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Verfahren zur Gewinnung von Hefe aus Abwässern der Zuckerfabriken.
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Gewinnung von Hefe aus Abwässern der Zuckerfabriken, welche Abwässer durch Einführung der ammoniakalischen Abwässer (Kondenswasser u. dgl.) in den Diffusionsbetrieb erhalten werden.
Die Bildung der Hefe beruht auf dem Kohlehydratgehalt der Abwässer, wird aber durch Alkoholgärung einerseits und zu starkem Säuregehalt andrerseits beeinträchtigt. Eine Säureentwicklung ; insbesondere von Milchsäure, wird durch den Zuckergehalt der Abwässer begünstigt, und zwar auf Kosten der Hefebildung. Durch die Säurebildung,. insbesondere die Milchsäurebildung, wird die Alkoholgärung unterdrückt und insofern gegebenenfalls die Hefebildung begünstigt, wenn nicht durch Zerstörung der Kohlehydrate und die zu starke Ansäuerung der Abwässer die Hefebildung beeinträchtig werden würde. Diese widersprechenden gegenseitigen Einflüsse verhindern unter normalen Verhältnissen eine stärkere Hefebildung in den Abwässern.
Es ist bereits vorgeschlagen worden, die Hefe unter Anwendung der Milchsäuregärung, starker Durchlüftung, Zusatz fremder, im Betrieb der Zuckerfabriken nicht vorhandener Nährsalze zu gewinnen. Praktische Bedeutung haben diese Vorschläge aber nicht gewonnen.
Bei dem Verfahren gemäss der vorliegenden Erfindung wird die Milchsäurebildung und damit gleichzeitig die Zerstörung der Kohlehydrate in so engen Grenzen gehalten, dass die Alkoholgärung vermieden wird und andrerseits erhebliche Verluste an Kohlehydraten nicht entstehen. Je schneller die Hefe zugesetzt'wird und das Wachstum der Hefe. beginnt, umso geringer ist der kohlehydratzerstörende Einfluss der Milchsäurebildung. Je eher die Hefe zugesetzt wird, umso grösser ist die Ausbeute, da alsdann irgendwelche nennenswerte Mengen des Kohlehydratgehaltes nicht für die Milchsäure aufgewandt werden.
Das Wesen der Erfindung besteht darin, dass die Abwässer direkt, d. h. in warmem Zustand, in, die Gärbottiche eingeführt und daselbst ohne besondere Lüftung und Kühlung mit einer für hohe Temperaturen geeigneten Hefe versetzt werden.
Die Anwendung von bei hoher Temperatur tätigen Fermenten ist bereits vorgeschlagen worden, indessen handelt es sich bei dem bekannten Verfahren um die Durchführung alkoholischer Gärungsprozesse mit Hilfe eines aus Eukalyptusblättern gewonnenen Pilzes.
Der Vorteil des Verfahrens ist folgender : Es ist möglich, ohne besondere Aufwendung von Zucker oder Melasse, ohne Nährsalze, ohne Durchlüftung, ohne Züchtung einer besonderen Heferasse allein durch einen einmaligen Zusatz einer gewöhnlichen käuflichen Presshefe als Anstellhefe bei, hoher Temperatur von 40-500 innerhalb etwa 5 Stunden'die gesamten Kohlehydrate in Hefe umzusetzen und die
Abwässer völlig zu reinigen.
Das Verfahren wird praktisch in der Weise durchgeführt, dass, man beispielsweise die ammoniakalischen Kondenswasser der Zuckerfabriken in den Diffusionsbetrieb übernimmt und sie auf diese Weise mit dem Zuckergehalt der Rübenschnitte anreichert. Die ausgelaugten Rübenschnitte werden durch den bekannten Pressprozess ihres Wassers beraubt, wobei eine derartig starke Durchlüftung dieses Wassers stattfindet, dass sich eine spätere. Durchlüftung. erübrigt. Die Abwässer laufen unmittelbar noch warm einem Bottich zu, in dem noch ein Rest von Hefe aus der vorhergehenden Periode enthalten ist. Nachdem der Bottich voll-
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gelaufen Ist, wird er 5"' :'6 Stunden der Ruhe überlassen und die sich bildende Hefe alsdann von dem klaren Abwasser durch natürliches Absetzen getrennt.
Vorteilhaft wird die Hefe alsdann einem bekannten Filtrations-und Trockenprozesse unterworfen.