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Verfahren zur Herstellung organspezifiseher Reagenzien zu diagnostischen Zwecken.
Untersuchungen haben gezeigt, dass bei Erkrankungen jene Teile des Organismus, welche von der Erkrankung in erster Reihe betroffen sind, also z. B. ein erkranktes Organ, für diese Erkrankung typische Veränderungen im Serum in Form von Ausfallerscheinungen sonst auftretender Reaktionen auslösen. Es hat sich nun gezeigt, dass Harn ein geeignetes Untersuchungsobjekt zur Feststellung verschiedenster organspezifiseher Erkrankungen darstellt, da in demselben, wenn auch in minimaler Menge ein Abbild der funktionären Vorgänge des Serums zu finden ist. Als einfachster Beweis für diese Überlegungen erschien es zweckmässig, die Veränderung von dem Harn zugesetzten Zellen be- stimmter verschiedener Organe zu beobachten, wenn solche Zellen unter aseptischen Kautelen bei 37 C der Einwirkung von Harn unterworfen werden.
Diese Methode zeigte verschiedene technische Schwierigkeiten, die teils in der Gewinnung unverletzter Probezellen als Reagens lagen, teils sind die Veränderungen der Organzellen bei Einwirkung des Harns so geringfügig, dass man sie nur auf umständlichem histologischem Wege kenntlich machen könnte.
Es hat sich jedoch gezeigt, dass man mit besonderen spezifischen Organextrakten auf einfache Weise Unterschiede zwischen der Reaktion des Harnes Gesunder gegenüber solchem Kranker dahingehend feststellen kann, dass der Harn Kranker nicht mehr imstande ist, den zugesetzten Extrakt jenes Organs abzubauen, das bei dem Individuum, von dem der untersuchte Harn stammt, selbst erkrankt ist.
Das Verfahren zur Herstellung der erforderlichen organspezifisehen Extrakte ist Gegenstand der Erfindung.
Es wird hiezu verschiedenes gesundes Organmaterial, jedes für sich, z. B. Gehirn, Tonsillen, Schilddrüse, Herz, Leber, Haut, Muskel usw., Niere u. dgl., in frischem oder konserviertem Zustand (wobei diese vorzugsweise durch Trocknung zufolge Aceton-Äthereinwirkung erfolgt) von den in ihnen enthaltenen, in Wasser löslichen Eiweisskörpern wie Nukleoproteidanteile befreit und hierauf aus den betreffenden Materialien durch Behandlung mit wässerigen alkalischen Flüssigkeiten, wie Alkali- carbonatlösungen, flüssige Extrakte, hergestellt.
Die Entfernung der die spezifischen Reaktionen störenden Eiweisskörperanteile kann z. B. auf folgende Arten erfolgen :
Die Organe werden gemäss der Erfindung entweder in frischem Zustand oder nach Trocknen (zweckmässig mit Aceton-Äthereinwirkung) mit einer sauren wässerigen Lösung, vorzugsweise zirka l% gem primärem Natriumphosphat (NaHPO) ausgezogen. Hiebei werden die unerwünschten, die spezifischen Reaktionen hemmenden Substanzen entfernt. Die hiebei entfernten Substanzen sind z. B. auch andere Eiweisskörper als Nukleoproteide, Salze u. dgl. Der verbleibende Organrückstand wird nun mit einer zirka 1 %igen Alkali-Natriumcarbonatlösung nochmals ausgezogen. In dieser alkalischen Lösung sind nun die wirksamen Substanzen enthalten.
Daneben sind in der Lösung auch andere Nukleoproteide vorhanden. Diejenigen Nukleoproteidanteile, die nach einer Ausfällung der gesamten vorhandenen Nukleoproteide nach Ansäuern z. B. mit Essigsäure bei einer Alkalität von Ph 7'4-7'9 schon wieder in Lösung gehen, sind im Sinne der Anmeldung wirksame Stoffe, während jene Anteile, die erst bei einer höheren Alkalität in Lösung gehen, die Reaktion wieder stören würden.
Die Vornahme dieser Säurefällung ist in den meisten Fällen vorteilhaft, da auf diese Weise ein an wirksamer Substanz angereichertes Zwischenprodukt erhalten wird, aus welchem dann durch Behandeln mit entsprechend alkalisiertem Extraktionsmittel konzentrierte Extrakte an wirksamer Substanz erhalten werden können.
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Ein anderer Weg zur Entfernung der die Reaktionen behindernden Stoffe (wie gewisse Eiweisskörper) ist folgender :
Es wird aus dem Organausgangsmaterial (auch Troekenmaterial) nach dessen entsprechender Vorzerkleinertmg ein alkaliseher Auszug bereitet. Dieser Auszug wird mit einer Säure, wie Essigsäure, bis zur sauren Reaktion versetzt und der hiebei entstehende Niederschlag gewonnen, mit wässerigen Extraktionsmitteln mit einem Ph von 7'4-7'9 behandelt und der hiebei in Lösung gehende Anteil als Reagens verwendet.
Auf diesem Wege werden aus den verschiedensten Organmaterialien die jeweils notwendigen Reagenslösungen hergestellt. Hiebei ist es manchmal vorteilhaft, diese Reagenslösungen auf im wesent-
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licher Konzentration arbeiten zu können.
Diese Einstellung kann durch entsprechende Verdünnung oder Konzentrierung der einzelnen Extrakte bzw. durch Anreicherung mittels wiederholter Fällung erfolgen.
Ausführungsbeispiel : 100 g eines frischen Organs (z. B. Herz) werden mechanisch fein zerkleinert und mit etwa 500 cal einer 1 igen Lösung von NaILPO verrührt und extrahiert. Dieser
Vorgang wird zweckmässig zwei bis dreimal mit neuer Flüssigkeit wiederholt.
Hierauf wird der Rückstand nach Neutralisieren mit zirka 500 c ? l% igen Na2CO3-Lösung verrührt und vom unlöslichen Anteil z. B. durch Zentrifugieren oder Filtrieren getrennt. Der so er- haltene Extrakt wird mit 0'1 Volumen einer 3% igen Trikresollosung konserviert. Zur längeren Halt- barkeit ist eine Neutralisierung mit schwachen Säuren zweckmässig.
Die beschriebene Extraktion kann auch unter Verwendung von vorher mit Aceton-Äther ge- trocknetem Ausgangsmaterial vorgenommen werden.
Die erfindungsgemäss hergestellten Präparate werden zweckmässig auf folgende Weise verwendet :
Es werden 20 cm3 frischen Harns genommen, dieselben mit zwei Tropfen 10%iger Sodalösung schwach alkalisch gemacht, dann etwa CN Organextrakt (von zirka 0'25 g% Stickstoff gehalt) zugesetzt, dann noch der zehnte Teil einer 3 igen Trikresollösung zugefügt und nun in zwei Hälften geteilt, wovon die eine Hälfte sofort mit Essigsäure versetzt wird, um die Trübung des Nukleoproteids sofort ersichtlich zu machen, während die andere Hälfte für zirka 10 Stunden bei 37 C verblieb, um erst dann mit Essigsäure versetzt zu werden.
Bei diesem Vorgehen hat sich nun ein grosser Unterschied zwischen den Urinen bei normalen und erkrankten Organen ergeben. Unter normalen Verhältnissen fehlt in der warm gestandenen Eprouvette jedwede Trübung mit Essigsäure, sogar auch mit Salzsäure-Pepsinverdauung. Der mit Essigsäure fällbare Eiweisskörper erscheint gänzlich abgebaut.
Bei erkrankten Organen sind im Gegensatz dazu stets Trübungen in der erwärmten Probe mit Essigsäure nachzuweisen, die je nach der Stärke der Erkrankung gleich stark oder auch vermindert oder vermehrt sein können. Es ist daraus der Schluss zu ziehen, dass bei solchen Erkrankungen die im Harn normalerweise ausgeschiedene Nukleoproteidase nicht oder nur in verminderter Menge vorhanden ist.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Herstellung organspezifiseher Reagenzien zu diagnostischen Zwecken, dadurch gekennzeichnet, dass frische oder (zweckmässig durch Äther-Acetoneinwirkung) konservierte (getrocknete) Organe von in ihnen enthaltenen, in Wasser löslichen Eiweisskörpern und damit gleichzeitig von andern störenden Substanzen befreit werden und aus den verbleibenden Substanzen bzw. aus den bei Entfernung der Eiweisskörper entstehenden Zwischenprodukten die in einem wässerigen Medium
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