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Verfahren zur Herstellung eines aus mehreren miteinander verwebten Lagen von Schuss-oder
Kettfäden bestehenden Dickstoffgewebes.
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf eine Verbesserung an einem aus mehreren miteinander verwebten Lagen von Kett-oder Schussfäden bestehendem Textilstoff, sogenanntem Dickstoffgewebe. Der neue Textilstoff soll in erster Linie für die Herstellung von Wäschestücke, insbesondere halbsteifen Kragen, dienen.
Für halbsteife Wäschestücke bzw. Teile derselben ist es üblich, einen Dickstoff zu verwenden, der aus mehreren durch den Webprozess miteinander verbundenen Gewebelagen besteht. Die Elastizität und Steifheit der aus einem derartigen Dickstoff hergestellten Wäschestücke lässt häufig, insbesondere nach längerem Gebrauch, zu wünschen übrig, so dass sie zumeist mit Stärke oder andern Versteifungmitteln behandelt werden.
Ferner sind Stoffe für halbsteife Wäschestücke bzw. Teile derselben bekannt, bei denen eine Versteifung dadurch erzielt ist, dass mehrere Gewebelagen, die nicht miteinander verwebt sind, in der Weise verbunden werden, dass ein besonderes Gewebe eingefügt wird, das Cellulosederivate oder ähnliche Bindematerialien enthält, die unter der Einwirkung organiseher Lösungsmittel und nachtäglicher Heisspressung die Verklebung des mehrschichtigen Materials bewirken.
Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf die zuerst erwähnte Art von Stoffen, nämlich Dickstoffgewebe, bei denen entweder eine Kette und mehrere Schusslagen oder mehrere Ketten und mehrere Schusslagen durch den Webvorgang in an sich bekannter Weise verbunden sind.
Bei dem erfindungsgemässen aus mehreren miteinander verwebten Lagen von Kett-oder Schussfäden bestehendem Textilstoff (Dickstoffgewebe) besteht ein Teil der im Innern angeordneten, nicht an die Oberfläche des Textilstoffes hervortretenden Fäden aus in organischen Lösungsmitteln löslichen Bindematerialien bzw. enthält derartige Bindematerialien.
Die aus den Bindematerialien bestehenden Fäden können entweder als Kettfäden oder als Schussfäden oder auch als ein Teil der Kett-und der Schussfäden in die Gewebelagen eingewebt sein.
Um dem neuen Textilstoff eine dauernd elastische Versteifung zu verleihen, wird er nach einer altbekannten Arbeitsweise mit einem Lösungsmittel für die erwähnten Bindemittel behandelt und dann der Einwirkung von Hitze und Druck unterworfen.
Ein derartig behandelter Textilstoff weist den eingangs erwähnten bekannten Dickstoffgeweben gegenüber eine erhöhte Elastizität auf, da durch das Auflösen der Bindemittelfäden und ihre Wiederverhärtung unter Verklebung mit den benachbarten Gewebefäden dem Stoff von innen her eine dauernde, auch in der Wäsche nicht zurückgehende Versteifung gegeben wird. Aus diesem Stoff hergestellte Wäschestücke verlieren auch bei längerem Tragen und häufigem Waschen diese erhöhte Elastizität nicht und bedürfen daher keiner Behandlung mit Stärke oder andern Versteifungsmitteln.
Mit Vorteil kann der neue Textilstoff zur Herstellung luft-und feuchtigkeitsdurchlässiger Wäschestücke, insbesondere halbsteifer Kragen, verwendet werden. Dabei ist es empfehlenswert, den gegenseitigen Abstand und die Menge der Bindemittelfäden so gross zu halten, dass nach der Behandlung mit dem Lösungsmittel Zwischenräume von solcher Grösse erhalten bleiben, dass eine gute Luft-und Feuchtigkeitsdurchlässigkeit gewährleistet ist. Es hat sich beispielsweise gezeigt, dass ein Gewebe, dessen Kettfäden zu einem Drittel aus Bindemittelfäden bestehen, eine sehr befriedigende Luft-und Feuchtigkeitsdurchlässigkeit aufweist. Die Menge des zur Anwendung kommenden Bindemittels kann
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nicht allein durch die Zahl der aus dem Bindemittel bestehenden Fäden, sondern auch durch die Stärke des Einzelfaden beeinflusst werden.
Ein sehr gut luft-und feuchtigkeitsdurehlässiger Textilstoff wird beispielsweise erhalten, wenn bei der Herstellung in der Kettrichtung pro Zentimeter 60 Fäden 60/2 Baumwolle und 30 Celluloseacetatfäden von 200 den., in der Schussrichtung pro Zentimeter 44 Fäden Baumwolle 16/1 verwendet werden.
Man hat zwar schon bei einfachen, nur aus einer Kette und einem Schuss bestehenden Stoffen
Cellulosederivatfäden eingewebt und das fertige Gewebe mit Lösungsmitteln behandelt. Abgesehen davon, dass der hiebei verfolgt Zweck die Herstellung eines wasserdichten Gewebes war, traten bei diesen Stoffen die Cellulosederivatfäden an den Aussenseiten des Stoffes hervor, so dass nach der Behandlung mit dem Lösungsmittel die aufzulösenden Fäden die ganze Oberfläche verschmieren. Ein derartiger Stoff war daher zur Herstellung von Wäschestücke nicht geeignet.
Als Bindemittel für den neuen Textilstoff kommen solche Materialien in Betracht, die mittels organischer Lösungsmittel oder Quellungsmittel wie Aceton, Methylalkohol, Butylaeetat, Dibutyltatrat, Diäthylphthalat u. dgl. vorübergehend klebend gemacht werden können, indem sie durch die genannten Lösungsmittel in stärkerem oder schwächerem Ausmass aufgelöst oder zum Quellen gebracht werden.
Nach der Behandlung des Textilstoffes unter Wärme-und Druckanwendung, wobei das Lösungsmittel wieder verdampft, verlieren die Bindematerialien ihre klebrige Beschaffenheit, und die einzelnen Fäden des Gewebes werden derart fest miteinander verklebt, dass der fertige Textilstoff gegenüber den bisher bekannten Diekstoffen für halbsteife Kragen und den mit Stärke zu behandelnden Stoffen eine erhöhte wäsehebeständige Elastizität aufweist.
Als Bindemittel sind beispielsweise Cellulosederivate wie Celluloseacetat und Nitrocellulose, niedrig polymerisierte Kunstharze, wie z. B. auf Phenolbasis hergestellte Resole, Vinylkunstharze u. dgl. geeignet. Diese Bindemittel bzw. die daraus hergestellten Fäden stimmen in ihren Eigenschaften weitgehend mit natürlichen Textilfasern iiberein, d. h. sie sind wasch-und bügelbar, elastisch u. dgl. Als besonders geeignet für die Herstelhwg des erfindungsgemässen Textilstoffes haben sich Cellulosederivate, wie z. B. Celluloseaeetat, erwiesen. Die mit dem neuen Textilstoff hergestellten Wäschestücke bzw.
Teile derselben lassen sich in üblicher Weise waschen, und nach dem Bügeln sind sie wieder versteift, ohne dass etwa eine Behandlung mit Stärke erforderlich ist.
Der neue Textilstoff kann in der verschiedensten Weise hergestellt werden. Beispielsweise ist es möglich, ein Gewebe, das eine Kette und zwei Schusslagen aufweist, zusätzlich mit Kett-oder Schussfäden, die aus den oben genannten Bindemitteln bestehen bzw. dieselben enthalten, zu versehen.
Es kann aber auch ein Gewebe, dass aus mehreren Kett-und mehreren Schusslagen, also aus zwei und mehr miteinander verwebten Gewebelagen besteht, zusätzlich mit aus Bindemitteln bestehenden bzw. dieselben enthaltenden Schuss- oder Kettfäden ausgestattet sein. Von ausschlaggebender Bedeutung ist, dass die an der Aussenseite liegenden Gewebelagen keine Bindemittel in der Kette oder im Schuss enthalten. Vielmehr müssen die Bindemittel zwischen Ober-und Unterseite des Stoffes so angebracht sein, dass sie nach dem Auflösen nicht nach aussen treten und darum auch nicht sichtbar werden.
Nach dem Erstarren bildet sieh zwischen den miteinander verwebten Gewebesehichten eine steife, poröse Schicht, und diese verleiht dem ganzen Gewebe eine dauernde Steifheit, wodurch die daraus angefertigten Wäschestücke, wie z. B. Kragen, stets ihre Form behalten, ohne dass man Stärke oder sonstige Versteifungsmittel bei dem Wäschestück anwenden muss.
Schuss-bzw. Kettfäden, die nicht ganz aus dem Bindemittel bestehen, sondern dasselbe nur enthalten, können beispielsweise aus einem bindemittelfreien Material, wie Baumwolle, Kunstspinnfasern, Kunstseide od. dgl. bestehen und von Fäden, die aus dem betreffenden Bindemittel bestehen, umsponnen sein. Die Fäden aus dem bindemittelfreien Material können aber auch mit dem Bindemittel imprägniert werden, beispielsweise durch Anwendung einer Lösung des Bindemittels. Das im vorstehenden erwähnte Material aus Kunstseide muss aus solchen Kunstseidenarten bestehen, die von organischen Lösungsmitteln nicht aufgelöst werden, wie beispielsweise Acetatseide.
Ferner hat sieh gezeigt, dass der neue Textilstoff besonders zur Herstellung weisser Wäschestücke geeignet ist. Am Körper trägt er sieh sehr angenehm, und auch beim Eindringen von Schweiss wird er nicht weich und unansehnlich.
Im folgenden soll die Erfindung an Hand von drei Figuren erläutert werden, wobei ausdrücklich betont werden soll, dass es sich hiebei nur um beispielsweise, lediglich der Erläuterung dienende Aus- führungsformen handelt.
Fig. 1 stellt in schematischer Weise einen Querschnitt durch einen Textilstoff dar, bei dem die Bindemittelfäden als Kettfäden eingefügt sind. Fig. 2 zeigt einen Querschnitt eines Gewebes, bei dem die Bindemittelfäden als Schussfäden vorliegen. Fig. 3 und 4 zeigen in schematischer Darstellung Querschnitte durch mit dem neuen Textilstoff hergestellte Kragen.
In Fig. 1 sind mit 1 die Fäden der dem Gewebe zugrunde liegenden Ketten bezeichnet, die mit dem Schussfaden 2 so verwebt sind, dass sieh zwei Sehusslagen übereinander bilden. Die aus Bindemitteln, beispielsweise aus Celluloseacetat, bestehenden Fäden. 3 bilden als zusätzliche Kette eine Zwischenlage, welche durch die beiden Schusslagen vollständig verdeckt ist.
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In Fig. 2 sind die die Kette bildenden Fäden wiederum mit 1 und die Schussfäden der beiden normalen Schusslagen mit 2 bezeichnet. Zusätzlich ist der aus Bindemitteln bestehende Schuss, der verdeckt zwischen den beiden Sehusslagen des Gewebes liegt, mit 4 eingetragen.
Werden die in Fig. 1 bzw. Fig. 2 dargestellten Bindemittelfäden mit Lösungsmitteln befeuchtet, so erhalten sie eine klebrige Beschaffenheit, und bei Anwendung von Hitze und Druck wird eine dauerhafte Versteifung der einzelnen Schuss-und Kettenlagen bewirkt, wodurch ein elastischer, versteifter
Textilstoff entsteht. Die Einwirkung des Lösungsmittels auf die Bindemittelfäden wird im allgemeinen so bemessen, dass nur eine teilweise zur Versteifung hinreichende Auflösung der Fäden erfolgt. In manchen Fällen kann es aber auch zweckmässig sein, eine völlige Auflösung der Fäden herbeizuführen.
In den Fig. 1 und 2 ist ein Gewebe von verhältnismässig einfachem Aufbau dargestellt. Selbstverständlich können auch Gewebe, die aus mehreren Ketten und mehreren Schüssen bestehen, durch die Anwendung von Schuss-bzw. Kettenfäden aus Bindemitteln und Behandlung mit organischen Lösungsmitteln versteift werden.
Die Fig. 3 zeigt eine beispielsweise Ausführungsform eines mit dem neuen Textilstoff hergestellten Kragens, der aus zwei Teilen besteht. In bekannter Weise wird aus dem neuen Textilstoff der Oberkragen 5 und der Unterkragen 6 zugeschnitten und beide Teile längs der Stichreihen 7 miteinander verbunden. Um die Kante 8 wird ein schmales Band 9 herumgelegt und mit vernäht. Der Oberkragen 5 bzw. der Unterkragen 6 werden in bekannter Weise gesäumt und die freiliegenden Kanten 10 bzw. 11 mittels schmaler Bänder 12 bzw. H eingefasst. Nach der Fertigstellung des Kragens wird derselbe mit Lösungsmittel befeuchtet und anschliessend in einer Heisspresse eine Versteifung herbeigeführt.
Während in der Fig. 3 die Herstellung eines aus zwei Teilen bestehenden Kragens aus dem neuen Textilstoff näher erläutert wurde, soll darauf hingewiesen werden, dass der erfindungsgemässe Dickstoff auch zur Herstellung von Einstückkragen geeignet ist. Hiebei ist es zweckmässig, wenn längs der Zone, in der die Faltung des Kragens erfolgt, beim Weben des Textilstoffes einige Acetatfäden in Wegfall kommen bzw. durch Baumwollfäden ersetzt werden. Nach der Behandlung mit Lösungmitteln, die nach der Fertigstellung des Kragens erfolgt, und anschliessender Wärme- und Druck- behandlung tritt längs der Faltzone keine Versteifung des Gewebes ein, so dass sich der Kragen nachtäglich hier leicht falten lässt und einen guten Sitz bekommt.
Eine weitere Möglichkeit der Herstellung eines Kragens aus dem neuen Dickstoff ist in der Fig. 4 gezeigt. Bei dieser Ausführungsform besteht nur der Oberkragen 5 aus dem neuen Dickstoff. Ebenso wie bei den Kragen gemäss der Fig. 3 ist die freiliegende Kante 10 des Oberkragens mit einem schmalen
Band 12 eingefasst, wobei die Befestigung des Bandes längs der Naht 7 erfolgt. Der Unterkragen 6a besteht aber im Gegensatz zu dem Kragen gemäss Fig. 3 nicht aus einem Dickstoff, sondern aus einem
Dreilagenstoff. Die beiden äusseren Lagen 14 und 15 bestehen aus einem gewöhnlichen Textilstoff, während die Einlage 16 aus einem aus Celluloseacetatfäden gebildeten oder Celluloseacetatfäden enthaltenden Gewebe besteht.
Die Verbindung des Unterkragens mit dem Oberkragen erfolgt durch die Naht 7' ; die untere Kante des Unterkragens bedarf keiner Einfassung, sondern es genügt, wenn sie durch eine Naht 7"gesichert ist. Die Breite der Einlage 16 entspricht nur der Nettobreite des Unterkragens, während bei dem Zuschneiden des Ober- und Unterstoffes 14 und 15 die umgeschlagenen Teile berücksichtigt werden müssen.
Die Verwendung des neuen Textilstoffes ist nicht auf Kragen beschränkt, sondern er eignet sich in ausgezeichneter Weise auch zur Herstellung der verschiedensten Wäschestücke bzw. Teile derselben, wie Manschetten, Stulpen, Ärmelaufsehläge, Hemdeneinsätze, insbesondere Pikeeinsätze für Frackhemden, für Strandanzüge, Garnierungen von Damenbekleidung u. dgl.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herstellung eines aus mehreren miteinander verwebten Lagen von Schuss- oder Kettfäden bestehenden Dickstoffgewebes für halbsteife, vorzugsweise luft-und feuchtigkeitsdurchlässige Wäschestücke, insbesondere Kragen, dadurch gekennzeichnet, dass zwischen den einzelnen miteinander verwebten Lagen Kett-oder Schussfäden aus Bindematerialien in der Weise angeordnet sind, dass sie an den Aussenseiten des Gewebes nicht hervortreten, und dass dem Gewebe durch an sich bekannte Behandlung mit einem Lösungsmittel für die betreffenden Bindemittel unter gleichzeitiger Anwendung von Wärme und Druck eine dauernd elastische Versteifung verliehen wird.