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Verfahren zur Herstellung von haltbaren, oral zu verabreichenden Poliomyelitisvirus-Präparaten
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung von haltbaren, oral zu verabreichenden
Poliomyelitisvirus-Präparaten aus abgeschwächten lebenden Poliomyelitisviren.
Man hat schon versucht, Poliomyelitisviren, die oral eingenommen werden sollen, dadurch in eine haltbare Form zu bringen, dass man sie in Kapseln verschloss. Dieses Verfahren ist jedoch sehr umständ- lich und zeitraubend. Ausserdem werden Kapseln von vielen Patienten, insbesondere von Kleinkindern, ungern eingenommen. Es ist auch schon versucht worden, das Poliovirus mit Zucker zu vermengen und in Zuckersirup oder in Form von Bonbons zu verabreichen (vgl. USA - Patentschrift Nr. 2. 966. 443. Academy of Medical Science of the UdSSR, Inst. for Poliomyelitis Research, Moskau [1960], Report Nr. 2 (31. 12. 1959), S. 66, 72, 73). Zuckersirup ist jedoch nur schlecht dosierbar, und ausserdem sind Polioviren sowohl in Zuckersirup als auch in Bonbons bei Raumtemperatur nur wenige Tage haltbar.
Es ist auch nicht möglich, eine für die orale Verabreichung vorgesehene Poliovirussuspension durch Gefriertrocknung in eine haltbare Form überzuführen, da ihre Infektiosität dadurch zerstört wird und die Vaccine somit keine Wirksamkeit mehr besitzt. Man musste sich bisher damit behelfen, die Poliomyelitis-Vaccine als solche einzufrieren, im gefrorenen Zustand zu transportieren und unmittelbar vor der Applikation aufzutauen.
Es wurde nun gefunden, dass man haltbare, oral zu verabreichende Poliomyelitivirus-Präparate in einfacher Weise dadurch herstellen kann, dass man die Poliomyelitisviren auf Zuckerkerne aufbringt und unter sterilen Bedingungen trocknen lässt. Die Zuckerkerne haben vor andern Arzneimittelträgern den Vorzug, dass sie im Munde zergehen.
Zur Durchführung dieses Verfahrens verfährt man zweckmässig in der Weise, dass man eine wässerige Suspension von lebenden abgeschwächten Poliomyelitisviren, z. B. des Typs I (Sabin) mit einer ID lO auf Zuckerkerne aufbringt und, vorzugsweise unter sterilen Bedingungen, trocknen lässt. Zur Beschleuni- gung des Trccknungsvorganges kann man unter vermindertem Druck arbeiten oder einen sterilen Gasstrom, z. B. Luftstrom, anwenden. Die Trocknungstemperatur liegt zwischen 0 und 37oC, vorzugsweise zwischen 20 und 370C. Die Titerbestimmung erfolgt auf bekannte Weise in der Gewebekultur.
Durch das Verfahren wird ein oral wirksamer Polio-Impfstoff von guter Stabilität erhalten. Die Haltbarkeit von bekannten, oral zu verabreichenden Polio-Impfstoffen in nichtgefrorenem Zustand beträgt, wie bereits erwähnt, bei Raumtemperatur z. B. nur wenige Tage, während ein erfindungsgemäss hergestelltes Poliomyelitisvirus-Präparat bei Raumtemperatur 6 Wochen ohne Beeinträchtigung der Wirksamkeit haltbar ist. Diese Eigenschaft ist als grosser Vorteil für die breite Anwendbarkeit von oralen Poliolebendimpfstoffen anzusehen.
Die nachfolgenden Beispiele erläutern die Herstellung von Impfstoffpräparaten auf der Grundlage von Zuckerkernen, auf deren Oberfläche lebende abgeschwächte Polioviren vom Typ I, II und III sowie eines Gemisches der drei Typen angetrocknet werden. Pro Zuckerkern wird die für die Infektion eines Menschen erforderliche Doeis, twa 200 000 - 500 000 TCIDso aufgebracht. (TCID = tissue culture IDs ).
Es können freilich zum Lagern auch Zuckerkerne mit einer höheren Dosis von Polioviren, z. B. dem Vielfachen einer für die Infektion eines Menschen erforderlichen Dosis, versehen werden. So lassen sich "Multidose"-Präparate zum Lagern herstellen, die z. B. das 50- oder 100fache der obigen Dosis enthalten.
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Vor der Verabreichung müssen sie aufgelöst werden. da sie für entsprechend viele Impflinge dienen, z. B. für 50 oder 100 Personen.
Trivalente oral wirksame lmpfstoffpräparate aus lebenden abgeschwächten Polioviren lassen sich unter Verwendung von bekannten Typen I, II und III, wie z. B. die von Sabin, herstellen. Auch mit diesen drei Virustypen erhaltenetrivalente Impfstoffpräparate sind mehr als 6 Wochen bei Raumtemperatur haltbar.
Beispiel 1 : 500 Zuckerkerne (Globuli sacchari, Durchmesser 8 mm) werden bei 200C in einem rotierenden Kolben tropfenweise mit 20 ml einer Mischung, die einen Teil einer wässerigen Suspension
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einer darmlöslichen Schutzschicht versehen.
Die Titer pro Zuckerkern betragen nach der Herstellung 105, 667 IDso = 665, 000 nach 6 Wochen Lagerung 105, srl ID so = 237, 000
Die auf diese Weise hergestellten, oral anwendbaren Präparate sind 6 Wochen bei Raumtemperatur unter Berücksichtigung der Fehlergrenze des Testes praktisch ohne wirkungseinbusse haltbar.
Beispiel 2 : Auf entsprechende Weise werden erfindungsgemässe Poliomyelitisvirus-Präparate aus Poliovirus Typ II (Sabin) mit einer ID 107 500 hergestellt.
Die Titer pro Zuckerkern betragen nach der Herstellung 105,236 ID = 193,000 nach 6 Wochen Lagerung 105, 354, ID50 = 225, 000
Die Aktivität dieses Präparates ist nach 6 Wochen Lagerung bei 20 C praktisch unverändert.
Beispiel 3 : Aus Poliovirus Typ III (Sabin) mit einer ID50 107,714 werden entsprechend dem Verfahren des Beispiels 1 Poliomyelitispräparate hergestellt.
Die Titer pro Zuckerkern betragen
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685 ID. Die gemessenen Titer ergeben, dass die Aktivität des gelagerten Präparates innerhalb der Fehlergrenze des Testes erhalten geblieben ist.
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Wie den Daten entnommen werden kann, ist das Präparat, das die Typen I, II und III enthält, 6 Wochen ohne Aktivitätseinbusse lagerfähig.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herstellung von haltbaren, oral zu verabreichenden Poliomyelitisvirus-Präparaten aus abgeschwächten lebenden Poliomyelitisviren, dadurch gekennzeichnet, dass man die Poliomyelitisviren auf Zuckerkerne aufbringt und trocknet.