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Verfahren zum Reinigen von Schur-und Zupfwolle.
Schurwolle, wie sie vom lebenden Schaf geschoren wird, Wolle, wie sie von den Häuten geschlachteter
Schafe abgezupft wird, und verwandte Tier-Vliesse, wie z. B. Kamelhaar, Angorahaar, Lamawolle, Alpakowolle, Ziegenhaar usw., enthalten nebst den aus Keratin bestehenden Fasern Wollschweiss (Ausdünstungssalze), Talg, Sehweissfett (Degras) usw. sowie Fremdkörper, die aus Sand, Kot, Staub, pflanzlichen Stoffen verschiedener Art und hygroskopischer Feuchtigkeit bestehen.
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Abtrennen oder zum Entfernen oder zum gleichzeitigen Abtrennen und Entfernen eines Teiles des anhängenden Schweissfettes oder Talges (Degras) der gesamten oder wenigstens des grössten Teiles der anhängenden Fremdkörper (Sand, Kot, Staub, pflanzliche Stoffe und dgl. ) aus Schur oder Zupfwolle oder andern verwandten tierischen Fasern. Diese Reinigung wird erfindungsgemäss so vorgenommen, dass die Haare ohne Befeuchtung oder einer andern Vorbehandlung einer so niedrigen Temperatur ausgesetzt werden, dass der Wollschweiss oder das Fett an den Fasern und den Fremdkörpern steif wird oder erstarrt, die Fasern dagegen nicht gefrieren, und dass dann ein Teil des Fettes und im wesentlichen alle oder doch ein grosser Teil der Fremdkörper durch Durchschicken der abgekühlten Fasern durch eine mechanische Vorrichtung, wie z.
B. durch eine sogenannte Entstaubungsmaschine, abtrennt und entfernt werden, wobei ein Teil des kalten Fettes und praktisch aller Fremdkörper von den Fasern getrennt werden. Die Fasern sind, wenn sie aus der mechanischen Vorrichtung herauskommen, im wesentlichen von Kletten, Spreu und auch andern vegetabilischen Stoffen, von Sand, Kot und einem beträchtlichen Teil des Fettes gereinigt.
Natürliche, unbehandelte Schar-oder Zupfwolle und andere verwandte Haare enthalten mehr oder weniger natürliches Fett. Dieses Fett umhüllt mehr oder weniger die Kletten, die anderen pflanzlichen Stoffe und die Fremdkörper. Wenn nun diese Wolle od. dgl. einer Temperatur, die zum Hartwerden oder zum Gefrieren des Fettes ausreicht, unterworfen werden, so werden die vegetabilischen Stoffe und die Fremdkörper genügend fest, um so leichter aus den Fasern entfernt werden zu können. Auch kann in den pflanzlichen Stoffen ein natürliches Wachs vorhanden sein, welches dazu beiträgt, diese Körper besser zur Entfernung bei der Kühltemperatur geeignet zu machen.
Bei Ausführung des Verfahrens nach der Erfindung wird die Wolle zuerst in üblicher Weise sortiert.
Sie wird hierauf ohne vorheriges Waschen oder auch Befeuchten in eine Kühlkammer gebracht, worin sie auf eine Temperatur abgekühlt wird, die zum Steifwerden oder Gefrieren des Fettes ausreicht.
Die Abkühlung wird vorteilhaft auf einer Fördervorrichtung beispielsweise einem endlosen Band vorgenommen ; Die Fördervorrichtung wird hiezu entweder in eine Kühlkammer gebracht oder es wird die Wolle auf der Fördervorrichtung der Einwirkung von gekühlter Luft unterworfen. Da das Fett sehr schnell hart wird oder gefriert, ist die für diese Abkühlung erforderliche Zeit kurz. Die abgekühlte Wolle wird dann in eine Entstaubungsvorrichtung gebracht, in der das erstarrte Fett und die Fremdkörper von der Wolle abgesondert werden.
Durch Vergleichsversuche wurde festgestellt, dass eine ausserordentlich gute Reinigung durch Anwendung von Temperaturen von + 20 C bis - 270 C erzielt wird. Die Kühlzeit kann von 1 Minute bis zu ungefähr 10 Minuten und mehr schwanken und hängt von der Natur der Wolle und von der Temperatur ab. Wesentlich ist, dass das Fett so weit abgekühlt wird, dass es hart genug ist, um die pflanzlichen Stoffe zusammenzuhalten. In dem Zustande nach der Schur, ohne vorheriges Säubern oder Aufbereiten, sind die Kletten und die Fremdkörper nicht so mit Wolle bedeckt oder verwickelt, wie dies der Fall wäre, wenn die Wolle vor dem Gefrierprozess gereinigt oder gewaschen worden wäre.
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Beim Verfahren nach der Erfindung ist es weder notwendig noch wünschenswert, die Wolle vor der Kühlbehandlung zu befeuchten, zu waschen oder zu entfetten. Durch Ausschalten der anfänglichen Entstaubung, Öffnung, Reinigung, Waschung, Befeuchtung und bzw. oder Einweichung, Prozesse, die man bisher vor dem Kühl-und dem Trennungsvorgang anzuwenden pflegte, befindet sich die Wolle nach der erfindungsgemässen Behandlung in einem Zustand, der für die nachfolgende Behandlung vorteilhafter ist.
Dadurch, dass man die Wolle vor dem Kühlprozess weder befeuchtet noch wäscht, entfällt die Notwendigkeit einer sorgfältigen Beobachtung des Feuchtigkeitsgehaltes vor der Kühlung, und es wird auch die Verwendung eines Überschusses an Wasser in den Fasern überflüssig. Ein derartiger Wasser- überschuss verlängert die Kühlzeit und erhöht den Kälteverbrauch. Bei Versuchen mit dem vorliegenden Verfahren wurden Schurwolle, Zupfwolle und oder auch andere Tierhaare, die man in einem Ofen knochentrocken getrocknet hatte, nach vorliegendem Verfahren behandelt, und es ergab sieh, dass sehr viel Fett und im wesentlichen alle Fremdkörper entfernt worden waren.
Es wurde weiterhin gefunden, dass Kleeknoten oder Ringelkletten sehr weich und flach gedrückt werden, wenn sie dem üblichen Säuberungsprozess und einer Behandlung mit Quetschwalzen ausgesetzt worden waren, und so dann die Neigung haben, sich aufzuwinden. Wenn man jedoch Wolle oder auch andere Haare vor dem Säubern oder Aufbereiten gemäss der Erfindung behandelt, behalten die Kletten ihre natürliche Form und Festigkeit und können daher viel leichter entfernt werden.
Nach Absonderung der Fremdkörper aus der Wolle kann diese ohne jegliche Weiterbehandlung gelagert oder verschifft werden ; man kann sie auch durch die üblichen Säuberungsvorrichtungen oder Entfettungsmaschinen oder Waschmaschinen. schicken und trocknen oder auch direkt zur Weiterverarbeitung in die Fabrik bringen. Das nachfolgende Säubern, Entfetten und bzw. oder Waschen kann viel schneller und mit weniger Reinigungsmitteln durchgeführt werden und verbraucht viel weniger Zeit, als es nach den bisherigen Methoden der Fall ist.
Nach vorliegendem Verfahren sind nämlich im wesentlichen alle Fremdkörper und ein beträchtlicher Teil des Fettes aus Wolle oder einer verwandten Fasermasse abgetrennt und entfernt worden, bevor die Entfettung, Waschung oder Säuberung erfolgt. Dementsprechend sind viel weniger Reinigungsmittel als bei andern bekannten Verfahren für den Reinigungsprozess erforderlich. Die Kletten können ferner viel leichter entfernt werden, da sie vorher nicht mit Wasser durchtränkt und durchweicht, nicht plattgedrückt oder noch mehr in die Wolle verwickelt worden sind, wie dies in der bisher üblichen Weise beim Durchlaufen durch Säuberungs-oder Aufbereitungsvorrichtungen vor dem Trennungsvorgang erfolgte.
Die zur Ausführung des vorliegenden Verfahrens erforderliche Ausrüstung ist einfach und kann viel leichter in schon bestehende Anlagen eingebaut werden als eine Nassgefrieranlage, da eine geringere Kältemenge erforderlich ist. Eine derartige Anlage kann auch an jedem beliebigen Platz in der Fabrik aufgestellt werden, im Gegensatz zu der Nassgefrieranlage, die hinter der Reinigungsvorrichtung aufgestellt werden muss.
Die Abwesenheit jeglichen Wassers mit Ausnahme von hygroskopischer Feuchtigkeit hat eine geringere Korrosion der Masehinenanlagen zur Folge, auch ist ein geringerer Aufwand an Zeit erforderlich, um die gefrorene Flüssigkeit, die von der Entstaubungsmaschine abgegeben wird, zu entfernen. Auch ist es möglich, vorliegendes Verfahren ohne Anwendung einer Trockenanlage durchzuführen. Das Produkt kann ohne jede weitere Behandlung gelagert oder verschifft werden, was beim Nassgefrierverfahren nicht möglich ist.