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Verfahren, um Baumwolle ein transparentes Aussehen zu verleihen.
Lässt man konzentrierte Alkalien auf die Baumwollfaser einwirken, so erleidet diese gewisse chemische und physikalische Veränderungen, welche je nach den Bedingungen, unter welchen gearbeitet wird, variieren. Die grösste, praktische Bedeutung hat die Behandlung von Baumwolle mit Natronlauge unter Spannung bei gewöhnlicher Temperatur unter der Bezeichnung"Mercerisation"erlangt, wobei der Zweck des Verfahrens die Erzeugung von Seidenglanz auf der Faser ist.
Es ist auch vielfach untersucht worden, welchen Einfluss die Temperatur beim Mercerisationsprozess auf den Effekt desselben ausübe, und im Allgemeinen der Satz aufgestellt worden, dass der Mercerisationseffekt bei höherer Temperatur abnehme, bei niedrigerer Temperatur zunehme. So findet sich in Gardner : Die Mercerisation der Baumwolle, 1912" auf Seite 88 eine Tabelle, welche über die Schrumpfungsverhältnisse der Baumwolle bei verschiedenen Konzentrationen der Natronlauge bei Temperaturen von + 20 C bis + 800 C Aufschluss gibt. Ganz allgemein geht aus den bisherigen Untersuchungen hervor : i.
Dass bei Anwendung von Natronlauge von der bei der Mercerisation üblichen Konzentration von ungefähr 300 Bé die Temperatur keinen merklichen Einfluss auf den Grad der Mercerisation ausübt, d. h. dass bei Verwendung von gekühlter Lauge kein besserer Effekt entsteht als bei Verwendung von Lauge von normaler Temperatur.
2. Dass bei Verwendung von verdünnten Laugen, welche bei normaler Temperatur keinen oder einen ungenügen Mercerisationseffekt ergeben, durch Herabsetzung der Temperatur ein besserer Effekt entsteht gleich demjenigen, den man mit Laugen höherer Konzentrationen bei höheren Temperaturen enthält, d, h. also, dass man denselben Mercerisationseffekt erhalten kann, wie bei der Mercerisation mit Laugen von gebräuchlichen Konzentrationen bei gewöhnlicher Temperatur, wenn man verdünntere Laugen anwendet und dafür bei tieferen Temperaturen arbeitet.
So erwähnt z. B. Dr. A. Kirchhacker in Lehners Färber-Zeitung 19II, Seite 71, dass der Mercerisationseffekt umso besser wird, je niedriger die Temperatur ist, wenn es sich um Lauge unter go"Be handelt, dass bei höherer Konzentration die Temperatur aber keinen Einfluss mehr besitze. Versuche, die Lauge unter 00 abzukühlen, haben keinen besseren Effekt ergeben. In derselben Zeitschrift, 19II, Seite 71, sagt Dr. Franz Erban, die Abkühlung der Mercerisierlauge auf 3 bis 100 C bewirke eine Laugenersparnis.
Auch in der Dissertation von 0, Lindemann"Beiträge zur Kenntnis der Einwirkung
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stärkerer Glanz erzielt werde als bei höheren Temperaturen und dass z. B. bei o bis 50 C mit Lauge von 10'3 g NAOS in 100 cm3 ein Glanz erzielt werde, der annähernd demjenigen gleichkommt, welcher mittels konzentrierter Laugen hervorgerufen wird.
Die deutsche Patentschrift Nr. II2773 der Aktiengesellschaft J. P. Bemberg beschreibt ein Mercerisationsverfahren bei Anwendung von Laugen unter 00. Es'handelt sich hier aber
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ausdrücklich um ganz verdünnte Lauge von 10 bis 120 Bé, welche bei normalen Temperaturen noch keine Schrumpfung bewirkt, dagegen bei sehr starker Abkühlung Mêrcerisations- glanz ergeben soll.
Von einer Mercerisation unter Anwendung von Lauge unter 00 spricht auch die. deutsche Patentschrift Nr. 13II34 bzw. das Zusatzpatent Nr. 131228 von Eusebius Schaeffler. Es handelt sich hier um eine einseitige Mercerisation von Geweben. Worin die Wirkung der
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Baumwolle ist nicht die Rede.
Während laut den erwähnten Publikationen bisher bekannt war, dass durch Abkühlung von verdünnter Natronlauge auf gegen 00 C annähernd derselbe Effekt erzielt wird, wie bei
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Laugen von solchen Konzentrationen, welche bei normalen Temperaturen einen Mecerisationseffekt ergeben, also von mindestens 150 Bé, auf unter 00 C abkühlt, bei genügend langer Einwirkungsdauer die Baumwolle ein transparenteres Aussehen erhält, dass also ein neuartiger Effekt entsteht, welcher ganz velschieden ist von den bisher bekannten Mercerisationseffekten. Wird z.
B. ein Baumwollgewebe mit einer Natronlauge von 300 Be bei - 100 C während einer Minute imprägniert, so nimmt dasselbe ein transparenteres Aussehen an, welches auch nach dem Auswaschen und Trocknen nicht verschwindet, wobei unbeschadet des Effektes die Dauer der Einwirkung auch um ein Vielfaches verlängert werden kann.
Der erzielte Effekt, welcher nach den bisher bekannten Tatsachen ein überraschender ist und keinesfalls vorauszusehen war, unterscheidet sich vollkommen von demjenigen, welcher beim üblichen Mercerisationsprozesse erzielt wird. Die Konzentration der Lauge, der Grad der Temperatur und die Dauer der Einwirkung können je nach Qualität des Materials und je nach gewolltem Grad des Effektes variiert werden.
Als Ausführungsbeispiele seien hierfür genannt : i. Gebleichtes Baumwollgewebe wird mit auf - 120 abgekühlter Natronlauge von 150 Bé während fünf Minuten behandelt, wobei dafür Sorge getragen werden muss, dass die tiefe Temperatur während der ganzen Einwirkungsdauer erhalten bleibt. Hierauf wird bis zur Entfernung der Lauge gewaschen.
2. Gebleichtes Baumwollgewebe wird eingelegt in Natronlauge von 200 Bé bei einer Temperatur von-8". C und während zwei Minuten darin belassen, dann geschleudert und gewaschen.
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gekühlter Natronlauge von 30"Be während der Dauer von einer Minute aus, achtet auf gute Durchdringung des Stoffes mit der Lauge, wäscht hierauf und bleicht zum Schluss.
Variationen in den Effekten lassen sich bei Behandlung von Baumwollgeweben auch erzielen, indem man dieselben bei der Mercerisation spannt oder mehr oder weniger stark einschrumpfen lässt. Ferner lassen sich gleichzeitig gemusterte Effekte auf dem Gewerbe
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bzw. indem man Reserven auf das Gewebe aufdruckt, alsdann dasselbe der Einwirkung stark gekühlter Alkalilauge aussetzt.
Erhöhte Tranparenzeffekte lassen sich erzielen, indem man das bei niedriger Temperatur mercerisierte Gewerbe der Einwirkung von Schwefelsäure aussetzt, oder indem man dasselbe zuerst mit konzentrierter Schwefelsäure behandelt und alsdann bei niedriger Temperatur mercerisiert. Man kann auch die Schwefelsäure bei niedriger Temperatur anwenden, wobei ihre Einwirkungsdauer verlängert werden kann. Auch bei diesem kombinierten Verfahren lassen sich gemusterte Effekte erzielen im Sinne des österr. Patentes Nr. 70004. Endlich kann das Verfahren der Kalt-Mercerisation auch im Sinne des österr. Patentes Nr. 81367 der Erfindern angewendet werden, indem die Laugenbehandlung einmal oder mehrmals bei niedriger Temperatur erfolgt.
PATENT-ANSPRÜCHE :
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zeichnet, dass man sie mit Natronlauge von zu Mercerisationszwecken üblichen Konzentrationen, als von mindestens 150 Bé, bei Temperaturen von unter 00 C so lange behandelt, bis der Trausparenzeffekt eintritt.