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Verfahren zur dauerhaften Formgebung von Keratin enthaltendem oder aus Keratin bestehendem Fasergut
Es ist bekannt, Fasergut, das Keratin enthält oder aus Keratin besteht, dadurch dauerhaft in eine gewünschte Form zu bringen, dass man es mit Mercapto-carbonsäuren imprägniert und dann unter Form- gebung oxydiert oder mit Wasserdampf erhitzt. Diese Verfahren haben eine Reihe von Nachteilen, die ihre Anwendung erschweren oder einschränken. So ist es schwierig, mit ihnen gleichmässige Effekte zu erzielen ; gefärbte Artikel können an den behandelten Stellen leicht Farbveränderungen erleiden und in Gegenwart von Eisenionen entstehen intensive rote Verfärbungen des Behandlungsgutes ; die Verfahren können nicht in den Webereien durchgeführt, sondern müssen vom Konfektionär angewendet werden.
Aus dem letztgenannten Grund ist ein Verfahren erwünscht, das den Webereien ermöglicht, Fasergut der genannten Art zu sensibilisieren, d. h. ihm für längere Zeit die Fähigkeit zu erteilen, eine ihm mit Hilfe einfach durchführbarer Massnahmem mitgeteilte Form beständig beizuhalten. Zur Erreichung dieses Zieles hat man bereits vorgeschlagen, Fasergut der genannten Art mit Natrium- oder Ammoniumsulfit zu behandeln ; durch Formgebung in Verbindung mit einer Wasserdampfbehandlung bei erhöhter Temperatur erhält man bei diesem Verfahren eine dauerhafte Formveränderung.
Auch dieses Verfahren erfüllt jedoch nicht ausreichend die Wünsche der Verarbeiter. Die durch die erste Verfahrensstufe erzielte Sensibilisierung des Fasergutes geht nämlich nach einiger Zeit wieder verloren, so dass es oft nicht möglich ist, das sensibilisierte Gut auf dem Weg vom Ausrüster bis zum Verarbeiter genügend lange zu lagern.
Auch Salze des Monoäthanolamins sind schon für die dauerhafte Formgebung von Keratin enthaltendem oder aus Keratin bestehendem Fasergut vorgeschlagen worden. Doch sind die damit erzielbaren Effekte nicht ausreichend waschbeständig.
Zum Veredeln von Keratinmaterial ist auch die Verwendung organischer Sulfit-Verbindungen bekannt. Die verwendeten inneren Ammoniumsalze sind jedoch sehr empfindlich und werden beispielsweise in alkalischem Milieu leicht zersetzt. Das dabei entstehende Sulfit wird schon durch den Sauerstoff der Luft oxydiert und damit der Reaktion mit dem Keratin entzogen. Daher bringt das bekannte Verfahren vor allem dann Nachteile, wenn eine länger anhaltende Sensibilisierung gewünscht wird.
Es wurde nun ein Verfahren zur dauerhaften Formgebung von Keratin enthaltendem oder aus Keratin bestehendem Fasergut, beispielsweise Garnen, Vliesen, Filzen und vorzugsweise Geweben und Gewirken, sowie aus diesen hergestellten Textilwaren, wie vor allem Kleidungsstücken, aus Wolle und andern tierischen Fasern, durch Behandlung mit Amino- oder Ammoniumgruppen enthaltenden Estern der schwefeligen Säure, gefunden, das diese Nachteile nicht hat.
Das erfindungsgemässe Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, dass man das Fasergut mit wässerigen Lösungen oder Dispersionen von Verbindun - gen imprägniert, die in der Betainform der allgemeinen Formel
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entsprechen, in der R1 einen gegebenenfalls substituierten Kohlenwasserstoffrest, R und R3 Wasserstoffatome oder niedere Alkylreste, die bevorzugt 1 bis 5 Kohlenstoffatome enthalten, R4 und Rg Wasserstoffatome oder gegebenenfalls substituierte Kohlenstoffreste, bevorzugt mit 1 bis 20 Kohlenstoffatomen, bedeuten, und das imprägnierte Fasergut, gegebenenfalls nach vorheriger Trocknung, Zwischenlagerung und/oder Verarbeitung zu Kleidungsstücken, unter Formgebung mit Wasserdampf von 100 bis 1500C erhitzt.
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mit 1 bis 20 Kohlenstoffatomen sein, die Substituenten, beispielsweise Hydroxylgruppen oder Alkoxylgruppen, tragen können. Beispiel geeigneter Reste sind die Methyl-, Äthyl-, 2-Hydroxyäthyl-, Propyl-, 2-Hydroxypropyl-, Butyl-, 2-Äthylhexyl-, Octyl-, Dodecanyl-, Cyclohexyl-, Phenyl-, Tolyl-, Benzyl-, Methoxyäthyl-, Äthoxyphenyl- oder 4-Äthoxybutylreste,
Von den erfindungsgemäss zu verwendenden Verbindungen werden diejenigen bevorzugt, in denen der Rest Rl bis zu 15 Kohlenstoffatome enthält, die Reste R2 und R3 Wasserstoff oder Methyl und die Reste R und R Wasserstoff oder aliphatische Reste mit bis zu 2 Kohlenstoffatomen sind.
Die erfindungsgemäss zu verwendenden Stoffe sind in der Formel I in ihrer Betainform dargestellt.
Sofern die Reste R4 und/oder R keine Kohlenwasserstoffreste sind, können diese Stoffe auch in Form gewöhnlicher Salze vorliegen, in denen das Stickstoffatom durchAbspaltung eines Protons seine positive Ladung verloren hat und die negative Ladung des so entstandenen Anions durch ein getrenntes Kation X kompensiert wird :
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Die Natur des Kations X+ ist für die Wirksamkeit der erfindungsgemäss zu verwendenden Stoffe ohne wesentliche Bedeutung. Es kann beispielsweise ein Alkalimetall-, Ammonium- oder substituiertes Ammoniumion, insbesondere ein solches der Formel + +
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sein. Ob die erfindungsgemäss zu verwendenden Stoffe im Imprägnierbad in der Betainform I oder in der Salzform II oder III vorliegen, hängt im übrigen, wie allgemein bei Zwitterionen, von dem pH-Wert des Bades ab.
Als Beispiele für Verbindungen der allgemeinen Formeln seien genannt :
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Die Verbindungen der allgemeinen Formeln I, II oder III können beispielsweise durch Umsetzung von Aminen der allgemeinen Formel
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mit 1, 2-Glykolsulfiten der allgemeinen Formel
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wobei die Reste R, bis Rs die oben genannte Bedeutung haben, nach den Angaben der belgischen Patentschrift Nr. 732872 hergestellt werden.
Die Verbindungen der allgemeinen Formeln I, 11 oder III werden in Form ihrer wässerigen Dispersionen oder Lösungen, besonders ihrer wässerigen Lösungen, angewendet. Man bringt sie auf übliche
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oder III auf 1 kg Behandlungsgut kommen.
Es ist mitunter vorteilhaft, den Imprägnierbädern Netzmittel zuzugeben. Dadurch erzielt man ein rasches Eindringen und gleichmässiges Verteilen der Wirkstoffe. Vorzugsweise verwendet man nichtiono- geneNetzmittel. Eine Zugabe von Netzmittelnerübrigtsich, wenn das Behandlungsgut schon durch eine vorhergehende Nassbehandlung genetzt ist.
Die Imprägnierungsbäder können weitere, zum Behandeln von Keratinfasern übliche Wirkstoffe enthalten, beispielsweise Hydrophobiermittel und Oleophobiermittel, wie Silikone und Verbindungen mit perfluorierten Kohlenstoffketten.
Das imprägnierte Fasergut kann nun entweder sofort, gewünschtenfalls nach vorheriger Zwischentrocknung, unter Erhitzung mit Wasserdampf in die gewünschte Form gebracht werden. Die besonderen Vorzüge des neuen Verfahrens kommen aber vor allem dann zur Geltung, wenn die Formgebung erst in einem späteren Zeitpunkt erfolgt. Nach der erwähnten Zwischentrocknung kann das imprägnierte Gut nämlich sehr lange gelagert werden, ohne dass die durch die Imprägnierung vermittelte Sensibilisierung nachlässt. Zu einem beliebigen Zeitpunkt der weiteren Verarbeitung kann das Gut dann unter Einwirkung von heissem Wasserdampf geformt werden ; nach dieser Behandlung behält das Gut die ihm vermittelte Form bei.
Die Formung kann maschinell, beispielsweise durch glatte oder strukturierte Walzen durch
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Stempel, Bügelpressen oder durch Kräuselungsvorrichtungen, oder manuell, beispielsweise mit Hilfe eines Bügeleisens, vorgenommen werden. In jedem Fall muss dafür gesorgt werden, dass heisser Wasserdampf die Möglichkeit hat, während der Formgebung auf das Behandlungsgut einzuwirken. Die Formung wird bei Temperaturen zwischen 100 und 1500C durchgeführt.
Auf diese Weise ist es möglich, das Fasergut beispielsweise zu glätten, zu prägen, zu kräuseln und insbesondere zu plissieren und mit Bügelfalten zu versehen. Die erzielten Effekte sind sehr beständig, d. h. sie gehen durch den Gebrauch und durch die Anwendung von Reinigungsoperationen nichtverloren.
Dadurch kann man Geweben, die Keratinfasern enthalten oder daraus bestehen, oder den daraus hergestellten Kleidungsstücken eine ausgesprochene Pflegeleicht-Ausrüstung geben. Besonders erw ähnens- wert ist auch die durch das erfindungsgemässe Verfahren bewirkte Verbesserung des Warengriffes und die Verbesserung der Verformbarkeit beim Konfektionieren durch die Anwesenheit der noch nicht umgesetzten Verbindungen der allgemeinen Formeln I, n oder III im Fasergut.
Das neue Verfahren kann mit besonderem Vorteil im Anschluss an eine Krumpffestausrüstung, beispielsweise eine Behandlung mit Oxydationsmitteln, wie insbesondere Dichlorcyanursäure und deren Salzen, angewendet werden.
Die in den folgenden Beispielen genannten Prozente sind, soweit nicht anders angegeben, Gewichtsprozente.
Beispiel l : Fertig vernähte Herrenhosen aus reiner Wolle werden an den Stellen, an denen sie Bügelfalten erhalten sollen, mit einer 5% igen wässerigen Lösung der Verbindung der Formel VI besprüht, bis die besprühten Teile der Hosen 40 bis 50% an Gewicht zugenommen haben. Dann werden die Hosen in die gewünschten Falten gelegt und in einer Bügelpresse 10 bis 20 sec mit Wasserdampf von 100 bis 1200C behandelt. Man belässt die Hosen noch weitere 20 bis 30 sec ohne Dampfzufuhr in der Presse und saugt zur schnelleren Abkühlung 5 sec ab. Die Hosen haben durch diese Behandlung ausserordentlich dauerhafte Bügelfalten erhalten.
Beispiel 2 : Ein reiner Wollstoff in Taftbindung (250 g/m2) wird auf dem Foulard mit einer 5% gen wässerigen Lösung des Stoffes der Formel VII imprägniert und auf eine Flottenaufnahme von 50% abgequetscht. Man schliesst eine Finishdekatur an, während der man die Ware 5 min mit Satt-Dampf von 2 atü behandelt. Dann saugt man 3 bis 5 sec zur Abkühlung ab und trocknet auf dem Spannrahmen mit 3% Voreilung bei 1000C. Die so ausgerüstete Ware zeichnet sich durch einen verbesserten Griffglatteres Aussehen, verbessertes Knitterverhalten im feuchten Zustand und durch Dauerhaftigkeit des Dekatureffektes aus.
Beispiel 3 : Der im Beispiel 2 genannte Wollstoff wird wie dort angegeben imprägniert und getrocknet. Nach einer Lagerzeit von 3 Monaten werden aus dem Stoff Hosen geschneidert. Dabei zeigt sich, dass die Hosen leichter geformt und dressiert werden können als Hosen aus demselben, aber nicht mit der Substanz der Formel VII imprägnierten Wollstoff. Die Hosen werden nach ihrer Fertigstellung gemäss den Angaben des Beispiels 1 in der Bügelpresse gedämpft. Die Hosen haben scharfe, sehr dauerhafte Bügelfalten und ein verbessertes Knitterverhalten in feuchtem Zustand erhalten.
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sprüht, bis die besprühten Teile der Hosen 40 bis 50% an Gewicht zugenommen haben. Dann werden die Hosen in die gewünschten Falten gelegt und in einer Bügelpresse 10 bis 20 sec mit Wasserdampf von 100 bis 120 C behandelt.
Man belässt die Hosen noch weitere 20 bis 30 sec ohne Dampfzufuhr in der Presse und saugt zur schnelleren Abkühlung 5 sec ab. Die Hosen haben durch diese Behandlung ausserordentlich dauerhafte Bügelfalten erhalten.
Beispiel 5 : Ein reiner Wollstoff in Taftbindung (250 g/m2) wird auf dem Foulard mit einer 5% gen wässerigen Lösung des Stoffes der Formel V imprägniert und auf eine Flottenaufnahme von 50% abgequetscht. Man schliesst eine Finishdekatur an, während der man die Ware 5 min mit Satt-Dampf von 2 atü behandelt. Dann saugt man 3 bis 5 sec zur Abkühlung ab und trocknet auf dem Spannrahmen mit 3% Voreilung bei IOOOC. Die so ausgerüstete Ware zeichnet sich durch einen verbesserten Griff, glatteres Aussehen, verbessertes Knitterverhalten im feuchten Zustandund durch Dauerhaftigkeit des Dekatureffektes aus.
Beispiel 6 : Der im Beispiel 5 genannte Wollstoff wird wie dort angegeben imprägniert und getrocknet. Nach einer Lagerzeit von 3 Monaten werden aus dem Stoff Hosen geschneidert. Dabei zeigt sich, dass die Hosen leichter dressiert werden können als Hosen aus demselben, aber nicht mit der Substanz der Formel V imprägnierten Wollstoff. Die Hosen werden nach ihrer Fertigstellung gemäss den Angaben des Beispiels 1 in der Bügelpresse gedämpft. Die Hosen haben scharfe, sehr dauerhafte Bügel-
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falten und ein verbessertes Knitterverhalten in feuchtem Zustand erhalten.
Beispiel 7 : Fertig vernähte Herrenhosen aus reiner Wolle werden an den Stellen, an denen sie Bügelfalten erhalten sollen, mit einer 5% igen wasserigen Lösung der Verbindung der Formel VIII besprüht, bis die besprühten Teile der Hosen 40 bis 50% an Gewicht zugenommen haben. Dann werden die Hosen in die gewünschten Falten gelegt und in einer Bügelpresse 10 bis 20 sec mit Wasserdampf von 100 bis 1200C behandelt. Man belässt die Hosen noch weitere 20 bis 30 sec ohne Dampfzufuhr in der Presse und saugt zur schnelleren Abkühlung 5 sec ab. Die Hosen haben durch diese Behandlung ausserordentlich dauerhafte Bügelfalten erhalten.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur dauerhaften Formgebung von Keratin enthaltendem oder aus Keratin bestehendem Fasergut durch Behandlung mit Amino-oder Ammoniumgruppen enthaltenden Estern der schwefeligen Säure, dadurch gekennzeichnet, dass man das Fasergut mitwässerigen Lösungen oder Dispersionen von Verbindungen imprägniert, die in der Betainform der allgemeinen Formel
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entsprechen, in ders, einen gegebenenfalls substituierten Kohlenwasserstoffrest, R und Rg Wasserstoffatome oder niedere Alkylreste, R4 und Rs Wasserstoffatome oder gegebenenfalls substituierte Kohlen- wasserstoffreste bedeuten, und das imprägnierte Fasergut, gegebenenfalls nach vorheriger Trocknung, Zwischenlagerung und/oder Verarbeitung zu Kleidungsstücken,
unter Formgebung mit Wasserdampf von 100 bis 1500C erhitzt.