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Verfahren zur Herstellung von Desinfektionsmitteln.
Es ist aus der österr. Patentschrift Nr. 110555 bekanntgeworden, dass Rhodanverbindungen, wie z. B. Rhodanalkalien, befähigt sind, die stark desinfizierende Wirkung von Schwermetallverbindungen des Quecksilbers und Silbers beträchtlich zu steigern. Ebenso gelingt es, die desinfizierenden und antiseptischen Wirkungen von Alkoholen, phenolhydroxydhaltigen Verbindungen und deren Abkömmlingen, z. B. Phenol, Chlormetakresolnatrium, Guajakol, Oxy-Chinolin, ferner von Aldehyden, z. B. Formaldehyd, Furfurol, ferner von Terpenen, wie z. B. Terpentinöl, Nelkenöl u. dgl., durch Zusatz passender Mengen von Rhodanverbindungen beträchtlich zu steigern.
Es wurde nun gefunden, dass Rhodanverbindungen, z. B. Rhodanalkalien, die desinfizierende und antiseptische Wirkung von Säuren, anorganischen wie organischen, jeglicher Art und Zusammensetzung, festen und flüssigen, wie z. B. Schwefelsäure, Essigsäure, Weinsäure, Salicylsäure usw., nicht nur beträchtlich, sondern in einem ganz aussergewöhnlich hohen Grade zu steigern vermögen. Es gelingt dabei, die desinfizierenden Wirkungen der Säuren durch geeignete Mengen Rhodanverbindungen oftmals bis auf das Tausendfach und ein Vielfaches davon zu steigern.
Eine solch aussergewöhnlich hohe Steigerung der desinfizierenden und antiseptischen Wirkung von Säuren durch Rhodansalz war keineswegs zu erwarten, da sie vollkommen aus dem Rahmen der bisher bekannten Wirkungssteigerungen von Desinfektionsmitteln durch Rhodanverbindungen fällt. Ähnliche Wirkungssteigerungen erzielt man auch bereits, wenn man Stoffe von saurem Charakter, z. B. saure Salze, anorganischer und organischer Natur, mit Rhodanverbindungen kombiniert. Man kann auf diese Weise sehr billige und sehr wirksame Desinfektionsstoffe erhalten.
Zur Herstellung von solchen sauren Desinfektionsmitteln kann man z. B. in der Weise verfahren, dass man Säuren oder sauren Verbindungen die zur Aktivierung derselben erforderlichen Mengen von Rhodanverbindungen, z. B. Rhodanalkalien, Rhodanammonium oder Rhodanerdalkalien, einschliesslich Rhodanmagnesium zusetzt, Man kann auch die Einzelkomponenten gleichzeitig oder hintereinander in ein Lösungsmittel, z. B. Wasser, eintragen. Man kann aber auch zunächst flüssige oder feste Mischungen der Desinfizienten mit Rhodanverbindungen herstellen und dann diese je nach ihrer Art in irgendeine dem Anwendungszweck entsprechende Form, wie Lösungen, Suspensionen, Salben, Pasten, Stäbchen- form, überführen.
Das Verfahren ist ferner nicht auf die Verwendung einer einzigen Säure oder eines einzigen sauren Salzes beschränkt, sondern man kann mehrere Säuren bzw. saure Verbindungen, miteinander vermischt, in Kombination mit einer einzigen Rhodanverbindung oder mehreren Rhodanverbindungen zugleich verwenden. Kurzum, man ist in bezug auf die Art und Weise, wie man die sauren Desinfektionsmittel mit Rhodanverbindungen zusammen jeweils dem Zweck entsprechend in Anwendung bringen will, in keiner Weise beschränkt. Art der sauren Desinfektionsmittel, Konzentration und Mengenverhältnisse der Einzelkomponenten in der Mischung richten sich hiebei ebenfalls nach dem Anwendungzweok und dem Grad der gewünschten Desinfektionswirkung.
Zum besseren Verständnis seien folgende Vergleichsversuche angeführt :
1. a) Rohe Salzsäure (etwa 30% ig) tötet Bakteriendauerformen in der Zeit zwischen 15 Minuten und einer Stunde ab. b) Die gleiche Wirkung erzielt man gemäss vorliegender Erfindung, wenn man eine wässrige Lösung anwendet, die 1-0% Chlorwasserstoff und 4-0% Natriumrhodanid enthält.
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Bei Anwendung der rohen Salzsäure nach a würden natürlich die zu desinfizierenden Stoffe der zerstörenden Wirkung dieser starken Säure ausgesetzt sein, während nach b die gleiche sichere Abtötung ohne sonstige störende Nebenwirkungen erzielt wird.
2. a) Zur Abtötung von Bacterium coli oder Paratyphus B, an Baumwolläppchen haftend, innerhalb einer Stunde ist eine Essigsäurelösung von ¸ normal (3% CH3COOH) erforderlich. b) Die gleiche Wirkung wird durch eine Lösung erzielt, die 4'0% Natriumrhodanid und 1/2048 normal Essigsäure (0. 0014% CHgCOOH) enthält.
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Wirkung hervor. Natriumrhodanid in der Verdünnung von 1/2 normal (4%) wirkt allein erst nach 24 Stunden auf Bacterium coli und Paratyphus B abtötend. Auf die Essigsäure bezogen handelt es sich hier um eine Desinfektionssteigerung auf das 1024fache. Man kann auch den Mischungen je nach ihrer Art noch andere wirksame oder unwirksame Stoffe hinzufügen, z. B. Saponine u. dgl.
Ausführungsbeispiele :
1. 2-5 g Natriumrhodanid werden in 960 cm3 Wasser gelöst und die Lösung mit 40'0 ems1/1on-Chlor- wasserstoffsäure vermischt. In dieser Desinfektionslösung, die 0#25% Natriumrhodanid und 0'014% Chlorwasserstoffsäure enthält, werden Baoterium coli, Paratyphus B und Staphylococc. pyog. aur., an Baumwolläppohen haftend, innerhalb 15 Minuten getötet.
2. Eine Lösung von 2-5 < jf Natriumrhodamd in 970 emS Wasser wird mit 30 emS 1 n-Essigsäure vermischt. Diese Mischung, die 0-25% Natriumrhodanid und 0-19% Essigsäure enthält, ist von gleicher Wirkung wie die unter 1 angegebene.
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<tb> a) <SEP> 81 <SEP> g <SEP> Natriumrhodanid <SEP> + <SEP> 0-14 <SEP> g <SEP> Kaliumbisulfat
<tb> b) <SEP> 10 <SEP> g <SEP> Natriumrhodanid <SEP> + <SEP> 0'28 <SEP> g <SEP> Kaliumbisulfat
<tb> e) <SEP> 0-65 <SEP> g <SEP> Natriumrhodanid <SEP> + <SEP> 1#0 <SEP> g <SEP> Kaliumbisulfat
<tb> d) <SEP> 81 <SEP> g <SEP> Na. <SEP> triunu'hoda.
<SEP> md <SEP> + <SEP> 0-15 <SEP> g <SEP> Weinsäure
<tb> e) <SEP> 10 <SEP> g <SEP> Natriumrhodanid <SEP> + <SEP> 0'63 <SEP> g <SEP> Weinsäure
<tb> f) <SEP> 2'6 <SEP> g <SEP> Natriumrhodanid <SEP> + <SEP> 2'4 <SEP> g <SEP> Weinsäure.
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Diese Mischungen in 1l Wasser gelöst besitzen eine genügende Desinfektionswirkung, um bei Zimmertemperatur Colibakterien und Staphylococc. pyog. aur., an Baumwolläppchen haftend, binnen fünf Minuten abzutöten.
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Paratyphus B, Staphylococe. pyog. aur., an Baumwolläppchen haftend, bereits binnen 15-30 Sekunden bei Zimmertemperatur abgetötet werden.
In der österr. Patentschrift Nr. 100210 ist vorgeschlagen worden, Rhodanverbindungen oder Mischungen von Rhodanverbindlmgen gegebenenfalls unter Mitwirkung anderer desinfizierender Mittel zur Saatgutbeize zu verwenden. Unter den angeführten metallsalzhaltigen Kombinationen sind auch solche mit Eisen-oder Tonerdesalzen angegeben. Ferner ist auch die Mitverwendung von Arsentrioxyd und Arseniksäureanhydrid angeführt. Diese Zusätze sind bei dem bekannten Verfahren lediglich von dem Gesichtspunkt aus gewählt worden, die Rhodanverbindungen mit an sich zur Saatgutbeize geeigneten Verbindungen zu kombinieren, wobei sauer wirkende und nicht sauer wirkende Stoffe bei dem bekannten Verfahren äquivalent sind.
Die der vorliegenden Erfindung zugrunde liegende Erkenntnis, dass Rhodanionen in Gegenwart von Wasserstoffionen eine spezifisch selbständige Wirkung zukommt, ist daher dieser Literaturstelle nicht zu entnehmen. Insbesondere war es bisher völlig unbekannt, dass Desinfektionsmittel, die neben Rhodanverbindungen Säuren oder sauer wirkende Stoffe enthalten, auch zur Abtötung pathogener Keime in unerwartet hohem Masse befähigt sind.
Es ist aus der deutschen Patentschrift Nr. 476992 bekannt, zwecks Herstellung von Desinfektionsmitteln, die bei der technischen Oxydation von Methylalkohol entstehenden formaldehydhaltigen Dämpfe in eine wässrige Lösung eines Rhodansalzes einzuleiten. In solchen Lösungen kann als Verunreinigung etwas Säure vorhanden sein, weil die auf die angegebene Weise erzeugten Formaldehyddämpfe selbst etwas Ameisensäure enthalten. Der Vorschlag, die Desinfektionswirkung von Säuren durch Zusatz von Rhodanverbindungen zu steigern, ist dadurch nicht geoffenbart gewesen, zumal da die Mitwirkung der Säure überhaupt. nicht erkannt worden ist.