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Wasserfarbe für Zimmerdecken und dergl.
Gegenstand der Erfindung ist eine Trockenwasserfarbe zum Malen und besonders zum Weissen von Decken und dergl. Die hier besprochene Farbe zeichnet sich vor bekannten Wasserfarben zu genannten und ähnlichem Zweck namentlich durch ihre ausserordentlich einfache Behandlungsweise und die guten Resultate aus, die damit erzielt werden, sowie durch ihre grosse Haltbarkeit, sowohl vor, wie nach dem Aufstreichen.
Zu dem genannten Zweck wurden bisher verschiedene mehr oder weniger zusammengesetzte Farben, namentlich eigentliche Leimfarben, sowie Kaseinfarben und sogenannte Moosfarben benutzt. Diesen Farbenarten ist gemeinsam, dass bei denselben der Farbstoff aus feingeteilter Kreide besteht, während das Bindemittel aus Haut-oder Knochenleim, Kasein und einer gallertartigen Abkochung von sogenanntem irländischem Moos oder Karragheen, einer an den Küsten des atlantischen Ozeans vorkommenden Alge (Sphärococcus crispus oder Chondus cj'ispus) besteht. Derartige Anstriche haben aber noch den grossen Nachteil, dass entweder die Kreide ausgeschieden wird, oder das Karragheen verschwindet, oder dass sich Hohlräume etc. bilden, welche Lebewesen, die zerstörend auf den Anstrich einwirken, als Bildungsort dienen.
Dieses ist aus ästhetischen und hygienischen Gründen aber zu vermeiden.
Gemäss vorliegender Erfindung wird diese Aufgabe dadurch gelöst, dass man der aus Kreide und Karragheengallerte hergestellten Farbe solche Stoffe zusetzt und dieselbe auf eine solche Konsistenz bringt, dass unter allen Verhältnissen deren Haltbarkeit gesichert wird, und zwar sowohl vor, wie nach dem Gebrauch, und dass die Farbe selbst von einem ungeübten Arbeiter bequem und sicher fertiggemischt und benutzt werden kann. Zu diesem Zwecke wird der Karragheelgallerte ein metallische Teile nicht angreifendes antiseptisches Mittel zugesetzt, z. B.
Borsäure, und nach beendigter Zubereitung wird die Farbe einer Austrocknung und darauf- folgenden Zerquetschung oder einem Malprozcss unterworfen, derart dass das fertige Produkt als ein trockenes, feinkörniges Pulver erscheint, das in Säcken oder anderer Verpackung in den Hände ! gebracht werden kann und sich unbegrenzte Zeit frisch und anwendbar erhält und nach clam einfachen Anrühren mit Wasser sofort gebrauchsfertig ist.
Das Verfahren zur Herstellung dieser Farbe ist folgendes :
Zuerst wird durch langsames, ea. 1 '2 Stunden langes Kochen von Karragheen mit Wasser ein'* geeignet dicke Gallerte hergestellt, die in warmem Zustande mittels Durchsiebens von den M') osf : ts ('rn und etwaigen Unreinheiten abgesiebt wird ; während diese Gallerte noch warm ist, setzt man derselben unter Umrühren eine entsprechende Menge Borsäure oder dergl. zu, welche darin gelöst wird.
Hierauf wird die Gallerte mit der pulverförmigen Kreide gemischt und, nachdem die Masse genügend durchgearbeitet und dadurch ganz gleichartig geworden ist. wird sie durch geeignete Mittel, am besten möglichst schnell, getrocknet. Nach beendetem Trocknen wird sie zu einer grics-oder pulverförmigen Masse zerquetscht oder gemahlen und ist hierauf ver- packungsfertig.
Wenn die Farbe benutzt werden soll. so wird sie einfach mit ein wenig kaltem oder warmem
Wasser zu einem Brei angerührt, der ca. 20 Minuten stehen gelassen und hierauf bis zu entsprechendem Grad mit kaltem Wasser verdünnt wird. Die Farbe ist dann gebrauchsfertig und kann direkt auf einer verputzten Kalkdecke aufgestrichen werden, ohne dass letztere einer Vorbereitung bedarf. Eine mit der hier besprochenen Fi'. robe früher gestrichene Decke wird erst mit
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Diese grosse Haltbarkeit der vorliegenden Farbe, auch nach dem Aufstreichen ist ein Moment von grosser Wichtigkeit. Es hat sich nämlich gezeigt, dass eine Decke, die mit Karragheenfarbe ohne antiseptischen Zusatz gestrichen ist, selbst dann, wenn die Farbe aus frisch gekochter Karragheengallerte bereitet wurde und in frischem Zustande aufgestrichen worden ist, nach Verlauf einiger Zeit ihren Karragheengehalt verliert, was daraus ersichtlich ist, dass sie bei späterer Abwaschung an das Waschwasser kein Karragheen abgibt.
Bei vorgenommenen Versuchen hat sich gezeigt, dass folgende Mischungsverhältnisse besonders zweckmässig sind, und zwar zur Herstellung der Karragheengallerte : 1 Gewichtsteil Karragheen auf ungefähr 22 Gewichtsteile Wasser, was ungefähr 20 Gewichtsteile Gallerte ergibt, die dann mit ca. 40 Gewichtsteilen Kreide und Gewichtsteil Borsäure gemischt werden kann. Doch können diese Verhältnisse mit gutem Resultat innerhalb recht weiter Grenzen variiert werden.
Anstatt Borsäure kann man auch andere geeignete Konservierungsmittel anwenden, z. B. Alaun oder Alkalichromat. Doch sollten nur solche Stoffe benutzt werden, die gleich der Borsäure ohne Einwirkung teils auf die Metallgefässe, worin die Farbe gewöhnlich beim Gebrauch angerührt wird, teils auf die Pinsel, und zwar namentlich auf deren Metalldrahtbewicklung und dergl., und endlich auf die Schraubenhaken in der Zimmerdecke und andere darin befindliche metallische Körper bleibt. Salizylsäure ist somit unbrauchbar, da dieselbe die genannten Gegenstände stark angreift und dadurch teils diese zerstört teils die Decke missfärbt.
Auch Borax ist als antiseptisches Mittel nicht geeignet. Denn es zeigt sich, dass, wenn man der Farbe diesen Stoff zusetzt, ein feines und voluminöses Pulver aus der Farbe austritt, welches abfällt und in der Decke unzählige feine Poren zum Schaden ihres Anstriches hinterlässt.
Falls man wünscht, dass die aufgestrichen Farbschicht eine gewisse Härte erhält, so kann man die Farbe vorteilhaft mit etwas Pfeifenton oder geschlämmten Kaolin oder mit beiden zugleich mischen.
Ferner hat es sich als zweckmässig erwiesen, der neuen Farbe eine gewip : e Menge Syrup, Rübenmelasse oder dergl. in bekannter Weise zuzusetzen. Diese Stoffe haben bekanntlich die Wirkung, dass sie die Bindekraft der Farbe erhöhen, was von Vorteil ist, da die eigene Bindekraft des Karragheen ziemlich gering ist, und zugleich wirken diese Stoffe, und zwar namentlich die Melasse, konservierend auf das Karragheen und erhöhen also dessen Widerstandskraft gegen Angriffe durch Kleinlebewesen. Als passende Menge kann man der obengenannten Mischung, z. B. \' ;, Gewichtsteil Rübenmelasse, oder eine etwas grössere Menge Syrup zusetzen. Dieser Stoff kann zweckmässig. nach Auflösung der Borsäure zugesetzt werden.
Syrup oder raffinierte Melasse zeigt sich als Zusatzmittel besser geeignet als rohe Melasse ; denn diese letztere enthält bedeutende Mengen Kalisalze, die Wasser ansaugen und dadurch die Decke leicht schuppig machen, sowie die Pinselstriche hervortreten lassen. Diese Dbelstände zeigen sich dagegen nicht bei Verwendung von Syrup oder Melasse, die von Kalisalzen gereinigt ist.
Endlich kann man der Farbe einen Zusatz von einem beliebigen Farbstoffe geben, falls man wünschen sollte, dass sie einen Farbenton erhält. Dieser Zusatz ist natürlich an der Verwendungsstelle zu machen.