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Vorbehandlungsvorrichtung für Biegemaschinen
Es ist bekannt, dass beim Kaltbiegen das freie Ende eines Werkstückes aus starrem Material das Be- streben zeigt, sich zu entspannen und sich seiner ursprünglichen Form wieder zu nähern. Es ist ferner be- kannt, dass man, um diese unerwünschte Erscheinung zu vermeiden, vor und während des Biegevorganges auf den zu biegenden Teil eine Zugkraft ausüben muss, welche die Elastizitätsgrenze dieses Teiles über- steigt. Zu diesem Zweck wurde das eine Ende des Werkstückes in der Biegevorrichtung der Biegepresse und das andere Ende in einem Organ oder einer Vorrichtung, wie einer hydraulischen Winde, befestigt und so eine genügende Zugbeanspruchung darauf ausgeübt.
Bei den bekannten Vorrichtungen dieser Art ist das Organ, das die Zugwirkung auf ein Ende des Werk- stückes ausübt, von der die Biegeform tragenden Platte mechanisch unabhängig, die eine Biegebeanspru- chung auf das andere Ende des Werkstückes ausübt. Wenn man folglich das zum Biegen dienende Drehmo- ment mit M 1 und das die Zugkraft ausübende Drehmoment mit M2 bezeichnet, welches gleich P. r ist, wobei P die Zugbeanspruchung und r den Einrollradius des Werkstückes darstellt, so muss man ein Gesamt-Drehmoment M + M2 vorsehen. wobei das Drehmoment M2 von der gleichen Grössenordnung und sogar vielfach grösser als das Drehmoment Ml ist.
Die Erfindung bezieht sich auf eine Vorrichtung, die es gestattet, dieses Drehmoment M, abgesehen von den zur Überwindung der Reibungsverluste erforderlichen Beträgen, merkbar auszuschalten. Die Vorrichtung ist im wesentlichen dadurch gekennzeichnet, dass sie ein biegsames Zugorgan enthält, das ein Ende des Werkstückes, eine Zugvorrichtung oder Zugwinde, die Platte der Biegeform und einen festen Punkt miteinander verbindet. Dank dieser Anordnung wird die auf das Ende des Werkstückes von der Winde ausgeübte Zugbeanspruchung durch die Gegenwirkung des Zugorgans ausgeglichen.
Das biegsame Zugorgan kann aus einem Seil oder einem Riemen bestehen, es besteht jedoch vorzugweise aus einer Kette, die über ein Zahnrad läuft, das fest mit der die Biegeform tragenden Platte verbunden ist.
Jenes Ende der Kette, das dem an der Winde befestigten Ende gegenüberliegt, ist vorzugsweise mit einer automatischen Aufwickelvorrichtung verbunden.
In den Zeichnungen sind erfindungsgemässe Vorrichtungen beispielsweise dargestellt, u. zw. zeigen die Fig. 1 - 4 eine erste Ausführungsform, wobei Fig. 1 ein teilweiser lotrechter Schnitt ist, Fig. 2 die Vorrichtung in Draufsicht vor dem Anbringen des Werkstückes, Fig. 3 die Vorrichtung nach Anbringen des Werkstückes vor dem Biegen und Fig. 4 die Vorrichtung nach dem Beginn des Biegens des Werkstückes darstellt. Die Fig. 5 und 6 zeigen abgeänderte Ausführungsformen im Schaubild.
Bei der Ausführungsform nach den Fig. 1 - 4 ist auf dem Gestell 1 der Biegepresse eine eine Biegeform 3 tragende lotrechte Welle 2 angeordnet. Ein Ende des Werkstückes 4 (Fig. 3 und 4) ist in einer Klemme oder Zange 5 befestigt, die an einem Ende einer Kette 6 angeordnet ist. Diese Kette läuft über die Rückseite zweier Laufrollen 7,7', die in einem mit dem Kolben 9 einer Zugvorrichtung oder Zugwinde 10 fest verbundenen Herzstück 8 gelagert sind. Sie läuft dann über ein fest auf der Welle 2 angeordnetes Zahnrad 11, über eine Laufrolle 12 und wickelt sich schliesslich auf eine automatische Aufwikkelvorrichtung 13 auf. Das freie Ende des Werkstückes 4 liegt zwischen der Biegeform 3 und einem von einer Klemmvorrichtung 15 betätigten Klemmbacken 14.
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Die Vorrichtung arbeitet in folgender Weise : Nachdem das Werkstück 4 an seinem einen Ende an der
Klemme 5 und an seinem andern Ende in dem Klemmbacken 14 (Fig. 3) befestigt wurde, betätigt man die Zugvorrichtung oder Winde 10 derart, dass auf das Werkstück 4 eine dessen Elastizitätsgrenze über- steigende Zugbeanspruchung ausgeübt wird. Damit wird eine Vorbeanspruchung ausgeübt. Dann wird die z Biegevorrichtung in Bewegung gesetzt, wobei die Welle 2 die Klemmorgane 14 und 15, wie aus Fig. 4 ersichtlich, und die Biegeform 3 vorwärtsdreht und dabei das Werkstück 4 mitnimmt. Die Kette 6 rollt dabei über das von der Welle 2 angetriebene Zahnrad 11 ab, die Zugwinde 10 übt während dieser Zeit weiterhin ihre Wirkung aus.
Am Ende des Biegevorganges wird die Klemmvorrichtung 15 und damit der Klemmbacken 14 ausge-
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richtung 14,15 wird dann in die Ausgangsstellung zurückgeführt, wobei sich die Kette 6 wieder um das
Zahnrad 11 abrollt. Die Kette 6 wird dann, nachdem sie über die Laufrolle 12 geführt worden ist, spiral- förmig in die automatische Aufwickelvorrichtung 13 eingelegt.
Um ein theoretisch ideales Arbeiten der Vorrichtung gemäss der Erfindung zu erhalten, müssten die
Länge der auf dem Zahnrad 11 abgerollten Kette 6 und diese Abrollgeschwindigkeit jeweils der Länge des auf der Biegeform 3 aufgerollten Werkstückes und dessen Aufrollgeschwindigkeit gleichen. Jedoch können in der Praxis diese Bedingungen aus mehrerlei Gründen (Durchmesser des Fusskreises eines handelsüblichen
Zahnrades 11,'Veränderung des Biegeradius... usw.) nicht genau verwirklicht werden. In der Mehrzahl der Fälle tritt ein Unterschied zwischen den Längen des eingerollten Teiles des Werkstückes 4 und des ab- gerollten Teiles der Kette auf, welche beiden Teile theoretisch gleich lang sein sollten. Um diesen Un- terschied auszugleichen, kann man auf die Winde 10 so einwirken, dass die auf die Kette 6 ausgeübte
Zugkraft konstant gehalten wird.
Bei einer Vorrichtung der oben beschriebenen Bauart kann sich die automatische Aufwickelvorrich- tung 13 auch auf der andern Seite der Kette 6 - mit Bezug auf die Laufrolle 12 und die Biegeform 3 - befinden. In diesem Falle muss der zwischen der Laufrolle 12 und der Aufwickelvorrichtung 13 liegende
Teil der Kette 6 notwendigerweise oberhalb oder unterhalb des zwischen der Biegeform und den Laufrol- len 7, 7'liegenden Teiles der Kette 6 verlaufen. Folglich würde die Kette, wie aus Fig. 5 ersichtlich, in einer gekrümmten Fläche laufen, was einen Nachteil bedeuten würde.
Um dies zu vermeiden, wird gemäss einer. abgeänderten Ausführungsform der Vorrichtung gemäss der Erfindung die mit dem Zugorgan verbundene Laufrolle aus zwei miteinander fest verbundenen und übereinander angeordneten Teilen 7a und 7b (Fig. 6) gebildet. Diese Teile sind jeweils in der Ebene der Biegeform 3 und in der Ebene der Laufrolle 11 angeordnet, welche Teile auch fest miteinander verbunden sind. Die Zugkette ist in diesem Fall nicht endlos, sondern besteht aus zwei getrennten Teilen 6 und 6', deren einer 6 sich auf der Laufrolle 7a und der Biegeform 3 und deren anderer 6'sich auf der Laufrolle
7b und der Laufrolle 11 aufrollt. Die beiden Kettenteile 6 und 6'liegen sonst in parallelen Ebenen. Die automatische Aufwickelvorrichtung 13 entfällt in diesem Fall.
PATENTANSPRÜCHE :
1. Vorbehandlungsvorrichtung für Biegemaschinen, bei welcher auf das Werkstück mittels einer Zugvorrichtung ein Zug ausgeübt wird, dadurch gekennzeichnet, dass sie ein biegsames Zugorgan enthält, das ein Ende des Werkstückes (4), die Zugvorrichtung (10), die Platte der Biegeform (3) und einen festen Punkt (13) miteinander verbindet.