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Verfahren zur Erleichterung der Enteisenung von Rohwasser.
Bei Versuchen und Untersuchungen über die Enteisenung von Rohwässern hat es sich gezeigt, dass natürliche Wässer im allgemeinen um so leichter zu enteisenen sind, je stärker ihre Alkalität"ist. Unter dieser ist der Gehalt an kohlensauren und doppeltkohlensauren Salzen zu verstehen, zu welchen in Ausnahmefällen noch kaustische Alkalien bezw. Erd- alkalien sowie Salze anderer sehr schwacher Säuren (Schwefelwasserstoff, gewisse organische Säuren) hinzukommen. Diese Alkalität des Wassers wird zweckmässig durch Titrierung desselben mit stark verdünnter Mineralsäure unter Verwendung von Methylorange als Indikator ermittelt.
Da nicht selten natürliche eisenhaltige Wässer vorkommen, welche, nach dieser Methode untersucht, keine oder eine nur sehr geringe Alkalität aufweisen, und da gerade disse Wässer stärker eisenhaltig zu sein pflegen als die höher alkalischen, so bieten sich kantig der Enteisenung nach Methoden, bei welchen dem Wasser nicht ohnehin alkalische.
Reagenzien, wie Kalk, Soda oder dgl. zugeführt werden, grosse Schwierigkeiten.
So wird z. B. mittels Durchlüftung oder durch Behandlung nach dem deutschen Reichs-Patente Nr. 73078 die Enteisenung bei zu schwach alkalischen Wässern nur mangelhaft oder gar nicht erreicht. Selbst die kräftig chemisch wirksame Filtermasse nach dem deutschen Reichs-l'atente Nr. 145797 vermag die vollständige Enteisenung solcher Wässer nur in langsamerem Tempo zu bewirken als bei stärker alkalischen Wässern.
Es hat sich nun gezeigt, dass man diesem Übelstande wirksam dadurch abhelfen kann, dass man die Alkalität des Wassers vor der weiteren, dem Zwecke der Enteisenung dienenden Behandlung künstlich erhöht. In welcher Weise dies am zweckmässigsten zu geschehen hat, muss nach den im einzelnen Falle anzustellenden Erwägungen zu entscheiden vorbehalten bleiben.
Bei Wässern mit starkem Gipsgehalt wird man z. B. den Zusatz von kohlensaurem Natron wählen, um zweckmässig eine Enthärtung mit der Alkalisierung zu verbinden, welch letztere durch die Löslichkeit des entstehenden kohlensauren Kalkes im Wasser in vollkommen ausreichendem Masse hervorgerufen wird.
Ist das Wasser schwefelsäurereich und wird eine Verminderung dieser Säure gewünscht, so empfiehlt sich die Behandlung desselben mit kohlensaurem Baryt, durch dessen Wechselzersetzung mit den vorhandenen Sulfaten ebenfalls kohlensaure Salze entstehen, welche dem Wasser Alkalität verleihen.
Ist dagegen eine Erhöhung der Härte für die Verwendung des Wassers nicht schädlich oder gar erwünscht, so kann man die Alkalität dadurch in zweckmässigste Weise erhöhen, dass man das Wasser mit kohlensaurem Kalk in Berührung bringt, welcher sich dabei in geringer, aber für den Zweck völlig ausreichender Menge auflöst.
Die Auflösung kann je nach den im einzelnen Falle vorliegenden Verhältnissen in verschiedener Weise ausgeführt werden. Man kann z. B. das Wasser durch Filterpressen drücken, deren Kammern mit fein verteiltem kohlensaurem Kalk angefüllt sind. Oder man lässt das Wasser in einem Filterturm über Koks oder andere poröse Materialien laufen,
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Kalk an'der Luft gelagert, worden sind, wonach dann der kohlensaure Kalk dem poröser Material so fest anhaftet, dass er von dem, Wasser nicht abgespült wird.
Oder man verteilt gepulverten kohlensauren Kalk zwischen porösen Filtermaterialien, wie Holzspänen, Papierstoff, Gewebeabfällen, Kork, Asbest usw., iohei diese Materialien verhindern müssen, dass das Pulver von dem Wasserstrome mitgerissen wird.
Bei dieser Verwendung von kohlensauren Erdalkalien kann man häufig die Alkalisierung des Wassers mit dessen Enteisenung zweckmässig zu einem einzigen Prozesse verbinden. Durch das oben erwähnte KoksrieselSIter z. B. kann man einen Luftstrom leiten, um dem genügend alkalisierten Wasser sofort durch den Luftsauerstoff das Eisen zu entziehen. Oder die gepulverten Erdalkalien können mit den Enteisenungsmassen nach den deutschen Reicbs-Patenten Nr. 73078 und Nr. 145797 vermischt werden, was zu demselben
Ergebnisse führt.
Es kommen endlich Fälle vor, in denen ein Rohwasser genügend Sauerstoff enthält, - um seinen gesamten Gehalt an Eisenoxydul in Eisenoxyd zu verwandeln, wobei aber die
Ausscheidung des letzteren wegen Mangels an Alkalität nicht eintritt. Unter diesen Um- ständen vermag die blosse Alkalisierung des Wassers ohne Anwendung eines anderen Ent- eisonungsverfahrens zur vollständigen Enteisenung des Wassers 3U führen.
Es können daher die oben besprochenen Alkalisierungsmethoden bei derartigen Wässern als selbständige Enteisenungsverfahren, auch unter Abschluss der atmosphärischen
Luft, angewendet werden.
Die dem Wasser jeweils zuzusetzende Menge von Karbonaten, welche zur Entfernung des Eisengehaltes gerade ausreicht, ist begreiflicherweise je nach der Menge und chemischen
Natur seiner anderweitigen Bestandteile sowie nach der Höhe des Eisengehaltes erheblichen
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Sie wird ermittelt, indem man mehreren gleich grossen, mit Luft gesättigten Proben des Wassers verschiedene genau bekannte Mengen von löslichen Karbonaten zusetzt und nach Ablauf einiger Zeit die Fi ! t. rate mit Rhodankalium oder dgl. auf ihren Eisengehalt prüft.
Sollen schwer lösliche Karbonate zur Verwendung gelangen, so lässt man die durchlüftete Wasserprobe mit allmählich wachsender Geschwindigkeit über ein mit diesen beschicktes Probefilter laufen und bestimmt mittels titrierter Säure und Methylorange die Alkalität, bei welcher die ersten Spuren von ungefälltem Eisen sich im Filtrate zeigen.
Im allgemeinen ist die erforderliche Erhöhung der Alka1ität um so geringer, je reiner das Wasser von aufgelösten Bestandteilen ist. Ein von einem Eisenblechdach aufgefangenes Regenwasser z. B. zeigte nur eine spurenweise Alkalität und 2 bis 9 mg Eisen im Liter. Der Eisengehalt blieb beim Stehenlassen an der Luft monatelang fast unver- ändert ; das Eisen schied sich aber sofort ab, wenn das Regenwasser mit Kreidepulver in berührung gebracht wurde, wobei die Alkalität auf 09 bis 2-0 c ? n3 1/10 n-Säure für 100 cm3 stieg. Liess man die A1kalität bis zur letzteren Grenze steigen, so wurde das Wasser auch als Getränk brauchbar.
Ein schwefelsäurereiches Brunnenwasser von der Alkalität 100 cm3 = 1-9 cm3 1/10 n-Säure und 40 mg Eisen im Liter erforderte zur Entfernung des Eisengehaltes mittels kohlensauren Baryts und nachfolgender Durchlüftung die Steigerung der Alkalität bis zu 4#8 cm3 1/10 n-Säure für 100 cm-9. Das Wasser war nach der Behandlung vollkommen baryt-und eisenfrei und die Schwefelsäure war erheblich vermindert.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Erleichterung der Enteisenung von Rohwasser, dadurch gekenn' zeichnet, dass der Gehalt desselben an ge ! östen kohlensauren oder doppeltkohlensauren Alkalien bezw. Erdalkalien, gegebenenfalls unter gleichzeitiger Umsetzung von im Wasser
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