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Verfahren zur Unkrautbekämpfung
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Unkrautbekämpfung unter Verwendung von Unkrautbekämpfungsmitteln auf Basis von ss-Naphthoxyessigsäureestern.
Unkrautbekämpfungsmittel auf Basis substituierter Aryloxyalkansäuren sind seit langer Zeit bekannt und haben sich in der Praxis weitgehend durchgesetzt. So werden beispielsweise substituierte Phenoxy- essig-und-propionsäuren seit längerer Zeit gegen die allgemein verbreiteten Unkräuter in Getreide angewendet. Diese Wuchsstoffherbizide wirken jedoch nicht oder nur wenig gegen die verschiedenen Kamille-Arten, die den Gattungen Matricaria und Anthemis angehören, wodurch diese in Wachstum und Verbreitung gefördert werden. Auch wächst die Kamille oft auf solchen Böden, die zur Oberflächenverschlämmung und zur Verdichtung neigen.
Gefördert werden diese Verschlechterungen der Bodenstruktur durch starke Niederschläge in Verbindung mit der Bodendruckwirkung von Traktoren, Hackfruchtvollerntemaschinen, Mähdreschern und andern schweren Maschinen, die im Zuge der Mechanisierung der Landwirtschaft in immer höherem Masse eingesetzt werden. Ausserdem ist durch den Mähdrusch eine verstärkte Anreicherung der Kamille-Samen im Boden gegeben. Unter diesen Voraussetzungen ist die Kamille in vielen Gebieten zu einem äusserst lästigen Unkraut geworden. Im Falle der Echten Kamille (Matricaria chamomilla) ist aber der durch Massenaufwuchs des Unkrautes bedingte Ertragsausfall beim Getreide nicht der einzige Schaden, sondern oftmals verursachen Kamilleblütensammler in den reifenden Getreidebeständen schwere Flurschäden.
Weiterhin bewirkte die Unwirksamkeit der bisher benutzten Wuchsstoffherbizide gegen Kamille eine starke Ausbreitung dieses Unkrautes.
Zur Bekämpfung der Kamille wurden schon Kontaktherbizide, wie Dinitroorthocresol und Dinitro- - sec. -butylphenol oder Mischungen aus Methylchlorphenoxyessigsäure (MCPA) und Trichlorbenzoesäure (TBA.) vorgeschlagen. Jedoch ist im Falle der Kontaktherbizide durch deren Giftigkeit und Farbkraft eine beträchtliche gesundheitlich Gefährdung und eine kaum zu vermeidende Belästigung, besonders des Spritzpersonals, gegeben, während die Mischungen aus Methylchlorphenoxyessigsäure und Trichlorbenzoesäure auf Grund des für Getreide sehr schädlichen Trichlorbenzoesäure-Anteiles nur während eines zeitlich kurzen Entwicklungsabschnittes des Getreides ausgebracht'werden können und auch dann noch häufig zu Entwicklungsstörungen und Ertragsausfällen beim Getreide führen.
Reine Wuchsstoffherbizide, die gegenüber den Kontaktherbiziden in vieler Hinsicht vorteilhafter sind, wurden zur Bekämpfung von Kamille bisher noch nicht vorgeschlagen.
In der Landwirtschaft besteht also ein grosses Bedürfnis für ein die Kamille sicher bekämpfendes und dabei getreideverträgliches und ungiftiges Mittel.
Es war daher überraschend, dass aus der grossen Klasse der Wuchsstoffherbizide eine Gruppe von an sich bekannten Verbindungen gefunden wurde, die eine spezifische Wirkung gegen Kamille aufweisen. Unter "Kamille" sind die Pflanzenarten der Gattungen Matricaria und Anthemis zu verstehen. Es handelt sich hiebei um Verbindungen der Formel
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Butoxyäthyl bedeutet.
Es war ferner überraschend, dass diese Verbindungen schon bei Aufwandmengen sehr gut wirksam sind, in denen diese Wuchsstoffherbizide zur allgemeinen Unkrautbekämpfung nur eine unzureichende Wirkung haben. Von den erfindungsgemäss verwendeten Verbindungen sind nämlich zur Beseitigung der Kamille nur etwa 1 - 5 kg/ha, bevorzugt 3 kg/ha, notwendig, während gegen andere Unkrautarten 15 bis 25 kg/ha erforderlich sind. Diese Sonderwirkung der erfindungsgemäss verwendeten Verbindungen war ausserdem deshalb nicht zu erwarten, da andere Derivate der ss-Naphthoxyessigsäure und auch die Säure selbst praktisch keine Wirkung gegen Kamille zeigen. Für das Getreide haben sich die genannten Aufwandmengen als völlig unschädlich erwiesen. Ausserdem ist die Wirkung von z.
B. 3 kg ss-Naphthoxyessigsäure-methylester oder-äthylester besser als die einer Mischung aus 960 g Methylchlorphenoxyessigsäure + 288 g Trichlorbenzoesäure, deren Getreideverträglichkeit dazu noch schlechter ist. Die Giftigkeit der ss-Naphthoxyessigsäureester für den Menschen liegt etwa in der Grössenordnung derjenigen der bekannten Wuchsstoffherbizide, wie 2, 4-Dichlorphenoxyessigsäure, Methylchlorphenoxyessigsäure u. a.
Aus den folgenden Beispielen geht die überlegene Wirksamkeit sowie die sehr gute Verträglichkeit der erfindungsgemäss zur Unkrautbekämpfung verwendeten Verbindungen hervor.
Beispiel l : Gewächshausversuch :
Es wurde eine vergleichende Prüfung der Wirkung von 3 kg/ha ss-Naphthoiyessigsäure-methylester und einer Mischung aus 0,96 kg Methylchlorphenoxyessigsäure + 0,288 kg Trichlorbenzoesäure/ha an Matricaria chamomilla im mittleren Rosettenstadium durchgeführt. Die Spritzung erfolgte mit 1000 1/hua.
Während 3 Wochen nach Anwendung des ss-Naphthoxyessigsäure-methylesters 100% der Pflanzen vernichtet waren, waren nach der gleichen Zeit nach Anwendung der Methylchlorphenoxyessigsäure/Trichlor-
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2 : Gewächshausversuch :ester, d. h. in etwa doppelter und 4facher Konzentration als zur Kamillevernichtung notwendig, an Hafer, Sommergerste, Sommerroggen und Sommerweizen. Die Spritzung erfolgte mit 1000 l/ha.
Die Ergebnisse der Bestimmung des Frischgewichtes der oberirdischen Pflanzenteile in g/Pflanze 10 Tage nach Behandlung sind nachstehend angegeben :
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<tb>
<tb> ss-Naphthoxyessig-Gerste <SEP> Hafer <SEP> Roggen <SEP> Weizen <SEP>
<tb> säure-rnethylestet <SEP> Fischgewicht <SEP> in <SEP> g/Pflanze
<tb> kg/ha
<tb> 6 <SEP> 0, <SEP> 54 <SEP> 0, <SEP> 36 <SEP> 0, <SEP> 45 <SEP> 0, <SEP> 33 <SEP>
<tb> 12 <SEP> 0, <SEP> 51 <SEP> 0, <SEP> 35 <SEP> 0, <SEP> 49 <SEP> 0, <SEP> 34 <SEP>
<tb> unbehandelt <SEP> 0,46 <SEP> 0,33 <SEP> 0,46 <SEP> 0,30
<tb>
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rat, mit 1000 l Wasser/ha auf Pflanzen von Matricaria-Arten im mittleren Rosettenstadium gespritzt.
Nach 4 Wochen waren sämtliche Pflanzen abgestorben.
Beispiel 4 : Gewächshausversuch.
Vergleich der Phytotoxizität an Matricaria chamomilla von ss-Naphthoxyessigsäuremethylester, ssNaphthoxyessigsäurehexylester, ss-Naphthoxyessigsäure, ss-Naphthoxyessigsäureamid, ss-Naphthoxyessigsäurenitril, 2, 4-Dichlorphenoxyessigsäure-hexylester und 2, 4-Dichlorphenoxyessigsäure-Na.
Die Spritzung erfolgte mit den Aufwandmengen in 1000 1 Flüssigkeit/ha ; nach 3 Wochen wurde der Prozentsatz abgetöteter Pflanzen sowie das durchschnittliche Frischgewicht F in g/Pflanze bestimmt.
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<tb>
<tb>
Substanz <SEP> kg/ha <SEP> Prozentsatz <SEP> F <SEP> in <SEP> g/Pflanze <SEP>
<tb> toter <SEP> Pflanzen
<tb> ss-Naphthoxyessig-3 <SEP> 67 <SEP> 2,14
<tb> säure-methylester
<tb> ss-Naphthoxyessig-3 <SEP> 80 <SEP> 1, <SEP> 92
<tb> säure-hexylester
<tb> ss <SEP> -Naphthoxyessig- <SEP> 30 <SEP> 13 <SEP> 4,32
<tb> säure
<tb> ss <SEP> -Naphthoxyessig- <SEP> 30 <SEP> 20 <SEP> 3,86
<tb> säureamid
<tb> ss <SEP> -Naphthoxyessig- <SEP> 30 <SEP> 13 <SEP> 3,90
<tb> säurenitril
<tb> 2, <SEP> 4-Dichlorphen-1 <SEP> 0-5, <SEP> 67 <SEP>
<tb> oxyessigsäure-Na
<tb> 2, <SEP> 4-Dichlorphen <SEP> - <SEP> 0,25 <SEP> 0 <SEP> 5, <SEP> 84
<tb> oxyessigsäure- <SEP> 0.
<SEP> 5 <SEP> 0 <SEP> 5, <SEP> 35
<tb> - <SEP> hexylester <SEP>
<tb> unbehandelt <SEP> - <SEP> 0 <SEP> 7,34
<tb>
Beispiel 4 zeigt deutlich, dass die ss -Naphthoxyessigsäureester im Vergleich zur freien Säure oder ihren Salzen, dem Amid und Nitril gegenüber Kamille mehr als 10mal besser wirksam sind, während die Ester der bekannten Phenoxyessigsäuren nur etwa 2-bis 4mal so aktiv wie die Säuren und deren Salze sind.
Die gemäss der Erfindung verwendeten Verbindungen werden in den an sich bekannten Zubereitungsformen angewendet, d. h. unter Verwendung eines festen oder flüssigen Trägerstoffes, z. B. als Suspension oder Emulsion ; vorzugsweise in Wasser. Geeignete feste Träger sind z. B. Attaclay, Kaolin oder Talkum u. a., geeignete flüssige Träger sind z. B. organische Lösungsmittel, wie Benzol, Xylol, Methylenchlorid, Äthylenchlorid, Chloroform oder Tetrahydrofuran u. a. Die Zubereitungen können Netzmittel, Emulgatoren oder Dispergierhilfsmittel, ausserdem Zusätze, wie Bindemittel oder Stabilisatoren, enthalten.
Es können die einzelnen Verbindungen allein angewendet werden ; die Anwendung kann aber auch in Form einer Mischung mehrerer der erfindungsgemäss als Unkrautbekämpfungsmittel wirksamen Verbindungen untereinander oder als Mischung mit andern Unkrautbekämpfungsmitteln oder sonstigen Stoffen, z. B. Düngemitteln, erfolgen.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Unkrautbekämpfung unter Verwendung von Unkrautbekämpfungsmitteln auf der Basis von ss-Naphthoxyessigsäureestern, dadurch gekennzeichnet, dass man zur Bekämpfung von Matricaria und Anthemis Verbindungen der allgemeinen Formel
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verwendet, in der Reinen Alkylrest mit 1 - 6 Kohlenstoffatomen oder einen Alkoxyäthylrest mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen in der Alkoxygruppe bedeutet.