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Verfahren zur Gewinnung von für Gerbereizwecke besonders geeigneten
Lösungen aus den Ablaugen der Cellulosefabrikation. Den Gegenstand der" vorliegenden
Erfindung bildet ein Verfahren zur Herstellung von für Gerbereizwecke besonders
geeigneten Lösungen aus den -Ablaugen der- Cellulosefabrikation. Bekanntlich enthalten
die Celluloseablaugen für die Gerberei wertvolle Bestandteile, die für sich allein
oder im Gemisch mit Gerbstoffen mit Vorteil bei der Herstellung von Leder verwendet
werden.
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Der unmittelbaren Verwendung der bei der Cellulosefabrikation abfallenden
Lauge für diese Zwecke steht aber der Gehalt an Stoffen entgegen, die-aus-dem Fabrikationsverfahren
für die Cellulose stammen. Diese Stoffe sind je -nach der Art dieses Verfahrens-
Bei den Ablaugen des Sulfitcelluloseverfahrens ist es besonders die freie und gebundene
schweflige Säure sowie der Kalk, die den Gerbprozeß ungünstig beeinflussen.
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' Die Aufgabe besteht nun darin, diese schädlichen Beimengungen, sei
es durch Entfernung oder durch Umwandlung in unschädliche zu beseitigen, und andererseits
die für die Gerberei wertvollen Bestandteile soweit es irgend möglich ist, zu schonen
und in der Lauge zu belassen,-Die bisherigen Verarbeitungsverfahren haben vielfach
auf diesen Gesichtspunkt zu wenig Rücksicht genommen, sie greifen zu stark- in die
Zusammensetzung der .Laugen ein, so daß, sei es durch Überschüsse stark wirkender
Reagentien, sei es durch Herbeiführung starker und schnell verlaufender Fällungen
wertvolle Laugebestandteile zersetzt oder in-den Niederschlägen mit niedergerissen
wurden. Dazu kommt noch, daß es bei der immerhin schwankenden Zusammensetzung der
Laugen schwierig ist, die notwendigen Zusatzmengen genau zu bestimmen, so daß man
in der Praxis der Sicherheit halber von vornherein mit Überschüssen der zu verwendenden
Chemikalien zu arbeiten genötigt war, die, gleichgültig, ob die Zusätze Säuren oder
Basen sind, in ihrem Übersclniß in der fertigen Lauge sich als unerwünschte Fremdkörper
bemerkbar machten.
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Durch das vorliegende Verfahren werden diese Übelstände dadurch beseitigt,
daß man die aus dem Kocher kommenden Laugen einen möglichst langen mit Widerständen
versehenen Weg zurücklegen läßt, auf dem die Lauge Gelegenheit hat, die störenden
Körper, sei es durch Verdampfung (schweflige Säure) oder infolge Abkühlung oder
Fällung, langsam abzugeben, so claß ein Niederreißen- wertvoller Extraktbestandteile
nicht eintritt.
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Auf dem langen Wege lassen sich in bequemer Übersicht die dann noch
zur Fällung notwendigen Chemikalien an verschiedenen Stellen zusetzen, so daß man
ohne Schwierigkeiten auf rein empirischem Wege dazu gelangt, ohne-mit einemÜberschuß
derFällungschemikalien arbeiten zu müssen. Durch <lie Benutzung eines langen
mit Widerständen ausgestatteten Weges findet außerdem eine innige Vermischung der
Laugen mit den Chemikalien und darnit-eine gute Ausnutzung der 'Fällungsmittel statt.
Ferner begünstigt
die durch die Widerstände hervorgerufene Bewegung
und innere Reibung in der Flüssigkeit die Abscheidung kristallinisch ausfallender
Körper (z. B. neutralem Calciumsulfit) und die Oxydation und Abscheidung in der
Lauge enthaltener Eisenverbindungen.
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Die Möglichkeit, den Zusatz der Chemikalien an verschiedenen räumlich
.einander folgenden Stellen zu bewerkstelligen, gestattet so langsame Bildung der
Niederschläge, daß die wertvollen Bestandteile in den Laugen gelöst zurückgehalten
werden.
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Bei der Verarbeitung von Sulfitcelluloseablaugen. kann die Entfernung
der freien schwefligen Säure; die in den ersten Teil des Strömungsweges erfolgt,
mit" gutem Erfolge durch Einleiten freier Kohlensäure unterstützt werden. Die Beseitigung
-der Säure läßt sich sehr gut durch Beobachtung oberhalb der strömenden Flüssigkeit
aufgehängten Lackmuspapieres verfolgen.-Der technische Effekt des Verfahrens besteht
in einem geringen Verbrauch von Reagentien und demgemäß in der Erzeugung eines sehr
gerbfähigen Extraktes von geringem Aschengehalt. Das Verfahren gestattet eine kontinuierliche
ununterbrochene "Arbeit -und eine große Ersparnis an Arbeitslöhnen, da bei einmal
richtiger Einstellung der Zuflußtnengen an Chemikalien das ganze Verfahren vom Kocher
bis zur Konzentrationseinrichtung fast automatisch, wenigstens mit einem sehr geringen
Aufwand an Aufsicht verläuft. Das Verfahren wird am besten in Trögen ausgeübt, die
durch Querwände derart eingeteilt sind, daß die Flüssigkeit, sei es im vertikalen,
sei es im horizontalen Sinne, einen Zickzackweg machen muß, und deren Wände mit
Lattenwiderständen versehen sind, um eine möglichste Durchmischung der Flüssigkeit
herbeizuführen. Am Boden der Gefäße können Schlammsäcke angebracht- sein, um die
Hauptschlammassen auch während'. des Betriebes entfernen zu können: Die im vorstehenden
für die Gewinnung in der Gerberei besonders geeigneter Flüssig= . keilen aus Cellüloseablaügen
beschriebenen Maßnahmen sind im einzelnen. insbesondere zur Sedimentierung und zur
Begünstigung und Entfernung von Niederschlägen an sich. bekannt. Indessen ergibt
ihre Anwendung auf die- Reinigung von Sulfitcelluloseablaugen um deswillen einen
aus diesen bekannten Anwendungsweisen nicht.ohne weiteres vorauszusehenden Effekt;
als bei den Sulfitcelluloseablaugen, wie einleitend bemerkt worden ist; nicht nur-
die Aufgabe besteht, die für die Gerberei schädlichen Bestandteile der Ablaugen
auszufällen oder unschädlich zu machen, sondern, was noch wichtiger ist; diesen
Erfolg derartig herbeizuführen, daß der Bestand an den für die Gerberei wertvollen
Stoffen in der Lauge nicht verringert, sondern weitgehend geschont wird. - Dieser
Erfolg wird aber durch die Anwendung des . vorbeschriebenen Verfahrens auf die Verarbeitung
von Celluloseablaugen nach jeder Richtung hin erreicht..
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Die Durchführung dieses Verfahrens und die gleichzeitige Erreichung
des durch das Verfahren angestrebten Zweckes ist nicht. möglich, wenn man etwa die
Lauge über Gradierwerke führt,-die bei der Verarbeitung von Sulfitcelluloseablauge
für andere technische Zwecke schon Verwendung -gefunden haben. Abgesehen davon,
d'aß das-Gradierwerk seiner ganzen Natur nach es nicht gestattet, eine jederzeit
streng kontrollierte Behandlung der Flüssigkeit durchzuführen, ist es bei Gradierwerken
auch weder möglich, eine gleichmäßige und innige Vermischung verhältnismäßig kleiner
Mengen von Chemikalien mit großen Laugen mengen, insbesondere an verschiedenen Stellen
des Weges noch eine Sedimentierung herbeizuführen; gerade die empirisch genaue Bemessung,
die sich aus der häufig-wechselnden Zusammensetzung .der Laugen ergibt, läßt sich
auf Grad ierwerken nicht durchführen, Wollte man auf dem Gradierwerk Chemikalien
zusetzen, so könnte das immer nur in einem Teil der weitgehend zerteilten, abfallenden
Flüssigkeit geschehen. Eine vollkommen homogene -Behandlung der Gesamtflüssigkeit
ist aber auf dem Gradierwerk überhaupt nicht zu erzielen.