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Verfahren zur Herstellung eines pulverförmigen Anstrichmittels Die
Erfindung bezieht sich auf ein besonderes Verfahren zur Herstellung eines pulverförmigen
Anstrichmittels, das überwiegende Mengen Faserstoffe und untergeordnete Mengen einer
in kaltem Wasser quellenden Stärke enthält. Derartige Anstrichmittel sind an sich
bekannt. Der in der Regel io bis 3o % betragende Zusatz der im kalten Wasser quellenden
Stärke oder eines sonstigen Leimstoffes hat den Zweck, eine einwandfreie Verkittung
und ein sicheres Haften auf dem Untergrund zu gewährleisten. Diese bekannten Anstrichstoffe
haben neben einer Reihe guter Eigenschaften, wie z. B. guter Haftfähigkeit auf dem
Untergrund und hoher Widerstandsfähigkeit gegen Temperatur- und Feuchtigkeitsänderungen
sowie gegen mechanische Stöße, auch eine Reihe von Nachteilen.
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Die genannten Faserstoffanstriclunittel lassen sich nur sehr schlecht
mit dem Pinsel verstreichen; sie müssen in der Regel gestupft werden, da sie sich
unter dem Pinsel zu Knoten und Klumpen zusammenschieben. Sie neigen ferner außerordentlich
stark zur Staubbildung, insbesondere ist dies der Fall, wenn der Faserstoff besonders
fein gemahlen (tot gemahlen) oder durch chemischen Abbau (Oxydation, Hydratation)
in seiner Struktur verändert ist. Diese intensive Staubplage ist bei der Fabrikation,
Lagerung und Verpackung außerordentlich lästig; denn sie verursacht nicht nur beträchtliche
Verluste, der feine Staub ist auch gesundheitsschädlich und zeigt pyrophoren Charakter,
so daß seine Bekämpfung zu kostspieligen Sicherheitsmaßnahmen, wie Absaugvorrichtungen
usw., zwingt. Die genannten Nachteile werden gemäß der Erfindung vollkommen vermieden,
und zwar geschieht dies dadurch, daß die Überführung der Stärke bzw. der stärkehaltigen
Produkte in im kalten Wasser quellende Form im Gemisch mit den Faserstoffen, die
in dem Gemisch in überwiegender Menge vorhanden sind, durchgeführt wird. Die Faserstoffe
sind zweckmäßigerweise noch ungetrocknet, wenn sie mit der Stärke bzw. den stärkehaltigen
Produkten gemischt werden.
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Dadurch, daß sich der Aufsuhlußprozeß der rohen Stärke innerhalb des
Faserstoffgemenges vollzieht, werden die einzelnen Fäserchen vollkommen mit Stärkelösung
durchdrungen und durch den sich anschließenden Trocknungsprozeß mehr oder weniger
stark miteinander verklebt. Bei der überfübrung solcher Produkte in Pulverform,
beispielsweise durch Mahlen, zerfallen diese nicht mehr in die einzelnen isolierten
Fasern und Fäserchen. Diese bleiben vielmehr zu mehr oder weniger großen Aggregaten
verbunden,
die erst beim Gebrauch, durch das Auflösen des Produ#tes
in kaltem Wasser, in die einzelnen Fasern zerfallen. Auf diese Weise ist es möglich;
ein- verhältnismäßig grobkör=-niges Pulver zu erhalten, dessen staubfeixier Anteil
nur einen unwesentlichen Bruchteil der, Gesamtmenge ausmacht. ' Weiter hat sich
die überraschende Tatsache ergeben, daß solche Anstriclunittel nach dem Anrühren
mit Wasser ohne jegliche Schwierigkeit ebenso wie Leimfarbenanstriche sich verstreichen
lassen. Sie ergeben einen glatten, vollkommen gleichmäßigen Anstrichvon höchster
Bindekraft. Dies erklärt sich wahrscheinlich daraus, daß ein intensives Durchdringen
der einzelnen Fasern mit Leimstoff durch die beschriebene Behandlungsweise stattgefunden
hat, so daß die Fließelastizität des angerührten Produktes günstig beeinflußt und
ein besseres Verkleben der einzelnen Fasern, beim Auftrocknen ermöglicht wird.
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Die gleiche günstige Wirkung zeigt sich, wenn man den Faseranstrichstoffen
zwecks Abtönung Malerfarben hinzusetzt. Diese werden wesentlich fester gebunden
und bleiben gleichzeitig mit dem Pinsel leicht verstreichbar_ So ist es z. B. möglich,
die sog. Marsfarben, die infolge ihrer Echtheit ein großes Anwendungsgebiet besitzen,
aber mit wäßrigen Bindemitteln sich nur sehr schwer wischfest binden lassen, absolut
reib- und stoßfest auf die Wand zu bringen Ein nicht unerheblicher Vorteil des neuen
Verfahrens besteht schließlich. darin, daß die Trocknung des Faserstoffbreies gleichzeitig
mit dem Aufschluß des Stärkemehles in einem Arbeitsgang erfolgt. Dadurch ist es
möglich, den Herstellungsprozeß beträchtlich zu vereinfachen und zu verbilligen.
Als'Faserstoff eignen sich alle jene Produkte, die, in Wasser aufgeschlämmt, ihre
faserige Struktur beibehalten, wie Zellstoff, Fangstoff, Holzschliff, Oxycellulose,
Hydrocellulose, Asbest u. dgl.
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Es sei darauf hingewiesen, daß es zur Herstellung eines Klebstoffes
schon vorgeschlagen ist, unmittelbar aus Kartoffelreibsel nach Entfernung der Eiweißstoffe,
jedoch in Gegenwart der in den Kartöffelreibseln enthaltenen Cellulosefasern in
kaltem Wasser quellende Stärke herzustellen. Hierbei ist jedoch der Anteil der Cellulosefasern
ein sehr geringer (2 bis 3 % der Stärke), und die Cellulosefasern spielen lediglich
die Kolle einer unschädlichen Verunreinigung. Wegen des außerordentlich niedrigen
Gehaltes an Cellulosefasern weist das bekannte Verfahren nicht die - für die vorliegende
Erfindung charakteristischen, oben näher auseinandergesetzten Vorteile auf, welche
überhaupt nur dann auftreten können, wenn es sich um, einen Anstrich handelt, der
eine überwiegende Menge von Faserstoffen und eine untergeordnete Menge einer in
kaltem Wasser ` 4-gellenden Stärke enthält.
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Aufschluß der Stärke bzw. der stärke-Produkte im Gemisch mit den Faserstoffen
kann in verschiedener Weise durchgeführt werden; beispielsweise kann man das wasserhaltige
Faserstoff-Stärke-Gemisch mit oder ohne Zusatz von Alkali oder anderen Aufschlußmitteln
in dünner Schicht einer kurzen Hitzebehandlung unterwerfen, indem man es z. B. über
geheizte Walzen laufen läßt. Die Stärke verbindet sich während des. Aufschlußprozesses
in innigster Weise mit dem Faserstoff. Das von den Walzen abgenommene Trockenprodukt
wird gemahlen und evtl. gesichtet. Setzt man es mit einer bestimmten Menge kalten
Wassers an, so geht die vorhandene Stärke in Lösung und bildet mit dem Faserstoff
zusammen eine leicht flüssige Masse, die mit dem Pinsel mühelos auf der Wand verstrichen
werden kann und zu einem außerordentlich widerstandsfähigen, zusammenhängenden überzug
auftrocknet.
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Der Aufschluß der Stärke kann aber auch in jeder anderen bekannten
Weise erfolgen. So kann man das Faserstoff-Stärke-Gemisch mit einer konzentrierten
Lösung von die Stärke zum Quellen bringenden Salzen, beispielsweise Rhodanammon,
-Chlormagnesium, Chlorcalcium usw, behandeln. Das Produkt geht dann in eine voluminöse,
krümelige Masse über, die nach dem Trocknen leicht pulverisiert werden kann und
ebenfalls beim Anrühren mit Wasser einen gebrauchsfertigen Anstreichstoff darstellt.
Ausführungsbeispiel r 3ookg Hydrocellulose, mit einem Wassergehalt von etwa 650!o,
werden mit 2o kg
Kartoffelmehl innig verrührt. Dann setzt man o,3 kg Natronlauge
(3 o° B6) zu und läßt den Brei auf über 'too° erhitzte rotierende Walzen auflaufen,
wobei das Produkt gleichzeitig aufgeschlossen und getrocknet wird. Ausführungsbeispiel
2 3oo kg Oxyeellulose mit einem Wassergegehalt von etwa-' 65 % werden mit 2o kg
Kartoffelmehl innig verrührt, Dann setzt man 2o kg Caleiumchloridlösung, spe'. Gewicht
440, zu und bringt das Gemisch auf bekannte Weise zur Trocknung.
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Man kann auch vor oder während des Aufschlusses die bei Quellstärke
üblichen, für bestimmte Zwecke erforderlichen Zusätze, wie Oxydationsmittel, Salze,
Seifen, Harzleim usw., zumischen: