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Bisher versuchte man die Sterilität von chirurgischem Nahtmaterial durch Einwirkung von Chemikalien oder durch thermische Einflüsse zu erreichen. Die Untersuchung auf Keimfreiheit erstreckt sich allgemein nur auf die Untersuchung kleiner Teile (etwa 1-20/oo) der Fertigware. Dies geschah dadurch, dass man kleine Stücke, beispielsweise des Katguts, in eine Nährflüssigkeit brachte und sie dort eine gewisse Zeit lang der Temperatur des mensch- lichen Körpers (370 C) aussetzte.
Der Grund, warum nur kleine Teile untersucht wurden. liegt darin, dass durch die Nährflüssigkeit das Material nach der Untersuchung in seiner Struktur so verändert (erweicht) ist. dass es aus rein mechanischen Gründen (geringe Zugfestigkeit) als chirurgisches Nahtmaterial unbrauchbar wird. Es bestand mit andern Worten keine Mr) g- lichkeit, das gesamte Material zn prüfen ; man war vielmehr auf Stichproben kleiner Teile beschränkt, die nach der Untersuchung wertlos waren. Die aus der Sterilität von etwa va gezogenen Folgerung, dass auch der übrige, nicht untersuchte Faden steril sein müsste, ist auf Grund jahrelanger Erfahrungen und Untersuchungen als Selbsttäusehung anzunehmen.
Das erfindungsgemässe Verfahren erstrebt die hakteriologisehe Untersuchung auf die gesamte Länge des später als Nahtmaterial verwendeten Fadens in Verbindung mit einer fraktionierten Sterilisierung und bietet dadurch Gewähr für vollständige Sterilität der in den Handel gebrachten Ware. Die fraktionierte Sterilisation ist zwar an sich bekannt, sie wurde jedoch bisher nur zur Keimfreimacliung von Flüssigkeiten verwendet. Ihre Anwendung auf
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bekannt und erforderte die Ausfindigmachung eines besonderen Verfahrens. Dieses Verfahren zeichnet sich weiter dadurch aus, dass nach der letzten fraktionierten Sterilisation in den gleichen Nährboden eine Bebrütung eingeschaltet werden kann, die einer bakteriologisclwn Untersuchung gleichkommt.
Der Vorgang bei der Herstellung von Katgut nach dem erfindungsgemässen Verfahren ist beispielsweise bei seiner Einschaltung in die Schlusssterilisation folgender :
Die gespaltenen Darmteile werden vorsterilisiert und dann gedreht. Hierauf folgt beispielsweise eine zweite Sterilisation, wozu alle chemischen und physikalischen Mittel Verwendung finden können, soweit man sie dem Katgut wieder olme erhebliche Veränderung des Fadens entziehen kann. Beim Jodkatgut geschieht dies z. B. so. dass man in absteigende Alkoholreihe, der ein jodbindendes Mittel, z. B. Natr. thiosulfat, zugesetzt sein kann, damit jede entwicklungshemmende Wirkung der vorher dem Katgut zum Zwecke der Vorsterilisation einverleibten Mittel in Wegfall kommt, langsam dem wasserarmen Gewebe wieder Wasser zufügt.
Sobald der Wassergehalt des jodfreien Fadens entsprechend ist und damit die Entwicklung von Mikroorganismen auch im Innern selbst gestattet. kommt nun der Faden in ganzen Länge in eine Nährflüssigkeit. Es sind nun Flüssigkeiten bekannt, die durch Zusatz \'on
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bekannt und insbesondere hinsichtlich seiner Bedeutung hei der sogenannten fraktionierten Sterilisation solcher Stoffe. An sich geschieht der Zusatz von Stoffen, wie Meerschweinchenleber, Milz oder Niere usw. zum Zwecke der Reduktion einerseits und Schaffung besserer
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Ernährungsbedingungen andererseits. Da das durch den bisherigen Fraktionsvorgang in seinem Wassergehalt zum Nährboden geeignet gemachte Katgut nun unter sauerstoffarme Bedingungen kommt, können, wie nachgewiesen wurde.
Keime, die durch die vorherige Sterilisation geschwächt und nicht getötet waren, rascher auskeimen, so dass die an sieh bei manchen Katgutsorten schädliche Aufenthaltsdauer in Nährflüssigkeiten verkürzt wird. Als Ursache dieser raschen Auskeimung bei dieser Anordnung wurde die Sauerstoffempfindlichkeit da- durch die fraktionierte Sterilisation geschädigten Keime erkannt. Ferner wird durch den Zusatz von Organstücken erreicht, dass in den Nährflüssigkeiten eine dem menschlichen Körper ähnliche
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ermöglicht. anderseits jedoch die Wiederverwandlung in Sporen unmöglich macht oder verzögert. So ist z.
B. bekannt, dass der auch im Katgut anzutreffende Milzbrandbazillus im tierischen und menschlichen Gewebe zwar aus der Sporenform in die vegetative Form, von der vegetativen Form nicht aber in die Sporenform gelangen kann. Im übrigen bedürfen. wie bekannt ist, alle aeroben Spaltpilze, also insbesondere die im Katgut fast regelmässig bei den bisherigen Verfahren am Leben bleibenden Erdbazillen zur Wiederversporung Sauerstoff in hinreichender
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zum Katgut sollen diese Sporen nun auskeimen, aber sich nicht wieder in Sporen rucher- wandeln. Gleichzeitig damit bieten aber auch solche Nährstoffanaeroben Sporenbildner des Hammeldarmes, z.
B. dem Gasbrandbazillus, gute Auskeimungsverhältnisse, während, wie hf- kannt ist, die Rückverwandlung in Sporen, beispielsweise bei diesem Bazillus, in derartigen Nährhoden unterbleibt. Somit sind für die Bebrütung einerseits und für die Weiterverarbeitung des Katgutes anderseits optimale Bedingungen erreicht. Die Bebrütung geschieht je nach Keimgehalt des Rohkatgutes zwischen 22 und 37 auf die Dauer von vier Tagen und länger.
Das bisher so behandelte Katgut könnte allenfalls nur noch lebende Sporenbildner in einem Zustand enthalten, der es auch schwächeren Chemikalien gestatten würde. sie. olme die Struktur des Fadens anzugreifen, abzutöten.
Einerseits um dies zu erreichen, anderseits um das Wasser dem Faden zu entziehen. wird nun ein in der Histologie geübtes Verfahren der schonendsten Wasserentziehung mit einem Sterilisationsvorgang verbunden. Beispielsweise gestaltet sich beim Jodkatgut dieser Vor-
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in die sogenannte aufsteigende Alkoholreihe, etwa 50,60, 70, 80 /oigen und schliesslich absoluten Alkohol mit entsprechenden Zusätzen von Sterilisationsmitteln kommt. Zur Sterilisation können nunmehr alle gebräuchlichen Mittel zur Anwendung kommen. Dieser Vorgang entspricht in Verbindung mit der geschilderten Bebrütung und der Vorsterilisation einer fraktionierten
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<tb>
<tb> A.
<tb>
1 <SEP> 2 <SEP> 3 <SEP> 4 <SEP> 5
<tb> Durchmesser <SEP> 100 <SEP> stel <SEP> mm <SEP> Nr. <SEP> Zugfestigkeit <SEP> kg <SEP> Dehnung <SEP> cm <SEP> Zugferstigkeit. <SEP> Norm
<tb> 32. <SEP> 31 <SEP> 32 <SEP> 0 <SEP> 3#300 <SEP> 7#3 <SEP> 2#900
<tb> 35. <SEP> 32. <SEP> 32 <SEP> 0 <SEP> 3-100 <SEP> 6-0 <SEP> 2-900
<tb> 32. <SEP> 34. <SEP> 34 <SEP> 0 <SEP> 3#600 <SEP> 7#7 <SEP> 2#900
<tb> 33, <SEP> 33. <SEP> 34. <SEP> 0 <SEP> 4-200 <SEP> 9-2 <SEP> 2-900
<tb> 34. <SEP> 34. <SEP> 33 <SEP> 0 <SEP> 4-300 <SEP> 10-0 <SEP> 2-900
<tb> 34. <SEP> 34. <SEP> 33 <SEP> 0 <SEP> 4#100 <SEP> 9#5 <SEP> 2#900
<tb> B.
<tb>
1 <SEP> 2 <SEP> 3 <SEP> i. <SEP> r.
<tb>
Durchmesser <SEP> 100 <SEP> stel <SEP> mm <SEP> Nr. <SEP> Zugfestigkeit <SEP> kg <SEP> Dehnung <SEP> cm <SEP> Zugferstigkeit, <SEP> Norm
<tb> 32. <SEP> 32. <SEP> 34 <SEP> 0 <SEP> 3#100 <SEP> 6#7 <SEP> 2#900
<tb> 32, <SEP> 32. <SEP> 29 <SEP> 0 <SEP> 3-800 <SEP> 8-0 <SEP> 2-900
<tb> 31.33. <SEP> 31 <SEP> 0 <SEP> 4-200 <SEP> 9-5 <SEP> 2-900
<tb> 33, <SEP> 31.33 <SEP> 0 <SEP> 3-900 <SEP> 8-8 <SEP> 2-900
<tb> 32. <SEP> 32. <SEP> 34 <SEP> 0 <SEP> 5-400 <SEP> 10-2 <SEP> 2-900
<tb> 32. <SEP> 32. <SEP> 33 <SEP> 0 <SEP> 5#700 <SEP> 10#6 <SEP> 2#900
<tb>
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Die unter A angeführten Versuche haben das erfindungsgemässe Verfahren nicht. die unter B haben es durchlaufen.
Es zeigt sich somit aus diesen Versuchsbeispielen, dass die Vorgänge der Wasserzufügung zum Zwecke des Bebrütens und Auskeimen der Sporen und der Wasserentziehung zum Zwecke der Haltbarmachung und geeigneten Desinfektion, wie im Versuchsbeispiel an der aufsteigenden Alkohohlreihe erläutert ist, mehrmals wiederholt werden kann, da die Zugfestigkeit immer noch über der Norm liegt. Es ist auch möglich. das Katgut in entsprechender Form als Stern, Knäuel usw. den ganzen Vorgang durchlaufen zu lassen. so dass nach Abschluss des Verfahrens das Material vollkommen steril verpackt werden kann. ohne dass es weiter mit den Händen usw. in Berührung kommt.
Schaltet man die geschilderte Bebrütung und fraktionierte Sterilisierung an anderer Stelle des gesamten Verfahrens ein, beispielsweise vor der Vorsterilisation oder zwischen Vorund Nachsterilisation, so kann man es nochmals am Ende der Frabrikation. wie im geschilderten Versuchsbeispiel niedergelegt, wiederholen.
Um die Bedeutung des erfindungsgemässen Verfahrens für die menschliche Gesundheit zu beleuchten. sei darauf hingewiesen, dass Katgut eine Schicht des Hammeldarmes ist. Im Hammeldarm befinden sich die gefährlichsten Wundinfektionserreger. wie Tetanus, malignes Oedem, Milzbrand, Gasbrand, Streptokokken und Staphylokokken und sogenannte Erdbazillen der verschiedensten Virulenzabstufungen. Jeder Fachmann weiss, dass es äusserst schwierig ist, den Darm von diesen Erregern vollständig zu befreien.
Zusammenfassend ist hervorzuheben, dass das erfindungsgemässe Verfahren die fraktionierte Sterilisation des gesamten Materials ermöglicht, wodurch die wiederstandsfähigsten Sporen vernichtet und ein parenteral einzuverleibendes Mittel (steriles Nähmaterial) gewonnen wird.
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PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zur Sterilisation von chirurgischem Nähmaterial. wie z. B.
Katgut, Seide oder Silkworm, unter gleichzeitiger Prüfung auf Keimfreiheit durch Bebrütung in Nährflüssigkeit, dadurch gekennzeichnet, dass man das gesamte Material in ganzer Länge in einer optimalen Nährflüssigkeit bebrütet, dem Gewebe anschliessend durch an sich bekannte, in der Histologie geübte Methoden das Wasser entzieht und alsdann das Material mit Sterilisation ;mitteln behandelt.