die Vornadeln 4 1 vor den Rechenschlitz 47 zu liegen, während die
nicht gesenkten Vornadeln vor der Rechenschiene verbleiben. Wird nun analog dem
bisherigen Kartenblattanschlag der Rechen 47 in Pfeilrichtung e, d. h. gegen die
jacquardmaschine hin bewegt, so bleiben die gesenkten Vornadeln 41 in ihrer Ruhelage
und somit in der jacquardmaschine (Abb. 26), die Platinen 48 über dem Messerrücken
49, während die übrigen Vornadeln 41 von dem Rechen 47 mitbewegt und dadurch die
Platinen 48 von den Messerrücken abgedrängt werden. Es entsprechen infolgedessen
die -Eindrücke (Vertiefungen) auf der wachsartigen Oberfläche des Musteraushebezylinde-rs
43 genau den Löchern der bisher gebräuchlichen Karten.
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Die Benutzungsmöglichkeit der Musteraushebezylinder ist unbegrenzt.
Wird das darauf befindliche Muster zunächst nicht mehr benötigt, so gelangt der
Musteraushebezylinder 43 nach dem Musteraufnahmeapparat zurück. Dort wird die auf
der Oberfläche haftende Masse mittels eines Schermessers entfernt und kommt restlos
beim Neuvorrichten der Zylinderoberfläche wieder zur Verwendung. Eine einfache Kopiervorrichtung
ermöglicht es, das gleiche Muster auf eine beliebige Anzahl Musteraushebezylinder
zu übertragen und somit gleichzeitig auf mehreren Webstühlen herzustellen.
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Aufbewahrt wird an Stelle der bisher notwendigen Musterpatronen und
Karten nur das Photonegativ mit Einstellungsnotiz.
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Für einen Betrieb mit Zoo bis 3oo Jacquardmaschinen genügt ein Musteraufnahmeapparat.
Der Musteraushebeapparat (Abb.28) ist dagegen für jede Jacquardmaschine erforderlich.
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Die Erfindung ermöglicht somit die eingangs erwähnten Vorteile, nämlich
a) den Fortfall der auf kariertem Papier gezeichneten, gemalten oder mittels photographischen
Verfahren hergestellten Musterpatronen, b) den `Fortfall der bisher gebräuchlichen
Papp- oder Papierkarten (Jacquardkarten) und c) eine wesentliche Vereinfachung der
Vorrichtungen (Gallierungen usw.).