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Verfahren zur Herstellung von reinem, insbesondere als Enthaarungsmittel geeignetem Natriumsulfid.
Vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines Enthaarungsmittels, welches rasch'und sehr wirksam ist und dabei in keiner Weise das Haar oder die Haut angreift. Je nach der Art des Gerbens der Häute verwendet man gewöhnlich für das Enthaaren der Häute, sei es Kalkmilch, sei es ein alkalisches Sulfid oder eine Kombination der beiden Mittel, je nachdem, ob es sieh darum handelt. den Pelz oder die Haut zu schonen. Die Behandlung mit Kalk hat den Nachteil, dass die Hautsubstanz angegriffen wird und dass es schwierig ist, die Kohlensäureaufnahme zu verhindern, während die Behandlung mit Sulfid das Haar angreift, die Haut übermässig zum Sehwellen bringt, unerwünschte Färbung sowie die Zerstörung des Glanzes verursacht usw. Man hat vorgeschlagen.
Häute mittels Natriumsulfid oder mit kaustischer Soda zu enthaaren, ein Verfahren, welches in der Anwendung dieser Mittel in aufeinanderfolgen den schwachen Lösungen besteht. Ein anderes Mittel zur Enthaarung besteht aus einem Alkalibisulfid mit freiem Alkali, wobei die Menge des letzteren nicht genügt, das Bisulfid in Monosulfid überzuführen. Diese Verbindung wird erhalten durch Zersetzung eines Alkalipolysulfids mit kaustischer Soda. Es ist auch nicht mehr neu, Mischungen aus Natriumsulfid und Natriumhydroxyd als Enthaarungsmittel zu verwenden. Vorliegender Erfindung nach soll aber chemisch reines Natriumsulfid aus unreinem handelsüblichen Natriumsulfit hergestellt werden.
Um das gemäss vorliegender Erfindung anzuwendende Produkt zu erhalten, behandelt man Natriumsulfid im Autoklav mit Wasserdampf unter Druck. Als Ausgangsprodukt wird hier das handels- übliche Natriumsulfid verwendet, dem gewöhnlich Eisensulfid, Kolloidschwefel und andere Sulfide und Sulfate als Verunreinigungen beigemischt sind. Diese Autoklavenbehandlung wird begünstigt durch den Zusatz von Ätzalkali. Die durch den Wasserdampf erfolgende Zersetzung der Unreinigkeiten in Schwefelwasserstoff und flüchtige Sulfide usw. im Autoklav erlaubt das Rückführen dieser flüchtigen Bestandteile zur weiteren Umsetzung, und durch die Einwirkung auf Natriumverbindungen entsteht wieder Natriumsulfid.
Diese Eigenschaft des Natriumsulfid, chemisch rein zu sein, ist von hervorragender Bedeutung für das weitere Verfahren, da der im handelsüblichen Natriumsulfid als Unreinigkeiten enthaltene Schwefel und die andern Beimengungen durch Färbung des zu behandelnden Materials oder ähnliche störende Wirkungen schädlich sind.
Beispielsweise kann man in der folgenden Weise verfahren : Man bringt 100 kg konzentIÌertes wasserfreies handelsübliches Natriumsulfid, auch Schmelzsulfid genannt, welches durch Reduktion des Natriumsulfat mittels Kohlenstoff hergestellt worden ist, in einen vollständig luftdichten Autoklav, welcher mit einem Manometer und mit einem Dampfeinblasventil versehen ist. Man spritzt dann Wasserdampf unter Druck ein, worauf das Material in eine flüssige Masse übergeht, deren Gewicht etwa 160 kg beträgt. Steigt der Druck innerhalb zu hoch, so kann man den Dampf ablassen. Man vermeidet indessen Überdruck, um nicht das Sicherheitsventil arbeiten lassen zu müssen und so nicht auch den vorhandenen Schwefelwasserstoff entweichen zu lassen. Dieser letztere bleibt in der flüssigen Masse verteilt.
Die gesammelte Flüssigkeit unterscheidet sich von derjenigen, welche man durch Auflösen von Natriumsulfid, sei es in der Kälte, sei es in der Wärme, erhalten kann. Es ist zu bemerken, dass das Natriumsulfid am Beginn der Behandlung nicht feucht sein soll und sich lediglich durch die Wirkung des Dampfes auflösen soll.
Der Dampf ist zweckmässig unter einem Druck von wenigstens 4 bis 5 Atm.
EMI1.1
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EMI2.1
<tb>
<tb> Sulfid <SEP> 60 <SEP> 70
<tb> Sulfit <SEP> 0-11
<tb> Karbonat <SEP> 2-15
<tb> Sulfat <SEP> 0-34
<tb> Eisenoxyd, <SEP> 0 <SEP> 35
<tb> Tonerde....,.............. <SEP> 0'73
<tb> Kohle <SEP> und <SEP> Kieselsäure <SEP> 0-74
<tb> Wasser <SEP> 34-88
<tb> 100'00
<tb>
Die Benutzung des Autoklaven ist unumgänglich, weil sonst bei der nachfolgenden Behandlung die Sulfite, Hyposulfite und das Sulfat des Natriums sowie freier Schwefel nicht beseitigt werden können, die für die Verwendung des endgültigen Erzeugnisses schädlich sind. Während der Auflösung im Autoklaven ist ein ganz besonders Geräusch innerhalb desselben hörbar, wahrscheinlich hervorgerufen durch Gase, welche gegen die Wandungen anstossen und kondensiert werden.
Bei der Entnahme aus dem Apparat befindet sich der Stoff in schlammigem, schwarzem Zustande und entwickelt unangenehme Dämpfe. Die Flüssigkeit besitzt eine sehr starke Kaustizität, greift die Haut an und löst sie auf. Man fügt nunmehr 2 kg (die geringste Menge ist 1%) französisches Terpentinöl bei 70 bis 75 C oder ähnliche harzartige Stoffe zu, d. h. ein Lösungsmittel, welches aus der Destillation der Meeresfichte (pinus maritima) oder ähnlichen Pflanzen gewonnen wird. Man kann als Lösungsmittel ebenfalls die aus der Destillation von Petroleum, Kolophonium oder Kautschuk herrührenden Produkte anwenden.
Man vermeidet das Auskristallisieren in diesem Zeitpunkt, weil die Kristalle schwärzlich werden, während der Zweck des Verfahrens ist, ein farbloses Erzeugnis herzustellen. Man fügt deswegen 500 kg Wasser hinzu, wodurch die Masse auf etwa 13" Be gebracht wird. Die erhaltene Flüssigkeit wird zwecks Dekantieren in Kufen abgelassen. Nach aufeinanderfolgenden Dekantierungen von zweimal 24 Stunden bildet sich ein schwärzlicher Niederschlag. Die Flüssigkeit geht über ein sehr enges Filter, klärt sich und fliesst in eine weitere Kufe, wo sie mit Ätznatronlauge von 35" Be gemischt wird. Diese Natronlauge darf keine Teilchen des nicht aufgelösten Natrons enthalten. Der Zusatz des Natrons kann je nach dem Gebrauch der Kristalle in geringen Grenzen schwanken.
Die hinzugefügte kaustische Soda soll auf den Kolloidschwefel einwirken, aber zur selben Zeit sich auch mit dem Schwefelwasserstoff, welcher in der Flüssigkeit enthalten ist, verbinden. Praktisch setzt man zu 120 leg Natriumsulfid 5'5 leg Ätznatron von 95 % hinzu.
Das Ganze wird von neuem filtriert, da in diesem Zeitpunkt eine leicht grünliche Ausfällung erfolgt, durch welche die Häute gefärbt werden könnten. Sobald das Ätznatron hinzugefügt und das Erzeugnis filtriert wurde, werden in den Filtern und dem Behälter feste darin niedergeschlagene Stoffe gesammelt. Diese Stoffe bilden etwa 10 bis 13% des ursprünglichen Gewichtes des Sulfides.
Die Analyse dieser Rückstände liefert :
EMI2.2
<tb>
<tb> Sulfid <SEP> 0-50
<tb> sulfit <SEP> 1. <SEP> 30
<tb> Stiliat <SEP> 0'62
<tb> Kohlensaures <SEP> Natrium...... <SEP> 7-19
<tb> Eisensulfid <SEP> 4-40
<tb> Tonerde, <SEP> 0-65
<tb> Kieselsäure <SEP> 0-45
<tb> Kohle..................... <SEP> 0-24
<tb> Wasser <SEP> 84-65
<tb> 100'00
<tb>
Die nach dem Filtrieren erhaltene Flüssigkeit ist ganz klar und die spezifische Dichte wechselt je nach der Menge. des hinzugefügten Natrons. Um das Kristallisieren der Flüssigkeit zu bewirken, wird dieselbe in Verdampfer gebracht, die mit Kühlern versehen sind, um die kondensierte Flüssigkeit zu sammeln. Das Abdampfen soll bis wenigstens 50% erfolgen. Man verwendet metallische Gefässe, die durch die ätzende Flüssigkeit nicht angegriffen werden.
Während der Verdampfung tritt ebenfalls eine Gasentwicklung ein, und die Färbung der Flüssigkeit wird rötlich. Die Flüssigkeit wird alsdann in einen Kühlraum gebracht, und man erhält rosaweisse Kristalle. Die Mutterlauge wird in die Fabrikation zurückgeführt, nachdem die Analyse gemacht worden ist und die Unreinigkeiten durch Dekantieien und Filtrieren entfernt worden sind.
Die Menge der nach dem Schleudern erzielten Kristalle schwankt von 190 bis 210 leg, die spezifische Dichte ist zirka 1-50 entsprechend dem Verdampfungsgrad. Die Eigenschaften der Kristalle sind : Form : Oktaeder des prismatischen Systems, hygroskopiseh, enthalten kein Natriumhydroxyd, empfindlich gegen Sonnenlicht, greifen die Metalle an und fällen die Metalle aus ihrer Salzlösung aus, greifen tierische Haut in geringen Stärken (0'2-0'5 Be) nicht an.
Die Analyse der Kristalle zeigt :
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EMI3.1
<tb>
<tb> Sulfid <SEP> 30-07
<tb> Bisulfid <SEP> 0-95
<tb> Karbonat <SEP> 1-34
<tb> Eisenoxyd <SEP> Spuren
<tb> Sulfit <SEP> 0-00
<tb> Hyposulfit................'0'00
<tb> Sulfat <SEP> 0'00
<tb> Tonerde, <SEP> 0-00
<tb> Kieselsäure <SEP> 0-00
<tb> Kohle <SEP> 0-00
<tb> Wasser <SEP> 67-635
<tb> 99'995
<tb>
Zwecks Verwendung in der Gerberei löst man die Kristalle in lauwarmem Wasser auf und stellt Bäder von 4-10 Be her. Die Grädigkeit richtet sich danach, ob der Gerber gesalzene oder überseeische Häute verwendet oder frische Kalbs-und Rindshäute. Es ist zu bemerken, dass die Häute vor dem Eintauchen in die Bäder gut gereinigt werden.
Die Häute können dann vollständig enthaart und die Haare gesammelt werden. Die Haut wird dann von den Fettbeimengungen befreit und lässt sich sehr leicht entfleischen. Wenn neutrale Häute erhalten werden sollen, so genügt es, diese nach der Behandlung in ein schwaches Säurebad zu tauchen. Das gemäss der Erfindung hergestellte Produkt ist für viele technische Zwecke geeignet, wie z. B. zur Behandlung von Hasenfellen, Schaffellen, Pferdeschwänzen usw. Ferner kann es für den menschlichen Körper verwendet werden. Die angegebenen Verhältnisse richten sich nach dem Verwendungszweck, insbesondere kann die Menge des Ätznatrons verringert werden. Anstatt Ätznatron kann man ein anderes Ätzalkali verwenden, und das Schwefelnatrium kann durch ein anderes geeignetes Sulfid oder Arsensulfid ersetzt werden.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herstellung von reinem, insbesondere als Enthaarungsmittel geeignetem Natriumsulfid, aus den durch Reduktion von Natriumsulfat mit Kohle erhaltenen natriumsulfidhaltigen Produkten, dadurch gekennzeichnet, dass das Ausgangsprodukt durch Behandeln mit Dampf unter Druck in Lösung gebracht, die Lösung verdünnt, dekantiert, filtriert, mit etwa 4 bis 5% Natriumhydroxyd versetzt, neuerlich dekantiert und filtriert und schliesslich konzentriert und auskristallisieren gelassen wird.