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Verfahren zur Nutzbarmachung der in Industriegasen enthaltenen ungesättigten Kohlenwasserstoffe.
Die durch Destillation von Kohle oder sonstigen, durch Inkohlung entstandenen
Stoffen usw. erhaltenen industriellen Gasgemische enthalten stets ungesättigte Kohlenwasser- stoffe, deren Menge zwar im Verhältnis zu den anderen vorhandenen, gasförmigen Körpern gering ist, unter Berücksichtigung der durch Destillation in der Industrie gewonnenen, riesen- haften Gasmengen aber doch als sehr bedeutend bezeichnet werden muss. Diesen ungesättigten Kohlenwasserstoffen (Äthylen, Propylen, Butylen usw. ) wurde bislang bei der Verwertung der Destillationsgase wenig Beachtung geschenkt, trotzdem sie sich zum Ausgangsstoff für verschiedene, technisch ausserordentlich wichtige, organische Produkte vorzüglich eignen.
Man hat zwar schon vorgeschlagen, das in Kohlendestillationsgasen enthaltene Äthylen zur Herstellung von Alkohol und Essigsäure nutzbar zu machen, indem man das Gas durch Schwefelsäure leitete und die entstehende Äthylschwefelsäure durch Verseifen mit kochendem Wasser in Äthylalkohol überführte oder indem man die Äthylschwefelsäure durch Erhitzen im hohen Vakuum zerlegte und das so erhaltene, reine Äthylen in Aldehyd als Zwischenstufe zum Alkohol oder Essigsäure überführte. Aber diese Verfahren sind alle recht um- ständlich und auch sehr kostspielig, wenn man das gewonnene Endprodukt berücksichtigt.
Die Erfinder. gehen nun einen ganz anderen Weg. Sie lassen diese ungesättigten Kohlenwasserstoffe nicht durch Schwefelsäure absorbieren, sondern sie bringen die'kohlen wasserstoffhaltigen Gasgemische, die in üblicher Weise vorher von Benzolkohlenwasserstoffen, Schwefelwasserstoff usw., befreit sind, mit Chlorgas in Berührung derart, dass die ungesättigten Kohlenwasserstoffe (Äthylen und Homologe), Chloradditionsprodukte, wie z. B. Äthylenchlorid, Propylenchlorid, Butylenchlorid usw. bilden, wie sie auch sonst bei der bekannten Anlagerung von Chlor an die genannten ungesättigten Kohlenwasserstoffe erhalten werden. Diese werden von den übrigen Gasen getrennt und stellen dann in reinem Zustande ein für verschiedene, technische Zwecke zur Weiterverarbeitung vorzüglich brauchbares Produkt dar.
Als Beispiel sei die Nutzbarmachung der im Steinkohlendestillationsgas (Leuchtgas) zu etwa 3 bis 4% enthaltenen, ungesättigten Kohlenwasserstoffe, die meist zu zwei Dritteln oder mehr aus Äthylen bestehen, näher beschrieben.
Das gewaschene und getrocknete Kohlengas wird, erforderlichenfalls nach Kühlung, in ein Gefäss geleitet, in welchem es mit einem Strome von Chlorgas in Berührung kommt.
Da Chloradditionsprodukte, nicht aber Substitutionsprodukte entstehen sollen, ist dafür zu sorgen, dass die Temperatur innerhalb der Grenzen von etwa 30 bis 1208 bleibt und kein erheblicher Überschuss an Chlor vorhanden ist. Eine besondere Kühlung bei der Chlorierung wird meist nicht erforderlich sein, da die Menge der in Reaktion tretenden Gase gegenüber den indifferenten verhältnismässig klein ist. Der Strom des Chlorgases kann leicht nach Belieben eingestellt werden und richtet sich nach der Strömungsgeschwindigkeit des Kohlengases. Die Chloraddition kann durch Verwendung eines geeigneten Katalysators beschleunigt werden. Hierbei werden nur die ungesättigten Kohlenwasserstoffe, Äthylen und Homologe, chloriert, während die übrigen Bestandteile des Gasgemisches unverändert bleiben.
Das aus
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dem Chlomrungsgefäss austretende Gasgemisch wird zur Abscheidung der chlorierten Kohlen- wasserstoffe entweder einer starken Kühlung oder einer Kompression, gegebenenfalls unter.
Verwendung einer Kühlschlange, unterworfen.
Die Abscheidung der chlorierten Kohlenwasserstoffe lässt sich in noch einfacherer Weise auch erzielen, indem man das aus dem Chlorierungsraum kommende Gasgemisch mit solchen
Stoffen, festen oder flüssigen, in Berührung bringt, welche die chlorierten Körper, nicht aber die übrigen Gase absorbieren. Beispielsweise lässt sich dies praktisch ausführen, indem man das aus dem Chlorierungsraum kommende Gasgemisch durch ein, Teeröle oder höher siedende Produkte der Mineralölraffination enthaltendes Gefäss gehen lässt, in ähnlicher Weise, wie die Gase vorher zur Entfernung aromatischer Kohlenwasserstoffe usw. gewaschen werden.
Die auf diese Weise abgeschiedenen Chloradditionsprodukte der ungesättigten Kohlenwasserstoffe, wie Äthylenchlorid, Propylenchlorid usw. stellen ein für verschiedene technische Zweige wertvolles Ausgangs- oder Zwischenprodukt dar, so z. B. für die Herstellung mehrwertiger Alkohole (Glykole) usw. Sie können auf die angegebene Weise gewonnen. werden aus Destillationsgasen, die bei der Verarbeitung von Stein-oder Braunkohlen, von Ligniten, sowie sonstigen, bituminösen Stoffen, wie auch von Ölen (Petroleum usw. ) erhalten werden.
Das vorstehend beschriebene Verfahren lässt sich nun noch erheblich verbessern, die Reaktionsdauer kann verkürzt und die Ausbeute wesentlicht erhöht werden, wenn man in der nachstehend beschriebenen Weise arbeitet.
Bekanntlich hat poröse Kohle, Holz-, Tier-oder Blutkohle, die Eigenschaft, eine Reihe von Gasen zu adsorbieren oder zu verdichten, ebenso wie andere Stoffe mit grosser Oberfläche (Platinschwamm u. dgl.). Diese Adsorbtionsfähigkeit ist nun besonders gross für Äthylen und andere ungesättigte Kohlenwasserstoffe. Nach Saussure ist die Adsorptionsfähigkeit von Buchsbaumkohle für Äthylen nahezu zwanzigmal so gross wie für Wasserstoff, siebenmal so gross wie für Methan, etwa fünfmal so gross wie für Stickstoff und viermal so gross wie für Sauerstoff. lan kann also durch einfaches Hinüber leiten von äthylenhaltigen Gasgemischen
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